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Chima bei der „Musikszene Frankfurt“

Liebe zu Experimenten

2017 wird Chima zusammen mit Aren Emirze eine deutschsprachige Singer/Songwriter-CD mit Produzent Moses Schneider aufnehmen. Beim „Musikszene Frankfurt“-Konzert am 22.11. in der Stadtbücherei gibt es eine exklusive Vorpremiere.
JOURNAL FRANKFURT: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Aren Emirze und was können Sie in diesem Duo-Format an anderen Akzenten setzen als in der Soloarbeit?

Chima: Wir sind uns immer wieder über den Weg gelaufen und blieben dabei immer an den gleichen Themen hängen. Es ging immer um Beziehungsdynamiken, Haltung, Träume und Identität. Irgendwann kam Aren dann mit der Idee auf mich zu, dass er gerne eine deutsche Platte in der Manier von Simon & Garfunkel aufnehmen würde und dass er sich mich als Duo-Partner vorstellen konnte. Ich fand die Idee interessant. Wir waren mit unserer Lebensanschauung ja eh schon auf einer erstaunlich ähnlichen Linie und so ergab eins das andere. Das spannende Angebot für mich in diesem Duo-Format ist die Ruhe. Ich muss nicht an die deutsche Radiolandschaft denken und kann mich konsequent auf Gefühl, Entschleunigung und Musik in ihrer puristischen Form einschießen.

Ein Armenier und ein Nigerianer mit deutschen Texten auf der Spur von Simon & Garfunkel – das klingt erst einmal wagemutig und fern der eigenen Roots. Wie sehr gehörten denn anglo-amerikanisches Singer/Songwriter denn auch zu Ihrer musikalischen Sozialisation?

Meine Mutter hat alles gehört was im Radio der Endsechziger, Anfangsiebziger des letzten Jahrhunderts Furore gemacht hatte. Meine musikalische Sozialisation ist selbstverständlich maßgeblich von der meiner Eltern geprägt und da spielten Simon & Garfunkel auch eine große Rolle. Neben den folkloristisch westafrikanischen Sounds um King Sunny Ade und Prince Nico Mbarga, lief bei uns viel Chic, Nat King Cole, Beatles, David Bowie, The Jacksons, The Bee Gees, Supertramp, The Commodores, James Brown und extrem viel Earth Wind & Fire. Meine Mutter war aber diejenige mit dem Faible für Singer-Songwriter und deswegen kann ich mich gut daran zurück erinnern ihr beim Nähen oder Kochen zugeschaut zu haben um dabei im Radio den Klängen von Cat Stevens, Joni Mitchell oder James Taylor zu lauschen. Mama sang mit ihrer wundervollen Stimme immer völlig beseelt mit und ich saß auf dem Fußboden und baute Lego-Raumschiffe.

Ihre bekanntesten Kollaborateure waren lange Zeit Moses Pelham, Xavier Naidoo und Patrice. Daher rührt natürlich auch, dass die Medien immer auch mit dem Begriff Hip-hop hantieren wenn sie über Sie schreiben. Wie stark fühlen Sie sich dem Rap nach wie vor verbunden?

Ich sehe mich tatsächlich weiterhin als singender Rapper. Meine bisherige musikalische Reise war immer von der Liebe zu Experimenten geprägt. Ich habe mich stets in Gefilden ausprobiert, die ich als Konsument so hart gefeiert hatte, dass ich mich dann auch selbst, als Künstler, in dieser Sprache ausdrücken wollte. Rap war gewissermaßen mein Einstieg in die Welt der selbst gemachten Musik. Ich fühle mich auch heute noch stark der Hip-Hop-Kultur verbunden. Sie ist so frei, so experimentierfreundlich. Durch Hip-Hop wurde ich dazu angehalten meine Gefühle auf Band zu packen und dabei mit verschiedenen Genres zu spielen.

Wenn man den Rap versucht in einer Traditionslinie mit den alten Troubadouren, Storytellern in allen Kulturen, den Griots in Westafrika, dem jamaikanischen Toasting und Vergleichbarem zu verstehen, dann kann man die Verbindung zum Singer/Songwriter leichter ziehen oder?

Kann man getrost. Rap legt den Schwerpunkt halt auf Rhythmus, Wort, Attitüde und ist stark wettbewerbsorientiert.

Welche Themen greifen Sie im Duo textlich hauptsächlich auf und selbst wenn diese sehr persönlich sein sollten wie politisch sind Aren und Chima?


Es geht überwiegend über romantische Beziehungsdynamiken, um die Kraft der Entscheidung und den Miseren aus Entscheidungsverweigerung. Das Politische der Platte sind die Hinweise darauf wie entscheidend die eigene – bewusste wie unbewusste – Identität die Lebensentwürfe dominieren.

Wie selbstverständlich ist es für Sie deutsche Texte zu schreiben?

Nach meinen ersten musikalischen Gehversuchen im Rap Mitte der Achtzigerjahre, die natürlich in Englisch waren, sollte es noch bis Ende der Neunziger dauern, bis ich mich dazu entschloss in meiner Sprache Musik zu machen. Seitdem kann ich es mir eigentlich auch nur noch so vorstellen. Es macht als Musikkünstler Sinn in der Sprache zu wirken, in der du träumst und das ist bei mir die deutsche Sprache. Das erklärt sich allein schon aus Gründen der Authentizität. Leute müssen meinen Worten, aber auch schon meiner Sprachmelodie folgen, um sich mit ihr identifizieren können.

Im Zusammenhang mit Ihrem Album „Von Steinen und Elefanten" schreib ein Journalist es sei eine „Yes I Can"-Platte. Geht es Ihnen also darum, in Zeiten wie diesen mit positiven und auch optimistischen Botschaften sich selbst und anderen einen Weg zu zeigen?

Ja, wahrscheinlich gibt es da irgendwo schon den Anspruch einen Weg zu erkennen, in allererster Linie natürlich für mich selbst. Aber wenn so ein Weg für mich erkennbar wird, kann das, was ich so zu Papier bringe, auch für andere Sinn machen. Dabei erheben meine Wege keinen Anspruch auf Richtigkeit, es geht mir stattdessen vielmehr darum, sie überhaupt erst mal gegangen zu sein.

>> Musikszene Frankfurt, Singer/Songwriter Special mit Fee., Catenia Quentin + Andi Kunze, Aren & Chima, Ffm, Stadtbücherei Frankfurt, Hasengasse 4, Eintritt frei

Mehr über Chima lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des JOURNAL FRANKFURT.
 
Fotogalerie:
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15. November 2016, 10.45 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
 
 
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