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Im Interview mit Bärbel Schäfer
„Humor ist mein Zugang zu Menschen“
Seit zehn Jahren moderiert Bärbel Schäfer den HR3-Sonntagstalk. Im Interview spricht sie über ihre Zeit beim Fernsehen, über die spannendsten Gäste in ihrer Sendung und darüber, wie sie mit Antisemitismus umgeht.
JOURNAL FRANKFURT: Frau Schäfer, Sie haben mit einigen Kolleginnen und Kollegen um die Jahrtausendwende das Nachmittagsprogramm im Privatfernsehen dominiert. Von 1995 bis 2002 hatten Sie bei RTL ihre tägliche Talkshow. Was nehmen Sie aus dieser Zeit mit?
Bärbel Schäfer: Ich habe mitgenommen, dass man nicht immer einen Doktortitel oder einen prominenten Namen braucht, um eine spannende Geschichte mitzubringen. Wir haben unter deutsche Dächer geblickt, mit allem was der Alltag und die Politik zu bieten haben. Das alles in einem lebendigen Gespräch und in einer Zeit, in der Fernsehen das Medium war, in der unglaublich viel Geld da war, und in der wir auch experimentieren konnten. Wir haben nachts das Studio geöffnet, wir waren mit 17 Trucks in Solingen, als es dort die ersten rechtsradikalen Übergriffe gab und haben dort Livesendungen gemacht. Wir haben aber auch über Frisuren, Diäten, Schulzeugnisse, Liebe und alles, was dazu gehört gesprochen. Es war für mich ein Eintauchen ins wahre Leben – und das mit allen Konsequenzen.
Wie beurteilen Sie die heutige Fernsehlandschaft?
Es ist heute keine Ausnahme mehr, dass man Menschen, die man nicht aus den Charts oder der Sportszene kennt, zu Gast hat. Der ganz normale Gast hat den Abend erobert, beispielsweise bei Quizformaten. Von daher haben wir damals am Nachmittag etwas ausprobiert, wir waren die ersten, die dem normalen Gast einen Raum gegeben haben.
Sie haben es schon selbst gesagt: Damals war die Zeit des Fernsehens. Ist diese jetzt vorbei, wo es Amazon Prime, Netflix etc. gibt?
Nein, das würde ich nicht sagen. Ich denke, dass die Öffentlich-Rechtlichen ein interessantes Programm gestalten. Ich finde, dass wir bei Großereignissen, bei aktuellen Ereignissen, bei Wahlereignissen eine unglaubliche Kompetenz haben und dass es immer noch – sowohl bei den regionalen, bei den privaten, als auch bei den Öffentlich-Rechtlichen – ein Publikum gibt. Aber das Fernsehen muss aufpassen, dass es die jüngeren Zuschauerinnen und Zuschauer nicht verliert. Die Konkurrenz ist groß, Pro7 legt da vor und macht das zum Beispiel mit Joko und Klaas sehr gut, Böhmermann schafft es bei ZDF Neo. Aber man muss einfach auch Mut haben, wieder neue inhaltlich starke Formate zu präsentieren. Und die Gefahr ist natürlich, dass man sich in seiner Blase verliert, wenn man Bingewatching mit Serien bei Amazon Prime oder Netflix bereibt. Das Leben hat mehr zu bieten als Serien. Das zeichnet Fernsehen aus – und Radio.
Haben Sie Ambitionen, zum Fernsehen zurückzugehen?
Kommt auf die Formate an. Die Formate, die mir bis jetzt angeboten wurden, hatten nicht den Raum oder Rahmen, dass ich gesagt hätte, das mache ich.
Vor einem Jahr gab es Gerüchte, dass Sie zum Fernsehen zurückkehren und eine TV-Show bei Sat1 bekommen.
Das war ein gesellschaftspolitisches Format, ähnlich dem von Dunja Hayali oder Stern TV. Es gab einen tollen Piloten, aber dann haben sich die Bedingungen geändert und wir sind nicht mehr zusammengekommen.
Seit zehn Jahren gibt es Ihren HR3-Sonntagstalk. Was schätzen Sie am Radio?
