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Gesichter der Innenstadt
Der Olaf mit den Heiligenbildern
Olaf Wand und seinen Bauchladen kennen viele vom Sehen, wenn sie durch die Liebfrauenstraße hetzen. Seine Kerzen und Rosenkränze verkaufen sich gut. Olafs spannende Geschichte aber kennen die wenigsten Passanten.
„Den schwarzen Rosenkranz hätte ich gerne!“, sagt eine Frau zu Olaf Wand, der wie so oft mit seinem Bauchladen auf der Liebfrauenstraße steht und seine selbstdekorierten Kerzen, Heiligenbildchen und Gebetsketten in seinem „Straßenapostolat der Barmherzigkeit Jesu“, wie er seinen Stand nennt, feilbietet. Für 5 Euro wechselt die Devotionalie den Besitzer. Olaf ist 47 Jahre alt, steht regelmäßig ungefähr in Höhe des Kapuzinerklosters Liebfrauen direkt neben dem obdachlosen „Eisenbahn-Reiner“ auf der Gasse und trotzt dem Wetter. Aber warum? „Ich möchte Menschen für Gott begeistern, ihre Herzen öffnen, dass sie sich nicht in der Welt verlieren. Das ist mein Anliegen“, sagt Olaf und man glaubt es ihm sofort.
Zu Fuß nach Rom
Verloren, das schien Olaf Wand auch mal zu sein. Er setzt sich hin, stellt den Bauchladen ab und erzählt, wie er zum Glauben fand. In den 1990er Jahren habe er schwer unter Drogen gestanden. „Ich habe alles genommen außer Heroin. Mein Cousin hat mich drauf gebracht und ich hab es nie geschafft, von dem Zeug loszukommen.“ Doch eines Tages war er in seiner Wohnung allein, hatte keine Drogen und kein Geld mehr daheim und es ging ihm seelisch und körperlich miserabel. „Ich hatte nichts mehr“. In seiner Not begann sich der damals 29-Jährige auf seine katholischen Wurzeln zu besinnen und begann zu beten. „Das war wie ein Schrei! Und da habe er plötzlich geglaubt, eine Stimme zu hören. Die sagte ganz klar und deutlich und sehr knapp: „Sei zuverlässig.“ „Das hat mir so eine Power gegeben. Ich brauchte nichts mehr und hatte so eine Lebendigkeit in mir, ich hüpfte in meinem Zimmer herum.“ Ein Jahr lang habe er die typischen Drogenorte gemieden und stattdessen jede Kirche entlang des Wegs besucht. Olaf nahm keine Drogen mehr aber er suchte nach einem Auftrag von Gott! Es war an einem 20. März, als Olaf Wand zu Fuß zu einer Pilgertour nach Rom aufbrach. „Ich bin täglich 30 Kilometer gelaufen, mein Ziel war es am 31. Mai in Rom im Heiligen Jahr durch die Heilige Pforte zu gehen.“ Es handelt sich dabei um eine Türe, die nur zu besonderen, seltenen Anlässen geöffnet ist und es heißt, dass den Menschen, die hindurchgehen die Sünden vergeben werden. Olaf lief also und lief, übernachtete in Obdachlosenunterkünften oder bei Menschen, die ihm Bett und Dusche anboten. Er kam tatsächlich am 21. Mai in Rom an. Mittellos. In einem Obdachlosenheim bekam er ein Heiligenbildchen aus Papier geschenkt. Das ließ er in einem Geschäft abfotografieren und gab den Auftrag, es für 50.000 Lire zu vervielfältigen. Nur Geld zum Bezahlen hatte er da noch nicht.
