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Demo draußen, Feier drinnen
Opec-Prozess hat begonnen
Sonja Suder (79) und Christian Gauger (71) müssen sich vor dem Landgericht Frankfurt des Terrorverdachts erwehren. Zum Auftakt kamen zahlreiche Unterstützer der beiden linken Senioren.
Jubel brandet auf, als Sonja Suder und Christian Gauger mit tiefsitzenden Kappen und Sonnenbrillen den Gerichtssaal betreten. Der Besucherraum ist voll. Zahlreiche Alt-Linke und junge Progressive haben sich den Gerichtstermin im Kalender rot angestrichen. Einige der Zuschauer sind den beiden sogar aus Frankreich hinterhergereist, nachdem das Nachbarland die beiden Verdächtigen vor gut einem Jahr nach Deutschland ausgeliefert hatte. Dass Suder und Gauger so lange ausgeharrt haben, wird von ihren Fans (so kann man sie ruhig nennen) mit Beifall honoriert. Vor dem Gerichtsgebäude haben sich rund 100 Demonstranten versammelt. Auf Transparenten fordern sie „Freiheit für Sonja und Christian“.
In den 70er-Jahren, so die Anklage, sollen die beiden Angeklagten als Mitglieder der linken Gruppierung „Revolutionäre Zellen“ (RZ) an Anschlägen in Deutschland beteiligt gewesen sein. Beiden gemeinsam wird schwere Brandstiftung und Herbeiführen einer Sprenstoffexplosion vorgeworfen. Sie sollen mit andern Mitgliedern der RZ am 22.8.1977 einen Sprenstoffanschlag auf die Firma MAN in Nürnberg, am 30.8.1977 einen Anschlag auf die Firma KSB in Frankenthal und am 18.5.1978 einen Brandanschlag auf das Heidelberger Schloss verübt haben. Sonja Suder steht zudem unter dem Verdacht, am Überfall auf die OPEC-Konferenz in Wien im Herbst 1975 beteiligt gewesen zu sein. Als mutmaßliche Waffenlieferantin wird ihr dreifacher Mord, ein Mordversuch und Geiselnahme vorgeworfen.
Weil das Paar vermutet, unter Beobachtung zu stehen, taucht es 1978 unter. In Frankreich finden die beiden ein neues Zuhause. Bis sie 22 Jahre später in Paris festgenommen werden. Deutschland hatte einen Haftbefehl erlassen. Zu einer Auslieferung kommt es hingegen nicht. In Frankreich sind die Anklagepunkte bereits verjährt. Suder und Gauger werden wieder auf freien Fuß gesetzt – vorerst! Denn sieben Jahre später steht die französische Polizei erneut vor den nun unter ihrem richtigen Namen lebenden Pärchen. Deutschland hat einen europäischen Haftbefehl erlassen und dieser verpflichtet Frankreich, die beiden doch noch auszuliefern. Am 14. September 2011 ist es soweit. Christian Gauger bleibt aufgrund seines gesundheitlich angeschlagenen Zustands von der Untersuchungshaft verschont. Ende der 90er-Jahre hatte er einen Herzinfarkt erlitten. Sonja Suder rettete ihrem Lebensgefährten damals das Leben. Die heute 79-Jährige sitzt hingegen seit einem Jahr im Frankfurter Frauengefängnis, weil das Gericht bei ihr eine besonders hohe Fluchtgefahr vermutet. Damit ist sie die älteste Insassin Hessens.
Zum Prozessauftakt stellen die Angeklagten Befangenheitsanträge, lehnen die Richter ab. Die Zeugen, auf deren Aussagen die Anschuldigungen beruhen, seien nicht glaubwürdig. Die Zeugen, das sind Hans-Joachim Klein und Hermann Feiling. Klein hatte bereits in einem anderen Prozess gegen die RZ ausgesagt. Das Verfahren wurde eingestellt, weil die Aussagen zu ungenau gewesen sind. Feiling, der bei einem misglückten Bombenattentat 1978 beide Beine und beide Augäpfel verlor, sei unter folterähnlichen Umständen verhört worden. Auch seine Aussagen könnten daher nicht für eine Anklage verwendet werden.
