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Frankfurter Sparvorschläge
Die Kultur soll leiden
Der Kulturbetrieb kann sich auf die Politik nicht mehr verlassen. Projekte wie die Volksbühne im Paradieshof oder das Romantikmuseum werden weggespart. Der einstige Kulturdezernent Hoffmann spricht von einem Skandal.
Sparen – hört sich immer gut an, solange es einen nicht selbst trifft. So könnte man die Kritik abtun, die sich nun um die Sparvorschläge der schwarz-grünen Stadtregierung auftut. Ganz so einfach ist es aber nicht. Denn viele der Projekte sind seit Jahren geplant, in nicht unerheblichem Maße wurden Planungsmittel - nun muss man sagen: versenkt.
Der Paradieshof in Sachsenhausen ist so ein Fall. Für 1,3 Millionen Euro kaufte die Stadt vor zweieinhalb Jahren das Gebäude im alten Viertel, auf dass dort 2014 mit der fliegenden Volksbühne ein Mundart-Theater einziehen könne. Politiker wie der Sachsenhäuser CDU-Vorsitzende Jochem Heumann sprachen von einer erheblichen Aufwertung eines Viertels, das sich durch eine Monokultur an Kneipen auszeichne. Kein Wunder also, dass die Idee, den Paradieshof zum Paradies für Theatermacher Michael Quast zu machen, so eine breite Mehrheit in Magistrat und Stadtverordnetenversammlung fand.
Architektenwettbewerbe wurden ausgerufen und entschieden, Planungsmittel bereitgestellt, Pläne fürs Programm aufgestellt. Bei der Pressekonferenz, auf der das hehre Ansinnen stolz präsentiert wurde, sagte Michael Quast den Gratulanten: "Abwarten, abwarten. Ich glaube es erst, wenn die erste Vorstellung dort läuft." Am Wochenende konnte Quast nun den zynischen Satz auf seine Webseite schreiben: "Alt-Sachsenhausen gerettet: Theater konnte verhindert werden!"
Auf der Webseite heißt es weiter: "Die Planungen waren bereits sehr detailliert und kurz vor dem Abschluß. Architekten, Projektsteuerer und Fachplaner haben bereits gutes Geld verdient, die Theaterleute leider noch nicht. Wir haben 'nur' unsere Lebensplanung darauf eingestellt. Wie soll man den Wert von Kultur, wo alles und jedes nur noch als Kostenfaktor einge-stuft wird, bemessen? Die Wirkung von Kultur in unserer Stadt (Gärten, Museen, Theater) ist unbezahlbar. Die Wirkung eines Theaters in einen Stadtteil, in die ganze Stadt hinein ist unbezahlbar." Der Sparvorschlag sei "kurzsichtig und unklug."
Der Kulturpolitiker Hilmar Hoffmann, einstiger Frankfurter Stadtrat und Vater des Museumsufers, spricht kurzerhand von einem Skandal. "Wenn man schon zulässt, dass das einzige Volkstheater, nämlich das von Liesel Christ, geschlossen wird, und dann den möglichen Ersatz in Gestalt des wunderbaren Michael Quast sein eigenes Haus versagt, dann ist das noch nicht mal eine Milchmädchenrechnung", so Hoffmann. Einzig das kleine Theatrallalla im Frankfurter Nordend hält die Fahne des Volkstheaters weiter hoch.
Den einstigen Kulturdezernenten ärgert noch ein zweiter Sparvorschlag: Die Koalition möchte nämlich ebenfalls auf das Romantikmuseum verzichten. Vier Millionen Euro wäre der Anteil der Stadt Frankfurt gewesen, Bund und Land hatten den gleichen Betrag bereits zugesagt. Fehlt nun das Engagement der Stadt steht auch dieses Projekt auf der Kippe. Wie beim Paradieshof auch, ist das Echo auf diese Entscheidung in den hiesigen Medien weitgehend positiv. Ein 70-Millionen-Euro-Loch im Haushalt müsse eben gestopft werden, heißt es in der FNP. Weitere mutige Schritte müssten folgen. In der Frankfurter Rundschau ist unter der Überschrift "Die ersten Sparschritte" die Rede davon, dass die beiden Kulturprojekte nicht mehr mit der aktuellen finanziellen Lage der Stadt in Einklang zu bringen seien. Die FAZ meint schlicht: "Der Kulturdezernent wird sich fragen müssen, ob er nicht zu viele Vorhaben parallel vorantreibt." Einzig das Feuilleton dieser Zeitung hält die Fahne für die Kultur hoch und widmete seine erste Seite am Samstag dem verpassten Romantikmuseum (nicht online verfügbar). Dort ist es ebenfalls Hilmar Hoffmann, der bei allem Gram über die Entscheidung ein Moratorium vorschlägt.
"Man sollte den Bau jetzt nicht gnadenlos beenden", erläutert er. Vier Millionen Euro, da sollten sich doch private Gönner finden lassen. "So ist es damals auch beim Portikus auf der Maininsel gewesen", sagt er.
Ob ein ähnliches Unterfangen für die Volksbühne erfolgreich sein könnte, ist allerdings fraglich. Für den Paradieshof, wo nun Wohnungen gebaut werden sollen, gibt es nur noch einen schmalen Hoffnungsschimmer. Im vergangenen Jahr etwa kündigte die Koalition freudig an, aufs Stadthaus in der Altstadt verzichten zu wollen. Dann meldeten sich die Leute zu Wort, die sich mit dem Bauprojekt auskannten, beim Sparkommissariat am grünen Tisch. In diesen Tagen wurden die letzten Gründungspfeiler für das Gebäude gesetzt. Davon, sich die Altstadt zu sparen, ist nicht mehr die Rede. Zumindest derzeit.
