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Frankfurter Buchmesse
Promis, Politik und Paulskirche: Von Ali über Merkel bis Xi
Die Frankfurter Buchmesse ist weit mehr als nur ein Handelsplatz: Sie ist Treffpunkt von Intellektuellen, Schauplatz von Aufregern, Ort der gesellschaftlichen Debatten. Das JOURNAL blickt zurück auf aufregende Jahre und ungewöhnliche Ereignisse.
1950
Vom 21. bis 26. September findet in der Frankfurter Paulskirche die zweite Frankfurter Buchmesse statt. Der zweite Schauplatz der Messe sind die Römerhallen, die notdürftig nach der Bombardierung der Stadt wiederhergestellt worden waren. Veranstalter ist erstmals der Börsenverein des Deutschen Buchhandels. 460 Verlage haben sich zur Bücherschau angemeldet, darunter 100 aus dem europäischen Ausland und aus den USA. 28 000 Bücher, darunter etwa 5000 Neuerscheinungen, werden gezeigt.
Der Börsenverein verzeichnet am Ende einen Gewinn von 19 000 DM. Diese Zahlen und Daten wirken vor dem Hintergrund der Internationalität im Jahr 2023 beinahe rührend: Im Vorpandemiejahr 2019 kamen mehr als 300 000 Besucherinnen und Besucher auf das Messegelände, darunter 145 000 Fachbesucherinnen und -besucher aus dem In- und Ausland. 7450 Aussteller aus insgesamt 104 Ländern durften in Frankfurt begrüßt werden. Doch die Internationalität und der Reiz der Frankfurter Buchmesse wurden bereits in den Anfangsjahren gesät. Und das alte Vorurteil, die Frankfurter Buchmesse sei, im Gegensatz zu ihrem charmanten Leipziger Pendant, eine rein ökonomisch orientierte Veranstaltung, lässt sich schon lange nicht mehr halten.
Frankfurter Buchmesse: Mit der Zeit gehen und gleichzeitig eigene Traditionen entwickeln Frankfurter Buchmesse
Die Frankfurter Buchmesse hat sich gewandelt, hat sich den digitalen Entwicklungen angepasst, neue Formate gefunden, zugleich aber auch selbst Traditionen entwickelt. Zu ihnen gehört beispielsweise die Idee des jährlich wechselnden Ehrengastlandes. Seit 1976 standen zunächst nur wechselnde Regionen und Themen, seit 1986 dann einzelne Schwerpunktländer im Fokus des Messegeschehens.
Nicht jeder Auftritt ist in nachhaltiger Erinnerung geblieben, zugegeben, aber ob es jemals inmitten des hektischen Trubels, inmitten des hastig Aneinandervorbeilaufens, des „Wir sehen uns später noch“ und „Ich muss weiter“ einen so stillen, kontemplativen und schönen Ort auf dem Messegelände gegeben hat wie den isländischen Pavillon im Jahr 2011, darf ernsthaft bezweifelt werden. Dass auch die Frankfurter Buchmesse wie die gesamte Branche (nicht nur) pandemiebedingt in Schwierigkeiten geraten ist – keine Frage. Doch wie sehr die Messe fehlen würde, gäbe es sie nicht – auch das haben die vergangenen Jahre gezeigt.
© Frankfurter Buchmesse
Frankfurter Buchmesse: Auch ein Ort, wo sich Politik und Kultur stritten
1958
Die Entstehungszeit einer bundesrepublikanischen Geisteslandschaft, in der Politik und Kultur in einem selbstverständlichen Austausch standen, der nicht zwangsläufig harmonisch sein musste. Das Bild, aufgenommen am Stand des 1950 gegründeten Suhrkamp Verlags, zeigt den Verleger Peter Suhrkamp im Gespräch mit dem Bundespräsidenten Theodor Heuss. Es war Peter Suhrkamps letzte Messe – er starb im März 1959.
Danach übernahm Siegfried Unseld, links im Bild, den Verlegerposten. Unter Unseld wurde Suhrkamp zum intellektuellen Zentrum der Bundesrepublik. Die Geschichte des Suhrkamp Verlages mit seiner Ausstrahlung, mit seinen Verwerfungen und Diadochenkämpfen, ist auch Teil der Frankfurter Stadtgeschichte. Anfang 2010 zog der Verlag nach Berlin um. Das Verlagshaus in der Lindenstraße ist längst abgerissen.
