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WM-Kolumne von Omid Nouripour

19. Mai für immer!

Als Fußballfan verfolgt der Frankfurter Politiker und Bundestagsabgeordnete Omid Nouripour die WM in Russland. Für das JOURNAL Frankfurt wird er in den kommende Wochen regelmäßig über seine Sicht auf die WM schreiben. Heute Teil 1 der WM-Kolumne.
Ich renne um mein Leben. Schräg links vor mir Mijat, hinter uns zwei Rote. Lichtjahre lang renne ich neben ihm, mit meiner letzten Kraft, und schreie aus allen Poren meines Seins immer nur ein Wort: „LAUF!“. Er erreicht die Strafraumgrenze, schiebt den Ball mit dem Innenrist in Richtung leeres Tor, ich wache auf.

So oder so ähnlich träume ich immer wieder seit diesem historischen 19. Mai. Wer das befremdlich findet: Ich kenne noch viele andere, denen es so geht.

Für mich ist immer noch der 19. Mai – der längste Tag des Jahres (alle, die daran glau-ben, das sei der 21. Juni soll der Adler holen). Das liegt auch daran, dass ich mir jeden Tag mindestens einmal die Tore von Berlin anschaue. Auch wenn wir fast dreißig Jahre auf den Titel warten mussten, jedes dieser Tore entschädigt für jeweils mindestens zehn.

Und dass dieser Sieg richtungsweisend war, gilt nicht nur für uns Bescheidene in Frank-furt, sondern auch für die anderen Clubs in der Bundesliga: Man kann die Bayern und all die Helene-Fischer-Typen des deutschen Fußballs schlagen. Wobei natürlich niemand eine solche heilige Gemeinschaft der Fans hat wie die Eintracht. Das ist schon die halbe Miete, mindestens. Schließlich auch diesem Land: Was hätte es für eine schönere Belohnung für meinen Präsidenten geben können als diesen Pokalsieg. Haltung zahlt sich aus! Die Spielgemeinschaft hat es bewiesen.

Wie lange dauert dieser 19. Mai also noch? Ich sage bis zum 29. Mai 2019. Schließlich sind Finalspiele bei uns Adlern schlicht Tradition. Andere behaupten, er ginge bis zum 14. Juni, wieder andere: bis zum 15., und sehr viele: bis zum 17. Juni. Zur ersten Gruppe zählen wohl alle Italiener, die immerhin den Vorteil haben, die WM vom Anfang bis zum Ende auskosten zu können, denn sie haben ja weder etwas zu gewinnen noch zu verlieren. Die zweite findet sich überdurchschnittlich häufig in meiner Familie wieder und befürchtet, dass es angesichts der Gegner Marokko, Spanien und Portugal schon am 25. Juni wieder vorbei sein könnte, die dritte ist in Frankfurt vermutlich die Mehrheit und stößt am Sonntag um 17 Uhr gegen Mexiko an.

Ich wünsche mir natürlich, dass es bis zum 15. Juli geht. Nur eines könnte dem im Weg stehen: es gibt keinen Adler im Team. OK, hat auch 2014 mit einem Ex-Adler als Chef ge-reicht. Doch die Regel (1954, 1972, 1974, 1990, 1996) bleibt: Deutschland holt nur mit einem Adler im Team den Titel. Jogi Löw weiß darum, deshalb hat er immerhin einen ehemaligen SGEler und den kleinen Bruder eines Adlers aufgestellt.

Einen weiteren Vorteil hätte es noch, wenn Deutschland am 15. Juli in Moskau als Sieger vom Platz ginge. Die vielen Bayernspieler würden nicht wieder vor die schwere Aufgabe gestellt, jemand anderem zu gratulieren.

In diesem Sinne werde ich in den nächsten Wochen hier regelmäßig meine Beobachtungen zur WM niederschreiben. Der Adler wird mir dabei immer wieder über die Schulter schauen. Und nach Moskau sehen wir uns dann spätestens am 29. Mai 2019 in Baku wieder! Und gedenken mit dem Pokal in der Hand Friedel Rausch, der Legende.
 
Fotogalerie:
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14. Juni 2018, 20.48 Uhr
Omid Nouripour
 
 
 
 
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