Mensch mit Haltung

Ergreifende Gedenkfeier für Fritz Rau

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Am 19.8. verstarb der Frankfurter Konzertimpresario Fritz Rau, gestern fand die ergreifende, nicht öffentliche Trauerfeier im historischen Festsaal des Gesellschaftshauses im Palmengarten statt. Stilvoll und feierlich.

Detlef Kinsler /

Die Ansage vor der Feier von Seiten der Familie war klar: Bitte keine Kameras, keine Interviews. Sie wollten zum Abschied von ihrem Vater keinen lauten Rock’n’Roll-Zirkus veranstalten, nicht die Musik, der Veranstalter Fritz Rau sollte im Mittelpunkt stehen, sondern der Mensch, Vater, Opa und treue Freund. Und so gab es vor der Begrüßung durch seinen Sohn Andreas zur Musik von „Moon River“ und Louis Armstrongs unverkennbar gurgelnder Stimme „Lebensbilder“ auf der Leinwand und diese kurze Diashow allein genügte, die Bedeutung von Fritz Rau zu verdeutlichen und den Charakter des gebürtigen Baden-Württemberges zu skizzieren. „Ich glaube er hat an Gott geglaubt“, sagte Andreas Rau, „Wobei seine Kirche die Musik, seine Kanzel die Bühne war.“ Laura Scheibler, die das Wort für die Enkelkinder ergriff, erinnerte sich an einen Weihnachtsabend in jungen Jahren, als ein großer bärtiger Mann vor der Tür stand und mit Geschenken Einlass begehrte. „Ich erkannte den Typen nicht, also habe ich die Tür wieder zugemacht. Diese kindliche Ehrlichkeit hat ihn beeindruckt.“ Später lernte sie ihren Opa als coolen und so gar nicht konservativen Menschen kennen und als sie mit 13 mit ihm auf Tournee fuhr, „war das nicht meine Musik“. Ihre eigene hörte sie während des Auftritts im Auto. „Er hat mich gesucht, aber nicht zu seiner Musik gezerrt, sondern sich zu mir gesetzt und meine Musik angehört.“ Toleranz und Offenheit von einem, der „immer unter Strom stand, nie zur Ruhe kam“, aber die weit übers Land verstreute Familie zu den Feiertagen immer um sich versammelte.

Peter Maffay ergriff das Wort für die befreundeten Künstler („Mein Herz schlägt bis zum Hals.“), empfand es als Ehre, hier reden zu dürfen, sprach vom raumfüllenden Fritz Rau, der sich selber gar nicht so empfand und immer für seine Musiker Platz machte. Fritz, das Monument, Fritz mit den funkelnden Augen, Fritz die pure Explosivität. „Hinterm Horizont geht’s weiter“ sprach er seinen Kollegen Udo Lindenberg (Foto) im Publikum ab und versprach: „Die Verbindung bleibt bestehen, die Schnur wird nicht reißen.“ Die ehemalige Frankfurter Bürgermeisterin Petra Roth erzählte vom intellektuellen Vergnügen, das sie immer aus den Begegnungen mit Fritz Rau zog, der nicht nur für die kulturpolitische Landschaft Frankfurts wichtige Impulse gesetzt habe. „Fitz Rau hat Deutschland gerockt.“ Dass ausgerechnet eine CDU-Frau wenngleich im Ruhestand Raus Engagement für „Rock gegen Rechts“ würdigte, Chapeau. Ihr folgte am Rednerpult Sigmar Gabriel, der es sich nicht nehmen ließ, in der heißen Phase des Wahlkampfs nach Frankfurt zu kommen, um den „Freundschaftsstifter“ die letzte Ehre zu erweisen, den unbestechlichen, auch politischen Fritz Rau, den „Mensch mit Haltung“ („Er hatte ein Gespür für richtig und falsch, fair und unfair, gerecht und ungerecht.“), den er mit 18 kennenlernte weil er ein Konzert in Goslar veranstalten wollte und der mit 80 noch Mitglied der SPD wurde. „Er hat als Kulturarbeiter unübersehbare Spuren hinterlassen, Er wollte Kultur für alle, sein Lebensmotto war ,Das Beste für viele` und er hätte sicherlich am liebsten ,Das Beste für alle’ gesagt, aber er wusste, das war ein zu hoher Anspruch für einen einzigen Menschen. Er hatte Respekt für alle Kulturschaffenden. Diesem Vermächtnis dieses Charaktermenschen sollten wir uns verpflichtet fühlen.“

Mit „Fix Me Jesus“ und „Amazing Grace“ zum Abschluss vor dem stillen Gedanken blieb der musikalische Beitrag von Felicia Taylor und ihrem Gospelchor unaufdringlich eindringlich. Ein würdiger musikalischer Trost. In der Trauergemeinde wurden u.a. gesichtet: die Musiker Udo Lindenberg, Klaus Meine (Scorpions), Ulla Meinecke, Julia Neigel, Edo Zanki und Emil Mangelsdorff, viele Weggefährten aus der Agenturzeit (Hermjo Klein, Mike Scheller, Marcel Avram), die Familie seines kongenialen Partners Horst Lippmann, sein Grafiker Günther Kieser, die Konzertveranstalter-„Konkurrenten“ Marek Lieberberg, Ossy Hoppe, Kalla Lind und Karsten Jahnke, Ex-CBS-Chef Jochen Leuschner, dessen früherer Virgin-Kollege Dirk Hohmeyer („Night Of The Proms“) sowie die Schriftstellerin Eva Demski.


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