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No Sex in the City
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Kolumne von Ana Marija Milkovic
 

Kolumne von Ana Marija Milkovic

Von der Milchstraße zu Frankfurts Arche Noah

Unsere Kolumnistin meint: Frankfurt hat genug Feste gefeiert. 2014 bitte keine Feuerwerke mehr, stattdessen eine schwimmende Lichterkette im Main. Wie die Milchstraße würde der Fluss aussehen.
Von der Existenz der Milchstrasse weiß ich seit meiner frühen Kindheit. Aus meinem Kinderzimmer konnte ich zwar nicht auf die Milchstraße blicken, dafür auf das Marburger Schloß. Ein beruhigendes Bild vor der kindlichen Nachtruhe. Aber das ist eine andere Geschichte.

Meine heutige Kolumne handelt von Frankfurt und dem Stück Himmel darüber. Die Existenzgrundlage einer Stadt nährt sich aus auch dem Wunsch ihrer Bürger, in ihr leben zu wollen. An heißen Sommertagen wie diesen, wenn die Hitze bunte Menschenteppiche an 's Frankfurter Ufer spült, werden wir Frankfurter sichtbar. Auf einer der Brücken über den Main genieße ich gerne die Aussicht auf das wild gepunktete Menschengrün auf der Sachsenhäuser Seite. Von hier aus offenbart sich der Blick in die Frankfurter Skyline. Weniger einem Cluster, mehr einem Fächer ähnelnd, türmen sie sich auf, die Riesen. Skyline und Museumsufer sind nun seit ein paar Jahren beleuchtet, leuchtend inszeniert. Soweit die guten Nachrichten. Die schlechten Nachrichten sind, es bleibt uns Frankfurtern wenig Zeit in unserer Stadt in Ruhe und auch ohne Behinderung leben zu können. Was mich zur Frage bewegt: Wieviel Jahrmarkt und Lärm verträgt unsere Stadt?

Ein Blick in den Frankfurter Veranstaltungskalender lässt erkennen, dass wir unsere Infrastruktur den Freikörperübungen Frankfurter Unternehmen und ihren Belegschaften gleich mehrfach im Jahr großzügig zur Verfügung stellen. Das lässt den Verdacht aufkommen, dass Bewegung anstelle von Bildung auf öffentlichen Plätzen und in den Straßen ordnungspolitisch gefördert ist. Hier ein Auszug aus dem Frankfurter Veranstaltungskalender: Frankfurter Lufthansa Halbmarathon, Ironman, Christopher Street Day, Women's Run, Frankfurter Firmenlauf (Chase), Frankfurt City Triathlon, Lauf für mehr Zeit, Sportcheck Stadtlauf. Angereichert werden die Freikörperübungen durch Eventveranstaltungen, die auch das Stück Himmel über unserer Stadt schmerzbefreit befeuern: Dippemess, Wolkenkratzerfestival, gefolgt vom Rosen und Lichterfest, danach das Höchster Schlossfest, gefolgt vom Mainuferfest, Sylvester. Zu erwähnen sind noch die Italienische Woche, Museumsuferfest, Bahnhofsviertelnacht, Apfelweinfestival, Rheingauer Weinmarkt, Opernfest, Nacht der Museen, Weihnachtsmarkt.

Das Radrennen rund um den Henninger Turm fährt nun rund um den Finanzplatz Frankfurt. Statussymbole weichen allgemeingültigen Platzhaltern. Tradition weicht bedingungslos dem Veranstaltungskalender. Auch das Frankfurter Waldstadion firmiert nun als Bankarena.

Flashback. 1973. Keine Finanzkrise, aber eine Ölkrise bewirkte, dass an 4 Sonntagen in Deutschland Fahrverbot galt. Wer kennt sie nicht die Bilder leergefegter Autobahnen? Für die Mehrzahl der Bürger soll die politische Antwort auf die damalige Ölkrise ein ungewöhnlicher Spass gewesen sein. Für die Kommunalpolitik könnte das heute Inspiration genug sein, auch ungewöhnliche, eigenständige Wege zu gehen. Hier ein mögliches Beispiel: Wir verzichten 2014 auf tausendfache in Brand Setzung Pyrotechnischer Sprengkörper. Das bedeutet? Wie verzichten auf Feuerwerk! Wir verzichten auf das sinnloses Verbrennen monetärer Mittel in Zeiten anhaltender Finanzkrisen. Wir brechen mit der After Börsen Party schnell abfackelnder wundersamer Hochfrequenzsprengsätze, so schön sie auch beliebig scheinen. Am Ende bleibt nichts.

Flashback in Frankfurt's Zukunft. Mainuferfest 2014. Frankfurt spendiert seinen Bürgern Boote, Schwimmwesten, Kerzen: Schwimmende Lichterketten in Frankfurt, analog Floating Markets in Bangkok. Ein buntes Treiben inmitten beleuchteter Ufer und Brücken. Unser Opernhaus setzt akustische Signale, Besinnlichkeit anstelle antreibenden Lärms stellt sich ein. Die Banktürme schalten für Stunden ihre Lichter aus. Ein Zeichen ihrer Sparsamkeit und des Respekts den Bürgern gegenüber, denen sie ihre eigene Existenz noch verdanken. Wir überraschen, zumindest kommunalpolitisch, Europa, dann doch, positiv. Während mir die Ordnungsfrau beim Anlegen der Schwimmweste bereits behilflich ist, stimmt das Freilichtorchester der Frankfurter Oper die Ouvertüre an. Ich halte inne. Ein kostbarer Moment.
6. August 2013
Ana Marija Milkovic
 
 
Fotogalerie:
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