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Ehrenplakette und Eisenbahn-Reiner
Protest gegen Auszeichnung von Bruder Paulus
Dass ausgerechnet Bruder Paulus für sein Engagement für Obdachlose mit der Ehrenplakette geehrt werden soll, stößt manchem bitter auf. Denn der Mönch brachte 2016 den international beachteten Eklat um Eisenbahn-Reiner ins Rollen.
"Ich protestiere als Bürger und Gründer des Vereins „Kultur für Alle“ entschieden gegen die geplante Verleihung der Ehrenplakette der Stadt Frankfurt an Herrn Terwitte“, sagt Götz Wörner. Mit Herr Terwitte ist der Kapuzinermönch Paulus Terwitte, den die meisten unter seinem Kirchennamen Bruder Paulus kennen, gemeint. Die Auszeichnung begründet Oberbürgermeister Peter Feldmann so: „Wer regelmäßig durch die Frankfurter Innenstadt geht, wird unweigerlich auf die seelsorgerische Arbeit von Bruder Paulus und seines Ordens aufmerksam. Seit Jahrzehnten widmet sich Bruder Paulus im Kapuzinerkloster Liebfrauen der Obdachlosenfürsorge und leistet damit einen großen Dienst für die urchristliche Tradition der Nächstenliebe.“ Das Kapuzinerkloster Liebfrauen mit seinen stets offenen Türen für Bedürftige und Bruder Paulus seien ein Symbol für diese Stadt, die trotz all ihres Wohlstandes auch an jene denke, deren Leben nicht wie geplant verlaufen sei.
Für Götz Wörner klingt diese Laudatio eher wie Hohn, seinen Unmut hat er mittlerweile auch gegenüber Peter Feldmann zum Ausdruck gebracht. Zum einen, weil Bruder Paulus für sein jahrzehntelanges Engagement im Franziskustreff für Obdachlose gewürdigt wird, der Verein aber die meiste Zeit vom 2010 verstorbenen Bruder Wendelin gegründet und geleitet wurde, der dafür mit der Ehrenplakette ausgezeichnet wurde. Zum anderen, weil Wörner Bruder Paulus verübelt, dass er sich im vergangenen Herbst eingemischt hat. „Es war Herr Terwitte, der durch eine Beschwerde beim Ordnungsamt gegen ‚Eisenbahn-Reiner’ ordnungsrechtliches Handeln verursacht hat und Empörung in der Frankfurter Bürgerschaft ausgelöst hat. Daraufhin war unsere tolerante Stadt bundesweite in den Medien der Lächerlichkeit preisgegeben.“
Tatsächlich soll es Bruder Paulus gewesen sein, der beim Ordnungsamt nachfragte, ob der 45-jährige Obdachlose Reiner Schaad, seither auch als Eisenbahn-Reiner bekannt, denn eine Genehmigung habe, sein Spielsachensammelsurium auszustellen. Klar, hatte er nicht. Was folgte, war, dass die Behörden die Eisenbahn und somit den ganzen Stolz des obdachlosen gelernten Gärtners konfiszierten. Was folgte, war eine beispielslose Berichterstattung, selbst von internationalen Gazetten, über die Herzlosigkeit der Stadt. Letztlich bekam Reiner Schaad nicht nur die Genehmigung und seine Spielsachen zurück, man wurde sich auch darüber einig, wie weit der Obdachlose seine Sammlung ausbreiten darf, um niemanden zu stören. Bereits im Oktober vergangenen Jahres sagte Reiner Schaad gegenüber dem JOURNAL FRANKFURT über Bruder Paulus: "Ich hab ja schon früh die Vermutung gehabt, dass er dahinter steckt. Der ist ein Medienstar, aber sein Umgang mit uns ist nicht schön."
Bruder Paulus sah sich gegenüber der FNP genötigt, sich zu erklären. Es sei ihm doch nur um Gerechtigkeit gegangen. Letztlich verkaufe ein anderer Obdachlose direkt nebenan Heiligenbildchen und ihm sei das Betreiben eines Standes wegen einer fehlenden Genehmigung verweigert worden. Im vergangenen Jahr erfuhr das JOURNAL FRANKFURT, dass sich wohl jemand beschwert habe. Seither betreibt „Olaf“ eben einen Bauchladen. Gegenüber der FNP jedenfalls sagte Bruder Paulus: „Wir haben in dieser Stadt Regeln. Es gibt eine Straßennutzungsordnung, die für alle gilt. Wo kommen wir denn hin, wenn jeder macht, was er will?“. Es sei auch nicht förderlich, wenn Vereine wie die Street Angels Isomatten und Bollerwagen an Eisenbahn-Reiner verteilten, so käme er ja nie von der Straße runter und hinein in ein bürgerliches Leben mit eigenen vier Wänden.