© Frankfurter Buchmesse
1975
Promis auf der Buchmesse? Gab es schon immer. Schon lange vor Thomas Gottschalk und Helmut Kohl (als er dann kein Kanzler mehr war), vor Dieter Bohlen (falls der als Promi zählt) und Otto Waalkes (der auf jeden Fall ein Promi ist) oder Dirk Nowitzki (der ein Weltstar ist). Sportler überhaupt, immer ein Thema. Hat Lothar Matthäus eigentlich ein Buch geschrieben oder schreiben lassen?
Hier jedenfalls sitzt „The Greatest“, Muhammed Ali, neben seinem deutschen Verleger Willy Droemer und präsentiert seine frisch erschienene Autobiografie, deren deutsche Übersetzung zur Frankfurter Buchmesse noch nicht fertig war und erst einige Monate später erschien. Selbstverständlich hat Muhammed Ali das Buch nicht komplett alleine geschrieben. Heute bekommen Sie es antiquarisch für einen Spottpreis. Aber das Foto bleibt. Und es ist groß.
© picture alliance/Sven Simon
Netter Service: Alle Dankesreden des Friedenspreises seit 1950 online hörbar
1978
Ein kleines Quiz: Wo steht diese Frau? Und wer ist sie? Frage 1 ist einfach zu beantworten: Im Hintergrund sind der Römer und ein paar stilechte 70er-Jahre-Waschbeton-Blumenkübel. Und die Frau im Wind ist Astrid Lindgren auf ihrem Weg in die Paulskirche, um den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels entgegenzunehmen.
Astrid Lindgren, so lautete seinerzeit die Begründung, vermittele in ihren Büchern Liebe und Wärme; sie könne bezaubern und verzaubern, ohne der Wirklichkeit den Rücken zu kehren. Kein Mensch würde dem ernsthaft widersprechen. Ihre Dankesrede hielt die Preisträgerin in deutscher Sprache. Im Übrigen sind alle Friedenspreis-Dankesreden seit 1950 auf dieser Website im Originalton nachzuhören, und das ist ziemlich großartig.
© Isolde Ohlbaum
1982
Das Schwerpunktthema der Buchmesse des Jahres 1982 lautete „Religion von gestern in der Welt von heute“. Zu den Ehrengästen zählte ein Mann, der zu dieser Zeit bei weitem noch nicht die Berühmtheit war, die er heute ist. Tenzin Gyatso, der 14. Dalai Lama, war zu diesem Zeitpunkt 47 Jahre alt. Sieben Jahre später sollte er den Friedensnobelpreis erhalten.
Die Chronik vermerkt, dass es in der Kongresshalle bei einer Veranstaltung zu einer viel beachteten Begegnung zwischen dem Dalai Lama und der Hopi-Priesterin Carolyn Tawangyowma gekommen sei. Und ein Jubiläum gab es in diesem Jahr zu feiern: Die Taschenbuchreihe des S. Fischer Verlages feierte ihren 30. Geburtstag.
© Frankfurter Buchmesse
Salman Rushdie – diesjähriger Gewinner des Friedenspreises der Frankfurter Buchmesse
1998
Die Menschenrechte standen im Mittelpunkt dieser Buchmesse. Zum ersten Mal wurde der Preis „Freedom to Write – Freedom to Publish“ von der Internationalen Verlegerunion verliehen. Passend dazu tauchte auf der Messeeröffnung ein Überraschungsgast auf: Der Schriftsteller Salman Rushdie war seit dem Jahr 1989 und aufgrund seines Romans „Die satanischen Verse“ durch den Ajatollah Chomeini mit einer Fatwa belegt und mithin zum Tode verurteilt worden.
Im August 2022 wurde Rushdie im Bundesstaat New York Opfer eines Messerangriffs und ist seitdem auf dem rechten Auge blind. Iranische Medien begrüßten das Attentat. Im Jahr 2023 wird Salman Rushdie am Buchmessensonntag in der Paulskirche den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels entgegennehmen. Eine bessere Wahl hätte es nicht geben können.