Radio ist ein intensives, ein aktuelles, ein schnelles Format. Man ist unbeobachtet von Kameras, anders als im Fernsehstudio. Von daher fällt die Eitelkeit weg und man kann sich wirklich auf die Inhalte konzentrieren.
Wie schaffen Sie es, Ihrem Gegenüber immer wieder persönliche Dinge zu entlocken?
Ich bin wirklich interessiert an Menschen, ich bin neugierig, ich brenne für dieses Format. Ich kann nichts anderes, außer eben Gespräche zu führen und das mache ich angst- und vorurteilsfrei. Ich versuche auch keine Schubladen im Kopf zu haben. Ich bin neugierig auf die Menschen, auf deren Lebensschichten und Lebenswunden und ich versuche offen zu sein. Ansonsten fragt man manchmal in den Schubladen, die andere schon bedient haben.
Wenn Sie auf die vergangenen zehn Jahre HR3-Sonntagstalk zurückschauen: Mit welchen drei Worten würden Sie die Zeit beschreiben?
Empathisch, menschlich und humorvoll – wir lachen auch ganz viel. Mein Schlüssel, mein Zugang zu Menschen, ist Humor.
Welche Zielgruppe sprechen Sie an?
Wir sprechen zunächst Hessen an, weil wir in Hessen senden, aber wir werden auch in den umliegenden Bundesländern gehört. Wir haben ein sehr familienaffines Publikum. Wir machen da keine Altersbeschränkung. Radio kann man immer und überall anmachen und viele hören sich auch den Podcast an. Ich bekomme viel Feedback, wenn ich in der Stadt unterwegs bin – das hätte ich nie gedacht. Aber Radiohörerinnen und -hörer sind treu.
Wer war der spannendste Gast, den Sie in je in der Sendung hatten?
Da würde ich mich jetzt ungerne festlegen. Campino ist immer gut, Sebastian Krumbiegel war gut, Nora Tschirner war toll, Christine Preißmann, die Asperger-Autistin, und Heidi Benneckenstein sind die beiden Frauen, die mir das Geschenk gemacht haben, sich zu öffnen. Mit ihnen waren wir für das beste Interview für dem Radiopreis nominiert.
Wissen die Gäste vorher, welche Fragen auf Sie zukommen?
Nein. Aber wenn jetzt beispielsweise eine Autorin ein Buch über ihr mehrfach behindertes Kind geschrieben hat, dann weiß sie, dass es im Kern darum geht. Aber natürlich machen wir daraus auch gesundheitspolitische Fragen: Was heißt das Thema Inklusion in der Schule? Wie gehen wir als Gesellschaft mit Menschen mit Behinderung um? Im Gespräch öffnen wir uns und lösen uns von ihrer Tochter – das versuche ich und manchmal erwarte ich das vom Gast und manchmal erobern wir uns vom Tellerrand gemeinsam die Welt.
Gab es einen Moment in Ihrer Radio-Karriere, der Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Als das Nazimädchen zu mir gesagt hat, vor mehreren Jahren hätte sie nicht mit mir gesprochen, weil ich Jüdin bin, war das schon ein verletzender Moment. Aber das war auch mein Motor, weiter zu fragen und in ihre gehirngewaschene Vergangenheit zu gehen.
Haben Sie selbst im Alltag mit Antisemitismus zu kämpfen?
Jeder, der öffentlich ist und jeder, von dem man weiß, dass er konvertiert oder jüdisch ist, kennen Übergriffe. Mittlerweile schreiben die Neuen Rechten nicht mehr anonym, da es durch bestimmte Parteien mitten in der Gesellschaft angekommen ist.
Was heißt das konkret?
Dass es Drohungen und Mails gibt, die man nicht so gerne öffnen oder sehen möchte. Aber jemand, der hasst und 24 Stunden mit seinem Hass leben muss, tut mir eigentlich leid, weil er so wenig Liebe erfahren hat, dass er die ganze Zeit Hass sprüht. Das ist aber unabhängig von der Religion. Es gibt heute viele, die den Mund aufmachen und sich für eine vielfältige Gesellschaft engagieren. Das mache ich auch am Sonntag, wenn sich inhaltlich die Gelegenheit bietet. Da gibt es natürlich auch Reaktionen drauf, aber das muss man einfach aushalten. Wenn man schweigen würde, wären die anderen irgendwann lauter.
