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Wohnungspolitik Frankfurt
Hausbesetzung in Bockenheim: „Fünf Jahre sinnloser Leerstand“
In Frankfurt-Bockenheim besetzen Aktivistinnen ein Haus in der Jordanstraße. Damit wollen sie auf die prekäre Wohnsituation in Frankfurt aufmerksam machen und einen sozialen Raum schaffen. Die Linke solidarisiert sich.
Update, 28. November: Die Initiative Jordanstraße 3 hat ein Stadtteilcafé eröffnet und macht damit auf Leerstand und Spekulation aufmerksam. Die Linke im Römer solidarisiert sich mit der Aktion. „Erneut hat in Frankfurt eine Initiative das Ruder selbst in die Hand genommen und führt sinnlosen Leerstand einer sozialen Nutzung zu. Wir solidarisieren uns mit der Initiative Jordanstraße 3, die einen wertvollen Raum des Zusammenkommens fernab von Konsumzwängen geschaffen hat. In Frankfurt fehlt es an bezahlbarem Wohnraum und kulturellen Freiräumen. Die Initiative setzt ein wichtiges Zeichen gegen diesen Mangel“, heißt es vonseiten des wohnungs- und planungspolitischen Sprechers der Linken-Fraktion, Eyup Yilmaz.
Weiter wolle die Stadt nach „fünf Jahren sinnlosen Leerstands“ das Gebäude veräußern, wobei ein Verkauf an einen Investor drohe: „Städtischer Wohnraum muss in jedem Fall in städtischer Hand bleiben.“ Die Praxis der Reprivatisierung von Objekten, die durch das Verkaufsrecht erworben wurden, müsse ein Ende haben.
Hausbesetzung in Bockenheim: Aktivistinnen planen Café im Pielok
Erstmeldung: Die Jordanstraße gehört zu einer der attraktivsten Wohngegenden in Frankfurt-Bockenheim. Altbaubestand, ruhig, infrastrukturell in bester Lage. Nicht umsonst ist gerade Bockenheim trotz des Wegzugs der Goethe-Universität einer der beliebtesten Stadtteile und stadtpolitisch im Fokus aufgrund der Debatten um die Dondorf-Druckerei und den Kulturcampus auf dem ehemaligen Unigelände.
Leerstand, Mieterhöhungen, Spekulanten und Gentrifizierung sind auch im ehemaligen Studentenviertel Realität. Nun haben Aktivistinnen, die sich Initiative Jordanstraße 3 nennen, vor Ort ein Haus besetzt. Dieses ist seit 2017 in städtischem Besitz, steht jedoch zum Großteil leer. Wie die Initiative in einer Pressemitteilung erklärt, sei die „Liegenschaft im Milieuschutzgebiet im Zuge der Ausübung des Vorkaufsrechts erworben“ worden, die Rückführung in den freien Markt werde geprüft. Ziel sei es zunächst gewesen, Mieter in den dortigen Wohnungen leben zu lassen; ein Zeichen gegen Verdrängung und den spekulativen Immobilienmarkt.
Hausbesetzung in Frankfurt-Bockenheim
Vor diesem Hintergrund geschieht die Besetzung, und tatsächlich ist die Mainmetropole bundesweit drittteuerste Stadt hinter München und dem Münchner Umland. Insofern ist der Leerstand vielerorts für so manche ein Ärgernis, weshalb die Initiative nicht nur Leerraum besetzt, sondern in ihrem Aufruf ein Angebot machen will.
Red
„Gegen den Leerstand im Erhaltungsgebiet hier ein Gegenentwurf - für Partizipation statt Spekulation! Die ehemaligen Räume des Restaurants Pielok sind ab jetzt wieder regelmäßig geöffnet. Statt Leerstand im Erhaltungsgebiet wollen wir einen Treffpunkt für soziale Begegnung in Bockenheim und darüber hinaus schaffen“, heißt es in ihrer Meldung an die Presse. Bereits 2016 war die Immobilie in der Jordanstraße der Initiative angeboten worden, und zwar als Alternative zum „Backhaus“, das mit Unterstützung vieler dort lebenden Menschen besetzt wurde. Schon seinerzeit war der Plan ein sozio-kultureller Ort.
