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Anton fährt Bahn
DB und RMV in 2024: Ein Jahr voller Vollsperrungen
Millionen-Boni für den DB-Vorstand und eine verlängerte Sperrung zwischen Frankfurt und Friedberg für 2024. Mehr zum Chaos beim RMV und der DB lesen Sie in der Kolumne Anton fährt Bahn.
Am 10. Dezember veröffentlichte die Deutsche Bahn traditionsgemäß ihren neuen Fahrplan. Ein wichtiger Stichtag für die Pendler in Rhein-Main, die sich bange fragen: Fährt meine S-Bahn noch zur gewohnten Uhrzeit? Wurde mein Regionalexpress gestrichen?
Zeitgleich mit Inkrafttreten des neuen Fahrplans ging eine Meldung durch die Presse: Der Vorstand der DB genehmigt sich als Erfolgsbeteiligung Boni in Höhe von 5 Mio. Euro. Wie zu lesen ist, spielen Pünktlichkeit und Fahrgastzufriedenheit bei der Erfolgsmessung des Unternehmens Bahn keine Rolle. Bonuswirksam ist hingegen die Tatsache, dass inzwischen auch einige wenige Frauen in Führungspositionen der DB arbeiten. 1 261 000 Euro „Fangprämie“ wandern also auf das Konto von Konzernchef Lutz. Etwas Gutes hat die eklatante Wahrnehmungsstörung der Bahn-Chefetage aber auch: die leidigen Streiks der Lokführer für mehr Teilhabe am „Erfolg“ der Bahn erscheinen ganz plötzlich in etwas weicherem Licht.
Frankfurt und Hessen: Ein Jahr voller Vollsperrungen
Apropos Chefetage: Der Ausbau und die Ertüchtigung des Streckennetzes schreitet auch 2024 nicht nur weiter voran, sondern wird Chefsache. Und mit Chef ist in diesem Fall *ganz* oben gemeint: Verkehrsminister Wissing (FDP) wird nicht müde, für die geplante Vollsperrung der Riedbahn um Verständnis zu werben. Die Strecke zwischen Mannheim und Frankfurt wird über fünf Monate hinweg komplett neu gebaut – und dafür voll gesperrt.
Die Fahrgäste auf der Main-Weser-Strecke zwischen Frankfurt und Friedberg wissen bereits, wie sich solche Vollsperrungen anfühlen. Hier wurden in den zurückliegenden Jahren neue Gleise für die S6 verlegt, und die Strecke bis Friedberg mehrfach über Monate voll gesperrt. Um die Gleise dann auch in Betrieb zu nehmen, ist für Januar und Februar 2024 eine (vorerst) letzte Sperrung angekündigt. Genaueres erfährt man aber nur bruchstückhaft – die eigens eingerichtete Fahrplaninfo-Website zum Ausbau der S6 wurde seit September nicht mehr aktualisiert. Manchen Pendler beschleicht bisweilen das Gefühl, das die allergrößte Dauerbaustelle der Bahn ja eigentlich die grundsätzlich unzuverlässige, unzureichende und oftmals widersprüchliche Fahrgastinformation ist.
RMV in 2024: Dauerbaustelle Fahrgastinformation in Frankfurt
Einige der Verbindungen, die auf dieser Strecke verkehren, hat der RMV nicht mehr an die DB, sondern die HLB vergeben. RB40 (Frankfurt – Gießen – Dillenburg), RB41 (Frankfurt – Gießen – Marburg – Schwalmstadt-Treysa) und RB49 (Hanau – Friedberg) sowie RB37 (Frankfurt – Gießen) verkehren jetzt nicht mehr als rote, sondern als gelbe Züge. Welche Farbe auch immer – beide Unternehmen nutzen dieselben überlasteten Gleise und unterbesetzten Stellwerke, und so ist für die Fahrgäste kein wesentlicher Unterschied in der (Un)Zuverlässigkeit zu erwarten.
Für die ohnehin schon bescheidene Qualität der Fahrgastinformation verheißt der Wechsel von der DB zur HLB allerdings nichts Gutes. Verspätungen und Ausfälle der HLB gelangen nämlich nur sporadisch in die Online-Auskunft und die RMVgo-App. Oft beauskunftet der digitale Fahrplan die gelben HLB-Züge als „pünktlich“, auch wenn auf der Strecke wegen Vollsperrung keinerlei Züge fahren.