© picture-alliance dpa/Arne Dedert
2009
Sonderlich glücklich sah Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht aus, als sie gemeinsam mit ihrem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping die 61. Frankfurter Buchmesse eröffnete (siehe Aufmacherbild). Nicht immer geht alles so glatt mit dem Ehrengastland, besonders, wenn es sich dabei um einen totalitären Staat wie China handelt, der auch schon im Vorfeld in Frankfurt seine Krallen zeigte. Der Chefkoordinator des Auftritts erklärte im Juni, mit den Menschenrechten sei es wie mit einem Kopfkissen – er schlafe in Europa auch immer schlecht.
Ein denkwürdiger Kongress im Instituto Cervantes einen Monat vor Messebeginn legte dann den Tonfall fest: „Wir sind nicht gekommen, um uns Demokratieunterricht erteilen zu lassen. Diese Zeiten sind vorbei.“ So sagte es Mei Zhaorong, der ehemalige Botschafter der Republik Chinas zur Eröffnung. Zuvor hatte es diplomatische Verwicklungen gegeben, die schließlich in einem Eklat mündeten. Wer die Ruhe behielt, war die damalige Oberbürgermeisterin Petra Roth.
Schon damals Thema auf der Buchmesse: Rechte Verlage
2021
Und noch einmal die Paulskirche, und noch einmal der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Dass dort und zu diesem Anlass immer wieder Reden gehalten wurden, an denen sich intensive Debatten entfachten, spricht für die Bedeutung des Preises. Man denke nur an den kürzlich verstorbenen Martin Walser und seine Dankesrede im Jahr 1998. Möge er in Frieden ruhen.
Im Jahr 2021 nahm die simbabwische Autorin und Aktivistin Tsitsi Dangarembga den Preis entgegen. Zuvor war es zu einem Mini-Aufreger gekommen, als die Stadtverordnete Mirianne Mahn die Begrüßungsrede des damaligen Frankfurter Oberbürgermeisters störte, um darauf hinzuweisen, dass schwarze Autorinnen sich durch die Präsenz rechtsradikaler Verlage auf der Messe bedroht fühlten. Die Rede der schwarzen Friedenspreisträgerin verzögerte sich dadurch um wenige Minuten.
© picture alliance/dpa/Thomas Lohnes
Vom 21. bis 26. September findet in der Frankfurter Paulskirche die zweite Frankfurter Buchmesse statt. Der zweite Schauplatz der Messe sind die Römerhallen, die notdürftig nach der Bombardierung der Stadt wiederhergestellt worden waren. Veranstalter ist erstmals der Börsenverein des Deutschen Buchhandels. 460 Verlage haben sich zur Bücherschau angemeldet, darunter 100 aus dem europäischen Ausland und aus den USA. 28 000 Bücher, darunter etwa 5000 Neuerscheinungen, werden gezeigt.
Der Börsenverein verzeichnet am Ende einen Gewinn von 19 000 DM. Diese Zahlen und Daten wirken vor dem Hintergrund der Internationalität im Jahr 2023 beinahe rührend: Im Vorpandemiejahr 2019 kamen mehr als 300 000 Besucherinnen und Besucher auf das Messegelände, darunter 145 000 Fachbesucherinnen und -besucher aus dem In- und Ausland. 7450 Aussteller aus insgesamt 104 Ländern durften in Frankfurt begrüßt werden. Doch die Internationalität und der Reiz der Frankfurter Buchmesse wurden bereits in den Anfangsjahren gesät. Und das alte Vorurteil, die Frankfurter Buchmesse sei, im Gegensatz zu ihrem charmanten Leipziger Pendant, eine rein ökonomisch orientierte Veranstaltung, lässt sich schon lange nicht mehr halten.
Die Frankfurter Buchmesse hat sich gewandelt, hat sich den digitalen Entwicklungen angepasst, neue Formate gefunden, zugleich aber auch selbst Traditionen entwickelt. Zu ihnen gehört beispielsweise die Idee des jährlich wechselnden Ehrengastlandes. Seit 1976 standen zunächst nur wechselnde Regionen und Themen, seit 1986 dann einzelne Schwerpunktländer im Fokus des Messegeschehens.