Der Paradieshof in Sachsenhausen ist so ein Fall. Für 1,3 Millionen Euro kaufte die Stadt vor zweieinhalb Jahren das Gebäude im alten Viertel, auf dass dort 2014 mit der fliegenden Volksbühne ein Mundart-Theater einziehen könne. Politiker wie der Sachsenhäuser CDU-Vorsitzende Jochem Heumann sprachen von einer erheblichen Aufwertung eines Viertels, das sich durch eine Monokultur an Kneipen auszeichne. Kein Wunder also, dass die Idee, den Paradieshof zum Paradies für Theatermacher Michael Quast zu machen, so eine breite Mehrheit in Magistrat und Stadtverordnetenversammlung fand.
Architektenwettbewerbe wurden ausgerufen und entschieden, Planungsmittel bereitgestellt, Pläne fürs Programm aufgestellt. Bei der Pressekonferenz, auf der das hehre Ansinnen stolz präsentiert wurde, sagte Michael Quast den Gratulanten: "Abwarten, abwarten. Ich glaube es erst, wenn die erste Vorstellung dort läuft." Am Wochenende konnte Quast nun den zynischen Satz auf seine Webseite schreiben: "Alt-Sachsenhausen gerettet: Theater konnte verhindert werden!"
Auf der Webseite heißt es weiter: "Die Planungen waren bereits sehr detailliert und kurz vor dem Abschluß. Architekten, Projektsteuerer und Fachplaner haben bereits gutes Geld verdient, die Theaterleute leider noch nicht. Wir haben 'nur' unsere Lebensplanung darauf eingestellt. Wie soll man den Wert von Kultur, wo alles und jedes nur noch als Kostenfaktor einge-stuft wird, bemessen? Die Wirkung von Kultur in unserer Stadt (Gärten, Museen, Theater) ist unbezahlbar. Die Wirkung eines Theaters in einen Stadtteil, in die ganze Stadt hinein ist unbezahlbar." Der Sparvorschlag sei "kurzsichtig und unklug."
Der Kulturpolitiker Hilmar Hoffmann, einstiger Frankfurter Stadtrat und Vater des Museumsufers, spricht kurzerhand von einem Skandal. "Wenn man schon zulässt, dass das einzige Volkstheater, nämlich das von Liesel Christ, geschlossen wird, und dann den möglichen Ersatz in Gestalt des wunderbaren Michael Quast sein eigenes Haus versagt, dann ist das noch nicht mal eine Milchmädchenrechnung", so Hoffmann. Einzig das kleine Theatrallalla im Frankfurter Nordend hält die Fahne des Volkstheaters weiter hoch.
Den einstigen Kulturdezernenten ärgert noch ein zweiter Sparvorschlag: Die Koalition möchte nämlich ebenfalls auf das Romantikmuseum verzichten. Vier Millionen Euro wäre der Anteil der Stadt Frankfurt gewesen, Bund und Land hatten den gleichen Betrag bereits zugesagt. Fehlt nun das Engagement der Stadt steht auch dieses Projekt auf der Kippe. Wie beim Paradieshof auch, ist das Echo auf diese Entscheidung in den hiesigen Medien weitgehend positiv. Ein 70-Millionen-Euro-Loch im Haushalt müsse eben gestopft werden, heißt es in der FNP. Weitere mutige Schritte müssten folgen. In der Frankfurter Rundschau ist unter der Überschrift "Die ersten Sparschritte" die Rede davon, dass die beiden Kulturprojekte nicht mehr mit der aktuellen finanziellen Lage der Stadt in Einklang zu bringen seien. Die FAZ meint schlicht: "Der Kulturdezernent wird sich fragen müssen, ob er nicht zu viele Vorhaben parallel vorantreibt." Einzig das Feuilleton dieser Zeitung hält die Fahne für die Kultur hoch und widmete seine erste Seite am Samstag dem verpassten Romantikmuseum (nicht online verfügbar). Dort ist es ebenfalls Hilmar Hoffmann, der bei allem Gram über die Entscheidung ein Moratorium vorschlägt.
"Man sollte den Bau jetzt nicht gnadenlos beenden", erläutert er. Vier Millionen Euro, da sollten sich doch private Gönner finden lassen. "So ist es damals auch beim Portikus auf der Maininsel gewesen", sagt er.
Ob ein ähnliches Unterfangen für die Volksbühne erfolgreich sein könnte, ist allerdings fraglich. Für den Paradieshof, wo nun Wohnungen gebaut werden sollen, gibt es nur noch einen schmalen Hoffnungsschimmer. Im vergangenen Jahr etwa kündigte die Koalition freudig an, aufs Stadthaus in der Altstadt verzichten zu wollen. Dann meldeten sich die Leute zu Wort, die sich mit dem Bauprojekt auskannten, beim Sparkommissariat am grünen Tisch. In diesen Tagen wurden die letzten Gründungspfeiler für das Gebäude gesetzt. Davon, sich die Altstadt zu sparen, ist nicht mehr die Rede. Zumindest derzeit.
25. Februar 2013, 11.30 Uhr
Nils Bremer
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