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Nach Verhaftungswelle in der Türkei
Frankfurts Kurden klagen an
Nachdem in der vorigen Nacht Abgeordnete der Kurdenpartei HDP in der Türkei verhaften worden sind, versammelten sich Freitag über 200 Demonstranten vor dem türkischen Konsulat in der Kennedy-Allee.
Um ein Uhr nachts hatte die Verhaftungswelle gegen kurdische Politiker in der Türkei begonnen. Die Polizisten holten Parteiführer und gewählte Abgeordnete der Kurdenpartei HDP aus ihren Wohnungen ab. Die Haftbefehle am Bosporus waren noch nicht einmal alle vollstreckt, da versammelten sich zur Mittagszeit am Main schon hunderte Demonstranten, um gegen das Vorgehen der türkischen Regierung zu demonstrieren.
Die Menge skandierte „Finger weg von HDP!““ und „Terrorist Erdogan“. Durch die vielen Polizeifahrzeuge war die Kennedy-Allee stadteinwärts nur einspurig zu befahren. Weil die Demonstranten sich zuerst brav auf dem schmalen Grünstreifen gegenüber des Konsulates aufreihten, konnte der Verkehr anfangs frei fließen. Zu großer Aufregung kam es, nachdem ein Mann auf dem Botschaftsgelände den Gruß der türkisch-nationalistischen Grauen Wölfe gezeigt haben soll. Die Menge versuchte kurz die Straße zu überqueren, wurde von der Polizei aber wieder zurückgedrängt. Nach einer knappen Stunde zog der Demonstrationszug dann in Richtung Hauptwache.
Die Mehrheit der Demonstranten in Frankfurt gehörte selbst der kurdischen Minderheit an. „Viele von uns sind vom Mesopotamischen Kulturzentrum Frankfurt“, erklärt Berfin Korkmaz, eine Frankfurter Kurdin auf der Demonstration. „Aber hier sind heute auch Menschen aus Mainz, Rüsselsheim, der ganzen Region.“ Die meisten Demonstranten waren im Familienverband angerückt. Von jungen Eltern mit Kinderwägen bis zu alten Damen am Stock waren alle Generationen vertreten. Der Menschenstrom in der Kennedy-Allee erinnerte im ersten Moment an ein großes Familienfest. Erst der Kundgebungsplatz mit seinen eilig zusammengesuchten Flaggen und großem Polizeischutz erinnerte an das politische Anliegen. Später schlossen sich auch Frankfurter Gruppen aus dem Blockupy Umfeld der Kundgebung an und zeigten sich in Reden solidarisch mit den Kurden.
Obwohl die Abgeordneten der HDP den Putschversuch abgelehnt hatten, hat sich der Kurdenkonflikt seitdem deutlich verschärft – auch in Frankfurt. In der türkischstämmigen Diaspora Deutschlands bilden die Kurden nur eine Minderheit. Bei den letzten Wahlen hatte Erdogan unter den türkischen Bürgern in Deutschland prozentual mehr Zustimmung als unter den Wählern in der Türkei. „Ich kann die Türken, die hier in Deutschland leben, nicht nachvollziehen“, klagte Korkmaz. „Die leben hier in der Demokratie und unterstützen gleichzeitig Erdogan dabei, die Demokratie abzuschaffen. Ich glaube, das hat viel mit Nationalismus zu tun.“ Sie vermutet, dass Erdogans Pläne zur Wiedereinführung der Todesstrafe hinter der Verhaftungswelle stecken, „die HDP-Abgeordneten hätten doch dagegen gestimmt.“
In den letzten Monaten gab es in Frankfurt mehrmals gewaltsame Zusammenstöße zwischen Kurden und Türken. Zuletzt soll auch eine Messerstecherei in der Hauptwache ein Zusammenstoß zwischen kurdischen Sozialisten und türkischen Nationalisten gewesen sein. Auch auf der Demo vor dem Konsulat gab es neben der großen HDP-Fahne auch kleinere Flaggen mit dem Gesicht von Abdullah Öcalan, des Vorsitzenden der in Deutschland als Terrororganisation verbotenen Arbeiterpartei PKK. „Die PKK ist eine legitime Kraft der kurdischen Selbstverteidigung“, erklärte eine Rednerin am Mikrofon.
