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„Keine Tabula-Rasa-Politik“
Städtebaubeirat will Dondorf-Druckerei erhalten
Der Städtebaubeirat befürwortet den Erhalt der Dondorf-Druckerei als Teil des Kulturcampus. Er fordert Stadt und Land auf, mit den künftigen Nutzern des Gebäudes und der Öffentlichkeit in den Dialog zu treten.
Seit über zwei Monaten steht die ehemalige Dondorf-Druckerei im Fokus der Öffentlichkeit. Vor allem nach der von der Polizei aufgelösten Besetzung des Gebäudes haben sich viele Initiativen, Personen und Gruppen zu der Frage positioniert, ob das geschichtsträchtige Haus in Bockenheim abgerissen oder erhalten werden soll.
Jetzt hat sich auch der Städtebaubeirat der Stadt Frankfurt (STBBR) geäußert. In einem Positionspapier plädieren dessen Mitglieder deutlich für einen Erhalt der Dondorf-Druckerei, die Teil des Kulturcampus werden soll. Das Vorhaben des Max-Planck-Instituts für Empirische Ästhetik, das Gebäude abzureißen und mit rekonstruierter historischer Fassade neuzubauen, lehnt der STBBR ab. Die vielfältigen geschichtlichen Spuren würden so verloren gehen.
Gebäudesubstanz trotz Mängeln erhaltenswert
Das Land Hessen könnte laut STBBR daher als Noch-Eigentümer des Grundstücks und Bauherr eine „Pionierfunktion für die Umbaukultur“ einnehmen. An der Dondorf-Druckerei könne beispielhaft vorgeführt werden, wie Bestände erhalten werden können.
Vorgeschlagen wird daher die Untersuchung der vorhandenen Bausubstanz mit dem Ziel eines weitgehenden Erhalts. Dabei müsse besonderes Augenmerk auf eine CO2-Einsparung gelegt werden. Gemäß des Baukulturberichts 2022/23 zur Neuen Umbaukultur seien sechs Aspekte zu beachten: Die nicht denkmalgeschützte Fassade könnte unter Beibehaltung der sichtbaren Bausubstanz entsprechend wärmegedämmt werden, etwa durch neue Fenster.
Durch das Einbringen von Deckenputzen und Estrichen wie bei vergleichenden Projekten könnten die heute notwendigen Brandschutzklassen erreicht werden. Die Bauaufsicht könnte außerdem die von der Hessischen Landesbauordnung geforderten Brandschutzklassen auf dem Wege der Abweichung oder Befreiung reduzieren.
Mehr Fahrradstellplätze und möglichst gleichbleibende Abstandsflächen
Weiter könnte durch geeignete Ausbaumaßnahmen im Innern ein Schallschutz auch ohne Verlust der Innenraumqualitäten erzielt werden. Auch die Barrierefreiheit würde sich durch kleine Eingriffe wie Niveauanpassungen im Eingangsbereich und kleine Rampen im Gebäudeinnern herstellen lassen.
Abstandsflächen zu anderen Gebäuden würden sich durch eine mögliche zusätzliche Außendämmung mit einer Tiefe von bis zu 40 Centimeter nicht ändern. Tiefere Fassaden könnten dann extra vertraglich geregelt werden. Anhand eines Mobilitätskonzeptes könnte von Parkplätzen nach der Stellplatzsatzung abgesehen werden. Der STBBR fordert vielmehr zusätzliche Fahrradstellplätze.
Gemeinwohlorientierte Quartiersentwicklung statt Tabula-Rasa-Politik
Die alte Druckerei bildet mit dem Depot und der Bibliothek einen urbanen Quartiersplatz und daher kommt ihr laut Städtebaubeirat eine „große städtebauliche Bedeutung“ zu. Die zeitliche Verzögerung in der Entwicklung des Kulturcampus sollte deshalb genutzt werden, um die Planung an aktuelle Rahmenbedingungen anzupassen.
Der angestrebte Kulturcampus sei „die Chance, ein innovatives Projekt eines gemeinwohlorientierten Städtebaus an zentraler Lage in Frankfurt umzusetzen“. Vorhandene Baustrukturen der öffentlichen Hand könnten innovativ und experimentell genutzt werden und sollten nicht einer den Abriss forcierenden „Tabula-Rasa-Politik“ zum Opfer fallen. Zwischennutzungen wie die der Initiativgruppen an der Druckerei könnten „aktivierend“ wirken und ein kreatives Experimentierfeld für zukünftige Nutzer sein.
