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Editorial 12/2022

Kollektives Erleben

Die aktuelle Ausgabe gibt einen Einblick in das Leben Gerd Schülers, der mit dem Dorian Gray lange das Frankfurter Nachtleben prägte. Orte wie diese, die im kollektiven Gedächtnis geblieben sind, gibt es nicht mehr, schreibt Chefredakteurin Jasmin Schülke in ihrem Editorial.
„Wenn du es träumen kannst, kannst du es auch tun“ – dieses Zitat von Walt Disney beschreibt ziemlich gut Gerd Schülers Leben. Bereits als junger Mann wollte er Rennfahrer werden und nahm sich nach Dienstschluss ungefragt den Vorführwagen des Autohauses, in dem er arbeitete, um an Rennen teilzunehmen – mit Erfolg. Er reüssierte als Rennfahrer (allerdings nicht mit dem Vorführwagen) und sogar die Formel 1 rückte in greifbare Nähe. Später baute er ein Gastro-Imperium auf und prägte gemeinsam mit seinem Partner Michael Presinger das Frankfurter Nachtleben für Jahrzehnte. Viele Frankfurter Gastronomen, die heute eigene Betriebe haben, haben bei Schüler und Presinger angefangen. 1978 eröffneten sie das Dorian Gray am Frankfurter Flughafen, das zu einer der bekanntesten Diskotheken Europas wurde. Hier feierten Grace Jones und Stevie Wonder, die Formel-1-Fahrer Niki Lauda und Clay Regazzoni schauten vorbei. Es war die Zeit der glamourösen Partys und die harte Tür war legendär. Manch einer hat es Dutzende Male probiert, ohne Erfolg. Kürzlich erzählte ein Frankfurter CDU-Politiker, dass er nie im Dorian Gray war, woraufhin Gerd Schüler ihm entgegnete: „Sie wären sowieso nicht hineingekommen.“

Demnächst erscheint Gerd Schülers lange geplante Biografie und das JOURNAL FRANKFURT konnte vorab hineinschauen. „Mein Leben am Limit“, so der Titel, beschreibt das Leben eines Menschen, der sich keine Grenzen gesetzt hat. Warum sich der große Club im Dorian Gray in den 80er Jahren zu einem „ungeplanten Paralleluniversum“ entwickelte, analysiert Raphael Krickow in einem Gastbeitrag. Es ging vor allem darum, bei etwas ganz Großem dabei zu sein. Um das Jahr 2000 herum begann allerorten das Clubsterben, auch im „Gray“ gingen die Lichter aus. Viele Frankfurterinnen und Frankfurter bekommen heute noch glänzende Augen, wenn sie an die Nächte denken. Es gibt Orte, die im kollektiven Gedächtnis sind und man muss sicher keine Nostalgikerin sein, um zu sagen: solche Orte gibt es nicht mehr. Corona hat diese Entwicklung noch beschleunigt, aber nicht nur. Vor allem die Digitalisierung hat dazu geführt, dass es heute immer weniger um das gemeinsame Erleben geht. Die aktuellen Krisen tragen ihr Übriges dazu bei. Jüngst hat der Tigerpalast angekündigt, seine Spielzeit vorzeitig zu beenden. Der Grund: Es werden zu wenig Karten verkauft. Der Krieg und die Angst vor steigenden Energiekosten machen den meisten Kulturbetrieben zu schaffen. Wie viele von ihnen werden überleben können? Gerade jetzt vor Weihnachten sollten wir die Orte des kollektiven Erlebens aufsuchen, sie unterstützen und uns an dem erfreuen, was dort (noch) passiert. Wenn es diese Orte nicht mehr gibt, wird es sehr einsam werden.
 
Fotogalerie:
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24. November 2022, 12.17 Uhr
Jasmin Schülke
 
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. – Mehr von Jasmin Schülke >>
 
 
 
 
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