Antonia Fuchs aus Heusenstamm ist im wahren Leben "das liebe nette Mädchen", wie sie sagt. Im Fernsehen dagegen mimt sie die Zicke - wie demnächst bei der Vorabendserie "Unter uns".
Julia Lorenz /
Leonie muss mit Entsetzen ansehen, wie ihre große Liebe Timo eine andere Frau küsst. Mehr noch: Sie erwischt die beiden inflagranti – an einem heißen Tag auf Mallorca. Die fremde blonde Frau heißt Jennifer. Sie ahnen es schon: Die Szene ist inszeniert. Die Kameras liefen im Hintergrund mit – für Folge 3936 der ARD-Vorabendserie „Verbotene Liebe“. Jennifer war eine kurze Nebenrolle – gespielt von Antonia Fuchs aus Heusenstamm. „Natürlich gibt es Sachen, die man lieber macht, als eine Sexszene. Aber es war eine tolle Erfahrung“, sagt die studierte Schauspielerin. „Erotik kommt da keine auf. Da stehen tausende von Leuten um dich herum. Es war extrem heiß, die Schminke ist zerlaufen. Wir waren eher froh, als die Szene im Kasten war.“
Was sie auch machen muss: Ihre Arbeit macht ihr Spaß. Egal ob sie eine Leiche spielen oder ob sie die Böse, die Zicke mimt. „Immer erwische ich diese Rollen. Aber das macht den Reiz aus, das ist die Herausforderung, weil ich im wahren Leben eher das liebe, nette Mädchen bin“, sagt die 23-Jährige und dreht ihre langen blonden Haare in den Fingern.
Nun steht sie für die Vorabendserie "Unter uns" vor der Kamera. Und wieder muss sie in die Rolle der bösen Gegenspielerin schlüpfen. Die Dreharbeiten laufen seit Mitte November. Das Engagement ist vorerst auf drei Monate befristet. „Es kann aber immer sein, dass verlängert wird. Wenn ich Glück habe, wird die Rolle dann noch umgeschrieben.“ Aber soweit wolle sie jetzt noch nicht denken, ist völlig relaxt und genießt die Dreharbeiten.
Doch bis dahin war es ein langer Weg. Auch wenn sie schon immer wusste: „Ich will Schauspielerin werden.“ Erste Verbindungen zu der Branche hat sie als kleines Mädchen geknüpft – als Synchronsprecherin für die Barbie von Mattel. „Außerdem habe ich gesungen. Meine Oma ist Opernsängerin und da habe ich damit auch früh angefangen.“ Mit zarten sieben Jahren haben ihre Eltern sie in die Gesangsschule geschickt. Auftritte auf dem Museumsuferfest, im Kingkamehameha Club, auf Hochzeiten folgten. „Weil ich noch so klein war, war ich überall der Star“, sagt sie.
Bodenständig wie sie ist, hat sie aber erst den Schulabschluss gemacht. Mit dem Fachabitur und der Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin in der Tasche hat sie mit 18 Jahren in einer Frankfurter Anwaltskanzlei gearbeitet. Der Wendepunkt in ihrem Leben: „Mehr als die Hälfte des Lebens arbeitet man. Deshalb muss das Spaß machen. In der Kanzlei habe ich gemerkt, dass das nichts für mich ist. Ich kann nicht den ganzen Tag im Büro sitzen. Also beschloss ich, zu kündigen und Schauspielerin zu werden.“ Alle seien dagegen gewesen. Lange Diskussionen mit den Eltern folgten – bis sie ihr Okay gaben und sie unterstützten. Sie nahm privaten Schauspielunterricht.
Dann bestand sie die Aufnahmeprüfung bei der Academy of Stage Arts in Oberursel. „Es folgten die härtesten, aber auch schönsten Jahre meines Lebens“, sagt sie. Gesangs-, Schauspielunterricht, Textanalyse, Theatergeschichte, Bühnenfechten, Atemtechnik, Medientraining bestimmten ihr Leben. „Ich habe mich besser kennengelernt und vor allem habe ich gelernt, mit Kritik umzugehen. Jetzt kann mich nichts mehr umhauen.“ Nach drei Jahren hatte sie ihr Diplom in der Tasche. Das war im März. Seitdem hat sie zahlreiche Kurzfilme gedreht, Castings besucht, Kontakte auf Berlinale-Partys geknüpft. „Da stand ich dann neben Colin Farrell. Ich habe ganz cool getan, obwohl mein Herz laut klopfte.“ Schauspielkollegen solle man nicht anhimmeln, machen sie doch im Prinzip dasselbe, auch wenn sie erfolgreicher sind. Deshalb nennt sie Matthias Schweighöfer auch nicht ihr Idol. „Aber er ist talentiert. Ich finde ihn toll.“
Und was ist mit dem Singen? Das habe sie beiseite gestellt. „Das mache ich gerne später wieder. Dafür ist man nie zu alt. Aber für die Schauspielerin habe ich mit 23 Jahren schon ganz schön spät angefangen.“ Doch ganz aufgeben will Antonia Fuchs das Singen nicht, ist ihre Traumrolle doch die einer Sängerin. „Oder die eines Vampirs“, sagt die Frau mit den strahlend blauen Augen. „Da kann man alles Böse, was in einem steckt, zeigen.“ Bis jedoch in Deutschland eine Serie mit den Blutsaugern gedreht wird, kann es wohl noch dauern. Ist wohl eher so ein Hollywood-Ding.
Wie jede Schauspielerin würde natürlich auch Antonia Fuchs am liebsten einen Film nach dem anderen drehen. So sehe die Realität nur leider nicht aus. Das könne man nicht kalkulieren. „Serien sind finanziell am sichersten. Außerdem erlangt man einen gewissen Bekanntheitsgrad, kann aber noch ein normales Leben führen.“ Und da soll nochmal jemand sagen, Künstler seien Traumtänzer, nicht bodenständig. „Mein Traum ist es nicht, mit der Schauspielerei bekannt zu werden. Ich will nur mit dem, was mir Spaß macht, Geld verdienen und gut davon leben können.“