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Interview: Eintracht Frankfurt Frauen
„Klassische Eintracht – durchwachsene Saison, aber Pokalfinale“
In ihrer ersten Saison unter dem Dach der Eintracht wartet auf die Eintracht Frauen am Sonntag ein Highlight: Das Pokalfinale gegen den VfL Wolfsburg. Stürmerin Laura Freigang und Trainer Niko Arnautis über ihren neuen Verein, die Chancen der Fusion und Pokalträume.
JOURNAL FRANKFURT: Die aktuelle Saison ist für Sie die erste unter dem Dach der Eintracht: Welches Fazit ziehen Sie bisher als Eintracht Frauen?
Niko Arnautis: Am Anfang der Saison sind wir natürlich voller Vorfreude gewesen. Wir hatten dann auch gleich ein Highlight, als wir im Deutsche Bank Park spielen konnten. Das war nochmal ein ganz anderes Gefühl, dort aufzulaufen. Und so sind wir sehr euphorisch gestartet. Wenn ich die ganze Saison betrachte, hätten wir natürlich zwei, drei Spiele mehr gewinnen müssen, weil wir besser und dominanter waren. Da wäre sicher auch ein vierter oder fünfter Platz drin gewesen. Aber wir haben gesagt, dass wir das dieses Jahr gegebenenfalls auch in Kauf nehmen, weil wir den Mädels diese Zeit geben wollen, um uns mittelfristig dahin zu entwickeln. Dieser Reifeprozess, den wir in diesem Jahr durchmachen, wird uns für das nächste Jahr sehr viel helfen. Wir haben mit dem Pokalfinale natürlich eines unserer ganz großen Ziele erreicht. Das ist ein mega Highlight. Und ich denke Laura, wir fahren auch dahin, um den Pokal hierher zu bringen, oder?
Laura Freigang: Keine Frage. Ich glaube, es war eine Saison voller Herausforderungen, auf ganz verschiedene Art. Wir haben uns alle total auf die Fusion gefreut und es hat auch sehr viel Positives mit sich gebracht, aber eben auch jede Menge Herausforderungen: neue Spielerinnen, neues Trainerteam, neue Physiotherapeuten. Das sind natürlich alles positive Dinge, es braucht aber auch alles Zeit zur Eingewöhnung. Innerhalb der Mannschaft waren wir sehr motiviert und gewillt, alles direkt umzusetzen. Und man hat offensichtlicher Weise gesehen, dass das noch nicht alles geklappt hat. Aber ich denke, wir sind gerade dabei, einen riesigen Entwicklungsschritt zu machen. Und wie Niko schon gesagt hat: klassische Eintracht – durchwachsene Saison, aber Pokalfinale.
Sie haben die Wechsel im Trainer- und Betreuungsstab gerade angesprochen. Wie hat sich der Trainingsalltag verändert, seit Sie unter dem Dach der Eintracht sind?
Laura Freigang: Wir sind einfach professioneller geworden, weil wir breiter aufgestellt sind. Wir haben hauptamtliche Physiotherapeuten, weitere Trainer und einen zweiten Co-Trainer, wir haben Athletiktrainer neu dazubekommen. Ich glaube, wir können individueller auf Spielerinnen eingehen und können uns insgesamt besser vorbereiten: Je mehr Menschen auf dem Platz sind, desto besser ist die Entwicklung, desto mehr sieht man. Es packen jetzt einfach noch mehr Hände mit an.
Wie hat sich die Situation denn auch finanziell verändert?
Niko Arnautis: Insgesamt ist es natürlich so, dass wir in den letzten Jahren als FFC Frankfurt nicht so große Luftsprünge machen konnten. Ich glaube, dass wir jetzt auf dem Weg sind, auch da professionelle Bedingungen zu schaffen. Das heißt auch, dass eine Laura zum Beispiel, die nebenbei noch studiert, nicht noch irgendwo jobben gehen muss, sondern sich voll und ganz auf Fußball und auf ihre Ausbildung konzentrieren kann. Wichtig ist, dass die Mädels sich bei uns auf den Sport konzentrieren und sich nebenbei auch im Studium in Ruhe weiterentwickeln können.
