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Angehörigen eines Fabrikbrandes kämpfen gegen KiK

Endlich Verantwortung übernehmen

260 Menschen starben vor vier Jahren bei einem Fabrikbrand in Pakistan. Nun kämpfen die Betroffenen des „Industrial 9/11“ für Gerechtigkeit und bessere Arbeitsbedingungen. Unterstützt werden sie dabei auch von Verdi Frankfurt.
Am 11. September 2012 verwüstete ein schwerer Brand die pakistanische Textilfabrik Ali Enterprises. Es dauerte drei Tage, bis das Feuer endlich gelöscht werden konnte. 260 Menschen starben in den Flammen. Eine Tragödie, die das Leben der Überlebenden und der Angehörigen der Opfer einschneidend änderte. „Ich habe fast meinen Verstand verloren“, sagt Saeeda Khatoo (Foto) über den Moment, als sie die Leiche ihres 17-jährigen Sohnes im Krankenhaus identifizieren musste. Sie kämpft nun für Gerechtigkeit und dafür, dass andere Mütter ihr Schicksal nicht teilen müssen. Viele Eltern seien daran zerbrochen, seien gezeichnet von Krankheit und Depressionen, berichtet Abdul Aziz Khan, der ebenfalls ein Kind verloren hat. Er selbst sei nach dem Brand zuckerkrank geworden und ihm musste ein Zeh amputiert werden.

Khatoo und Khan haben mit weiteren Betroffen eine Vereinigung gegründet. Zusammen wollen sie für eine Entschädigung sowie für eine Entschuldigung kämpfen. Auch geht es darum, flächendeckend für bessere Arbeitsbedingungen und Sicherheitsvorkehrungen in Textilfabriken zu sorgen. Der Verantwortliche steht für sie zweifelsfrei fest: Textildiscounter KiK. Nach Angaben des Unternehmens wurden nur 75 Prozent der Waren in der Fabrik für KiK produziert. Die Initiative geht allerdings davon aus, dass der Discounter der alleinige Auftraggeber war, da es keinerlei Hinweise auf andere Firmen gebe.

Bei ähnlichen Vorfällen, wie etwa einem Großbrand in einer Fabrik in Bangladesch, war die Situation komplizierter: Viele unterschiedliche Firmen ließen hier produzieren – somit konnte die Verantwortung von einem zum nächsten geschoben werden. Da hier aber mutmaßlich nur KiK seine günstigen Klamotten nähen ließ, rechnen sich die Betroffen gute Chancen auf Erfolg aus. Ohne Unterstützung ist ein Rechtskampf zu führen für sie jedoch fast unmöglich. Daher helfen ihnen bereits die pakistanische Gewerkschaft NTUF sowie der Menschenrechtsorganisationen ECCHR und Medico International. Nun macht sich auch Verdi für die Opfer des „Industrial 9/11“ stark. Sie geben ihnen in Deutschland eine Plattform, die Gelegenheit ihre Geschichte zu erzählen und Aufmerksamkeit zu schaffen, damit sich KiK nicht aus der Affäre ziehen kann. Auch beim Ortsverband Frankfurt waren die Betroffenen zu Besuch.

Vier Privatpersonen aus der Initiative haben inzwischen gegen den Discounter geklagt. „Dass die Klage angenommen wurde, ist schon ein gutes Zeichen. Wir rechnen mit einem Urteil im September, sagt Thomas Seibert von Medico International. Werde KiK zu Entschädigungszahlungen verurteilt, sei das ein guter Anfang, um auch in anderen Fabriken etwas zu ändern. „Wir würden einen Präzedenzfall schaffen, dass westliche Firmen die Verantwortung für Produktionsbedingungen übernehmen müssen“, so Seibert. Neben dem Verfahren sei es aber auch wichtig, die Menschen in Deutschland zu sensibilisieren – ihnen vor Augen zu führen, wie die Kleidung, die hier für wenige Euros erhältlich ist, hergestellt wird.

„Bitte erheben Sie Ihre Stimme für uns. Unsere Kinder arbeiten immer noch in solchen Fabriken. Sie arbeiten zwölf Stunden am Tag. Und es gibt keine Regeln, um für ihre Sicherheit zu sorgen“, appelliert Khan. Auch einen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) soll helfen, die Arbeitsbedingung zu verbessern. Ein langer Weg wird es aber wohl noch sein, bis sich etwas ändert.
 
Fotogalerie:
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27. Juni 2016, 12.00 Uhr
Christina Weber
 
 
 
 
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