2017 haben Sie das Buch „Meine Nachmittage mit Eva“ veröffentlicht, in dem Sie über das Leben und Überleben der Holocaust-Zeitzeugin Eva Szepesi schreiben. Was konnten Sie von Eva Szepesi lernen?
Dass man mit so einer Lebenswunde und dem Verlust der gesamten Familie weiter machen kann. Wer als elf Jähriges Mädchen alleine Ausschwitz überlebt und dann trotzdem Vertrauen in dieses Land hat und versucht, sich im Land der Täter ein neues Leben aufzubauen, ist das beeindruckend. Ihr Blick auf das Leben berührt mich einfach.
Wie kam der Kontakt zu Eva Szepesi und das Buch zustande?
Wir sind uns bei einigen Veranstaltungen über den Weg gelaufen und haben uns zum Kaffee verabredet. Ich kenne in meiner Familie ja eher die Teppiche des Schweigens, unter die alles in Bezug auf den Krieg gekehrt wurde. Über diese Hügel bin ich schon lange gestolpert. Meine Großeltern waren nach dem Krieg in Deutschland und haben geschwiegen und Eva Szepesi war auch Jahrzehnte lang in Deutschland und hat geschwiegen. Sie sind sich nicht tatsächlich begegnet, aber ich wollte über das Schweigen schreiben und darüber, was das mit uns macht. Ich kann nur über meine Familie sprechen, aber die Kälte und das Schweigen, das meine Großeltern an meine Eltern weitergegeben haben, ist vielleicht heute noch eingesickert – in viele Familien. Wenn man hinguckt, ist das nicht einfach zu sehen, dass auch Familienmitglieder Täter waren.
Haben Sie noch Kontakt mit Eva?
Ja klar, wir sehen uns regelmäßig, wir haben immer noch unsere Nachmittage.
Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?
Wir wollen weiter engagiertes Programm für die HR3 Hörerinnen und Hörer machen. Wir sind praktisch die emotionale Bank am Sonntag, wir machen das Lebensfenster auf und laden ein: Taucht für zwei Stunden in ein ganz anderes Leben ein.
Bärbel Schäfer: Ich habe mitgenommen, dass man nicht immer einen Doktortitel oder einen prominenten Namen braucht, um eine spannende Geschichte mitzubringen. Wir haben unter deutsche Dächer geblickt, mit allem was der Alltag und die Politik zu bieten haben. Das alles in einem lebendigen Gespräch und in einer Zeit, in der Fernsehen das Medium war, in der unglaublich viel Geld da war, und in der wir auch experimentieren konnten. Wir haben nachts das Studio geöffnet, wir waren mit 17 Trucks in Solingen, als es dort die ersten rechtsradikalen Übergriffe gab und haben dort Livesendungen gemacht. Wir haben aber auch über Frisuren, Diäten, Schulzeugnisse, Liebe und alles, was dazu gehört gesprochen. Es war für mich ein Eintauchen ins wahre Leben – und das mit allen Konsequenzen.
Wie beurteilen Sie die heutige Fernsehlandschaft?
Es ist heute keine Ausnahme mehr, dass man Menschen, die man nicht aus den Charts oder der Sportszene kennt, zu Gast hat. Der ganz normale Gast hat den Abend erobert, beispielsweise bei Quizformaten. Von daher haben wir damals am Nachmittag etwas ausprobiert, wir waren die ersten, die dem normalen Gast einen Raum gegeben haben.
Sie haben es schon selbst gesagt: Damals war die Zeit des Fernsehens. Ist diese jetzt vorbei, wo es Amazon Prime, Netflix etc. gibt?
