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Integration
Ein Leben für die Pflege
Nach ihrer Flucht aus der Ukraine, tritt Iryna Ushakova am Sonntag ihre neue Stelle als Pflegerin in Frankfurt an. Bis dahin war es ein langer Weg für die 48-Jährige; Unterstützung erhielt sie unter anderem durch den Sozialdienstleister TalentOrange.
In Deutschland herrscht Fachkräftemangel in der Pflege, auch in Frankfurt. Der private Dienstleister TalentOrange versucht, daran etwas zu ändern, und widmet sich der Ausbildung und Integration von ausländischen Fachkräften aus dem Sozial- und Gesundheitsbereich in Deutschland. Eine dieser integrierten Fachkräfte ist die Krankenpflegerin Iryna Ushakova, die den von TalentOrange angebotenen Deutsch-Sprachkurs nun vor Kurzem als Beste abgeschlossen hat und am Sonntag ihre neue Stelle als Pflegerin im Seniorenheim der Gesellschaft für Dienste im Alter (GDA) antreten wird.
Bis dahin war es ein anstrengender Weg für die gebürtige Ukrainerin. Als der russische Angriffskrieg ihre Heimatstadt Charkiw vergangenes Jahr erreicht hat, so erzählt sie, habe sie die Zeit vom 24. Februar bis 5. März in einem Bombenkeller verbracht. In dem großen Kellerkomplex hätten sich bis zu 100 Personen befunden. Die Evakuierung sei anfänglich über einen Zug erfolgt, der einmal täglich gefahren sei. Für sie sei das aber nicht infrage gekommen, da der Bahnhof überfüllt und der Weg zum Bahnhof gefährlich gewesen sei, fügt sie an. Letztlich sei sie dann mit einer Familie in deren Auto geflohen, und das mit nur wenig Gepäck und den wichtigsten Dokumenten.
Nach Zwischenstationen in Lwiw und in Lodz bei ihrem dort studierenden Sohn habe ein Freund ihr von einer Familie in Niddatal berichtet, die ein Zimmer frei habe und sie gerne aufnehmen würde, sagt Ushakova. Da die polnische Regierung kostenlose Busse für ukrainische Geflüchtete eingerichtet habe, habe sie von Warschau bis nach Frankfurt fahren können. Von dort habe sie dann ein Freund zu der Familie gebracht, bei der sie anschließend viereinhalb Monate leben konnte, erzählt sie. Zu Anfang hätten sie dort nur Englisch gesprochen, was sie in der Heimat gelernt habe. Die junge Familie habe sie unterstützt, ihr etwa einen Schreibtisch und Laptop besorgt, und sie in dem gleichen Zimmer einquartiert wie deren eigenes Kind. „Ich war das zweite Baby“, bemerkt sie und lacht.
Unterstützung auch durch TalentOrange
Im April vergangenen Jahres sei sie dann auf die Anzeige von TalentOrange gestoßen, sagt Ushakova. Das Dienstleistungsunternehmen, das normalerweise eher Fachkräfte aus Lateinamerika und Asien für den deutschen Arbeitsmarkt sucht, habe zu diesem Zeitpunkt explizit nach ukrainischen Pflegekräften gefragt, die Englisch können, ergänzt Uta Rasche, Sprecherin von TalentOrange. „Mit Englisch lernt sich Deutsch besser“, so Rasche. Nach einem Online-Interview sei es dann am 1. Mai mit dem intensiven Deutsch-Kurs losgegangen, erzählt Ushakova. In den folgenden zehn Monaten, in deren Verlauf sie durch einen Kontakt der Familie nach Neu-Isenburg gezogen sei und den dortigen Campus von TalentOrange besucht habe, habe sie jeden Tag sechs Stunden Deutsch gelernt und auch Hausaufgaben machen müssen. „Ich hatte keine Freizeit, keine Wochenenden und nur gelesen und gelernt.“ Arbeiten habe sie deshalb nicht gekonnt, aber dafür finanzielle Zuwendungen vom Bund erhalten.
Neben der Sprachschule bietet TalentOrange auch Unterstützung bei der Anerkennung der Berufsqualifikation sowie Hilfe bei der Arbeitsplatzsuche an. Der Weg in den deutschen Arbeitsmarkt, so erklärt Rasche, sei schwer für Menschen, die keine Muttersprachler seien. Die erforderlichen Dokumente seien selbst für solche oft unverständlich. Darüber hinaus sei beispielsweise die Anerkennungsbehörde in Darmstadt sehr streng und fordere viele Qualifikationen und Berufserfahrung. Ushakova habe ihre Anerkennung jedoch sofort bekommen, da sie lange Zeit in der Ukraine im medizinischen Bereich tätig gewesen sei.