Weg von den Drogen und hin zu Gott
„Am 31. Mai war ich dann an der Heiligen Pforte, ich ging kniend hindurch und betete zu Gott, er möge mir einen Auftrag geben, zu mir sprechen. Und es passierte: Nichts.“ Seine Enttäuschung muss maßlos gewesen sein. „Der Mensch dachte und Gott lachte“, sagt Olaf dazu. Frustriert saß er am Straßenrand, als ein weißgewandeter Fremder in seiner Höhe einen 50.000-Lireschein fallen gelassen haben soll. „Genau so viel, wie meine Bilder kosteten. Ich wusste sofort, was ich zu tun habe.“ Er verkaufte seine Bildchen und investierte das Geld wieder in Neue. Zurück in Frankfurt habe er erstmal seine Schulden, die er als Drogenkranker aufgehäuft hatte, beglichen. Drei Jahre habe er dafür gebraucht.
„Ich wollte keinen Besitz haben“, sagt Olaf Wand. Bis 2014 habe er freiwillig, wie er sagt, auf der Straße gelebt. „Man kann gut draußen leben. Man muss nur zusehen, dass man sauber bleibt“, sagt der Katholik. Doch im Juli 2014 erlitt er einen Herzinfarkt. Es musste sich etwas an den Lebensumständen ändern. Bei der Diakonie Weser 5 half man ihm, ein Dach über den Kopf zu bekommen. Bruder Paulus habe ihm geholfen, eine Wohnung im Marbachweg zu bekommen, wo er seit Mai 2016 wohnt. „Stütze lehne ich ab, die habe ich nur während meiner Krankheitsphase angenommen. Seit 2016 zahle ich alles selbst.“ Jeden Tag fegt Olaf den Hof des Liebfrauenklosters und darf dafür umsonst im Franziskustreff frühstücken. Ein bis zwei Mal im Jahr fährt Olaf mit dem Zug nach Rom, dann kauft er Rosenkränze und Bilder für den Bauchladen ein. Die Kerzen – mit Schriften, Marien-, Jesus- oder Heiligenbildern darauf – beklebt und gestaltet er in Handarbeit. „Wenn ich mit Menschen ins Gespräch kommen kann, das ist für mich das Schönste!“, sagt Olaf Wand. „Ich bin sehr dankbar und zufrieden“, sagt Olaf und uns fallen spontan nur wenige Menschen ein, die das über sich und ihr Leben sagen.
In unserer aktuellen Ausgabe des JOURNAL FRANKFURT stellen wir in der Titelgeschichte nicht nur Olaf Wand vor, sondern auch ganz viele Entdeckungen in der Innenstadt fernab der Zeil , die man als Frankfurter oder Zugereister vielleicht noch nicht kennt. Wir empfehlen auch fachkundige Stadtrundgänge bei den Frankfurter Stadtevents.
Zu Fuß nach Rom
Verloren, das schien Olaf Wand auch mal zu sein. Er setzt sich hin, stellt den Bauchladen ab und erzählt, wie er zum Glauben fand. In den 1990er Jahren habe er schwer unter Drogen gestanden. „Ich habe alles genommen außer Heroin. Mein Cousin hat mich drauf gebracht und ich hab es nie geschafft, von dem Zeug loszukommen.“ Doch eines Tages war er in seiner Wohnung allein, hatte keine Drogen und kein Geld mehr daheim und es ging ihm seelisch und körperlich miserabel. „Ich hatte nichts mehr“. In seiner Not begann sich der damals 29-Jährige auf seine katholischen Wurzeln zu besinnen und begann zu beten. „Das war wie ein Schrei! Und da habe er plötzlich geglaubt, eine Stimme zu hören. Die sagte ganz klar und deutlich und sehr knapp: „Sei zuverlässig.“ „Das hat mir so eine Power gegeben. Ich brauchte nichts mehr und hatte so eine Lebendigkeit in mir, ich hüpfte in meinem Zimmer herum.“ Ein Jahr lang habe er die typischen Drogenorte gemieden und stattdessen jede Kirche entlang des Wegs besucht. Olaf nahm keine Drogen mehr aber er suchte nach einem Auftrag von Gott! Es war an einem 20. März, als Olaf Wand zu Fuß zu einer Pilgertour nach Rom aufbrach. „Ich bin täglich 30 Kilometer gelaufen, mein Ziel war es am 31. Mai in Rom im Heiligen Jahr durch die Heilige Pforte zu gehen.“ Es handelt sich dabei um eine Türe, die nur zu besonderen, seltenen Anlässen geöffnet ist und es heißt, dass den Menschen, die hindurchgehen die Sünden vergeben werden. Olaf lief also und lief, übernachtete in Obdachlosenunterkünften oder bei Menschen, die ihm Bett und Dusche anboten. Er kam tatsächlich am 21. Mai in Rom an. Mittellos. In einem Obdachlosenheim bekam er ein Heiligenbildchen aus Papier geschenkt. Das ließ er in einem Geschäft abfotografieren und gab den Auftrag, es für 50.000 Lire zu vervielfältigen. Nur Geld zum Bezahlen hatte er da noch nicht.