Nein, das würde ich nicht sagen. Ich denke, dass die Öffentlich-Rechtlichen ein interessantes Programm gestalten. Ich finde, dass wir bei Großereignissen, bei aktuellen Ereignissen, bei Wahlereignissen eine unglaubliche Kompetenz haben und dass es immer noch – sowohl bei den regionalen, bei den privaten, als auch bei den Öffentlich-Rechtlichen – ein Publikum gibt. Aber das Fernsehen muss aufpassen, dass es die jüngeren Zuschauerinnen und Zuschauer nicht verliert. Die Konkurrenz ist groß, Pro7 legt da vor und macht das zum Beispiel mit Joko und Klaas sehr gut, Böhmermann schafft es bei ZDF Neo. Aber man muss einfach auch Mut haben, wieder neue inhaltlich starke Formate zu präsentieren. Und die Gefahr ist natürlich, dass man sich in seiner Blase verliert, wenn man Bingewatching mit Serien bei Amazon Prime oder Netflix bereibt. Das Leben hat mehr zu bieten als Serien. Das zeichnet Fernsehen aus – und Radio.
Haben Sie Ambitionen, zum Fernsehen zurückzugehen?
Kommt auf die Formate an. Die Formate, die mir bis jetzt angeboten wurden, hatten nicht den Raum oder Rahmen, dass ich gesagt hätte, das mache ich.
Vor einem Jahr gab es Gerüchte, dass Sie zum Fernsehen zurückkehren und eine TV-Show bei Sat1 bekommen.
Das war ein gesellschaftspolitisches Format, ähnlich dem von Dunja Hayali oder Stern TV. Es gab einen tollen Piloten, aber dann haben sich die Bedingungen geändert und wir sind nicht mehr zusammengekommen.
Seit zehn Jahren gibt es Ihren HR3-Sonntagstalk. Was schätzen Sie am Radio?
Radio ist ein intensives, ein aktuelles, ein schnelles Format. Man ist unbeobachtet von Kameras, anders als im Fernsehstudio. Von daher fällt die Eitelkeit weg und man kann sich wirklich auf die Inhalte konzentrieren.
Wie schaffen Sie es, Ihrem Gegenüber immer wieder persönliche Dinge zu entlocken?
Ich bin wirklich interessiert an Menschen, ich bin neugierig, ich brenne für dieses Format. Ich kann nichts anderes, außer eben Gespräche zu führen und das mache ich angst- und vorurteilsfrei. Ich versuche auch keine Schubladen im Kopf zu haben. Ich bin neugierig auf die Menschen, auf deren Lebensschichten und Lebenswunden und ich versuche offen zu sein. Ansonsten fragt man manchmal in den Schubladen, die andere schon bedient haben.
Wenn Sie auf die vergangenen zehn Jahre HR3-Sonntagstalk zurückschauen: Mit welchen drei Worten würden Sie die Zeit beschreiben?
Empathisch, menschlich und humorvoll – wir lachen auch ganz viel. Mein Schlüssel, mein Zugang zu Menschen, ist Humor.
Welche Zielgruppe sprechen Sie an?
Wir sprechen zunächst Hessen an, weil wir in Hessen senden, aber wir werden auch in den umliegenden Bundesländern gehört. Wir haben ein sehr familienaffines Publikum. Wir machen da keine Altersbeschränkung. Radio kann man immer und überall anmachen und viele hören sich auch den Podcast an. Ich bekomme viel Feedback, wenn ich in der Stadt unterwegs bin – das hätte ich nie gedacht. Aber Radiohörerinnen und -hörer sind treu.
Wer war der spannendste Gast, den Sie in je in der Sendung hatten?
Da würde ich mich jetzt ungerne festlegen. Campino ist immer gut, Sebastian Krumbiegel war gut, Nora Tschirner war toll, Christine Preißmann, die Asperger-Autistin, und Heidi Benneckenstein sind die beiden Frauen, die mir das Geschenk gemacht haben, sich zu öffnen. Mit ihnen waren wir für das beste Interview für dem Radiopreis nominiert.
Wissen die Gäste vorher, welche Fragen auf Sie zukommen?
Nein. Aber wenn jetzt beispielsweise eine Autorin ein Buch über ihr mehrfach behindertes Kind geschrieben hat, dann weiß sie, dass es im Kern darum geht. Aber natürlich machen wir daraus auch gesundheitspolitische Fragen: Was heißt das Thema Inklusion in der Schule? Wie gehen wir als Gesellschaft mit Menschen mit Behinderung um? Im Gespräch öffnen wir uns und lösen uns von ihrer Tochter – das versuche ich und manchmal erwarte ich das vom Gast und manchmal erobern wir uns vom Tellerrand gemeinsam die Welt.
