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Diese Bomben treiben Blüten
Guerilla Gardening nennt sich der Trend, der nun auch in Frankfurt angekommen ist. Dabei begrünen Aktivisten mit Samenbomben und Pflanzen illegal den Asphaltdschungel.
Sie kamen wie aus dem Nichts. Bewaffnet mit Schaufeln, Rechen, Blumenerde und Pflanzen, erstürmten sie eine Ecke an der Berliner Straße. Eine Nacht-und-Nebel-Aktion am helllichten Tag. Ihre Mission: dem grauen Großstadtschungel mit Blumen die Natur zurückzugeben. Sie, das sind eine Handvoll Hobbygärtner, die genug von der Stadttristesse haben. Eine durch Unkraut und Hundekot verunstaltete Parkplatzabgrenzung wird zu ihrem Forschungslabor. Hier wollen sie einem Trend folgen, der in Frankfurt bislang kaum bekannt war: Guerilla Gardening.
Diese Form des Überraschungsgärtnerns entstand bereits in den 70er-Jahren. In New York wollte die Künstlerin Liz Christy 1973 mittels einer verschönerten Betonwüste die Kriminalitätsrate der Stadt senken, später entwickelten sich die spontanen Bepflanzungsaktionen weltweit zu einem subtilen Mittel politischen Protests und zivilen Ungehorsams. So auch im Mai 2000 in London, als Globalisierungsgegner auf diese Weise „die Straßen zurückeroberten“. Beim Guerilla Gardening agieren die Guerilleros heimlich in abgelegenen Ecken, bepflanzen Verkehrsinseln und Brachen oder verzieren graue Wände mit Moosgraffiti. Letzteres gelingt durch eine Mixtur aus Buttermilch und Moos, die meist als Schriftzug auf schattigen Betonmauern angebracht wird. Bei schwer zugänglichen Orten kommen eher runde Samenbomben zum Einsatz. Diese werden aus Tonerde, Kompost, Wasser und Pflanzensamen gebastelt.
Die beiden Frankfurter Schüler Harry und Hugo haben schon so einige Pflänzchen und Bomben im Stadtgebiet verteilt. „In unserem Alter sprayen viele, aber beim Guerilla Gardening hat man mehr davon, weil man sieht, wie es wächst und gedeiht“, sagt Harry. Bei Hugo steht indes ein anderer Aspekt im Vordergrund: „Das Wildgärtnern ist eine Alternative zu Graffiti. Aber auch da gibt das Illegale den Kick.“ Denn eigentlich ist Guerilla Gardening strafbar.
Die aktuelle Bepflanzungsaktion an der Berliner Straße, direkt gegenüber dem Revier der Stadtpolizei, scheint jedoch noch im grünen Bereich zu liegen: Die Beamten schauen nur reglos aus der Entfernung zu. Während die Fraktion Die Linke erst im Magistrat einen Antrag auf die Bürgerbeteiligung bei der Gestaltung von Plätzen einreicht, legen die Guerilleros schon mal los. In dreißig Minuten haben sie einen verwilderten Flecken in ein blühendes Beet verwandelt und den Abfall sachgemäß entsorgt. Erst argwöhnisch, dann neugierig werden sie von den Passanten beäugt und erhalten von allen Seiten Lob.
Dennoch: Guerilla Gardening wird von der Stadt und der Polizei nicht gern gesehen. „Reißt man Pflastersteine raus oder schädigt Sachen in ihrer Substanz, so ist das Sachbeschädigung“, sagt Dietmar Linker vom Frankfurter Polizeipräsidium. Dieser Straftatbestand kann mit Geld- und sogar Haftstrafen geahndet werden. Stephan Heldmann, Leiter des Grünflächenamts, gibt zu bedenken: „Guerilla Gardening ist im Prinzip nicht falsch gedacht, doch bei der Stadtbepflanzung müssen auch fachliche Aspekte berücksichtigt werden.“ So könnten Laien etwa schlecht beurteilen, ob eine vorhandene Wiese oder doch der gepflanzte Baum einen größeren ökologischen Wert hätten.
Doch das Grünflächenamt erweist sich bei Begrünungswünschen als durchaus kooperativ. So konnte etwa die Bürgerinitiative KuNo ihre Aktion „Blumen statt Steine“ mit Amtshilfe durchführen und eine Verkehrsinsel auf der Friedberger Landstraße bepflanzen. Um die Blümchen kümmern sich nun die dort wohnenden Nordendler. Denn etwas Fürsorge ist vonnöten, damit aus Samen Blüten treiben.