Nicht jeder Auftritt ist in nachhaltiger Erinnerung geblieben, zugegeben, aber ob es jemals inmitten des hektischen Trubels, inmitten des hastig Aneinandervorbeilaufens, des „Wir sehen uns später noch“ und „Ich muss weiter“ einen so stillen, kontemplativen und schönen Ort auf dem Messegelände gegeben hat wie den isländischen Pavillon im Jahr 2011, darf ernsthaft bezweifelt werden. Dass auch die Frankfurter Buchmesse wie die gesamte Branche (nicht nur) pandemiebedingt in Schwierigkeiten geraten ist – keine Frage. Doch wie sehr die Messe fehlen würde, gäbe es sie nicht – auch das haben die vergangenen Jahre gezeigt.
© Frankfurter Buchmesse
1958
Die Entstehungszeit einer bundesrepublikanischen Geisteslandschaft, in der Politik und Kultur in einem selbstverständlichen Austausch standen, der nicht zwangsläufig harmonisch sein musste. Das Bild, aufgenommen am Stand des 1950 gegründeten Suhrkamp Verlags, zeigt den Verleger Peter Suhrkamp im Gespräch mit dem Bundespräsidenten Theodor Heuss. Es war Peter Suhrkamps letzte Messe – er starb im März 1959.
Danach übernahm Siegfried Unseld, links im Bild, den Verlegerposten. Unter Unseld wurde Suhrkamp zum intellektuellen Zentrum der Bundesrepublik. Die Geschichte des Suhrkamp Verlages mit seiner Ausstrahlung, mit seinen Verwerfungen und Diadochenkämpfen, ist auch Teil der Frankfurter Stadtgeschichte. Anfang 2010 zog der Verlag nach Berlin um. Das Verlagshaus in der Lindenstraße ist längst abgerissen.
© Frankfurter Buchmesse
1975
Promis auf der Buchmesse? Gab es schon immer. Schon lange vor Thomas Gottschalk und Helmut Kohl (als er dann kein Kanzler mehr war), vor Dieter Bohlen (falls der als Promi zählt) und Otto Waalkes (der auf jeden Fall ein Promi ist) oder Dirk Nowitzki (der ein Weltstar ist). Sportler überhaupt, immer ein Thema. Hat Lothar Matthäus eigentlich ein Buch geschrieben oder schreiben lassen?
Hier jedenfalls sitzt „The Greatest“, Muhammed Ali, neben seinem deutschen Verleger Willy Droemer und präsentiert seine frisch erschienene Autobiografie, deren deutsche Übersetzung zur Frankfurter Buchmesse noch nicht fertig war und erst einige Monate später erschien. Selbstverständlich hat Muhammed Ali das Buch nicht komplett alleine geschrieben. Heute bekommen Sie es antiquarisch für einen Spottpreis. Aber das Foto bleibt. Und es ist groß.
© picture alliance/Sven Simon
1978
Ein kleines Quiz: Wo steht diese Frau? Und wer ist sie? Frage 1 ist einfach zu beantworten: Im Hintergrund sind der Römer und ein paar stilechte 70er-Jahre-Waschbeton-Blumenkübel. Und die Frau im Wind ist Astrid Lindgren auf ihrem Weg in die Paulskirche, um den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels entgegenzunehmen.
Astrid Lindgren, so lautete seinerzeit die Begründung, vermittele in ihren Büchern Liebe und Wärme; sie könne bezaubern und verzaubern, ohne der Wirklichkeit den Rücken zu kehren. Kein Mensch würde dem ernsthaft widersprechen. Ihre Dankesrede hielt die Preisträgerin in deutscher Sprache. Im Übrigen sind alle Friedenspreis-Dankesreden seit 1950 auf dieser Website im Originalton nachzuhören, und das ist ziemlich großartig.
© Isolde Ohlbaum
1982
Das Schwerpunktthema der Buchmesse des Jahres 1982 lautete „Religion von gestern in der Welt von heute“. Zu den Ehrengästen zählte ein Mann, der zu dieser Zeit bei weitem noch nicht die Berühmtheit war, die er heute ist. Tenzin Gyatso, der 14. Dalai Lama, war zu diesem Zeitpunkt 47 Jahre alt. Sieben Jahre später sollte er den Friedensnobelpreis erhalten.
