Partner
No Sex in the City
Kolumne von Ana Marija Milkovic
Gone with the Wind
Unsere Kolumnisten hat in solch einer turbulenten Zeit Fragen über Fragen. Da hilft auch ein Telefonat mit der Mutter nicht recht - es wirft nur noch mehr Fragen auf. Was wäre wenn und wieso weshalb warum?
Ich will von meiner Mutter am Telefon wissen, ob sie für den Moment vorbereitet ist, wenn sie auf einen gewaltbereiten Islamisten trifft. Ich bitte Sie, bei den Worten Allah Akhubar wegzulaufen. Meine Mutter quittierte meine Aufforderung mit einer missbilligenden Stille. Eine Stille, in der wir uns Beide wohl vorstellten, wie sie am Stock vor einer Axt flieht. Das Bild liess uns unausgesprochen resignieren. So wird es gewesen sein, während wir uns anschwiegen, weshalb meine Mutter mich wiederum bat, doch selbst aufzupassen.
Sie zielte auf meine Fahrgemeinschaft mit einem ehemaligen afghanischen Flüchtling ab. Er wäre nicht gewaltbereit, konterte ich. Das, sagte meine Mutter, weiß man nie. Jetzt sah ich mich wiederum blutüberströmt in einem Wagen von Zürich nach Frankfurt pendelnd sitzen. Launisch wischte ich das Bild im Kopf beiseite. Ich kam statt dessen auf Frau Künast zu sprechen, die mich neuerdings erstmalig wieder beschäftigt, nachdem ich sie als als Ministerin, die die Belange der Verbraucher schützen sollte, vollumfassend versagen sah.
Sie sei von einem Shitstorm getroffen, informierte ich. Ich wollte von meiner Mutter nun wissen, wie sie zu den Äußerungen der Politikerin steht. In Anbetracht turbulenter Zeiten, die mir meine Mutter bereits vor Jahren mit den Worten "Die Welt ist aus den Fugen geraten" angekündigt hat, ist mir Ihre Einschätzung besonders wichtg.
Die Frage, die Renate Künast stellte, kam auch meiner Mutter am Morgen nach der Tat in Würzburg in den Sinn, als ein minderjähriger Asylant unschuldige Menschen mit einer Axt in einem Zug mit den Worten "Allah ist groß"angriff. Ich war erleichtert. Meine Mutter und ich nähern unser Weltbild aneinander an. Oder vielleicht nehme ich ihres an? Wie auch immer Kinder schlussendlich doch noch nach ihren Eltern geraten, sei dahingestellt. Uns drängten sich unabhängig voneinander bei der Exekution eines mit einer Axt bewaffneten jungen Mannes durch eine Eliteeinheit der Polizei, die auf Extremsituationen mental vorbereitet wird, die Frage auf: Musste das sein?
Als bekennende Gegnerin der Grünen begebe ich mich dabei auf ungewohntes Terrain. Ich verstehe Die Grünen nicht. Sinnvoller wäre gewesen, sie hätte im Kriegseinsatz gegen Jugoslawien, den die Partei unterstütze, nach dem UN-Mandat gefragt, der die grüne Regierung im Einsatz über Leben und Tod in Jugoslawien legitimiert hätte. Wäre Den Haag nicht nur ein Gericht, das vorrangig für die Verurteilung von Serben geschaffen wurde, ich hätte gerne gewusst wie Joschka Fischer in Anbetracht der jetzigen Beweislage über gefälschte Dokumente die Abgrenzung zu Verbrechern gezogen hätte.
Heute stellt Frau Künast die richtigen Fragen zu spät. Zwischenzeitlich haben Die Grünen dazu beigetragen, dass Deutsche mit zweierlei Maß messen lernten. Die einen laden ihr Auto gewissenhaft mit grünem Strom auf. Die Anderen bauen wertvolle Ressourcen zur Erstellung dieser Autos rücksichtslos ab. Letztere Spezifika vereinnahmte Joschka Fischer als Realo-Politiker für sich.
Fischer wurde zum Geisterfahrer der Partei Petra Kellys. In Anbetracht der Tatsache, dass Menschen aktuell wegen ihrer Nähe zu Rechtskonservativen der Volksverhetzung angezeigt werden, nimmt die soziale und politische Entwicklung in Deutschland wahrhaftig skurrile Züge an, wenn bedacht wird, dass der Wagen des späteren Außenministers Joschka Fischers zum Transport der Waffe diente, die half, einen Menschen in Frankfurt zu töten. Bis heute blieb dabei eine Frage unbeantwortet: Musste der FDP Politiker Heinz-Herbert Karry 1981 sterben, weil er Jude war? Oder näherte sich nur einige besonders Gewissenlose den Generation der Eltern unbeholfen an?