Nach Beendigung des Sprachkurses hat Iryna Ushakova nun die Prüfung als beste abgeschlossen. Besonders schwer gefallen sei ihr beim Lernen die deutsche Grammatik und teils die Aussprache, sagt die Absolventin. Aber die Zeit und Übung mit den anderen Sprachschülern und der Familie, mit der sie heute noch in Kontakt stehe, habe ihr geholfen. Auf ihren neuen Job bei der GDA freue sie sich, weil sie wieder in ihrem alten Beruf arbeiten könne und den Leuten etwas zurückgeben und helfen wolle. Auch Frankfurt möchte sie besser kennenlernen, „weil es eine schöne Stadt ist“.
Bis dahin war es ein anstrengender Weg für die gebürtige Ukrainerin. Als der russische Angriffskrieg ihre Heimatstadt Charkiw vergangenes Jahr erreicht hat, so erzählt sie, habe sie die Zeit vom 24. Februar bis 5. März in einem Bombenkeller verbracht. In dem großen Kellerkomplex hätten sich bis zu 100 Personen befunden. Die Evakuierung sei anfänglich über einen Zug erfolgt, der einmal täglich gefahren sei. Für sie sei das aber nicht infrage gekommen, da der Bahnhof überfüllt und der Weg zum Bahnhof gefährlich gewesen sei, fügt sie an. Letztlich sei sie dann mit einer Familie in deren Auto geflohen, und das mit nur wenig Gepäck und den wichtigsten Dokumenten.
Nach Zwischenstationen in Lwiw und in Lodz bei ihrem dort studierenden Sohn habe ein Freund ihr von einer Familie in Niddatal berichtet, die ein Zimmer frei habe und sie gerne aufnehmen würde, sagt Ushakova. Da die polnische Regierung kostenlose Busse für ukrainische Geflüchtete eingerichtet habe, habe sie von Warschau bis nach Frankfurt fahren können. Von dort habe sie dann ein Freund zu der Familie gebracht, bei der sie anschließend viereinhalb Monate leben konnte, erzählt sie. Zu Anfang hätten sie dort nur Englisch gesprochen, was sie in der Heimat gelernt habe. Die junge Familie habe sie unterstützt, ihr etwa einen Schreibtisch und Laptop besorgt, und sie in dem gleichen Zimmer einquartiert wie deren eigenes Kind. „Ich war das zweite Baby“, bemerkt sie und lacht.
Unterstützung auch durch TalentOrange
Im April vergangenen Jahres sei sie dann auf die Anzeige von TalentOrange gestoßen, sagt Ushakova. Das Dienstleistungsunternehmen, das normalerweise eher Fachkräfte aus Lateinamerika und Asien für den deutschen Arbeitsmarkt sucht, habe zu diesem Zeitpunkt explizit nach ukrainischen Pflegekräften gefragt, die Englisch können, ergänzt Uta Rasche, Sprecherin von TalentOrange. „Mit Englisch lernt sich Deutsch besser“, so Rasche. Nach einem Online-Interview sei es dann am 1. Mai mit dem intensiven Deutsch-Kurs losgegangen, erzählt Ushakova. In den folgenden zehn Monaten, in deren Verlauf sie durch einen Kontakt der Familie nach Neu-Isenburg gezogen sei und den dortigen Campus von TalentOrange besucht habe, habe sie jeden Tag sechs Stunden Deutsch gelernt und auch Hausaufgaben machen müssen. „Ich hatte keine Freizeit, keine Wochenenden und nur gelesen und gelernt.“ Arbeiten habe sie deshalb nicht gekonnt, aber dafür finanzielle Zuwendungen vom Bund erhalten.
Neben der Sprachschule bietet TalentOrange auch Unterstützung bei der Anerkennung der Berufsqualifikation sowie Hilfe bei der Arbeitsplatzsuche an. Der Weg in den deutschen Arbeitsmarkt, so erklärt Rasche, sei schwer für Menschen, die keine Muttersprachler seien. Die erforderlichen Dokumente seien selbst für solche oft unverständlich. Darüber hinaus sei beispielsweise die Anerkennungsbehörde in Darmstadt sehr streng und fordere viele Qualifikationen und Berufserfahrung. Ushakova habe ihre Anerkennung jedoch sofort bekommen, da sie lange Zeit in der Ukraine im medizinischen Bereich tätig gewesen sei.
Nach Beendigung des Sprachkurses hat Iryna Ushakova nun die Prüfung als beste abgeschlossen. Besonders schwer gefallen sei ihr beim Lernen die deutsche Grammatik und teils die Aussprache, sagt die Absolventin. Aber die Zeit und Übung mit den anderen Sprachschülern und der Familie, mit der sie heute noch in Kontakt stehe, habe ihr geholfen. Auf ihren neuen Job bei der GDA freue sie sich, weil sie wieder in ihrem alten Beruf arbeiten könne und den Leuten etwas zurückgeben und helfen wolle. Auch Frankfurt möchte sie besser kennenlernen, „weil es eine schöne Stadt ist“.
12. Januar 2023, 12.53 Uhr
Till Geginat
Till Geginat
Jahrgang 1994, Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Goethe Universität Frankfurt, seit November 2022 beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Till
Geginat >>
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26. Dezember 2024
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