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Joachim Unseld
„Jedes Buch ist ein Ereignis – Jedes Buch zählt"
Wie der Vater, so der Sohn: Joachim Unseld erhält den Hessischen Verdienstorden. Christoph Schröder über den Mann, dessen Verlag sich nicht an literarische Moden hält und auch für legendäre Buchmessenpartys bekannt ist.
Manchmal schließt sich eben doch ein Kreis: Am 12. September 1990 nahm Siegfried Unseld, seinerzeit Verleger des Suhrkamp Verlages, aus den Händen des damaligen Ministerpräsidenten Walter Wallmann den Hessischen Verdienstorden entgegen. Mit der Auszeichnung würden, so heißt es in der Preisbeschreibung, „hervorragende Verdienste um das Land Hessen und seine Bevölkerung gewürdigt.“
Nun, knapp 33 Jahre nach Siegfried Unseld, wird am heutigen Montag Joachim Unseld mit der gleichen Auszeichnung bedacht. Es ist eine Würdigung und eine Anerkennung für einen Menschen, der in der deutschsprachigen Literaturlandschaft der vergangenen Jahrzehnte markante Spuren hinterlassen hat; ein Mann, der Autorinnen und Autoren entdeckt, gefördert und groß gemacht hat und auch außerhalb seines Verlages, der Frankfurter Verlagsanstalt, in verschiedenen Funktionen gewirkt hat, so beispielsweise als Vorsitzender des Vereins Frankfurter Literaturhaus e.V.
„Jedes Buch ist ein Ereignis. Jedes Buch zählt"
Die Frankfurter Verlagsanstalt (FVA), einen ursprünglich im Jahr 1920 gegründeten und später still gelegten Verlag, hatte Joachim Unseld nach seinem Ausscheiden aus dem Suhrkamp Verlag im Jahr 1995 mit neuem Leben erfüllt. Die Frankfurter Verlagsanstalt war von Beginn an und ist bis heute ein Ort, an dem Literatur nach klaren qualitativen Maßstäben verlegt wird, unabhängig von Strömungen des Zeitgeists, unabhängig von literarischen Moden. Eine „kleine Sensation“ nannte das Börsenblatt des deutschen Buchhandels den erfolgreichen Start des FVA-Verlagsprogramms im Herbst 1995.
Das Phänomen eines über Jahrzehnte hinweg komponierten Gesamtprogramms, dessen heterogene Einzelteile sich aber dann doch Jahr für Jahr überraschend, neu, aber schlüssig zusammenfügen, ist ein Kunstwerk in sich. Es ist auch das Resultat einer Haltung. Wenn man diese Haltung in zwei kurzen Sätzen zusammenfassen sollte, würden sie lauten: „Jedes Buch ist ein Ereignis. Jedes Buch zählt.“
Kunst als Teil einen funktionierenden Gemeinwesens
Joachim Unseld könnte man dahingehend als einen konservativen Verleger bezeichnen, als dass bei ihm tatsächlich noch der Gedanke eines Werks, das es aufzubauen und zu pflegen gilt, im Vordergrund steht. Im Jahr 2009 sorgte die Frankfurter Verlagsanstalt für großes Aufsehen, als Joachim Unseld den Künstler Neo Rauch dafür gewinnen konnte, sämtliche Cover des Herbstprogramms zu gestalten. „Wir wollen“, so erklärte Joachim Unseld seinerzeit, „nicht mit dem Buchumschlag verkaufen, wir wollen ein Zeichen setzen, dass es sich um Kunst handelt – Innen wie Außen, das eine soll sich mit dem anderen zum Guten verbinden.“
Es ist dieses Denken, auf das man immer wieder im Kontext der FVA stößt: Ein Denken im Geist einer verlegerischen Kultur, die Kunst nicht als schnell verderbliche Ware, sondern als eine Notwendigkeit im Gewebe eines funktionierenden Gemeinwesens und Diskurses begreift.
Die Gabe der persönlichen Vernetzung
A propos Gemeinwesen: Die Gabe der persönlichen Vernetzung besitzt der ehemalige Basketballspieler, Hobbysurfer und Eintracht Frankfurt-Anhänger Joachim Unseld wie kaum ein anderer in der Branche. Die Buchmessenpartys der Frankfurter Verlagsanstalt sind legendär.
