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Kolumne von Patrick Neuntausend
 

Kolumne von Patrick Neuntausend

Digital: Mal Null, mal Eins!

Foto: ptrk9000
Foto: ptrk9000
Patrick Neuntausend hadert mit der Klarnamenpflicht bei Facebook, was ihn aber nicht daran hindert, sich ansonsten treu zu bleiben. Er berichtet von der Ausstellungshalle und dem Dreikönigskeller.
Das Leben in digitalen Netzwerken ist, auch wenn man sie gerne "sozial" nennt, meist alles andere als dies. Was meist als eine harmlose Diskussion beginnt, endet meist in einer Schlammschlacht, oftmals initiiert von streichholzarmigen, blassen Teiglingen im Schutze ihrer Tastaturen und mit einer schriftlichen Großmäuligkeit, die zumindest den Schutz der Roten Armee vermuten lässt. Da werden politische, ethische und moralische Einstellungen mit dem Messer verteidigt, während andere sich zurücklehnen und das Ganze mit einer Tüte Popcorn aus der Ferne verfolgen. Ob das Türeaufhalten bereits Mainstreamgenderbased Sexism ist, Ukraine cool oder uncool, Polizeiautos anstecken als Teil einer Revolution oder die Frage, was man mit einer eben gekauften Avocado anstellt oder ob Sägespäne vegan sind, all das sind Fragestellungen einer ersten Welt, die mittels Beantwortung meist nicht gelöst werden können (Avocados und Sägemehl mal ausgenommen), aber unter Androhung brachialer Gewalt in kilometerlangen Threads als Säue durch sämtliche globalen Dörfer gejagt werden müssen. Impfgegner versus Omnivore versus Mainstreammedien. These, Antithese, Beweislink, Quellenkritik, These...

Nahezu dankbar war ich deshalb der Sugarmountain Maf, dass sie mir dieses Irrenhaus zumindest für eine Weile mittels Accountblockade vorenthalten haben. "Klarnamenpflicht" heisst das neue Ungetüm, mit dem man Facebook - Nutzer authentifiziert und somit juristisch angreifbar macht. Ein Mekka für Abmahnanwälte mit schlechtem Juraabschluss und fauler Personaler, aber auch für die Behörden, Stalker und sonstigem Bodensatz, den eine Gesellschaft wie unsere zwangsläufig hervorbringt. Aber nein, der Neuntausender bleibt der Neuntausender, wäre ja noch schöner, ich glaub' wohl, es hackt, während der Hamster bohnert. Aber schön war es schon, wenn man angerufen werden muss, und einem die Leute nicht ihrem Müll per Messenger vor die Füße kotzen und sich hinterher noch beschweren, dass man die Nachricht zwar gelesen, aber noch nicht beantwortet hat. Warum wollten wir noch gleich "Soziale Netzwerke"? Das beste soziale Netzwerk ist eine Kneipe ab 21 Uhr in Sachsenhausen oder auch in Bornheim, wenn man das mal realistisch betrachtet. Wir sollen auch mal wieder dazu übergehen, Veranstaltungen nicht am Facebook - Event zu bewerten, sondern an der inhaltlichen Qualität. Just saying!

Am Mittwoch war auch so ein Abend, "Raus, Frau Laus!" rief mir das Pelztier zu, ich weiß ja auch nicht, wie der immer auf so einen Mist kommt, aber nun gut, als begab ich mich, facebookbefreit, nach draussen. Bäume, Himmel, Menschen, ne!
Zu allervorderst ging es in die Ausstellungshalle 1a, verortet in der Schulstraße 1a, denn dort gab man die Vernissage "Recoding Photography von Johannes Franzen", und Vernissagen sind ja auch immer ein Freigetränkemekka, wobei die üblichen Kelchglasschwenker mir nicht aufgefallen sind, aber wahrscheinlich gab es andererorts auch etwas zum Abstauben. Die großformatigen Bilder waren im Prinzip Hardcopies von Fotografien, zerlegt in kleine, qudratische Pixel im gleichen Farbspektrum, was einem erst nach intensiverer Betrachtung auffiel und bei großen Formaten eine besonders interessante Wirkung erzielt. Zu betrachten sind die Kunstwerke noch bis zum 19. April, Finnissage, Kelchgetränke, etc.

Ein paar Schritte weiter hiess es im Dreikönigskeller "Glosanostra´s Cantina presents: Siegfried Kärcher live", und den Termin hatte ich mir besonders deutlich hinter die Ohren geschrieben, tritt doch Herr Kärcher Synthesizern, modifizierten Geräten und selbstgebautem Equipment auf, um damit einen facettenreichen Ambientteppich zu knüpfen, den er an diesem Abend noch von einer Sängerin kuschelig untermalen liess. (Namen vergessen, Speicherbereich versehntlich gelöscht.) Das war natürlich für mich, der auch mal gerne mit einem Lötkolben elektronische Klangerzeuger anpasst oder lauffähig macht, eine besonders interessante Geschichte, und nicht nur für mich, wie es schien, waren doch im Publikum auch einige Schrauber auszumachen, die sich ebenso wie ich auf den Abend gefreut hatten. Aussderm gab es für das hungernde Publikum Buritos und Kaltgetränke, und so wurde der Abend schön, musikalisch interessant und auch, wobei wir wieder beim Thema Networking sind, von den Leuten, die man so kennenlernen konnte, durchaus lobenswert. Irgendwann nach Mitternacht schlenderte ich dann nach hause, im Hinterkopf noch die Idee, einen russischen Drumsynthesizer mit Triggereingängen zu versehen, aber dazu vielleicht irgendwann einmal an anderer Stelle mehr. Ohne den Ereignissen vorgreifen zu wollen, aber am kommenden Donnerstag, 16. April 2015, ruft das "Electronic BeatBattle Frankfurt Musikmessen-Edition 2015" ins Orange Peel, wie immer traditionell zur Musikmesse veranstaltet von Jürgen Klumpe. Es werden Musiker im Wettstreit gegeneinander antreten, bewaffnet mit einer Groovebox oder einem Drumcomputer oder Ähnlichem, um im 10-miütigen Zeitrahmen die Zuhörer von den Qualitäten ihrer Kiste zu überzeugen. So ganz Bierernst wird das natürlich nicht abgehen. Ich werde mit einem Korg Monotribe antreten, welcher mit einem zweiten Oszillator und regelbaren Decay bei der Snaredrum sowie der Bassdrum ausgestattet, auf jeden Fall schon mal Spaß macht. Mal schauen, was die anderen so mitbringen. Achso, hier das übliche Facebook - Geraffel:


Geht raus, die Nacht ist schön

//Patrick Neuntausend
13. April 2015
Patrick Neuntausend
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_kolumne_GALERIE_WHILE#}
 

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