Ein Nachruf auf Rosemarie Fendel

Abschied von einer Grande Dame

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Zuletzt begeisterte Rosemarie Fendel noch in der Rolle der Sonja Schadt im ZDF-Dreiteiler „Das Adlon“, am Mittwoch aber ging mit dem Tod der 85-jährigen, in Frankfurt lebenden, Schauspielerin eine Ära zu Ende.

Nicole Brevoord /

In ihren Rollen begeisterte Rosemarie Fendel nicht nur mimisch, auch ihre typische Stimme, die sie berühmten US-amerikanischen Stars lieh, verfolgte Filmliebhaber. Die Stimme ist verstummt und uns bleiben die Erinnerungen an unterhaltsame Fernsehstunden. Ob „Ödipussi“, „Schtonk“, „Der Havelkaiser“ oder zuletzt in der Trilogie „Das Adlon“: die Schauspielerin wusste in all ihren Rollen zu überzeugen, selbst dann wenn sie spröde Charaktäre darstellte. Vor sechs Jahren spielte die in Frankfurt-Höchst lebende Rosemarie Fendel tatsächlich erstmals in Frankfurt – für den Hessischen Rundfunk in der Produktion „Die Sterneköchin“ mit. Zu diesem Anlass gab sie dem JOURNAL FRANKFURT ein Interview. Darin sagte die 2009 mit der Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt geehrte Mimin: „Mein Beruf ist mein Hobby. Das ist doch das Schönste, was einem Menschen passieren kann.“Tatsächlich war gar nicht so klar, wie man ihren Beruf in nur einem Begriff beschreiben sollte. Ihre Rollen beschränkten sich nie nur auf Film und Fernsehen, auch die Theaterbühne hat sie immer geliebt. Außerdem führte sie mehrfach Regie, schrieb Drehbücher, wie das von „Momo“. Ansonsten machte sie Hörspiele und Gedichtlesungen. „Ich freue mich immer darüber, dass so viele Leute zu den Veranstaltungen kommen und der Saal voll ist. Für mich sind Gedichte, als ob ich was Gutes esse. Jeden Monat lerne ich ein Gedicht auswendig,“ sagte Rosemarie Fendel damals, 2007, mit ihrer warmen, hauchigen und manchmal atemlos erscheinenden Stimme .

Diese lieh sie auch Filmstars wie Anni Girardot, Jeanne Moreau oder Liz Taylor in dem Filmklassiker „Cleopatra“. „Als Suzanne auf die Welt kam, ging mir der Ehrgeiz etwas flöten und ich musste Geld verdienen, um uns zu ernähren. Damals begann ich zu synchronisieren“. Heute ist ihre Tochter, Suzanne von Borsody, selbst eine beliebte Schauspielerin. Rosemarie Fendel schwärmte damals von dem guten Verhältnis zu ihrer Tochter. „Wir haben die gleiche Art von Humor und die gleichen Vorstellungen von unserem Beruf.“ Das war auch gut so, standen sie doch schon öfter gemeinsam vor der Kamera, meist – Überraschung - als Mutter und Tochter. Doch selten spielte sie sich selbst: „Ich habe immer darauf geachtet, dass es Rollen sind, die man sich erarbeiten muss. Das lenkt vom eigenen Ich ab. Manchmal langweilt man sich ja mit sich selber.“

Ihren 86. Geburtstag, der Ende April gewesen wäre, konnte Rosemarie Fendel nicht mehr feiern. Das Alter selbst aber machte ihr keine Bange. „Ich weiß nicht, alle Leute wollen älter werden, aber nicht alt sein.“ Fendel lag es nicht, die Hände untätig in den Schoß zu legen. Unermüdlich stand sie vor der Kamera und gab Veranstaltungen. „Gesunde Ernährung und allmorgendlich die fünf Tibeter“ lautete ihre Antwort auf die Frage nach ihrem Fitnessgeheimnis. „Ohne die Übungen würde mir was fehlen,“ sagte sie damals. Außerdem war ihr Cairn-Terrier ein treuer Freund, der sie auf Trab hielt und mit dem sie bei Wind und Wetter rausging. Raus in die Natur, die die Schauspielerin so liebte.

Mit Frankfurt hatte sich die in Koblenz geborene Schauspielerin längst angefreundet. Vor 33 Jahren folgte sie ihrem damaligen Lebensgefährten Johannes Schaaf nur zögerlich in die Mainmetropole. „Nun ist er nicht mehr da und ich lebe immer noch hier.“ Am Mittwoch starb Rosemarie Fendel in Frankfurt im Kreise ihrer Familie. Und der Fernsehhimmel ist um einen strahlenden Stern ärmer.


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