Fotos: Dirk Ostermeier
Sie kamen wie aus dem Nichts. Bewaffnet mit Schaufeln, Rechen, Blumenerde und Pflanzen, erstürmten sie eine Ecke an der Berliner Straße. Eine Nacht-und-Nebel-Aktion am helllichten Tag. Ihre Mission: dem grauen Großstadtschungel mit Blumen die Natur zurückzugeben. Sie, das sind eine Handvoll Hobbygärtner, die genug von der Stadttristesse haben. Eine durch Unkraut und Hundekot verunstaltete Parkplatzabgrenzung wird zu ihrem Forschungslabor. Hier wollen sie einem Trend folgen, der in Frankfurt bislang kaum bekannt war: Guerilla Gardening.
Diese Form des Überraschungsgärtnerns entstand bereits in den 70er-Jahren. In New York wollte die Künstlerin Liz Christy 1973 mittels einer verschönerten Betonwüste die Kriminalitätsrate der Stadt senken, später entwickelten sich die spontanen Bepflanzungsaktionen weltweit zu einem subtilen Mittel politischen Protests und zivilen Ungehorsams. So auch im Mai 2000 in London, als Globalisierungsgegner auf diese Weise „die Straßen zurückeroberten“. Beim Guerilla Gardening agieren die Guerilleros heimlich in abgelegenen Ecken, bepflanzen Verkehrsinseln und Brachen oder verzieren graue Wände mit Moosgraffiti. Letzteres gelingt durch eine Mixtur aus Buttermilch und Moos, die meist als Schriftzug auf schattigen Betonmauern angebracht wird. Bei schwer zugänglichen Orten kommen eher runde Samenbomben zum Einsatz. Diese werden aus Tonerde, Kompost, Wasser und Pflanzensamen gebastelt.
Die beiden Frankfurter Schüler Harry und Hugo haben schon so einige Pflänzchen und Bomben im Stadtgebiet verteilt. „In unserem Alter sprayen viele, aber beim Guerilla Gardening hat man mehr davon, weil man sieht, wie es wächst und gedeiht“, sagt Harry. Bei Hugo steht indes ein anderer Aspekt im Vordergrund: „Das Wildgärtnern ist eine Alternative zu Graffiti. Aber auch da gibt das Illegale den Kick.“ Denn eigentlich ist Guerilla Gardening strafbar.
Die aktuelle Bepflanzungsaktion an der Berliner Straße, direkt gegenüber dem Revier der Stadtpolizei, scheint jedoch noch im grünen Bereich zu liegen: Die Beamten schauen nur reglos aus der Entfernung zu. Während die Fraktion Die Linke erst im Magistrat einen Antrag auf die Bürgerbeteiligung bei der Gestaltung von Plätzen einreicht, legen die Guerilleros schon mal los. In dreißig Minuten haben sie einen verwilderten Flecken in ein blühendes Beet verwandelt und den Abfall sachgemäß entsorgt. Erst argwöhnisch, dann neugierig werden sie von den Passanten beäugt und erhalten von allen Seiten Lob.
Dennoch: Guerilla Gardening wird von der Stadt und der Polizei nicht gern gesehen. „Reißt man Pflastersteine raus oder schädigt Sachen in ihrer Substanz, so ist das Sachbeschädigung“, sagt Dietmar Linker vom Frankfurter Polizeipräsidium. Dieser Straftatbestand kann mit Geld- und sogar Haftstrafen geahndet werden. Stephan Heldmann, Leiter des Grünflächenamts, gibt zu bedenken: „Guerilla Gardening ist im Prinzip nicht falsch gedacht, doch bei der Stadtbepflanzung müssen auch fachliche Aspekte berücksichtigt werden.“ So könnten Laien etwa schlecht beurteilen, ob eine vorhandene Wiese oder doch der gepflanzte Baum einen größeren ökologischen Wert hätten.
Doch das Grünflächenamt erweist sich bei Begrünungswünschen als durchaus kooperativ. So konnte etwa die Bürgerinitiative KuNo ihre Aktion „Blumen statt Steine“ mit Amtshilfe durchführen und eine Verkehrsinsel auf der Friedberger Landstraße bepflanzen. Um die Blümchen kümmern sich nun die dort wohnenden Nordendler. Denn etwas Fürsorge ist vonnöten, damit aus Samen Blüten treiben.
Fotos: Dirk Ostermeier
29. Juli 2009, 14.30 Uhr
Nicole Brevoord
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22. Dezember 2024
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