Hierzulande aber sind Menschen wie der britische Außenminister Boris Johnson wenig gut gelitten. Sie gelten als unseriös und unsolide. Auf die Frage des Schweizer Fernsehens, warum so einseitig in Deutschland über Grossbritanniens Ausstieg aus der EU in Deutschland berichtet wird, antwortete ein Mitarbeiter des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel", die Presse wäre doch dazu da, die Meinung des Volkes abzubilden.
Als Jugoslawien unter Anderen von Deutschen 1999 bombardiert wurde, stand Boris Johnson in der damals noch jugoslawischen Hauptstadt Beograd mit der Bevölkerung gemeinsam auf einer Brücke und trotze den Bombardements, die ohne UN-Mandat geführt wurden. Mir ist dieses Rechtsempfinden allemal lieber als eine höllische Aufregung über eine Frage, die in einem Rechtsstaat wie unserem auch einmal gestellt werden darf: Wann sind Die Grünen endlich Geschichte?
Sie zielte auf meine Fahrgemeinschaft mit einem ehemaligen afghanischen Flüchtling ab. Er wäre nicht gewaltbereit, konterte ich. Das, sagte meine Mutter, weiß man nie. Jetzt sah ich mich wiederum blutüberströmt in einem Wagen von Zürich nach Frankfurt pendelnd sitzen. Launisch wischte ich das Bild im Kopf beiseite. Ich kam statt dessen auf Frau Künast zu sprechen, die mich neuerdings erstmalig wieder beschäftigt, nachdem ich sie als als Ministerin, die die Belange der Verbraucher schützen sollte, vollumfassend versagen sah.
Sie sei von einem Shitstorm getroffen, informierte ich. Ich wollte von meiner Mutter nun wissen, wie sie zu den Äußerungen der Politikerin steht. In Anbetracht turbulenter Zeiten, die mir meine Mutter bereits vor Jahren mit den Worten "Die Welt ist aus den Fugen geraten" angekündigt hat, ist mir Ihre Einschätzung besonders wichtg.
Die Frage, die Renate Künast stellte, kam auch meiner Mutter am Morgen nach der Tat in Würzburg in den Sinn, als ein minderjähriger Asylant unschuldige Menschen mit einer Axt in einem Zug mit den Worten "Allah ist groß"angriff. Ich war erleichtert. Meine Mutter und ich nähern unser Weltbild aneinander an. Oder vielleicht nehme ich ihres an? Wie auch immer Kinder schlussendlich doch noch nach ihren Eltern geraten, sei dahingestellt. Uns drängten sich unabhängig voneinander bei der Exekution eines mit einer Axt bewaffneten jungen Mannes durch eine Eliteeinheit der Polizei, die auf Extremsituationen mental vorbereitet wird, die Frage auf: Musste das sein?
Als bekennende Gegnerin der Grünen begebe ich mich dabei auf ungewohntes Terrain. Ich verstehe Die Grünen nicht. Sinnvoller wäre gewesen, sie hätte im Kriegseinsatz gegen Jugoslawien, den die Partei unterstütze, nach dem UN-Mandat gefragt, der die grüne Regierung im Einsatz über Leben und Tod in Jugoslawien legitimiert hätte. Wäre Den Haag nicht nur ein Gericht, das vorrangig für die Verurteilung von Serben geschaffen wurde, ich hätte gerne gewusst wie Joschka Fischer in Anbetracht der jetzigen Beweislage über gefälschte Dokumente die Abgrenzung zu Verbrechern gezogen hätte.
Heute stellt Frau Künast die richtigen Fragen zu spät. Zwischenzeitlich haben Die Grünen dazu beigetragen, dass Deutsche mit zweierlei Maß messen lernten. Die einen laden ihr Auto gewissenhaft mit grünem Strom auf. Die Anderen bauen wertvolle Ressourcen zur Erstellung dieser Autos rücksichtslos ab. Letztere Spezifika vereinnahmte Joschka Fischer als Realo-Politiker für sich.
Fischer wurde zum Geisterfahrer der Partei Petra Kellys. In Anbetracht der Tatsache, dass Menschen aktuell wegen ihrer Nähe zu Rechtskonservativen der Volksverhetzung angezeigt werden, nimmt die soziale und politische Entwicklung in Deutschland wahrhaftig skurrile Züge an, wenn bedacht wird, dass der Wagen des späteren Außenministers Joschka Fischers zum Transport der Waffe diente, die half, einen Menschen in Frankfurt zu töten. Bis heute blieb dabei eine Frage unbeantwortet: Musste der FDP Politiker Heinz-Herbert Karry 1981 sterben, weil er Jude war? Oder näherte sich nur einige besonders Gewissenlose den Generation der Eltern unbeholfen an?
