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Daniel Cohn-Bendit
Der nutzlose Stein
Daniel Cohn-Bendit über Osama bin Laden, Frankfurter Türsteher und die schwarz-grüne Koalition.
Osama bin Laden ist tot. Darf man sich darüber freuen?
Das ist eine dieser bescheuerten Debatten, die es nur in Deutschland geben kann. Ich will es mal umgekehrt formulieren: Man darf zumindest nicht traurig darüber sein.
Merkels Freude aber wurde scharf kritisiert …
Das zeigt nichts weniger, als dass sie auch hier die nötige Sensibilität vermissen lässt. Ist ja nicht das erste Mal in den vergangenen Monaten.
Das Weiße Haus hat eine Fotoserie veröffentlicht, die Obama und seinen Stab zeigt, wie Sie den Zugriff auf bin Laden gespannt verfolgen. Ein schlauer Schachzug?
Für den Moment war es genauso wenig sensibel, wie den Namen der Operation zu verraten, wenn man weiß, dass „Geronimo“ auf den legendären Indianerhäuptlich verweist. Andererseits zeigt der Umgang der US-Regierung mit dem Thema eine Western-Mentalität, die in der amerikanischen Kultur tief verwurzelt ist. Das könnte sich später doch noch als schlau erweisen.
Die Deutschen sind laut einer Umfrage beunruhigt und fürchten eine neue Anschlagswelle. Hat das Sicherheitsgefühl abgenommen?
Gefühle sind das eine. Faktisch hat man auch vor Osama bin Ladens Tod immer wieder davon gesprochen, dass die Sicherheitslage sich zuspitzt. Da hat sich überhaupt nichts geändert.
Und keiner spricht mehr über Japan und die Zukunft der Atomkraft. Dabei ist die EU-Kommission in der Kritik, weil die Stresstests für die Atommeiler in der Union gar nicht so stressig ausfallen sollen …
Das ist in der Tat ein Skandal, den wir im EU-Parlament auch anprangern. Es liegt am Einfluss von Frankreich und Großbritannien, dass die Kommission hier einknickt. Und Energiekommissar Oettinger ist ohnehin noch der Atomfreund geblieben, der er schon als Ministerpräsident war. Da erwarte ich nicht viel.
Die Frankfurter Disko U60311 soll geschlossen werden, nachdem dort ein Türsteher einen Gast zu Tode prügelte. Sollte an die Stelle überhaupt wieder ein neuer Club?
Da habe ich keinen Einblick. Man sollte in Frankfurt mal die Türsteher-Frage stellen. Was sollen diese Haudrauf-Männer, denen auch noch von verschiedenen Seiten Vorbehalte gegenüber Migranten nachgesagt werden?
Zur Stadtpolitik: Der Koalitionsvertrag zwischen CDU und Grünen ist perfekt, das Integrationsdezernat aber bleibt ehrenamtlich. Dafür sollen die Grünen das Planungsdezernat bekommen. Ein kluger Kompromiss?
Ich halte das immer noch für falsch.
Aber auf Sie hört keiner mehr?
Ich bin zuweit draußen aus der Stadtpolitik. Da müsste ich mich richtig reinhängen. Vielleicht gibt es ja noch eine Chance, wenn dieser nutzlose Stein weg ist, und statt dem Sicherheits- ein volles Integrationsdezernat möglich wird.
Vielleicht interessiert die Grünen das Thema nicht mehr?
Glaube ich nicht. Das ist eher eine Frage der Machtbalance zwischen CDU und Grünen.
Wir führen dieses Gespräch vor dem entscheidenen Eintracht-Spiel gegen Köln …
… und egal wie das Spiel ausgeht: die Eintracht muss mit ihrer Mannschaft bei Null anfangen, sie muss junge Leute engagieren, und nicht an alten festhalten, die ständig verletzt sind. Vielleicht ist ein Abstieg nicht verkehrt, um den Reset zu schaffen.
