Partner
Frankfurter Buchmesse 2021
Friedenspreis-Verleihung mit kritischen Zwischentönen
Am letzten Tag der Buchmesse wurde der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels an Autorin und Filmemacherin Tsitsi Dangarembga verliehen. Grünen-Stadtverordnete Mirrianne Mahn unterbrach die Verleihung und kritisierte noch einmal den Umgang der Messe mit rechtsextremen Verlagen.
Mit dem letzten Tag der Frankfurter Buchmesse wurde am Sonntag in der Paulskirche der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen. In diesem Jahr ging er an die Schriftstellerin und Filmemacherin Tsitsi Dangarembga, die für ihr Engagement für Menschenrecht und Demokratie in Simbabwe geehrt wurde.
Dangarembga wurde 1959 im heutigen Simbabwe geboren und engagiert sich neben ihrer Arbeit seit Jahren für Freiheits- und Frauenrechte und politische Veränderungen in ihrem Heimatland und wurde schon mehrfach ausgezeichnet. Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) ging in seiner Rede unter anderem auf Dangarembgas international erfolgreiche Tambudzai-Trilogie ein, in der eine junge Frau um ihr Recht auf Selbstbestimmung und gegen das Patriarchat kämpft. „Die Geschichte von Tambu, das ist ein Stück weit Ihre Geschichte“, sagte Feldmann in Richtung der Preisträgerin. „Aber: Sie laufen nicht nur für sich. Sie fordern Gleichberechtigung. Sie stehen auf für Pressefreiheit, für den Kampf gegen Korruption – selbst wenn Machthaber Sie mit Inhaftierung einzuschüchtern versuchen. Diese Haltung macht Sie zu einem Vorbild.“
Freiheit des Wortes versus Würde des Menschen
Zu Beginn seiner Rede ging Feldmann auch auf die Diskussion über die Präsenz rechtsextremer Verlage auf der Buchmesse ein, die die Messe in diesem Jahr überschattete. Nachdem mehrere Autor:innen ihre Aufritte in Frankfurt abgesagt hatten, wurde sowohl in der Öffentlichkeit und den sozialen Medien als auch auf der Buchmesse selbst über den Umgang mit rechtsextremen Verlagen debattiert. Vor allem die Aussagen von Geschäftsführer Juergen Boos und der Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friderichs, man müsse auch Leute aushalten, die man nicht gern da habe oder es sei „ein Konflikt, mit dem wir leben müssen“, sorgten für Kritik. So verwies Feldmann am Sonntag neben der viel gehörten „Freiheit des Wortes“ auch auf die „Würde des Menschen“. „Ich sage es sehr deutlich: Im kommenden Jahr möchte ich, dass alle Autorinnen sich sicher fühlen, nach Frankfurt zu kommen, dass sie hier geborgen, beschützt und willkommen sind“, so Feldmann.
So blieb auch die Friedenspreis-Verleihung nicht frei von Kritik. Die Grünen-Stadtverordnete Mirrianne Mahn unterbrach dafür sogar die Rede des Oberbürgermeisters und erklärte, es sei paradox, in der Paulskirche einer Schwarzen Frau den Friedenspreis zu verleihen, während Schwarze Frauen auf der Buchmesse nicht willkommen gewesen seien, „weil nicht dafür gesorgt wurde, dass sie sich sicher fühlen“. Das sei keine Meinungsfreiheit. Auf die beriefen sich die Verantwortlichen der Buchmesse bereits in den vergangenen Jahren und auch in der diesjährigen Diskussion immer wieder. Auch in ihrer Bilanz bezogen sie am Sonntag noch einmal Stellung und erklärten, die Buchmesse habe gezeigt, dass es „gesellschaftliche Debatten gibt, die wir intensiv weiterführen müssen“.
„Wenn die Debatte heute nicht geführt wird, beginnt sie im nächsten Jahr von neuem“, sagte auch die Frankfurter Bürgermeisterin und Dezernentin für Diversität, Antidiskriminierung und gesellschaftlichen Zusammenhalt, Nargess Eskandari-Grünberg (Bündnis90/Die Grünen). „Es kann nicht sein, dass in der Stadt der Paulskirche Menschen einer Messe fernbleiben, weil sie sich bedroht fühlen“, sagte Eskandari-Grünberg und kündigte an, das Gespräch mit Buchmesse-Geschäftsführer Boos suchen zu wollen.
