Die Frankfurter Stadtevents und der Fotograf Ulrich Mattner spenden die Einnahmen aus Info-Touren durchs Rotlicht der Teestube Jona – der Hilfseinrichtung wurde kürzlich der Mietvertrag gekündigt.
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1120 Euro haben Michelle Weise, Chefin der Frankfurter Stadtevents (den Stadtführungen vom Journal Frankfurt) sowie der Fotograf und Tourveranstalter Ulrich Mattner an Nadine Müller, Leiterin der Teestube Jona, überreicht. Das seit 1985 geöffnete „Wohnzimmer für Menschen ohne Wohnung“ am Hauptbahnhof ist von der Schließung bedroht. Die Spende stammt aus dem Erlös von zehn Informationstouren zum Thema Sexarbeit und Zwangsprostitution speziell für Frauen während der Bahnhofsviertelnacht.
Die Stadt Frankfurt hatte die Touren aufgrund von Protesten einiger Aktivistinnen gegen Sexarbeit aus dem Programm der Großveranstaltung gestrichen. „Den Vorwurf, wir würden für Prostitution werben, verstehe ich nicht“, sagte Ulrich Mattner. „Das Gegenteil ist der Fall. Teilnehmerinnen erhalten einen Eindruck von Armutsprostitution und den harten Arbeitsbedingungen von vorwiegend aus Rumänien und Bulgarien stammenden Frauen.“
Die Teestube Jona ist ein typisches Beispiel für die Verdrängung kleiner Leute aus dem Bahnhofsviertel. Der Mietvertrag wurde im Juni für Ende September gekündigt. Ein Investor will das Haus sanieren und aufwerten. Für die weit über hundert verarmten Menschen, die sich dort zum Kochen, gemeinsamen Essen und zu Spielenachmittagen treffen, soll dort kein Platz mehr sein. Vor einigen Wochen war die Teestube, Betreiber ist die Frankfurter Wohnungslosenhilfe, fünf Tage ohne Strom. „Wir haben ihn nicht abgestellt“, sagt Müller. „Aber wir lassen uns nicht vertreiben und bleiben so lange, bis wir etwas Neues finden.“