Was bringt solch eine Fusion Ihrer Meinung nach für das Ansehen des Frauenfußballs?
Laura Freigang: Ich denke, dass das eine Art Brücke sein kann, zwischen dem Frauen- und Männerfußball. Frauenfußball ist in der Gesellschaft immer noch nicht so präsent wie Männerfußball. Aber ich glaube, je professioneller der Frauenfußball wird, desto besser ist auch die gesellschaftliche Entwicklung in der Hinsicht. Insofern ist das genau der richtige Schritt und es ist total wichtig, dass in Zukunft noch mehr Vereine diesen Schritt gehen, um mit der Zeit zu gehen.
Niko Arnautis: Ich glaube auch, das wird die Zukunft im Frauenfußball sein, dass die Lizenzvereine auch mit Frauenteams an den Start gehen. Wir hier in Frankfurt haben mit der Fusion und auch mit der Möglichkeit, dass wir so einen tollen Verein hier in der Stadt haben, der darauf Bock hat, eine tolle Basis geschaffen, um in Zukunft konkurrenzfähig zu sein. Und der FFC Frankfurt wird wahrscheinlich tatsächlich der letzte reine Frauenfußball-Verein bleiben, der mal die Champions League gewonnen hat. Ohne die Lizenzvereine im Rücken ist das in Zukunft schwer vorstellbar.
Am Sonntag steht noch ein Highlight für Ihre Mannschaft an: Das Pokalfinale. Einfach wird es gegen Wolfsburg aber wahrscheinlich nicht. Welche Chancen rechnen Sie sich aus?
Niko Arnautis: Ich habe der Mannschaft immer erzählt, wenn ich als kleiner Junge ein Turnier gespielt habe, bin ich immer als erstes zur Turnierleitung gegangen und habe mir den Pokal angeguckt. Und den wollte ich dann auch mitnehmen. Wir sind dieses Jahr angetreten und haben gesagt: Warum sollen wir nicht im Pokalfinale stehen? Und das Ziel ist dann natürlich auch, den Pokal mitzunehmen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der VfL Wolfsburg irgendwann als Serien-Pokalsieger abgelöst wird. Darauf würde ich alles wetten. Und wir werden versuchen, dass das schon am Sonntag der Fall ist. Unsere Männer haben vor drei Jahren vorgemacht, wie es gegen einen großen Favoriten gehen kann.
Laura Freigang: Ich war sowieso noch nie in irgendeinem Finale, insofern freue ich mich einfach mega darauf. Ich glaube, wenn wir uns keine Chancen ausrechnen würden, bräuchten wir gar nicht dahinfahren. Es ist Fußball; wir wissen, dass wir gegen einen richtig guten Gegner spielen, bei dem dieses Jahr aber auch nicht alles geklappt hat. Deshalb sind wir optimistisch, dass wir denen einen ernsthaften Kampf um den Titel liefern können. Und es wäre das allerbeste, wenn wir in dieser Saison Pokalsieger werden könnten. Nur den Gedanken daran finde ich schon unglaublich.
Niko Arnautis: Man weiß ja auch, was das hier in Frankfurt bedeutet. Frankfurt und der Pokal, das ist schon etwas Besonderes. Das wäre natürlich ein Riesenhighlight.
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Dieses Interview entstand im Rahmen der Titelstory der aktuellen Juni-Ausgabe des JOURNAL FRANKFURT, „Eintracht wie immer? Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt: Ein Verein im Gefühlschaos“. Die Ausgabe ist am 27.5.2021 erschienen.