Der Verein Kultur für alle e.V. hatte jedenfalls bereits im vergangenen Herbst reagiert und Bruder Paulus gebeten, sein Ehrenamt im Beirat des Vereins niederzulegen. „Ich bin mir sicher, dass Bruder Wendelin, den ich kannte, eine solch absurde Aktion niemals in den Sinn gekommen wäre. Wendelin Gerigk war ein feiner Mensch und wahrer Christ,“ so Wörner.
Auf Facebook beschrieb sich Bruder Paulus als Reaktion auf die Nachricht seiner anstehenden Ehrung als „dankbar bewegt“. „Möge die Feier, die ansteht, ein Fest werden, dass die Bürgerschaft der Stadt weiter ermutigt, in Geschwisterlichkeit, Gerechtigkeit und Kreativität zum Wohl von Stadt und Land zu wirken.“
Für Götz Wörner klingt diese Laudatio eher wie Hohn, seinen Unmut hat er mittlerweile auch gegenüber Peter Feldmann zum Ausdruck gebracht. Zum einen, weil Bruder Paulus für sein jahrzehntelanges Engagement im Franziskustreff für Obdachlose gewürdigt wird, der Verein aber die meiste Zeit vom 2010 verstorbenen Bruder Wendelin gegründet und geleitet wurde, der dafür mit der Ehrenplakette ausgezeichnet wurde. Zum anderen, weil Wörner Bruder Paulus verübelt, dass er sich im vergangenen Herbst eingemischt hat. „Es war Herr Terwitte, der durch eine Beschwerde beim Ordnungsamt gegen ‚Eisenbahn-Reiner’ ordnungsrechtliches Handeln verursacht hat und Empörung in der Frankfurter Bürgerschaft ausgelöst hat. Daraufhin war unsere tolerante Stadt bundesweite in den Medien der Lächerlichkeit preisgegeben.“
Tatsächlich soll es Bruder Paulus gewesen sein, der beim Ordnungsamt nachfragte, ob der 45-jährige Obdachlose Reiner Schaad, seither auch als Eisenbahn-Reiner bekannt, denn eine Genehmigung habe, sein Spielsachensammelsurium auszustellen. Klar, hatte er nicht. Was folgte, war, dass die Behörden die Eisenbahn und somit den ganzen Stolz des obdachlosen gelernten Gärtners konfiszierten. Was folgte, war eine beispielslose Berichterstattung, selbst von internationalen Gazetten, über die Herzlosigkeit der Stadt. Letztlich bekam Reiner Schaad nicht nur die Genehmigung und seine Spielsachen zurück, man wurde sich auch darüber einig, wie weit der Obdachlose seine Sammlung ausbreiten darf, um niemanden zu stören. Bereits im Oktober vergangenen Jahres sagte Reiner Schaad gegenüber dem JOURNAL FRANKFURT über Bruder Paulus: "Ich hab ja schon früh die Vermutung gehabt, dass er dahinter steckt. Der ist ein Medienstar, aber sein Umgang mit uns ist nicht schön."
Bruder Paulus sah sich gegenüber der FNP genötigt, sich zu erklären. Es sei ihm doch nur um Gerechtigkeit gegangen. Letztlich verkaufe ein anderer Obdachlose direkt nebenan Heiligenbildchen und ihm sei das Betreiben eines Standes wegen einer fehlenden Genehmigung verweigert worden. Im vergangenen Jahr erfuhr das JOURNAL FRANKFURT, dass sich wohl jemand beschwert habe. Seither betreibt „Olaf“ eben einen Bauchladen. Gegenüber der FNP jedenfalls sagte Bruder Paulus: „Wir haben in dieser Stadt Regeln. Es gibt eine Straßennutzungsordnung, die für alle gilt. Wo kommen wir denn hin, wenn jeder macht, was er will?“. Es sei auch nicht förderlich, wenn Vereine wie die Street Angels Isomatten und Bollerwagen an Eisenbahn-Reiner verteilten, so käme er ja nie von der Straße runter und hinein in ein bürgerliches Leben mit eigenen vier Wänden.
Der Verein Kultur für alle e.V. hatte jedenfalls bereits im vergangenen Herbst reagiert und Bruder Paulus gebeten, sein Ehrenamt im Beirat des Vereins niederzulegen. „Ich bin mir sicher, dass Bruder Wendelin, den ich kannte, eine solch absurde Aktion niemals in den Sinn gekommen wäre. Wendelin Gerigk war ein feiner Mensch und wahrer Christ,“ so Wörner.
Auf Facebook beschrieb sich Bruder Paulus als Reaktion auf die Nachricht seiner anstehenden Ehrung als „dankbar bewegt“. „Möge die Feier, die ansteht, ein Fest werden, dass die Bürgerschaft der Stadt weiter ermutigt, in Geschwisterlichkeit, Gerechtigkeit und Kreativität zum Wohl von Stadt und Land zu wirken.“
27. September 2017, 12.08 Uhr
nb
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Text: Florian Aupor / Foto: Symbolbild © Adobe Stock/Manuel Schönfeld
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