„In Frankfurt fühlen wir uns nicht bedroht“, stellt dagegen Sarya Atac vom mesopotamischen Kulturzentrum klar, „aber Deutschland hat Mitschuld an dem, was gerade in der Türkei passiert. Deutschland exportiert Waffen in die Türkei. Wir erwarten von den Deutschen Solidarität gegen den Faschismus.“ Eine der skandierten Parolen auf der Demo lautet "Merkel finanziert - Erdogan bombardiert." In den nächsten Tagen werde viel los sein auf den Straßen, glauben Korkmaz und Atac. Am Samstag möchten die beiden gemeinsam mit vielen anderen Frankfurter Kurden auf die zentrale Demonstration nach Köln fahren.
Die Menge skandierte „Finger weg von HDP!““ und „Terrorist Erdogan“. Durch die vielen Polizeifahrzeuge war die Kennedy-Allee stadteinwärts nur einspurig zu befahren. Weil die Demonstranten sich zuerst brav auf dem schmalen Grünstreifen gegenüber des Konsulates aufreihten, konnte der Verkehr anfangs frei fließen. Zu großer Aufregung kam es, nachdem ein Mann auf dem Botschaftsgelände den Gruß der türkisch-nationalistischen Grauen Wölfe gezeigt haben soll. Die Menge versuchte kurz die Straße zu überqueren, wurde von der Polizei aber wieder zurückgedrängt. Nach einer knappen Stunde zog der Demonstrationszug dann in Richtung Hauptwache.
Die Mehrheit der Demonstranten in Frankfurt gehörte selbst der kurdischen Minderheit an. „Viele von uns sind vom Mesopotamischen Kulturzentrum Frankfurt“, erklärt Berfin Korkmaz, eine Frankfurter Kurdin auf der Demonstration. „Aber hier sind heute auch Menschen aus Mainz, Rüsselsheim, der ganzen Region.“ Die meisten Demonstranten waren im Familienverband angerückt. Von jungen Eltern mit Kinderwägen bis zu alten Damen am Stock waren alle Generationen vertreten. Der Menschenstrom in der Kennedy-Allee erinnerte im ersten Moment an ein großes Familienfest. Erst der Kundgebungsplatz mit seinen eilig zusammengesuchten Flaggen und großem Polizeischutz erinnerte an das politische Anliegen. Später schlossen sich auch Frankfurter Gruppen aus dem Blockupy Umfeld der Kundgebung an und zeigten sich in Reden solidarisch mit den Kurden.
Obwohl die Abgeordneten der HDP den Putschversuch abgelehnt hatten, hat sich der Kurdenkonflikt seitdem deutlich verschärft – auch in Frankfurt. In der türkischstämmigen Diaspora Deutschlands bilden die Kurden nur eine Minderheit. Bei den letzten Wahlen hatte Erdogan unter den türkischen Bürgern in Deutschland prozentual mehr Zustimmung als unter den Wählern in der Türkei. „Ich kann die Türken, die hier in Deutschland leben, nicht nachvollziehen“, klagte Korkmaz. „Die leben hier in der Demokratie und unterstützen gleichzeitig Erdogan dabei, die Demokratie abzuschaffen. Ich glaube, das hat viel mit Nationalismus zu tun.“ Sie vermutet, dass Erdogans Pläne zur Wiedereinführung der Todesstrafe hinter der Verhaftungswelle stecken, „die HDP-Abgeordneten hätten doch dagegen gestimmt.“
In den letzten Monaten gab es in Frankfurt mehrmals gewaltsame Zusammenstöße zwischen Kurden und Türken. Zuletzt soll auch eine Messerstecherei in der Hauptwache ein Zusammenstoß zwischen kurdischen Sozialisten und türkischen Nationalisten gewesen sein. Auch auf der Demo vor dem Konsulat gab es neben der großen HDP-Fahne auch kleinere Flaggen mit dem Gesicht von Abdullah Öcalan, des Vorsitzenden der in Deutschland als Terrororganisation verbotenen Arbeiterpartei PKK. „Die PKK ist eine legitime Kraft der kurdischen Selbstverteidigung“, erklärte eine Rednerin am Mikrofon.
„In Frankfurt fühlen wir uns nicht bedroht“, stellt dagegen Sarya Atac vom mesopotamischen Kulturzentrum klar, „aber Deutschland hat Mitschuld an dem, was gerade in der Türkei passiert. Deutschland exportiert Waffen in die Türkei. Wir erwarten von den Deutschen Solidarität gegen den Faschismus.“ Eine der skandierten Parolen auf der Demo lautet "Merkel finanziert - Erdogan bombardiert." In den nächsten Tagen werde viel los sein auf den Straßen, glauben Korkmaz und Atac. Am Samstag möchten die beiden gemeinsam mit vielen anderen Frankfurter Kurden auf die zentrale Demonstration nach Köln fahren.
4. November 2016, 13.34 Uhr
Jan Paul Stich
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