Außerdem im Heft:
Eine Freilichtbühne für Frankfurt – Matthias Pees über den „Sommerbau“
Judenhass ist keine Meinung – Im Gespräch mit Michel Friedman
Warum fragt uns niemand? – Über identitätspolitischen Anti-Rassismus
Niko Arnautis: Am Anfang der Saison sind wir natürlich voller Vorfreude gewesen. Wir hatten dann auch gleich ein Highlight, als wir im Deutsche Bank Park spielen konnten. Das war nochmal ein ganz anderes Gefühl, dort aufzulaufen. Und so sind wir sehr euphorisch gestartet. Wenn ich die ganze Saison betrachte, hätten wir natürlich zwei, drei Spiele mehr gewinnen müssen, weil wir besser und dominanter waren. Da wäre sicher auch ein vierter oder fünfter Platz drin gewesen. Aber wir haben gesagt, dass wir das dieses Jahr gegebenenfalls auch in Kauf nehmen, weil wir den Mädels diese Zeit geben wollen, um uns mittelfristig dahin zu entwickeln. Dieser Reifeprozess, den wir in diesem Jahr durchmachen, wird uns für das nächste Jahr sehr viel helfen. Wir haben mit dem Pokalfinale natürlich eines unserer ganz großen Ziele erreicht. Das ist ein mega Highlight. Und ich denke Laura, wir fahren auch dahin, um den Pokal hierher zu bringen, oder?
Laura Freigang: Keine Frage. Ich glaube, es war eine Saison voller Herausforderungen, auf ganz verschiedene Art. Wir haben uns alle total auf die Fusion gefreut und es hat auch sehr viel Positives mit sich gebracht, aber eben auch jede Menge Herausforderungen: neue Spielerinnen, neues Trainerteam, neue Physiotherapeuten. Das sind natürlich alles positive Dinge, es braucht aber auch alles Zeit zur Eingewöhnung. Innerhalb der Mannschaft waren wir sehr motiviert und gewillt, alles direkt umzusetzen. Und man hat offensichtlicher Weise gesehen, dass das noch nicht alles geklappt hat. Aber ich denke, wir sind gerade dabei, einen riesigen Entwicklungsschritt zu machen. Und wie Niko schon gesagt hat: klassische Eintracht – durchwachsene Saison, aber Pokalfinale.
Sie haben die Wechsel im Trainer- und Betreuungsstab gerade angesprochen. Wie hat sich der Trainingsalltag verändert, seit Sie unter dem Dach der Eintracht sind?
Laura Freigang: Wir sind einfach professioneller geworden, weil wir breiter aufgestellt sind. Wir haben hauptamtliche Physiotherapeuten, weitere Trainer und einen zweiten Co-Trainer, wir haben Athletiktrainer neu dazubekommen. Ich glaube, wir können individueller auf Spielerinnen eingehen und können uns insgesamt besser vorbereiten: Je mehr Menschen auf dem Platz sind, desto besser ist die Entwicklung, desto mehr sieht man. Es packen jetzt einfach noch mehr Hände mit an.
Wie hat sich die Situation denn auch finanziell verändert?
Niko Arnautis: Insgesamt ist es natürlich so, dass wir in den letzten Jahren als FFC Frankfurt nicht so große Luftsprünge machen konnten. Ich glaube, dass wir jetzt auf dem Weg sind, auch da professionelle Bedingungen zu schaffen. Das heißt auch, dass eine Laura zum Beispiel, die nebenbei noch studiert, nicht noch irgendwo jobben gehen muss, sondern sich voll und ganz auf Fußball und auf ihre Ausbildung konzentrieren kann. Wichtig ist, dass die Mädels sich bei uns auf den Sport konzentrieren und sich nebenbei auch im Studium in Ruhe weiterentwickeln können.
Was bringt solch eine Fusion Ihrer Meinung nach für das Ansehen des Frauenfußballs?