Dangarembga wurde 1959 im heutigen Simbabwe geboren und engagiert sich neben ihrer Arbeit seit Jahren für Freiheits- und Frauenrechte und politische Veränderungen in ihrem Heimatland und wurde schon mehrfach ausgezeichnet. Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) ging in seiner Rede unter anderem auf Dangarembgas international erfolgreiche Tambudzai-Trilogie ein, in der eine junge Frau um ihr Recht auf Selbstbestimmung und gegen das Patriarchat kämpft. „Die Geschichte von Tambu, das ist ein Stück weit Ihre Geschichte“, sagte Feldmann in Richtung der Preisträgerin. „Aber: Sie laufen nicht nur für sich. Sie fordern Gleichberechtigung. Sie stehen auf für Pressefreiheit, für den Kampf gegen Korruption – selbst wenn Machthaber Sie mit Inhaftierung einzuschüchtern versuchen. Diese Haltung macht Sie zu einem Vorbild.“
Freiheit des Wortes versus Würde des Menschen
Zu Beginn seiner Rede ging Feldmann auch auf die Diskussion über die Präsenz rechtsextremer Verlage auf der Buchmesse ein, die die Messe in diesem Jahr überschattete. Nachdem mehrere Autor:innen ihre Aufritte in Frankfurt abgesagt hatten, wurde sowohl in der Öffentlichkeit und den sozialen Medien als auch auf der Buchmesse selbst über den Umgang mit rechtsextremen Verlagen debattiert. Vor allem die Aussagen von Geschäftsführer Juergen Boos und der Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friderichs, man müsse auch Leute aushalten, die man nicht gern da habe oder es sei „ein Konflikt, mit dem wir leben müssen“, sorgten für Kritik. So verwies Feldmann am Sonntag neben der viel gehörten „Freiheit des Wortes“ auch auf die „Würde des Menschen“. „Ich sage es sehr deutlich: Im kommenden Jahr möchte ich, dass alle Autorinnen sich sicher fühlen, nach Frankfurt zu kommen, dass sie hier geborgen, beschützt und willkommen sind“, so Feldmann.
So blieb auch die Friedenspreis-Verleihung nicht frei von Kritik. Die Grünen-Stadtverordnete Mirrianne Mahn unterbrach dafür sogar die Rede des Oberbürgermeisters und erklärte, es sei paradox, in der Paulskirche einer Schwarzen Frau den Friedenspreis zu verleihen, während Schwarze Frauen auf der Buchmesse nicht willkommen gewesen seien, „weil nicht dafür gesorgt wurde, dass sie sich sicher fühlen“. Das sei keine Meinungsfreiheit. Auf die beriefen sich die Verantwortlichen der Buchmesse bereits in den vergangenen Jahren und auch in der diesjährigen Diskussion immer wieder. Auch in ihrer Bilanz bezogen sie am Sonntag noch einmal Stellung und erklärten, die Buchmesse habe gezeigt, dass es „gesellschaftliche Debatten gibt, die wir intensiv weiterführen müssen“.
„Wenn die Debatte heute nicht geführt wird, beginnt sie im nächsten Jahr von neuem“, sagte auch die Frankfurter Bürgermeisterin und Dezernentin für Diversität, Antidiskriminierung und gesellschaftlichen Zusammenhalt, Nargess Eskandari-Grünberg (Bündnis90/Die Grünen). „Es kann nicht sein, dass in der Stadt der Paulskirche Menschen einer Messe fernbleiben, weil sie sich bedroht fühlen“, sagte Eskandari-Grünberg und kündigte an, das Gespräch mit Buchmesse-Geschäftsführer Boos suchen zu wollen.
25. Oktober 2021, 13.15 Uhr
Laura Oehl
Laura Oehl
Jahrgang 1994, Studium der Musikwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt, Journalismus-Master an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, seit Dezember 2020 beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Laura
Oehl >>
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Stadtleben
„GoFundMe“-Jahresbericht 2024
Frankfurt zum zweiten Mal in Folge großzügigste Stadt Deutschlands
Im bundesweiten Vergleich spenden Menschen aus Frankfurt pro Kopf am meisten Geld. Das geht aus dem Bericht der Spenden-Plattform „GoFundMe“ für das Jahr 2024 hervor.
Text: Sina Claßen / Foto: Im Durchschnitt spendeten Menschen aus Frankfurt 28 Euro © Adobe Stock/Syda Productions
StadtlebenMeistgelesen
- „Massif E“Massif Central rettet E-Kinos
- Frankfurt-OberradPfarrei äußert sich zu Vorwürfen der Bürgerinitiative „Nachbarprotest"
- Frankfurter Neue AltstadtHighlights des lebendigen Adventskalenders bis Weihnachten
- Archäologisches Museum FrankfurtNach Heizungsausfall: Dauerausstellung wieder geöffnet
- Heiliger Abend in FrankfurtDiakonie lädt zur „Langen Nacht“ ein
22. Dezember 2024
Journal Tagestipps
Freie Stellen