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Nightout in Frankfurt
 

Kolumne von ptrk9000

Sonne, Main, Apfelwein

Foto: ptrk9000
Foto: ptrk9000
Bei diesem Sonnenwetter hat sich auch unser Kolumnist ptrk9000 wieder rausgetraut und auch das Nachtleben unsicher gemacht. Seine Erlebnisse inklusive Frühlingsgefühle Lesen Sie hier.
Nun habe ich auch endlich wieder Zeit, etwas zu schreiben. War ja an den letzten Wochenende etwas mau gewesen, zumal mir auch nicht so nach Ausgehen zumute war. Aber nun ist die Sonne über, der Main neben und das Gerippte bereits in uns, so lässt sich Biographie in Würde verleben.

Mit der Sonne kommen die verspäteten Frühlingsgefühle und damit kriechen sie aus den Löchern, die Phosphormenschen mit den kalten Füßen. Schnell verliebt und doch flugs den Schuh gemacht und zwischenzeitlich mit unheimlicher Geschwindigkeit abgebrannt, so sind sie. Passiert jedem mal, also Kopf hoch, Tinder löschen und sich an den Main setzen, während man den Flaschensammlern Pfand neben die Tonne stellt, Frankfurt ist eben nicht die Stadt der Liebe.

Auch das Ordnungsamt, liebe Freunde, wurde allen Anschein nach von der Sonne wachgeküsst und hefte sich den Sheriffstern an die Brust, um sich in fröhlicher Runde den Butzenbetreibern dieser Stadt in Erinnerung zu rufen. Keinesfalls sollte man also in Alt-Sachsenhausen die Kneipenfenster nach 22 Uhr öffnen, und auch die Leute, die man zum Rauchen auf die Straße schickte, sollen das doch bitte in schweigender Demut tun. Nun, wenn das Dorf in die Stadt zieht, und noch mehr Nachbarn zu Anwohnern werden, könnte das noch interessant werden, denn ein bunter Stadtteil richtet sich in Punkto Turbulenz sicherlich nicht nach der Taschenuhr einiger weniger, hier fehlt es leider an Verhältnismäßigkeit.

Aber das Thema wollte ich nur am Rande anknabbern, denn der viel interessantere Keks war ja die Neueröffnung der Alten Liebe am Lokalbahnhof in den Räumlichkeiten der ehemaligen Pizzeria "La Rosa 2" // "Zwiwwel" // "Legends" und wie auch immer die ganzen Namen lauteten. Am letzten Mittwoch war es dann soweit, die rote Mustertapete wurde gerade noch rechtzeitig angetackert und schon ging es los. Der Wechsel bescherte mir einige schmerzvolle Wochen ohne Aussenwohnzimmer, und auch der Umzug ging wohl nicht ohne einige personelle Reibungsverluste vonstatten, was mir für die betroffenen Leute echt leid tut.
Am Eröffnungsabend sorgten in dem angenehm mit dunkeln Holz ausgetäfelten Laden der liebe Jake Walk nebst smarter Nora für die kenntnisreiche muskalische Beschallung aus den Bereichen Sixties Funk & Soul, Swing und Artverwandtem, während die Leute nicht nur den gesamten Bürgersteig vor der Lokalität sondern auch gefühlt bis zum Südbahnhof standen. War ja klar, jeder kommt an solchen Abenden zum Gucken, und traditionell soll es auch am Eröffnungsabend Probleme mit der Anlage gegeben haben. Also alles in Butter. Findige Flaschensammler machten sich übrigens den Umstand der Überfüllung zunutze und stibitzen insgesamt mehrere Kisten Leergut, wie man so hört. Ich kann mich allerdings auch verhört haben. Der traurige Wirt wird es gelassen nehmen, in seiner neuen, Alten Liebe.

Am Samstag, das muss noch erwähnt werden, hatte ich die seltene Gelegenheit, Einblick in die Berliner Szene der 80er sowie der frühen 90er Jahre zu gewinnen, den Termin hatte ich mir vorsorglich schon vorher hinter die Ohren geschrieben. Im Dreikönigskeller trug nämlich Betty Stürmer autobiografische Texte aus ihrem Skript zum neuen Buch “Szenegirl 1984–2002“ vor. Betty hatte sich als Künstlerin im Umfeld des Fischbüros eben zu dieser Zeit durch das nächtliche Berlin geschlagen und garnierte ihre Texte mit passender Musik, Vinyl natürlich zwischen Humpe, Techno und Breakbeat, während man dazu Kunstwerke aus der aktuellen Schablonendruckserie "andy for the poor" (sehr schön, hehe!) bewundern und auch käuflich erwerben konnte. Im Moment häufen sich die Interessanten Abende im 3kk, ich hoffe doch, das bleibt so, auch wenn an dieses Mal "die Menschen" wohl doch lieber draussen im eigenen Saft schmoren wollten und nicht in Massen in den kleinen Keller strömten. Selbst Schuld, schön was verpasst!

Geht raus, die Nacht ist schön!
8. Juni 2015
//Patrick Neuntausend
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_kolumne_GALERIE_WHILE#}
 

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