Partner
No Sex in the City
Kolumne von Ana Marija Milkovic
Peter, schaff den Passivhaus-Standard ab!
Unsere Kolumnistin weilt in der Schweiz. Und hat von dort aus ein paar schöne Tipps für den, ihrer Meinung nach, künftigen Oberbürgermeister Peter Feldmann, wie er das Wohnen in Frankfurt günstiger machen kann.
Peter Feldmann, jetzt stehst Du das zweite Mal in Deinem Leben in der Stichwahl zum Oberbürgermeister. Bernadette? Abgeschlagen! Egal, der nächste Posten wird ihr sicher sein. Irgendwo wartet für die tapfere Bernadette von der CDU ein lauschiges und behagliches Plätzchen im hessischen Politkarusell. Um Bernadette werden wir uns auf dem Weg zur Stichwahl sicherlich keine Sorgen machen.
Peter, Du sagst, Du hättest die Mietpreisbremse eingeführt. In den nächsten Jahren steigen die Mieten im Jahr nur um ein Prozent. Mich dünkt, als sei das bereits unter Deiner Vorgängerin so gewesen. Hat die AGB Holding, respektive FAAG Wohnungsbaugesellschaft, nicht 2012 flächendeckend die Mieten erst nach 10 Jahren erhöht? Egal! Korinthenkackerei! Jetzt sind wir in den kommenden fünf Jahren vor Spekulationen sicher. Du möchtest das Ganze noch um weitere 5 Jahre verlängern. Mach das.
Gut ist, lieber Peter, dass Du dafür Sorge trägst, dass zukünftig 40 Prozent der Wohnbauten als geförderter Wohnungsbau entstehen werden. Auch bei Privatinvestitionen wirst Du mindestens 30 Prozent geförderten Wohnungsbau durchsetzen. Ich sage: weiter so! Nur, wie willst Du die Baukosten runtersetzen? Über städtisches Ackerland? Kosten für das Grundstück in der Finanzierung gegen Null drücken? Da geht noch was!
Frankfurt hat den Passivhausstandard im Parlament beschlossen. Das macht das Bauen teuer. Deine Vorgängerin hat das mit verbockt. Was hast Du nun vor? Planst Du offene Laubengänge vor Vierscheibenverglasungen in Suburbia zu errichten? Das tönt doch merkwürdig. Stell Dir folgendes vor: Du fährst mit Deinem klapprigem Lada gegen die Tür eines Panzerfuhrparks an. Wo entsteht da die Sicherheitslücke: Bei der Frischluftzufuhr beim öffnen der Haustür?
Pardon, ich lebe zwischenzeitlich auch in der Schweiz und habe neu sehen gelernt. Peter, schau auch einmal über den Tellerrand! Minergie-P, A, Eco! You name it. Das ist das schweizerische Äquivalent zum deutschen Passivhausstandard. Minergie ist das Prädikat eines eingetragenen Vereins. Da sind die Schweizer sprachlich näher an der Wirklichkeit. Das deutsche Passivhaus tritt als Institut auf und lehnt sich sprachlich an eine Institution an. Tönt besser. Unterm Strich macht es die Sache nicht besser. Peter, ein Verein oder ein Institut ist nicht etwa ein Departement, dem Ministerium für Wissenschaft und Kunst unterstellt. Ein Verein hat Mitglieder, ein Institut Mitarbeiter, die ihr Produkt durch Beratung vermarkten und Zertifikate verkaufen. Es lebe die Marktwirtschaft im Parlament!
Der chemische Verband in der Niddastrasse in Frankfurt entwickelt die dazugehörigen Wandbausysteme und die Gesetzestexte gleich mit. Tönt nicht unabhängig. Ziel war und ist, auf gesetzlicher Grundlage überteuert zu Bauen. Was Gesetz ist, daran stört sich der Deutsche nicht. Aber die vom Passivhausinstitut denken, es gibt nur ihr Patent. Was da im Frankfurter Parlament passiert ist, bleibt denkwürdig: Politik zum Wohle des chemischen Verbands! Für ein Marktmodell hat sich die Stadt entschieden. Das Modell wie die Energiebilanz ausgewiesen wird, ist eng vorgeschrieben. Das schränkt den Wettbewerb ein. Nur, wo kein Kläger, da kein Richter.