Hierzulande aber sind Menschen wie der britische Außenminister Boris Johnson wenig gut gelitten. Sie gelten als unseriös und unsolide. Auf die Frage des Schweizer Fernsehens, warum so einseitig in Deutschland über Grossbritanniens Ausstieg aus der EU in Deutschland berichtet wird, antwortete ein Mitarbeiter des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel", die Presse wäre doch dazu da, die Meinung des Volkes abzubilden.
Als Jugoslawien unter Anderen von Deutschen 1999 bombardiert wurde, stand Boris Johnson in der damals noch jugoslawischen Hauptstadt Beograd mit der Bevölkerung gemeinsam auf einer Brücke und trotze den Bombardements, die ohne UN-Mandat geführt wurden. Mir ist dieses Rechtsempfinden allemal lieber als eine höllische Aufregung über eine Frage, die in einem Rechtsstaat wie unserem auch einmal gestellt werden darf: Wann sind Die Grünen endlich Geschichte?
22. Juli 2016
Ana Marija Milkovic
Leser-Kommentare
Mehr Nachrichten aus dem Ressort No Sex in the City
Ana Marija Milkovics Kolumne
Wild at heart
Unsere Kolumnistin Ana Marija Milkovic schreibt über Cindy Crawfords Lebensratgeber und darüber, was diese mit der Messe Design Annual zu tun haben, auf der sie Julian Smiths Handynummer bekam – sich aber nie bei ihm meldete.
Text: Ana Marija Milkovic / Foto: Harald Schröder
Ana Marija Milkovics Kolumne
What else?
Unsere Kolumnistin Ana Marija Milkovic trinkt gerne Kapselkaffee von Nespresso. Dabei, glaubt sie, wähnt sie sich in guter Gesellschaft. Doch der Gedanke an das Müllaufkommen und die Privatisierung von Wasser mindern ihren Genuss.
Text: Ana Marija Milkovic / Foto: Harald Schröder
Ana Marija Milkovics Kolumne
Von Testa zu Omer Klein Trio
Unsere Kolumnistin Ana Marija Milkovic kauft gerne CDs im Laden – weil sie so oft auf neue Künstler aufmerksam wird. Warum ihr ihre neuen Entdeckungen Gianmaria Testa und das Omer Klein Trio besonders gut gefallen, beschreibt sie in ihrer Kolumne.
Text: Ana Marija Milkovic / Foto: Harald Schröder
Ana Marija Milkovics Kolumne
Ein Nachruf
Am gestrigen Dienstag ist der Modeschöpfer Karl Lagerfeld gestorben. Unsere Kolumnistin Ana Marija Milkovic betrauert seinen Tod - und erinnert daran, dass Lagerfeld nicht nur wegen seiner Mode bekannt war, sondern auch wegen politischer Statements.
Text: Ana Marija Milkovic / Foto: Harald Schröder
ANA MARIJA MILKOVICS KOLUMNE
Makis Milki Way
Unsere Kolumnistin Ana Marija Milkovic hat große Ziel für 2019: Auf ihrem neu gestarteten Instagram-Profil möchte sie innerhalb eines Jahres eine Million Follower erreichen. Wie sie das schaffen möchte, schreibt sie in ihrer Kolumne.
Text: Ana Marija Milkovic / Foto: © Harald Schröder
No Sex in the City
Ana Marija Milkovic hat als Architektin klare Ansichten über das Antlitz Frankfurts. Hier schreibt sie regelmäßig darüber.
vom Messerstecher über die Oma, Joschka Fischer, den Mord an Heinz Herbert Karry, den Jugoslawienkrieg zu Boris Johnson und zum Recht der Grünen, als Partei weiter zu leben: Rasant!
Sie äußern zu viele Verdächtigungen. Das ist der Stoff aus dem Kriege vorbereitet werden. Wissen Sie nicht, dass auch Kroaten und Bosnier vor dem Gericht in Den Haag standen?
Die Frage, ob heute die Medien nicht allzu einseitig sind, ist sehr wichtig. Da lohnt es sich, die Medien anderer Länder zu studieren oder zu referieren. Das würde vieles, was wir heute hören, relativieren.
Dazu lese ich gerne die Neue Zürcher Zeitung oder die Times. Da reicht ein Thema für einen Artikel und nicht ein genialer Bogen von geheimnisvollen Anspielungen.
Freilich geht es uns allen so wie Ihnen und der Oma. Was sollen wir tun, wenn wir dem Attentäter gegenüberstehen. Oder einem, den wir für einen solchen halten, es aber nicht wissen. Verdächtigen?