Jordanstraße in Frankfurt-Bockenheim soll kulturelles Zentrum werden
2024 will der Magistrat die Reprivatisierung von Immobilien prüfen, und betroffen sind in Bockenheim mindestens drei Liegenschaften. Entsprechend verfolgen die Aktivistinnen mit der Besetzung eigene Pläne: „Die Initiative Jordanstraße entwirft ein Gegenmodell zur Vereinsamung und Isolation mit einem offenen, nicht-kommerziellen Raum, wo sich unterschiedliche Gruppen und einzelne Personen treffen können, um an Gesellschaft zu partizipieren; hier können sich Leute versammeln, um Freud und Leid zu teilen, Spiele zu spielen, Kultur stattfinden zu lassen und den Raum eigeninitiativ zu gestalten.“
Weiter wolle die Stadt nach „fünf Jahren sinnlosen Leerstands“ das Gebäude veräußern, wobei ein Verkauf an einen Investor drohe: „Städtischer Wohnraum muss in jedem Fall in städtischer Hand bleiben.“ Die Praxis der Reprivatisierung von Objekten, die durch das Verkaufsrecht erworben wurden, müsse ein Ende haben.
Erstmeldung: Die Jordanstraße gehört zu einer der attraktivsten Wohngegenden in Frankfurt-Bockenheim. Altbaubestand, ruhig, infrastrukturell in bester Lage. Nicht umsonst ist gerade Bockenheim trotz des Wegzugs der Goethe-Universität einer der beliebtesten Stadtteile und stadtpolitisch im Fokus aufgrund der Debatten um die Dondorf-Druckerei und den Kulturcampus auf dem ehemaligen Unigelände.
Leerstand, Mieterhöhungen, Spekulanten und Gentrifizierung sind auch im ehemaligen Studentenviertel Realität. Nun haben Aktivistinnen, die sich Initiative Jordanstraße 3 nennen, vor Ort ein Haus besetzt. Dieses ist seit 2017 in städtischem Besitz, steht jedoch zum Großteil leer. Wie die Initiative in einer Pressemitteilung erklärt, sei die „Liegenschaft im Milieuschutzgebiet im Zuge der Ausübung des Vorkaufsrechts erworben“ worden, die Rückführung in den freien Markt werde geprüft. Ziel sei es zunächst gewesen, Mieter in den dortigen Wohnungen leben zu lassen; ein Zeichen gegen Verdrängung und den spekulativen Immobilienmarkt.
Vor diesem Hintergrund geschieht die Besetzung, und tatsächlich ist die Mainmetropole bundesweit drittteuerste Stadt hinter München und dem Münchner Umland. Insofern ist der Leerstand vielerorts für so manche ein Ärgernis, weshalb die Initiative nicht nur Leerraum besetzt, sondern in ihrem Aufruf ein Angebot machen will.
Red
„Gegen den Leerstand im Erhaltungsgebiet hier ein Gegenentwurf - für Partizipation statt Spekulation! Die ehemaligen Räume des Restaurants Pielok sind ab jetzt wieder regelmäßig geöffnet. Statt Leerstand im Erhaltungsgebiet wollen wir einen Treffpunkt für soziale Begegnung in Bockenheim und darüber hinaus schaffen“, heißt es in ihrer Meldung an die Presse. Bereits 2016 war die Immobilie in der Jordanstraße der Initiative angeboten worden, und zwar als Alternative zum „Backhaus“, das mit Unterstützung vieler dort lebenden Menschen besetzt wurde. Schon seinerzeit war der Plan ein sozio-kultureller Ort.
2024 will der Magistrat die Reprivatisierung von Immobilien prüfen, und betroffen sind in Bockenheim mindestens drei Liegenschaften. Entsprechend verfolgen die Aktivistinnen mit der Besetzung eigene Pläne: „Die Initiative Jordanstraße entwirft ein Gegenmodell zur Vereinsamung und Isolation mit einem offenen, nicht-kommerziellen Raum, wo sich unterschiedliche Gruppen und einzelne Personen treffen können, um an Gesellschaft zu partizipieren; hier können sich Leute versammeln, um Freud und Leid zu teilen, Spiele zu spielen, Kultur stattfinden zu lassen und den Raum eigeninitiativ zu gestalten.“
29. November 2023, 08.42 Uhr
Katja Thorwarth
Katja Thorwarth
Die gebürtige Frankfurterin studierte an der Goethe-Uni Soziologie, Politik und Sozialpsychologie. Ihre journalistischen Schwerpunkte sind Politik, politisches Feuilleton und Meinung. Seit März 2023 Leitung online beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Katja
Thorwarth >>
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