In der Schweiz wird im Gegensatz zu Deutschland die graue Energie bilanziert. Was das ist, fragst Du? Schau, wenn Du ganz viel Styropor auf die Wände klebst, dann bekommst Du in der Schweiz im Gegensatz in Deutschland ein Problem. Die Erstellung von Styropor kostet jede Menge fossile Energie, Rohöl. Einerseits will der Passivhausstandard auf fossile Energie ganz verzichten, andererseits wird bei der Erstellung solcher Gebäude mit stark gedämmten Gebäudehüllen jede Menge fossiler Energie verbrannt. Diese Energie wird in der Schweiz bilanziert. Sie heißt graue Energie. Wem geschieht Wohl, wenn wir die Ressourcen unserer Erde verschleudern?
Effizient gehen wir jeden Mittag ein in Zellophan eingepacktes Brötchen kaufen. Effizient trinken wir den Kaffee aus Plastikpappbechern, effizient ziehen wir täglich mit unseren mobilen Telefonen den Energiebedarf eines gefüllten Kühlschranks im Stromnetz ab. Effizient schmeissen wir jeden Tag ganz viel weg. Effizient erstellen wir die Energiebilanz. Peter, wenn Du willst, dass ich Dich wähle, musst Du mir versprechen, dass Du das änderst. Lade eine Expertenrunde ein. Mit deren Hilfe und viel Aufklärung über schädliche Nebenwirkungen effizienter Energiebilanzen schaffst Du dann den Passivhausstandard in Frankfurt als zwingend vorgegebene Bauweise kommunaler Bauten ab.
Du investierst zukünftig in die Architektur und in die Menschen. Stell Dir vor, auch Architekten möchten sich auch noch eine Wohnung in Frankfurt leisten können. In der Schweiz, das sage ich Dir hinter vorgehaltener Hand, wenden die Gemeinden sich bereits von Minergie ab und zum Standard SNBS hin. SNBS beschreibt den Standard für nachhaltiges Bauen so: Gute Architektur, guter Beitrag zum Städtebau, Orte der Begegnung und des Austausches, gute Umgebungsgestaltung, qualitätsvolle bauliche Verdichtung, innovativer Einbezug von erneuerbaren Energie in die Architektur.
Und Peter, innovativ ist etwas anderes als rigoros vorgeschrieben. Peter, wenn Du wirklich etwas erreichen willst, schaff den Passivhausstandard ab!
Peter, Du sagst, Du hättest die Mietpreisbremse eingeführt. In den nächsten Jahren steigen die Mieten im Jahr nur um ein Prozent. Mich dünkt, als sei das bereits unter Deiner Vorgängerin so gewesen. Hat die AGB Holding, respektive FAAG Wohnungsbaugesellschaft, nicht 2012 flächendeckend die Mieten erst nach 10 Jahren erhöht? Egal! Korinthenkackerei! Jetzt sind wir in den kommenden fünf Jahren vor Spekulationen sicher. Du möchtest das Ganze noch um weitere 5 Jahre verlängern. Mach das.
Gut ist, lieber Peter, dass Du dafür Sorge trägst, dass zukünftig 40 Prozent der Wohnbauten als geförderter Wohnungsbau entstehen werden. Auch bei Privatinvestitionen wirst Du mindestens 30 Prozent geförderten Wohnungsbau durchsetzen. Ich sage: weiter so! Nur, wie willst Du die Baukosten runtersetzen? Über städtisches Ackerland? Kosten für das Grundstück in der Finanzierung gegen Null drücken? Da geht noch was!