Gab es einen Moment in Ihrer Radio-Karriere, der Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Als das Nazimädchen zu mir gesagt hat, vor mehreren Jahren hätte sie nicht mit mir gesprochen, weil ich Jüdin bin, war das schon ein verletzender Moment. Aber das war auch mein Motor, weiter zu fragen und in ihre gehirngewaschene Vergangenheit zu gehen.
Haben Sie selbst im Alltag mit Antisemitismus zu kämpfen?
Jeder, der öffentlich ist und jeder, von dem man weiß, dass er konvertiert oder jüdisch ist, kennen Übergriffe. Mittlerweile schreiben die Neuen Rechten nicht mehr anonym, da es durch bestimmte Parteien mitten in der Gesellschaft angekommen ist.
Was heißt das konkret?
Dass es Drohungen und Mails gibt, die man nicht so gerne öffnen oder sehen möchte. Aber jemand, der hasst und 24 Stunden mit seinem Hass leben muss, tut mir eigentlich leid, weil er so wenig Liebe erfahren hat, dass er die ganze Zeit Hass sprüht. Das ist aber unabhängig von der Religion. Es gibt heute viele, die den Mund aufmachen und sich für eine vielfältige Gesellschaft engagieren. Das mache ich auch am Sonntag, wenn sich inhaltlich die Gelegenheit bietet. Da gibt es natürlich auch Reaktionen drauf, aber das muss man einfach aushalten. Wenn man schweigen würde, wären die anderen irgendwann lauter.
2017 haben Sie das Buch „Meine Nachmittage mit Eva“ veröffentlicht, in dem Sie über das Leben und Überleben der Holocaust-Zeitzeugin Eva Szepesi schreiben. Was konnten Sie von Eva Szepesi lernen?
Dass man mit so einer Lebenswunde und dem Verlust der gesamten Familie weiter machen kann. Wer als elf Jähriges Mädchen alleine Ausschwitz überlebt und dann trotzdem Vertrauen in dieses Land hat und versucht, sich im Land der Täter ein neues Leben aufzubauen, ist das beeindruckend. Ihr Blick auf das Leben berührt mich einfach.
Wie kam der Kontakt zu Eva Szepesi und das Buch zustande?
Wir sind uns bei einigen Veranstaltungen über den Weg gelaufen und haben uns zum Kaffee verabredet. Ich kenne in meiner Familie ja eher die Teppiche des Schweigens, unter die alles in Bezug auf den Krieg gekehrt wurde. Über diese Hügel bin ich schon lange gestolpert. Meine Großeltern waren nach dem Krieg in Deutschland und haben geschwiegen und Eva Szepesi war auch Jahrzehnte lang in Deutschland und hat geschwiegen. Sie sind sich nicht tatsächlich begegnet, aber ich wollte über das Schweigen schreiben und darüber, was das mit uns macht. Ich kann nur über meine Familie sprechen, aber die Kälte und das Schweigen, das meine Großeltern an meine Eltern weitergegeben haben, ist vielleicht heute noch eingesickert – in viele Familien. Wenn man hinguckt, ist das nicht einfach zu sehen, dass auch Familienmitglieder Täter waren.
Haben Sie noch Kontakt mit Eva?
Ja klar, wir sehen uns regelmäßig, wir haben immer noch unsere Nachmittage.
Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?
Wir wollen weiter engagiertes Programm für die HR3 Hörerinnen und Hörer machen. Wir sind praktisch die emotionale Bank am Sonntag, wir machen das Lebensfenster auf und laden ein: Taucht für zwei Stunden in ein ganz anderes Leben ein.
28. Oktober 2019, 12.08 Uhr
Helen Schindler
Helen Schindler
Jahrgang 1993, Studium der Politikwissenschaft an der Goethe-Universität, seit 2017 beim Journal Frankfurt Mehr von Helen
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24. Dezember 2024
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