ÖPNV in Hessen: Stadt, Land, App
Das mindert den praktischen Nutzen der neuen RMV-Smartphone-App, die ohnehin mit einer ganzen Reihe von Problemen zu kämpfen hat. Obwohl Smartphone und App vermutlich besser über den jeweiligen geografischen Standort Bescheid wissen als man selbst, nutzt die App dieses Wissen nicht zur Optimierung der Suchergebnisse. Gibt man zum Beispiel vor dem Frankfurter Hauptbahnhof stehend die dort angrenzende Ludwigstraße als Wunschziel ein, so werden 24 Ludwigstraßen in ganz Hessen angezeigt, die nahegelegene Hausadresse des Journal Frankfurt ist aber nicht dabei.
Dabei ist die App in Grunde ganz auf die urbane Nutzung ausgelegt. Bei der Verbindungssuche im ländlichen Raum sollte man die individuellen Verkehrsmittel wie Fahrrad, Auto oder Scooter lieber deaktivieren. Denn sonst wird lediglich „Fehler bei der Anfrage (FAIL)“ ausgegeben. Carsharing und Mieträder – ohnehin nicht über die RMV-App buchbar – gibt es auf dem Land ja nicht.
ÖPNV: Mehr Ehrlichkeit – weniger Kulanz
Und was ändert sich in 2024 noch im ÖPNV? Der RMV schafft aufgrund des großen Erfolges die 10-Minuten-Garantie wieder ab. Kulanz war mal – in Zukunft darf man seine Ansprüche wieder per Fax ans „Servicecenter Fahrgastrechte“ übermitteln. Und wenn nicht noch ein Wunder passiert, wird der Preis des Deutschlandtickets steigen. Und der Bahnbabo wechselt die Seiten: Mit dem Wechsel vom Straßenbahn-Führerstand auf den OB-Sessel hat es ja bekanntlich nicht geklappt – nun geht Frankfurts prominentester Straßenbahnführer in Ruhestand.
Mit einer Plakataktion unterstützt er bereits jetzt die VGF bei der Fachkräftegewinnung. Denn zu wenig Fahrpersonal ist nicht erst mit Bahnbabos Ausscheiden aus dem Berufsleben ein zentrales Problem. So gravierend, dass die Verkehrsgesellschaft der Stadt Frankfurt sich zu einem ausgedünnten „ehrlichen Fahrplan“ genötigt sieht: ab Januar fahren nur noch die Züge und Busse, die man sich auch wirklich zutraut.
Zeitgleich mit Inkrafttreten des neuen Fahrplans ging eine Meldung durch die Presse: Der Vorstand der DB genehmigt sich als Erfolgsbeteiligung Boni in Höhe von 5 Mio. Euro. Wie zu lesen ist, spielen Pünktlichkeit und Fahrgastzufriedenheit bei der Erfolgsmessung des Unternehmens Bahn keine Rolle. Bonuswirksam ist hingegen die Tatsache, dass inzwischen auch einige wenige Frauen in Führungspositionen der DB arbeiten. 1 261 000 Euro „Fangprämie“ wandern also auf das Konto von Konzernchef Lutz. Etwas Gutes hat die eklatante Wahrnehmungsstörung der Bahn-Chefetage aber auch: die leidigen Streiks der Lokführer für mehr Teilhabe am „Erfolg“ der Bahn erscheinen ganz plötzlich in etwas weicherem Licht.
Apropos Chefetage: Der Ausbau und die Ertüchtigung des Streckennetzes schreitet auch 2024 nicht nur weiter voran, sondern wird Chefsache. Und mit Chef ist in diesem Fall *ganz* oben gemeint: Verkehrsminister Wissing (FDP) wird nicht müde, für die geplante Vollsperrung der Riedbahn um Verständnis zu werben. Die Strecke zwischen Mannheim und Frankfurt wird über fünf Monate hinweg komplett neu gebaut – und dafür voll gesperrt.