Frankfurt hat den Passivhausstandard im Parlament beschlossen. Das macht das Bauen teuer. Deine Vorgängerin hat das mit verbockt. Was hast Du nun vor? Planst Du offene Laubengänge vor Vierscheibenverglasungen in Suburbia zu errichten? Das tönt doch merkwürdig. Stell Dir folgendes vor: Du fährst mit Deinem klapprigem Lada gegen die Tür eines Panzerfuhrparks an. Wo entsteht da die Sicherheitslücke: Bei der Frischluftzufuhr beim öffnen der Haustür?
Pardon, ich lebe zwischenzeitlich auch in der Schweiz und habe neu sehen gelernt. Peter, schau auch einmal über den Tellerrand! Minergie-P, A, Eco! You name it. Das ist das schweizerische Äquivalent zum deutschen Passivhausstandard. Minergie ist das Prädikat eines eingetragenen Vereins. Da sind die Schweizer sprachlich näher an der Wirklichkeit. Das deutsche Passivhaus tritt als Institut auf und lehnt sich sprachlich an eine Institution an. Tönt besser. Unterm Strich macht es die Sache nicht besser. Peter, ein Verein oder ein Institut ist nicht etwa ein Departement, dem Ministerium für Wissenschaft und Kunst unterstellt. Ein Verein hat Mitglieder, ein Institut Mitarbeiter, die ihr Produkt durch Beratung vermarkten und Zertifikate verkaufen. Es lebe die Marktwirtschaft im Parlament!
Der chemische Verband in der Niddastrasse in Frankfurt entwickelt die dazugehörigen Wandbausysteme und die Gesetzestexte gleich mit. Tönt nicht unabhängig. Ziel war und ist, auf gesetzlicher Grundlage überteuert zu Bauen. Was Gesetz ist, daran stört sich der Deutsche nicht. Aber die vom Passivhausinstitut denken, es gibt nur ihr Patent. Was da im Frankfurter Parlament passiert ist, bleibt denkwürdig: Politik zum Wohle des chemischen Verbands! Für ein Marktmodell hat sich die Stadt entschieden. Das Modell wie die Energiebilanz ausgewiesen wird, ist eng vorgeschrieben. Das schränkt den Wettbewerb ein. Nur, wo kein Kläger, da kein Richter.
In der Schweiz wird im Gegensatz zu Deutschland die graue Energie bilanziert. Was das ist, fragst Du? Schau, wenn Du ganz viel Styropor auf die Wände klebst, dann bekommst Du in der Schweiz im Gegensatz in Deutschland ein Problem. Die Erstellung von Styropor kostet jede Menge fossile Energie, Rohöl. Einerseits will der Passivhausstandard auf fossile Energie ganz verzichten, andererseits wird bei der Erstellung solcher Gebäude mit stark gedämmten Gebäudehüllen jede Menge fossiler Energie verbrannt. Diese Energie wird in der Schweiz bilanziert. Sie heißt graue Energie. Wem geschieht Wohl, wenn wir die Ressourcen unserer Erde verschleudern?
Effizient gehen wir jeden Mittag ein in Zellophan eingepacktes Brötchen kaufen. Effizient trinken wir den Kaffee aus Plastikpappbechern, effizient ziehen wir täglich mit unseren mobilen Telefonen den Energiebedarf eines gefüllten Kühlschranks im Stromnetz ab. Effizient schmeissen wir jeden Tag ganz viel weg. Effizient erstellen wir die Energiebilanz. Peter, wenn Du willst, dass ich Dich wähle, musst Du mir versprechen, dass Du das änderst. Lade eine Expertenrunde ein. Mit deren Hilfe und viel Aufklärung über schädliche Nebenwirkungen effizienter Energiebilanzen schaffst Du dann den Passivhausstandard in Frankfurt als zwingend vorgegebene Bauweise kommunaler Bauten ab.
