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Nightout in Frankfurt
 

Kolumne von ptrk9000

Bier, Bier und - Bier!

Foto: ptrk9000
Foto: ptrk9000
145 Jahre Binding-Brauerei - diese Geburtstagsfeier ließ sich auch unser Nightlife-Kolumnist ptrk9000 nicht entgehen. Leider wurde die Veranstaltung schon recht früh beendet, denn Anwohner hatten sich beschwert...
Man muß sehen, wo man bleibt, das raunen sich die führenden Maulwürfe in dunkeln Gängen einander zu. Also hatte ich am Freitag bereits das erste geschäftliche Meeting um 16 Uhr am Kiosk in der Holbeistrasse. Bei dem Wetter geht auch mal Alsterwasser, schreibt es Euch hinter die Löffel, Ihr gastronomischen Bierpanscher: 60% Exportbier auffüllen mit 40% Zitronenlimonade, nicht künstlich gesüßt und gerne mit echtem Zitronensaftanteil. Kürzlich bekam ich auf so einem Touriboot Pils gespritzt mit Fanta, das erbricht man dann auch voller Undankbarkeit wieder zurück in den Main. Ich frage mich sowieso, wo die Gastronomen ihren Kopf haben, wenn die schon ihre Einkaufslisten von rechts nach links lesen. Beschwert man sich beim Thekenpersonal, ist dieses oftmals tödlich beleidigt, weil sie ihr Masterstudium im Bierflaschenaufmachen diskreditiert sehen. Irgendwann bleiben die Leute weg, und wer ist daran Schuld? Ganz klar, die Künstler. Die "ziehen" dann keine Leute, sollen aber hochmotiviert sein, für 50 Euro oder weniger sich die Beine den ganzen Abend in den Bauch zu stehen. Wenn schon kein Laufpublikum mehr kommt, dann ist da schon was vor dem Getränkeeinkauf schiefgelaufen, aber man gibt sich beratungsresistent, denn schliesslich hat man ja "Erfahrung" und macht das schon "lange genug". Aber kehren wir zurück zum Freitag.

Nach den ersten Radlern ging es in die Alte Liebe, mit einem Falafel-Schlenker ins Habibi, das ein wenig versteckt hinter dem Lokalbanhof und dem Udon an der Ecke liegt. Wohingegen, die ALi, die liegt ja strategisch so schön auf dem Weg, hier da so am Lokalbahnhof. Jedoch wollte ich später dann doch nochmal was anderes sehen, was mich in die Old Fashioned Bar verschlug, wo man sich gekonnt auf die Bretter schicken lassen kann, wenn man denn das möchte. Aber irgendwann wollte ich auch mal nach Hause, ich hatte nämlich vergessen, den Kater zu füttern, der mich sowiso immer verwundert anschaut, wenn ich nach Hause komme, wohl, weil er sich fragt, woher ich den Schlüssel zu seiner Bude habe.

Samstags hatte ich Patricksachen zu machen, die Marmorböden im Westflügel zu polieren und den Wetterhahn zu putzen, und deshalb ging ich auch erst spät aus dem Haus, um der hiesigen Brauerei einen Besuch abzustatten, denn der Herr Binding wurde 145 Jahre alt und da wollte ich natürlich auch mal gucken gehen. Auf zwei Bühnen wurde ein mächtiges Programm aufgefahren, aber auch eine Braureitour konnte gemacht werden und Herr Gloss saß in einem original Wasserhäuschen, so muß das. Später legten noch die Smith-Brüder auf, wobei ich da den Eindruck hatte, dass sie doch ein wenig verzweifelt waren, weil sie das Publikum nicht in den Griff bekamen, ganz im Gegensatz zur Urban Band aus dem Gibson, die ganz genau wussten, wie sie die Leute kriegen. Dummerweise gab es aber auch hier Anwohner, die es nicht ertragen konnten, dass andere Spaß haben, und so wurde die Veranstaltung gegen 23:30 beendet. Darüber war ein alter Freund, den ich noch aus alten Autonomen- und 90er-Jahre Technozeiten dort nach vielen Jahren wieder traf, nicht sehr erfreut. Das hatte folgende Bewandtnis: Man konnte eigens für diesen Tag Kronkorken sammeln, und für zwanzig Stück gab es einen Biergutschein. Und er hatte gesammelt, alter Bierkutscher, gesammelt, getrunken und wieder gesammelt, so dass er auf sage und schreibe 129 Biergutscheine kam. Diesen Schatz in den Taschen galt es nun zu heben und deshalb kann man sich sicherlich vorstellen, dass der Gute geschimpft hatte wie ein Rohrspatz, der von Matrosen großgezogen wurde, als er mit ich-weiß-nicht-wie-vielen Marken um halb Zwölf dastand und diese nirgendwo einlösen konnte. Immerhin war er ja extra mit dem Fahrrad aus Hanau (!!!) hergeradelt und hatte auch alles richtig gemacht. Nun gut, ich half ihm, einige Biermarken in Süßigkeiten umzutauschen, aber irgendwann ist auch der geräumigste Rucksack mal voll. Dann habe ich ihn mir geschnappt, wir fielen den Berg runter direkt in die Alte Liebe, wo er erstmal ein paar Beruhigungsschoppen ausgegeben bekam. Kann man ja verstehen, auf den Schreck. Aber war doch unterhaltsam, ich komme in 145 Jahren wieder. Oder zum 150sten?

Geht raus, die Nacht ist schön!
3. August 2015
ptrk9000
 
 
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