Die Chronik vermerkt, dass es in der Kongresshalle bei einer Veranstaltung zu einer viel beachteten Begegnung zwischen dem Dalai Lama und der Hopi-Priesterin Carolyn Tawangyowma gekommen sei. Und ein Jubiläum gab es in diesem Jahr zu feiern: Die Taschenbuchreihe des S. Fischer Verlages feierte ihren 30. Geburtstag.
© Frankfurter Buchmesse
1998
Die Menschenrechte standen im Mittelpunkt dieser Buchmesse. Zum ersten Mal wurde der Preis „Freedom to Write – Freedom to Publish“ von der Internationalen Verlegerunion verliehen. Passend dazu tauchte auf der Messeeröffnung ein Überraschungsgast auf: Der Schriftsteller Salman Rushdie war seit dem Jahr 1989 und aufgrund seines Romans „Die satanischen Verse“ durch den Ajatollah Chomeini mit einer Fatwa belegt und mithin zum Tode verurteilt worden.
Im August 2022 wurde Rushdie im Bundesstaat New York Opfer eines Messerangriffs und ist seitdem auf dem rechten Auge blind. Iranische Medien begrüßten das Attentat. Im Jahr 2023 wird Salman Rushdie am Buchmessensonntag in der Paulskirche den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels entgegennehmen. Eine bessere Wahl hätte es nicht geben können.
© picture-alliance dpa/Arne Dedert
2009
Sonderlich glücklich sah Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht aus, als sie gemeinsam mit ihrem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping die 61. Frankfurter Buchmesse eröffnete (siehe Aufmacherbild). Nicht immer geht alles so glatt mit dem Ehrengastland, besonders, wenn es sich dabei um einen totalitären Staat wie China handelt, der auch schon im Vorfeld in Frankfurt seine Krallen zeigte. Der Chefkoordinator des Auftritts erklärte im Juni, mit den Menschenrechten sei es wie mit einem Kopfkissen – er schlafe in Europa auch immer schlecht.
Ein denkwürdiger Kongress im Instituto Cervantes einen Monat vor Messebeginn legte dann den Tonfall fest: „Wir sind nicht gekommen, um uns Demokratieunterricht erteilen zu lassen. Diese Zeiten sind vorbei.“ So sagte es Mei Zhaorong, der ehemalige Botschafter der Republik Chinas zur Eröffnung. Zuvor hatte es diplomatische Verwicklungen gegeben, die schließlich in einem Eklat mündeten. Wer die Ruhe behielt, war die damalige Oberbürgermeisterin Petra Roth.
2021
Und noch einmal die Paulskirche, und noch einmal der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Dass dort und zu diesem Anlass immer wieder Reden gehalten wurden, an denen sich intensive Debatten entfachten, spricht für die Bedeutung des Preises. Man denke nur an den kürzlich verstorbenen Martin Walser und seine Dankesrede im Jahr 1998. Möge er in Frieden ruhen.
Im Jahr 2021 nahm die simbabwische Autorin und Aktivistin Tsitsi Dangarembga den Preis entgegen. Zuvor war es zu einem Mini-Aufreger gekommen, als die Stadtverordnete Mirianne Mahn die Begrüßungsrede des damaligen Frankfurter Oberbürgermeisters störte, um darauf hinzuweisen, dass schwarze Autorinnen sich durch die Präsenz rechtsradikaler Verlage auf der Messe bedroht fühlten. Die Rede der schwarzen Friedenspreisträgerin verzögerte sich dadurch um wenige Minuten.
© picture alliance/dpa/Thomas Lohnes
17. Oktober 2023, 07.12 Uhr
Christoph Schröder
Christoph Schröder
Christoph Schröder studierte in Mainz Germanistik, Komparatistik und Philosophie. Seine Interessensschwerpunkte liegen auf der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur und dem Literaturbetrieb. Er ist Dozent für Literaturkritik an der Goethe-Universität Frankfurt. Mehr von Christoph
Schröder >>
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