Weg von den Drogen und hin zu Gott
„Am 31. Mai war ich dann an der Heiligen Pforte, ich ging kniend hindurch und betete zu Gott, er möge mir einen Auftrag geben, zu mir sprechen. Und es passierte: Nichts.“ Seine Enttäuschung muss maßlos gewesen sein. „Der Mensch dachte und Gott lachte“, sagt Olaf dazu. Frustriert saß er am Straßenrand, als ein weißgewandeter Fremder in seiner Höhe einen 50.000-Lireschein fallen gelassen haben soll. „Genau so viel, wie meine Bilder kosteten. Ich wusste sofort, was ich zu tun habe.“ Er verkaufte seine Bildchen und investierte das Geld wieder in Neue. Zurück in Frankfurt habe er erstmal seine Schulden, die er als Drogenkranker aufgehäuft hatte, beglichen. Drei Jahre habe er dafür gebraucht.
„Ich wollte keinen Besitz haben“, sagt Olaf Wand. Bis 2014 habe er freiwillig, wie er sagt, auf der Straße gelebt. „Man kann gut draußen leben. Man muss nur zusehen, dass man sauber bleibt“, sagt der Katholik. Doch im Juli 2014 erlitt er einen Herzinfarkt. Es musste sich etwas an den Lebensumständen ändern. Bei der Diakonie Weser 5 half man ihm, ein Dach über den Kopf zu bekommen. Bruder Paulus habe ihm geholfen, eine Wohnung im Marbachweg zu bekommen, wo er seit Mai 2016 wohnt. „Stütze lehne ich ab, die habe ich nur während meiner Krankheitsphase angenommen. Seit 2016 zahle ich alles selbst.“ Jeden Tag fegt Olaf den Hof des Liebfrauenklosters und darf dafür umsonst im Franziskustreff frühstücken. Ein bis zwei Mal im Jahr fährt Olaf mit dem Zug nach Rom, dann kauft er Rosenkränze und Bilder für den Bauchladen ein. Die Kerzen – mit Schriften, Marien-, Jesus- oder Heiligenbildern darauf – beklebt und gestaltet er in Handarbeit. „Wenn ich mit Menschen ins Gespräch kommen kann, das ist für mich das Schönste!“, sagt Olaf Wand. „Ich bin sehr dankbar und zufrieden“, sagt Olaf und uns fallen spontan nur wenige Menschen ein, die das über sich und ihr Leben sagen.
In unserer aktuellen Ausgabe des JOURNAL FRANKFURT stellen wir in der Titelgeschichte nicht nur Olaf Wand vor, sondern auch ganz viele Entdeckungen in der Innenstadt fernab der Zeil , die man als Frankfurter oder Zugereister vielleicht noch nicht kennt. Wir empfehlen auch fachkundige Stadtrundgänge bei den Frankfurter Stadtevents.
15. November 2017, 10.22 Uhr
Nicole Brevoord
Nicole Brevoord
Jahrgang 1974, Publizistin, seit 2005 beim JOURNAL FRANKFURT als Redakteurin u.a. für Politik, Stadtentwicklung, Flughafen, Kultur, Leute und Shopping zuständig Mehr von Nicole
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24. November 2024
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