„Der Prozess zur Neujustierung der städtebaulichen Entwicklung des Kulturcampus sollte nun von Land und Stadt im Dialog mit der Öffentlichkeit und den zukünftigen Nutzer*innen entschieden vorangetrieben werden“, heißt es vonseiten des STBBR.
Jetzt hat sich auch der Städtebaubeirat der Stadt Frankfurt (STBBR) geäußert. In einem Positionspapier plädieren dessen Mitglieder deutlich für einen Erhalt der Dondorf-Druckerei, die Teil des Kulturcampus werden soll. Das Vorhaben des Max-Planck-Instituts für Empirische Ästhetik, das Gebäude abzureißen und mit rekonstruierter historischer Fassade neuzubauen, lehnt der STBBR ab. Die vielfältigen geschichtlichen Spuren würden so verloren gehen.
Das Land Hessen könnte laut STBBR daher als Noch-Eigentümer des Grundstücks und Bauherr eine „Pionierfunktion für die Umbaukultur“ einnehmen. An der Dondorf-Druckerei könne beispielhaft vorgeführt werden, wie Bestände erhalten werden können.
Vorgeschlagen wird daher die Untersuchung der vorhandenen Bausubstanz mit dem Ziel eines weitgehenden Erhalts. Dabei müsse besonderes Augenmerk auf eine CO2-Einsparung gelegt werden. Gemäß des Baukulturberichts 2022/23 zur Neuen Umbaukultur seien sechs Aspekte zu beachten: Die nicht denkmalgeschützte Fassade könnte unter Beibehaltung der sichtbaren Bausubstanz entsprechend wärmegedämmt werden, etwa durch neue Fenster.
Durch das Einbringen von Deckenputzen und Estrichen wie bei vergleichenden Projekten könnten die heute notwendigen Brandschutzklassen erreicht werden. Die Bauaufsicht könnte außerdem die von der Hessischen Landesbauordnung geforderten Brandschutzklassen auf dem Wege der Abweichung oder Befreiung reduzieren.
Weiter könnte durch geeignete Ausbaumaßnahmen im Innern ein Schallschutz auch ohne Verlust der Innenraumqualitäten erzielt werden. Auch die Barrierefreiheit würde sich durch kleine Eingriffe wie Niveauanpassungen im Eingangsbereich und kleine Rampen im Gebäudeinnern herstellen lassen.
Abstandsflächen zu anderen Gebäuden würden sich durch eine mögliche zusätzliche Außendämmung mit einer Tiefe von bis zu 40 Centimeter nicht ändern. Tiefere Fassaden könnten dann extra vertraglich geregelt werden. Anhand eines Mobilitätskonzeptes könnte von Parkplätzen nach der Stellplatzsatzung abgesehen werden. Der STBBR fordert vielmehr zusätzliche Fahrradstellplätze.
Die alte Druckerei bildet mit dem Depot und der Bibliothek einen urbanen Quartiersplatz und daher kommt ihr laut Städtebaubeirat eine „große städtebauliche Bedeutung“ zu. Die zeitliche Verzögerung in der Entwicklung des Kulturcampus sollte deshalb genutzt werden, um die Planung an aktuelle Rahmenbedingungen anzupassen.
Der angestrebte Kulturcampus sei „die Chance, ein innovatives Projekt eines gemeinwohlorientierten Städtebaus an zentraler Lage in Frankfurt umzusetzen“. Vorhandene Baustrukturen der öffentlichen Hand könnten innovativ und experimentell genutzt werden und sollten nicht einer den Abriss forcierenden „Tabula-Rasa-Politik“ zum Opfer fallen. Zwischennutzungen wie die der Initiativgruppen an der Druckerei könnten „aktivierend“ wirken und ein kreatives Experimentierfeld für zukünftige Nutzer sein.
„Der Prozess zur Neujustierung der städtebaulichen Entwicklung des Kulturcampus sollte nun von Land und Stadt im Dialog mit der Öffentlichkeit und den zukünftigen Nutzer*innen entschieden vorangetrieben werden“, heißt es vonseiten des STBBR.
16. August 2023, 06.57 Uhr
Till Geginat
Till Geginat
Jahrgang 1994, Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Goethe Universität Frankfurt, seit November 2022 beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Till
Geginat >>
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