Die Fahrgäste auf der Main-Weser-Strecke zwischen Frankfurt und Friedberg wissen bereits, wie sich solche Vollsperrungen anfühlen. Hier wurden in den zurückliegenden Jahren neue Gleise für die S6 verlegt, und die Strecke bis Friedberg mehrfach über Monate voll gesperrt. Um die Gleise dann auch in Betrieb zu nehmen, ist für Januar und Februar 2024 eine (vorerst) letzte Sperrung angekündigt. Genaueres erfährt man aber nur bruchstückhaft – die eigens eingerichtete Fahrplaninfo-Website zum Ausbau der S6 wurde seit September nicht mehr aktualisiert. Manchen Pendler beschleicht bisweilen das Gefühl, das die allergrößte Dauerbaustelle der Bahn ja eigentlich die grundsätzlich unzuverlässige, unzureichende und oftmals widersprüchliche Fahrgastinformation ist.
Einige der Verbindungen, die auf dieser Strecke verkehren, hat der RMV nicht mehr an die DB, sondern die HLB vergeben. RB40 (Frankfurt – Gießen – Dillenburg), RB41 (Frankfurt – Gießen – Marburg – Schwalmstadt-Treysa) und RB49 (Hanau – Friedberg) sowie RB37 (Frankfurt – Gießen) verkehren jetzt nicht mehr als rote, sondern als gelbe Züge. Welche Farbe auch immer – beide Unternehmen nutzen dieselben überlasteten Gleise und unterbesetzten Stellwerke, und so ist für die Fahrgäste kein wesentlicher Unterschied in der (Un)Zuverlässigkeit zu erwarten.
Für die ohnehin schon bescheidene Qualität der Fahrgastinformation verheißt der Wechsel von der DB zur HLB allerdings nichts Gutes. Verspätungen und Ausfälle der HLB gelangen nämlich nur sporadisch in die Online-Auskunft und die RMVgo-App. Oft beauskunftet der digitale Fahrplan die gelben HLB-Züge als „pünktlich“, auch wenn auf der Strecke wegen Vollsperrung keinerlei Züge fahren.
Das mindert den praktischen Nutzen der neuen RMV-Smartphone-App, die ohnehin mit einer ganzen Reihe von Problemen zu kämpfen hat. Obwohl Smartphone und App vermutlich besser über den jeweiligen geografischen Standort Bescheid wissen als man selbst, nutzt die App dieses Wissen nicht zur Optimierung der Suchergebnisse. Gibt man zum Beispiel vor dem Frankfurter Hauptbahnhof stehend die dort angrenzende Ludwigstraße als Wunschziel ein, so werden 24 Ludwigstraßen in ganz Hessen angezeigt, die nahegelegene Hausadresse des Journal Frankfurt ist aber nicht dabei.
Dabei ist die App in Grunde ganz auf die urbane Nutzung ausgelegt. Bei der Verbindungssuche im ländlichen Raum sollte man die individuellen Verkehrsmittel wie Fahrrad, Auto oder Scooter lieber deaktivieren. Denn sonst wird lediglich „Fehler bei der Anfrage (FAIL)“ ausgegeben. Carsharing und Mieträder – ohnehin nicht über die RMV-App buchbar – gibt es auf dem Land ja nicht.
Und was ändert sich in 2024 noch im ÖPNV? Der RMV schafft aufgrund des großen Erfolges die 10-Minuten-Garantie wieder ab. Kulanz war mal – in Zukunft darf man seine Ansprüche wieder per Fax ans „Servicecenter Fahrgastrechte“ übermitteln. Und wenn nicht noch ein Wunder passiert, wird der Preis des Deutschlandtickets steigen. Und der Bahnbabo wechselt die Seiten: Mit dem Wechsel vom Straßenbahn-Führerstand auf den OB-Sessel hat es ja bekanntlich nicht geklappt – nun geht Frankfurts prominentester Straßenbahnführer in Ruhestand.
Mit einer Plakataktion unterstützt er bereits jetzt die VGF bei der Fachkräftegewinnung. Denn zu wenig Fahrpersonal ist nicht erst mit Bahnbabos Ausscheiden aus dem Berufsleben ein zentrales Problem. So gravierend, dass die Verkehrsgesellschaft der Stadt Frankfurt sich zu einem ausgedünnten „ehrlichen Fahrplan“ genötigt sieht: ab Januar fahren nur noch die Züge und Busse, die man sich auch wirklich zutraut.
14. Dezember 2023, 13.26 Uhr
Anton Kirsch
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