Das ist eine dieser bescheuerten Debatten, die es nur in Deutschland geben kann. Ich will es mal umgekehrt formulieren: Man darf zumindest nicht traurig darüber sein.
Merkels Freude aber wurde scharf kritisiert …
Das zeigt nichts weniger, als dass sie auch hier die nötige Sensibilität vermissen lässt. Ist ja nicht das erste Mal in den vergangenen Monaten.
Das Weiße Haus hat eine Fotoserie veröffentlicht, die Obama und seinen Stab zeigt, wie Sie den Zugriff auf bin Laden gespannt verfolgen. Ein schlauer Schachzug?
Für den Moment war es genauso wenig sensibel, wie den Namen der Operation zu verraten, wenn man weiß, dass „Geronimo“ auf den legendären Indianerhäuptlich verweist. Andererseits zeigt der Umgang der US-Regierung mit dem Thema eine Western-Mentalität, die in der amerikanischen Kultur tief verwurzelt ist. Das könnte sich später doch noch als schlau erweisen.
Die Deutschen sind laut einer Umfrage beunruhigt und fürchten eine neue Anschlagswelle. Hat das Sicherheitsgefühl abgenommen?
Gefühle sind das eine. Faktisch hat man auch vor Osama bin Ladens Tod immer wieder davon gesprochen, dass die Sicherheitslage sich zuspitzt. Da hat sich überhaupt nichts geändert.
Und keiner spricht mehr über Japan und die Zukunft der Atomkraft. Dabei ist die EU-Kommission in der Kritik, weil die Stresstests für die Atommeiler in der Union gar nicht so stressig ausfallen sollen …
Das ist in der Tat ein Skandal, den wir im EU-Parlament auch anprangern. Es liegt am Einfluss von Frankreich und Großbritannien, dass die Kommission hier einknickt. Und Energiekommissar Oettinger ist ohnehin noch der Atomfreund geblieben, der er schon als Ministerpräsident war. Da erwarte ich nicht viel.
Die Frankfurter Disko U60311 soll geschlossen werden, nachdem dort ein Türsteher einen Gast zu Tode prügelte. Sollte an die Stelle überhaupt wieder ein neuer Club?
Da habe ich keinen Einblick. Man sollte in Frankfurt mal die Türsteher-Frage stellen. Was sollen diese Haudrauf-Männer, denen auch noch von verschiedenen Seiten Vorbehalte gegenüber Migranten nachgesagt werden?
Zur Stadtpolitik: Der Koalitionsvertrag zwischen CDU und Grünen ist perfekt, das Integrationsdezernat aber bleibt ehrenamtlich. Dafür sollen die Grünen das Planungsdezernat bekommen. Ein kluger Kompromiss?
Ich halte das immer noch für falsch.
Aber auf Sie hört keiner mehr?
Ich bin zuweit draußen aus der Stadtpolitik. Da müsste ich mich richtig reinhängen. Vielleicht gibt es ja noch eine Chance, wenn dieser nutzlose Stein weg ist, und statt dem Sicherheits- ein volles Integrationsdezernat möglich wird.
Vielleicht interessiert die Grünen das Thema nicht mehr?
Glaube ich nicht. Das ist eher eine Frage der Machtbalance zwischen CDU und Grünen.
Wir führen dieses Gespräch vor dem entscheidenen Eintracht-Spiel gegen Köln …
… und egal wie das Spiel ausgeht: die Eintracht muss mit ihrer Mannschaft bei Null anfangen, sie muss junge Leute engagieren, und nicht an alten festhalten, die ständig verletzt sind. Vielleicht ist ein Abstieg nicht verkehrt, um den Reset zu schaffen.
13. Mai 2011
Die Fragen stellte Nils Bremer
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Daniel Cohn-Bendit ist Mitglied des Europäischen Parlaments und Ko-Vorsitzender der Grünen-Fraktion.