Nach drei Stunden war der Prozessauftakt auch schon wieder vorbei. Das Gericht konnte nicht einmal die Anklage verlesen. Wegen Gaugers Gesundheitszustand sind diese drei Stunden die maximale Dauer einer jeden Verhandlung. Es sind bereits 39 Folgetermine angesetzt.
Lesen Sie zu diesem Thema auch unsere Vorabmeldung aus unserem Interview mit dem Europaparlamentarier Daniel Cohn-Cendit (Die Grünen).
In den 70er-Jahren, so die Anklage, sollen die beiden Angeklagten als Mitglieder der linken Gruppierung „Revolutionäre Zellen“ (RZ) an Anschlägen in Deutschland beteiligt gewesen sein. Beiden gemeinsam wird schwere Brandstiftung und Herbeiführen einer Sprenstoffexplosion vorgeworfen. Sie sollen mit andern Mitgliedern der RZ am 22.8.1977 einen Sprenstoffanschlag auf die Firma MAN in Nürnberg, am 30.8.1977 einen Anschlag auf die Firma KSB in Frankenthal und am 18.5.1978 einen Brandanschlag auf das Heidelberger Schloss verübt haben. Sonja Suder steht zudem unter dem Verdacht, am Überfall auf die OPEC-Konferenz in Wien im Herbst 1975 beteiligt gewesen zu sein. Als mutmaßliche Waffenlieferantin wird ihr dreifacher Mord, ein Mordversuch und Geiselnahme vorgeworfen.
Weil das Paar vermutet, unter Beobachtung zu stehen, taucht es 1978 unter. In Frankreich finden die beiden ein neues Zuhause. Bis sie 22 Jahre später in Paris festgenommen werden. Deutschland hatte einen Haftbefehl erlassen. Zu einer Auslieferung kommt es hingegen nicht. In Frankreich sind die Anklagepunkte bereits verjährt. Suder und Gauger werden wieder auf freien Fuß gesetzt – vorerst! Denn sieben Jahre später steht die französische Polizei erneut vor den nun unter ihrem richtigen Namen lebenden Pärchen. Deutschland hat einen europäischen Haftbefehl erlassen und dieser verpflichtet Frankreich, die beiden doch noch auszuliefern. Am 14. September 2011 ist es soweit. Christian Gauger bleibt aufgrund seines gesundheitlich angeschlagenen Zustands von der Untersuchungshaft verschont. Ende der 90er-Jahre hatte er einen Herzinfarkt erlitten. Sonja Suder rettete ihrem Lebensgefährten damals das Leben. Die heute 79-Jährige sitzt hingegen seit einem Jahr im Frankfurter Frauengefängnis, weil das Gericht bei ihr eine besonders hohe Fluchtgefahr vermutet. Damit ist sie die älteste Insassin Hessens.
Zum Prozessauftakt stellen die Angeklagten Befangenheitsanträge, lehnen die Richter ab. Die Zeugen, auf deren Aussagen die Anschuldigungen beruhen, seien nicht glaubwürdig. Die Zeugen, das sind Hans-Joachim Klein und Hermann Feiling. Klein hatte bereits in einem anderen Prozess gegen die RZ ausgesagt. Das Verfahren wurde eingestellt, weil die Aussagen zu ungenau gewesen sind. Feiling, der bei einem misglückten Bombenattentat 1978 beide Beine und beide Augäpfel verlor, sei unter folterähnlichen Umständen verhört worden. Auch seine Aussagen könnten daher nicht für eine Anklage verwendet werden.
Nach drei Stunden war der Prozessauftakt auch schon wieder vorbei. Das Gericht konnte nicht einmal die Anklage verlesen. Wegen Gaugers Gesundheitszustand sind diese drei Stunden die maximale Dauer einer jeden Verhandlung. Es sind bereits 39 Folgetermine angesetzt.
Lesen Sie zu diesem Thema auch unsere Vorabmeldung aus unserem Interview mit dem Europaparlamentarier Daniel Cohn-Cendit (Die Grünen).
24. September 2012, 11.12 Uhr
Gerald Schäfer
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