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Daniel Cohn-Bendit
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"Wowereit nervt mit seiner subtilen Arroganz
 

"Wowereit nervt mit seiner subtilen Arroganz ohne Substanz"

Der Europaabgeordnete Daniel Cohn-Bendit spricht im Interview mit dem Journal Frankfurt über Israel, Silvio Berlusconi, das transparente Internet, die Piraten und Klaus Wowereit als "Nervensäge".
Ich erwische Sie gerade in Israel. Was gibt’s dort für Sie zu tun?
Verschiedene Dinge. Seit Juli gibt es hier eine soziale Revolte für bessere Lebensbedingungen. Ich habe mich mit den Anführern der Proteste getroffen. Außerdem darf man auch den israelisch-palästinensischen Konflikt nicht außer Acht lassen. Die beiden Stränge müssen zusammenkommen, aber das ist gar nicht so einfach.

Warum?
Für die israelische Regierung steht die Sicherheitsfrage zu sehr im Mittelpunkt des Geschehens. Doch für die Gesamtbevölkerung ist dies gar nicht so wichtig. Sie haben ganz andere Bedürfnisse, deshalb ja auch die soziale Revolte.

Wie ist denn die Stimmung?
Ich war auf der palästinensischen Seite und die Menschen dort sind wirklich am Ende. Sie sehen keine Zukunft, sehen immer nur, dass die Besatzung und Besiedlung andauert. Ihre Perspektive auf einen eigenen Staat schwindet. Deshalb stehen alle hinter dem Versuch des Palästinenserpräsident Mahmud Abbas vor dem UN-Sicherheitsrat einen freien Staat anerkennen zu lassen.

Kommen wir zu Italien: Berlusconis laufenden Prozesse und sein ausschweifendes Privatleben konnten ihm nichts anhaben. Jetzt wurde Italiens Kreditwürdigkeit hinabgestuft. Ist das das Ende der Berlusconi-Ära?
Über Italien kann man nur verzweifeln. Ich hätte seine Politikfähigkeit auf Trippelnull herabgesetzt. Es ist mir unverständlich, dass immer noch die Mehrheit hinter Berlusconi steht. Aber ich glaube, dass das an der mangelnden Fantasie liegt, wer in Italien eine politische Alternative wäre.

In Berlin wurde gewählt. Wowereit darf weiter regieren. Sind Sie zufrieden?
Die Wahl ist die Wahl. Die Grünen haben ein gutes Ergebnis erzielt, auch wenn sie gleichzeitig mit ihrem Versuch, Renate Künast zur Bürgermeisterin zu machen, gescheitert sind. Aber Wowereit nervt mit seiner subtilen Arroganz ohne Substanz. Die CDU hat noch weniger Substanz und die Liberalen sind kein Thema mehr.

Und die Piraten?
Das weiß ich nicht. Das wird man sehen. Die werden jetzt erst einmal durch die Mangel der politischen Arbeit gehen müssen und dies überstehen. Immerhin fordern sie die völlige Transparenz. Es soll keine Privatgespräche mehr geben, alles öffentlich. Oh Schreck, sage ich da nur.

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg wird es aber freuen. Er will seine Community zu einem Lebensarchiv machen. Die Nutzer sollen ihr ganzes Leben auf der Seite preisgeben. Haben wir bald gar keine Privatsphäre mehr?
Ich finde es nicht nachvollziehbar, aber letztendlich müssen die Leute machen, was sie wollen. Facebook und das Internet sind wie ein Messer. Man kann damit ein Brot schneiden oder jemanden umbringen. Mit Facebook kann man eine Revolte ins Leben rufen oder auf seine Privatsphäre verzichten.

Der Papst hat Deutschland und den Bundestag besucht. Es gab viele Proteste. Wie stehen Sie dazu?
Der ist mir egal. Da ich in Israel bin, habe ich seine Rede zum Teil nur im Internet gelesen. Und das war eine platte Moralphilosophie, die noch nicht mal ehrlich ist. Da habe ich andere Moral, andere Normen.

Hessen wird von Skandalen behelligt. Jetzt trifft es Innenminister Boris Rhein. Er soll Kontakte zu den Hells Angels pflegen …
Boris Rhein als Rocker – das wäre doch mal ein wirklich gelungener Karnevalsauftritt.

Dennoch hat er immer angedroht, die Hells Angels zu verbieten. Bis heute ist nichts passiert.
Vielleicht hat er ja eine Freundin bei den Hells Angels.

Kommen wir zur Eintracht: Mohamadou Idrissou hat in zwei Spielen drei Tore geschossen und zwei Vorlagen geliefert. Der neue Stürmer-Star am Eintracht-Himmel?
Ich würde sagen, da müssen wir erst einmal auf dem Boden bleiben. Die Eintracht muss in den nächsten Spielen gewinnen, um ihre Aufstiegsambitionen zu verfestigen.
27. September 2011
Interview: Julia Lorenz
 
 
Fotogalerie:
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