Laura Freigang: Ich denke, dass das eine Art Brücke sein kann, zwischen dem Frauen- und Männerfußball. Frauenfußball ist in der Gesellschaft immer noch nicht so präsent wie Männerfußball. Aber ich glaube, je professioneller der Frauenfußball wird, desto besser ist auch die gesellschaftliche Entwicklung in der Hinsicht. Insofern ist das genau der richtige Schritt und es ist total wichtig, dass in Zukunft noch mehr Vereine diesen Schritt gehen, um mit der Zeit zu gehen.
Niko Arnautis: Ich glaube auch, das wird die Zukunft im Frauenfußball sein, dass die Lizenzvereine auch mit Frauenteams an den Start gehen. Wir hier in Frankfurt haben mit der Fusion und auch mit der Möglichkeit, dass wir so einen tollen Verein hier in der Stadt haben, der darauf Bock hat, eine tolle Basis geschaffen, um in Zukunft konkurrenzfähig zu sein. Und der FFC Frankfurt wird wahrscheinlich tatsächlich der letzte reine Frauenfußball-Verein bleiben, der mal die Champions League gewonnen hat. Ohne die Lizenzvereine im Rücken ist das in Zukunft schwer vorstellbar.
Am Sonntag steht noch ein Highlight für Ihre Mannschaft an: Das Pokalfinale. Einfach wird es gegen Wolfsburg aber wahrscheinlich nicht. Welche Chancen rechnen Sie sich aus?
Niko Arnautis: Ich habe der Mannschaft immer erzählt, wenn ich als kleiner Junge ein Turnier gespielt habe, bin ich immer als erstes zur Turnierleitung gegangen und habe mir den Pokal angeguckt. Und den wollte ich dann auch mitnehmen. Wir sind dieses Jahr angetreten und haben gesagt: Warum sollen wir nicht im Pokalfinale stehen? Und das Ziel ist dann natürlich auch, den Pokal mitzunehmen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der VfL Wolfsburg irgendwann als Serien-Pokalsieger abgelöst wird. Darauf würde ich alles wetten. Und wir werden versuchen, dass das schon am Sonntag der Fall ist. Unsere Männer haben vor drei Jahren vorgemacht, wie es gegen einen großen Favoriten gehen kann.
Laura Freigang: Ich war sowieso noch nie in irgendeinem Finale, insofern freue ich mich einfach mega darauf. Ich glaube, wenn wir uns keine Chancen ausrechnen würden, bräuchten wir gar nicht dahinfahren. Es ist Fußball; wir wissen, dass wir gegen einen richtig guten Gegner spielen, bei dem dieses Jahr aber auch nicht alles geklappt hat. Deshalb sind wir optimistisch, dass wir denen einen ernsthaften Kampf um den Titel liefern können. Und es wäre das allerbeste, wenn wir in dieser Saison Pokalsieger werden könnten. Nur den Gedanken daran finde ich schon unglaublich.
Niko Arnautis: Man weiß ja auch, was das hier in Frankfurt bedeutet. Frankfurt und der Pokal, das ist schon etwas Besonderes. Das wäre natürlich ein Riesenhighlight.
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Dieses Interview entstand im Rahmen der Titelstory der aktuellen Juni-Ausgabe des JOURNAL FRANKFURT, „Eintracht wie immer? Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt: Ein Verein im Gefühlschaos“. Die Ausgabe ist am 27.5.2021 erschienen.
Außerdem im Heft:
Eine Freilichtbühne für Frankfurt – Matthias Pees über den „Sommerbau“
Judenhass ist keine Meinung – Im Gespräch mit Michel Friedman
Warum fragt uns niemand? – Über identitätspolitischen Anti-Rassismus
28. Mai 2021, 10.03 Uhr
Laura Oehl
Laura Oehl
Jahrgang 1994, Studium der Musikwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt, Journalismus-Master an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, seit Dezember 2020 beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Laura
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