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Bürgerentscheid zur Galopprennbahn Niederrad

Renn-Klub sattelt die Pferde zum Wahlkampf

Am 21. Juni sollen die Frankfurter entscheiden, ob sie die Galopprennbahn erhalten wollen. Der Renn-Klub hat angekündigt, Wahlkampf zu machen und schon mal seine Zentrale vorgestellt. Viel mehr kam dabei nicht rum.
In den Büros des Frankfurter Renn-Klubs ist am Dienstagvormittag viel los. Journalisten aller Zeitungen, sowie von Funk und Fernsehen sind gekommen. Brezeln, Frikadellen und Kekse stehen bereit, auch Apfelwein und Energy-Drinks mit einem Pferdchen drauf. Der Verein hat zur Pressekonferenz geladen, um seine Wahlkampf-Zentrale vorzustellen. Auf schicken knallroten Wegweisern heißt das Wahlkampagne-Lagezentrum „Kampa“. An den Wänden hängen große rote Transparente, auf denen steht: „Die Kult-Rennbahn bleibt!“, „Bürgerentscheid: Wir werden gewinnen!“ oder „Countdown zur Wahl: Nur noch 90 Tage!“ Daneben hängt ein Paar Boxhandschuhe. Man hat weder Kosten noch Mühen gescheut, sich sogar bei Werbe-Agenturen Hilfe geholt.

Am 21. Juni sollen die Frankfurter bei einem Bürgerentscheid wählen, ob sie die Galopprennbahn erhalten wollen. Die Stadt will den Turf loswerden und hat dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) das Gelände für seine Akademie zugesagt. Die Pferde sollen demnach in diesem Jahr zum letzten Mal laufen. Der Renn-Klub sowie eine Bürgerinitiative kämpfen dafür, dass die Pferde weitergaloppieren dürfen. Doch es geht um mehr: „Es ist wichtig, dass die grüne Lunge Frankfurts erhalten bleibt“, sagt Renn-Klub-Präsident Manfred Louven. Damit meint er das Stück Rasenfläche, das von ein paar Bäumen umgeben ist, ein Landschaftsschutzgebiet, wie die Vizepräsidentin Christiane Weil-Daßbach sagt.

Trotz der Boxhandschuhe gibt sich der Präsident friedfertig: „Uns geht es nicht um Konfrontation“, sagt Louven. „Es geht nicht um Rennbahn oder DFB.“ Der Renn-Klub wolle eine Koexistenz. Zwar habe das Architekturbüro von Albert Speer diese Möglichkeit geprüft und abgelehnt, aber Louven hat da so seine Zweifel. Das Büro sei der Stadt „finanziell sehr verbunden“ und sei bei ihrer Prüfung nicht „enthusiastisch“ bei der Sache gewesen.

Aber nun zum Wahlkampf, deshalb sind die Journalisten ja hier. Fröhlich, witzig und offensiv soll dieser werden, sagt Louven. Sachorientiert, aber nicht persönlich. Menschlich solle kein Porzellan zerschlagen werden. Wie der Wahlkampf denn aussehen soll, fragt ein Kollege. Das will Louven allerdings nicht verraten. Noch nicht. „Wir stehen noch am Anfang“, sagt er. Der Auftakt des Wahlkampfs – Kickoff genannt – soll erst am 14. April auf dem Römerberg stattfinden. Louven verspricht eine „kleine witzige Sache“, aber den Witz behält er leider auch für sich.

Und wie steht es um das Geld? Wie viele Spenden hat der Renn-Klub gesammelt, wie viele will er sammeln? Auch da bleibt Louven geheimnisvoll, spricht von kleinen bis sechsstelligen Summen, die bisher eingegangen seien. Man sei nur ein kleiner Verein, dagegen hätten die Stadt und der DFB unbegrenzte Mittel. Allerdings Es sei ein Kampf „David gegen Goliath“ oder ein „gallisches Dorf gegen die Römer“ - die passendere Metapher dürften sich die Kollegen aussuchen.

Mit anderen Worten: Es sieht nicht gut aus. Louven sagt, dass er einen Plan B habe. Wie der aussehe, wollen wir wissen. Er antwortet nur, dass er ihn „in der Tasche habe“. Reingucken lässt er uns nicht. Und wie sieht das Worst-Case-Szenario aus? Als zuversichtlicher Gewinner lässt Louven solche Spekulationen nicht zu. Allein Rennstall-Besitzer Markus Münch traut sich ein wenig Schwarzmalerei: Seine 40 Pferde würden ihre Heimat verlieren, seine sechs Mitarbeiter und sechs Aushilfen ihre Jobs. Er wirkt bereits so, als würde er sich darauf einstellen.

Der Vereinsvorstand jedoch gibt sich optimistisch und zählt erneut – da es sonst nichts zu sagen gibt – alle Argumente für den Erhalt der Rennbahn auf: Dass der Verein solvent sei und ohne Hilfe der Stadt auskomme, dass die Besucherzahlen und Umsätze seit der Neugründung des Vereins vor vier Jahren stiegen, zuletzt sollen 7900 Menschen gekommen sein, mit 10.000 bis 15.000 rechnet man am 3. Mai, dem ersten Renntag des Jahres. Die Stadt hingegen verzichte mit der geringen Erbpacht, die vom DFB verlange, auf Einnahmen in Millionenhöhe. „Den Frankfurter Bürgern liegt die Rennbahn am Herzen“, sagt Louven.

Am 21. Juni muss sich das wenigstens für ein Viertel der Wahlberechtigten (rund 114.000 Menschen) bewahrheiten. Doch selbst wenn: Der CDU-Fraktionsvorsitzende Michael zu Löwenstein hat bereits angekündigt, dass auch bei einem Erfolg des Bürgerentscheids den Rennbahnbetrieb eingestellt werde. Ob die Kündigung des Nutzungsvertrags seitens der Stadt rechtens ist, daran hat Louven seine Zweifel. Aber auch das ist eine von vielen Fragen, die noch zu klären sind.

Es bleiben noch 87 Tage bis zum Bürgerentscheid. Am 14. April werden es nur noch 67 sein.
 
Fotogalerie:
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25. März 2015, 11.00 Uhr
Lukas Gedziorowski
 
 
 
 
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