Ausschlafen? Das war gestern! Heute stellt Frau sich schon in den frühen Morgenstunden vor den H&M Store in der Frankfurter Innenstadt und wartet gespannt auf den Einlass zum Versace-Shopping.
Corinna Hunger /
In ausgewählten H&M-Filialen in Deutschland fand am Donnerstagmorgen erstmals die Versace-Kollektion ihren Platz in den Regalen. So auch in der Filiale auf der Frankfurter Zeil. Ab 6 Uhr verteilte die Security bunte Armbändchen an aufgeregte junge Mädchen und Frauen. Kein Witz: Jede der 14 Farben bedeutete eine andere Uhrzeit für das exklusive Shopping-Erlebnis. So konnten sich alle mit einem roten Armband freuen, als erste um 8 Uhr das Geschäft betreten zu dürfen. All diejenigen, die – so wie ich – „erst“ um kurz vor 8 Uhr auf der Zeil antanzten, bekamen ein weißes Bändchen ums Handgelenk gebunden und hatten so vor ihrem Termin noch viel Zeit anderen Verpflichtungen nachzukommen. Denn die weißen Bändchen waren für die letzte exklusive Gruppe gedacht, bevor dann ab 13.15 Uhr das gesamte Fußvolk einkaufen durfte.
So freuten sich die Starbucks-Cafés der Innenstadt über viele mehr oder weniger muntere Kunden, die irgendwie versuchten ihre Wartezeit totzuschlagen. Während man sich bei Kaffee und Brötchen angeregt über die neue Kollektion unterhielt, waren es doch tatsächlich zwei junge Männer, die mit insgesamt fünf Versace-Einkaufstaschen im Schlepptau das Café betraten. Ganz zum Unmut all derjenigen, die sich noch zwei, drei oder eben auch vier Stunden gedulden mussten.
Als meine Gruppe dann, besagte vier Stunden später, um kurz nach 12 Uhr eingelassen wurde, ging alles ganz schnell. Über eine Lautsprecherdurchsage wurden „alle Kunden mit einem weißen Bändchen“ gebeten sich am Eingang einzufinden, die Absperrung wurde geöffnet und dann hatten wir ganze 15 Minuten Zeit zum Luxus-Shopping. Kurz und schrill scheint das Motto der Kollektion zu sein. Viele knappe Teile in allen erdenklichen Farbtönen zieren die Kleiderständer. Selbst Gürtel und Schmuck sind fast ausschließlich in grellen Farbtönen zu erhalten. Ich persönlich scheine nicht ganz der Versace-Typ zu sein, war ich doch nach nur 5 Minuten wieder draußen, aber vielen anderen scheint der ganz exklusive Einkaufsbummel doch einiges wert gewesen zu sein. Schon ab 1 Uhr nachts standen aufgeregte Mädels auf der Kaiserstraße und warteten sehnsüchtig auf die Verteilung der Armbändchen, erzählen mir Angestellte.
Und wer kauft so alles Versace? Insbesondere die Generation zwischen 20 und 30 Jahren sei stark vertreten gewesen. Aber auch viele Mütter kamen gemeinsam mit ihren Teenie-Töchtern zum Versace-Shopping – „eher die Schicki-Micki-Fraktion“, so ein Verkäufer. Warum auch zur Schule gehen, wenn man stattdessen Versace shoppen kann? Schule wird doch eh überbewertet und auf so einem morgendlichen Einkaufsbummel mit Mutti lernt man doch viel Wichtigeres: Beispielsweise, wie man andere einkaufswütige Teenager rechtzeitig zur Seite schafft…