Du investierst zukünftig in die Architektur und in die Menschen. Stell Dir vor, auch Architekten möchten sich auch noch eine Wohnung in Frankfurt leisten können. In der Schweiz, das sage ich Dir hinter vorgehaltener Hand, wenden die Gemeinden sich bereits von Minergie ab und zum Standard SNBS hin. SNBS beschreibt den Standard für nachhaltiges Bauen so: Gute Architektur, guter Beitrag zum Städtebau, Orte der Begegnung und des Austausches, gute Umgebungsgestaltung, qualitätsvolle bauliche Verdichtung, innovativer Einbezug von erneuerbaren Energie in die Architektur.
Und Peter, innovativ ist etwas anderes als rigoros vorgeschrieben. Peter, wenn Du wirklich etwas erreichen willst, schaff den Passivhausstandard ab!
1. März 2018
Ana Marija Milkovic
Leser-Kommentare
Ana Marija Milkovic am 1.3.2018, 21:43 Uhr:
die autorin hat die flexibilität in der schweiz, eine wahl zu treffen, hochgehalten, nicht etwa ein label. wie käme sie dazu ein produkt hochzuhalten? nebenbei, zertifizierung ist ein probates mittel geld zu verdienen. zertifikate basieren auf normen. normen sollen vorteile in der gesellschaft fördern. normen sind nicht in stein gemeisselt oder in beton gegossen. alles lässt sich ändern und verbessern.
Lú Moos am 1.3.2018, 19:31 Uhr:
Leider hat die Autorin da was falsch verstanden: Das von ihr hochgehaltene Minergie-P ist der Schweizer Passivhaus-Standard. Zertifizierungsstelle ist die Hochschule Luzern. Das Kind hat dort ganz einfach einen anderen Namen.
Mehr Nachrichten aus dem Ressort No Sex in the City
Ana Marija Milkovics Kolumne
Wild at heart
Unsere Kolumnistin Ana Marija Milkovic schreibt über Cindy Crawfords Lebensratgeber und darüber, was diese mit der Messe Design Annual zu tun haben, auf der sie Julian Smiths Handynummer bekam – sich aber nie bei ihm meldete.
Text: Ana Marija Milkovic / Foto: Harald Schröder
Ana Marija Milkovics Kolumne
What else?
Unsere Kolumnistin Ana Marija Milkovic trinkt gerne Kapselkaffee von Nespresso. Dabei, glaubt sie, wähnt sie sich in guter Gesellschaft. Doch der Gedanke an das Müllaufkommen und die Privatisierung von Wasser mindern ihren Genuss.
Text: Ana Marija Milkovic / Foto: Harald Schröder
Ana Marija Milkovics Kolumne
Von Testa zu Omer Klein Trio
Unsere Kolumnistin Ana Marija Milkovic kauft gerne CDs im Laden – weil sie so oft auf neue Künstler aufmerksam wird. Warum ihr ihre neuen Entdeckungen Gianmaria Testa und das Omer Klein Trio besonders gut gefallen, beschreibt sie in ihrer Kolumne.
Text: Ana Marija Milkovic / Foto: Harald Schröder
Ana Marija Milkovics Kolumne
Ein Nachruf
Am gestrigen Dienstag ist der Modeschöpfer Karl Lagerfeld gestorben. Unsere Kolumnistin Ana Marija Milkovic betrauert seinen Tod - und erinnert daran, dass Lagerfeld nicht nur wegen seiner Mode bekannt war, sondern auch wegen politischer Statements.
Text: Ana Marija Milkovic / Foto: Harald Schröder
ANA MARIJA MILKOVICS KOLUMNE
Makis Milki Way
Unsere Kolumnistin Ana Marija Milkovic hat große Ziel für 2019: Auf ihrem neu gestarteten Instagram-Profil möchte sie innerhalb eines Jahres eine Million Follower erreichen. Wie sie das schaffen möchte, schreibt sie in ihrer Kolumne.
Text: Ana Marija Milkovic / Foto: © Harald Schröder
No Sex in the City
Ana Marija Milkovic hat als Architektin klare Ansichten über das Antlitz Frankfurts. Hier schreibt sie regelmäßig darüber.