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No Sex in the City
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Kolumne von Ana Marija Milkovic
 

Kolumne von Ana Marija Milkovic

Von der Unabhängigkeit

Foto: Harald Schröder
Foto: Harald Schröder
"Amerika beliebt in wehrhafter Unabhängigkeit den eigenen amerikanischen Traum zu leben. Reinreden lässt es sich dabei nicht", meint unsere Kolumnistin – ein Zeichen dafür sei die Figur Michelle Obama.
Ich bin eine Frau. Ich lasse mich gerne inspirieren, ohne dass ich nach Inspiration suche. Allenthalben lese ich die Tage, Michelle Obama wäre eine Frau, die Generationen von Frauen inspiriert hat und Kinder dazu brachte, Salat zu essen. Ich denke, meine eigene Mutter brachte mich dazu, Salat zu essen. Mütter scheinen in den Staaten auf breiter Front zu versagen. Jede Frau, las ich beflissentlich weiter, möchte Michelle Obama gerne zur Freundin haben. Wahrscheinlich ist das so, damit das eigene Kind Salat isst. Michelle hätte, stand sogar in der Wochenzeitung Die Zeit geschrieben, den Feminismus neu definiert.

Michelle Obama stammt aus der Arbeiterschicht. Sie hat es mit eiserner Disziplin aufgestiegen. Ihre Urahnen waren noch Sklaven. Ein herausragendes Merkmal ihrer Persönlichkeit ist, dass sie sich keine Fehler in der Öffentlichkeit leistet. Kindern aus der Arbeiterschicht werden Fehler vom Establishment nicht leichtherzig verziehen. Unterschwellig bleibt der Klassenkampf bestehen. Deswegen arbeitet Michelle Obama an ihrem perfekten Image. Sie scheint stärker, gütiger und besser ausgebildet als ihre Vorgängerinnen zu sein.

Das nach außen transportierte Bild der Familie Obama hat mir ausnahmslos gut gefallen. Wir weideten unsere Augen an einem starken, schwarzen Familienbund, die sich in klassischen Rollenbildern erstmalig im Weißen Haus wieder fanden: Vater, Mutter, Kinder. Michelle Obama wurde in ihrer Kleiderwahl gut und ausdrucksvoll beraten. Unvergessen ihr ist ihr Auftritt in der Wahlnacht vor acht Jahren, an dem ihr Mann, die Hoffnungen Amerikas mit den Worten dämpfte: "It's not about me." Zum Schluss seiner achtjährigen Amtszeit soll es dann nur noch um Michelle Obamas Stilsicherheit gegangen sein. Es erstaunt mich, dass ihr Stil nie im Land des Kaptals kapitalisiert und kopiert wurde.

In seiner Dankesrede zum Ende seiner Amtszeit nannte Barack Obama seine Frau mit vollem Mädchennamen. Er bezeugte stolz vor aller Welt ihre schwarze Herkunft als wäre das eine Besonderheit. Barack Obamas Mutter ist weiß. Barack Obama hat sich für eine schwarze Frau entschieden. Der Mensch, ob schwarz oder weiß, entscheidet und verordnet sich im Leben über Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft. Ausnahmen bestätigen die Regel. Daran ändert auch alles Schönreden nicht. Am Ende von Obamas Amtszeit stellt die Welt fest, Amerika ist geteilt. Jene Weiße und Schwarze, die vor Jahren noch bekannt gaben, den "Nigger" zu wählen, haben sich heute für das "Ferkel" Trump entschieden. Es sind zwei Seiten einer amerikanischen Medaille. Amerika beliebt in wehrhafter Unabhängigkeit den eigenen amerikanischen Traum zu leben. Reinreden lässt es sich dabei nicht.

Nicht Michelle, aber Amerika scheint eine feministische Frau zu sein, die zickt und fickt. Pardon, aber immerhin.
19. Januar 2017
Ana Marija Milkovic
 
 
Fotogalerie:
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