Sie sind es deshalb, weil immer alle da waren und miteinander geredet und natürlich auch getrunken haben, und weil ein solches Klima eben auch nicht von nichts kommt, sondern Menschen bedarf, die es herstellen und die wissen, wie das geht. Dass Joachim Unseld, der, man mag es kaum glauben, im September seinen 70. Geburtstag feiert, nun auch von der Politik für seine Verdienste ausgezeichnet wird, ist nur angemessen.
Nun, knapp 33 Jahre nach Siegfried Unseld, wird am heutigen Montag Joachim Unseld mit der gleichen Auszeichnung bedacht. Es ist eine Würdigung und eine Anerkennung für einen Menschen, der in der deutschsprachigen Literaturlandschaft der vergangenen Jahrzehnte markante Spuren hinterlassen hat; ein Mann, der Autorinnen und Autoren entdeckt, gefördert und groß gemacht hat und auch außerhalb seines Verlages, der Frankfurter Verlagsanstalt, in verschiedenen Funktionen gewirkt hat, so beispielsweise als Vorsitzender des Vereins Frankfurter Literaturhaus e.V.
Die Frankfurter Verlagsanstalt (FVA), einen ursprünglich im Jahr 1920 gegründeten und später still gelegten Verlag, hatte Joachim Unseld nach seinem Ausscheiden aus dem Suhrkamp Verlag im Jahr 1995 mit neuem Leben erfüllt. Die Frankfurter Verlagsanstalt war von Beginn an und ist bis heute ein Ort, an dem Literatur nach klaren qualitativen Maßstäben verlegt wird, unabhängig von Strömungen des Zeitgeists, unabhängig von literarischen Moden. Eine „kleine Sensation“ nannte das Börsenblatt des deutschen Buchhandels den erfolgreichen Start des FVA-Verlagsprogramms im Herbst 1995.
Das Phänomen eines über Jahrzehnte hinweg komponierten Gesamtprogramms, dessen heterogene Einzelteile sich aber dann doch Jahr für Jahr überraschend, neu, aber schlüssig zusammenfügen, ist ein Kunstwerk in sich. Es ist auch das Resultat einer Haltung. Wenn man diese Haltung in zwei kurzen Sätzen zusammenfassen sollte, würden sie lauten: „Jedes Buch ist ein Ereignis. Jedes Buch zählt.“
Joachim Unseld könnte man dahingehend als einen konservativen Verleger bezeichnen, als dass bei ihm tatsächlich noch der Gedanke eines Werks, das es aufzubauen und zu pflegen gilt, im Vordergrund steht. Im Jahr 2009 sorgte die Frankfurter Verlagsanstalt für großes Aufsehen, als Joachim Unseld den Künstler Neo Rauch dafür gewinnen konnte, sämtliche Cover des Herbstprogramms zu gestalten. „Wir wollen“, so erklärte Joachim Unseld seinerzeit, „nicht mit dem Buchumschlag verkaufen, wir wollen ein Zeichen setzen, dass es sich um Kunst handelt – Innen wie Außen, das eine soll sich mit dem anderen zum Guten verbinden.“
Es ist dieses Denken, auf das man immer wieder im Kontext der FVA stößt: Ein Denken im Geist einer verlegerischen Kultur, die Kunst nicht als schnell verderbliche Ware, sondern als eine Notwendigkeit im Gewebe eines funktionierenden Gemeinwesens und Diskurses begreift.
A propos Gemeinwesen: Die Gabe der persönlichen Vernetzung besitzt der ehemalige Basketballspieler, Hobbysurfer und Eintracht Frankfurt-Anhänger Joachim Unseld wie kaum ein anderer in der Branche. Die Buchmessenpartys der Frankfurter Verlagsanstalt sind legendär.
Sie sind es deshalb, weil immer alle da waren und miteinander geredet und natürlich auch getrunken haben, und weil ein solches Klima eben auch nicht von nichts kommt, sondern Menschen bedarf, die es herstellen und die wissen, wie das geht. Dass Joachim Unseld, der, man mag es kaum glauben, im September seinen 70. Geburtstag feiert, nun auch von der Politik für seine Verdienste ausgezeichnet wird, ist nur angemessen.
12. Juni 2023, 12.38 Uhr
Christoph Schröder
Christoph Schröder
Christoph Schröder studierte in Mainz Germanistik, Komparatistik und Philosophie. Seine Interessensschwerpunkte liegen auf der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur und dem Literaturbetrieb. Er ist Dozent für Literaturkritik an der Goethe-Universität Frankfurt. Mehr von Christoph
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