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In Frankfurt leben nach wie vor hunderte Menschen auf der Straße © Adobe Stock/Srdjan (Symbolbild)
Wohnungslosigkeit in Frankfurt
Volt und die Linke streiten über Housing-First-Konzept
Die Römer-Linken halten das Housing-First-Konzept der Wohnungsgesellschaften in Frankfurt eher für eine Marketingstrategie denn als Maßnahme gegen Obdachlosigkeit. Das sorgt für Kritik bei Volt im Römer.
Obdachlose von der Straße zu bekommen, das ist ein Anliegen, mit dem sich die Stadt Frankfurt und verschiedene Organisationen seit geraumer Zeit beschäftigen. Ein Konzept, dass dabei helfen soll, ist das sogenannte „Housing First“. Dahinter steckt der Ansatz, Obdachlosen erst eine Wohnung zu geben und dann mit weiteren Maßnahmen wie zum Beispiel Suchtbekämpfung weiterzuhelfen. Mehrere Wohnungsunternehmen in Frankfurt setzen den Ansatz bereits um. Allerdings sieht die Linke im Römer dahinter ein bewusstes Kalkül.
Linke kritisiert zu geringe Anzahl an Wohnungen für Obdachlose
„Es handelt sich eher um eine Marketingstrategie, die das eigene Image aufbessern soll“, teilt der wohnungspolitscher Sprecher Eyup Yilmaz (Die Linke) mit. Problem sei vor allem die Anzahl an Wohnflächen: Der Wohnungskonzern Vonovia vergibt durchschnittlich fünf Wohnungen jährlich in fünf Jahren im Rahmen eines Pilotprojektes. Die Nassauische Heimstätte (NH) will in einer zweijährigen Pilotphase zwei Wohnungen pro Jahr „nach Verfügbarkeit“ bereitstellen. Und die GWH Wohnungsgesellschaft hat laut Yilmaz bisher lediglich eine Wohnung für Obdachlose zur Verfügung gestellt.
Entsprechende Mitteilungen der Unternehmen bestätigen die Zahlen, wobei Vonovia nach der Pilotphase zehn weitere Wohnungen in Aussicht gestellt hat sowie langfristig 100 Wohnungen. Die GWH hat im Jahr 2022 zwölf ehemaligen Obdachlosen in einem ihrer Mietshäuser in Sossenheim jeweils eine eigene Wohnung gegeben. Das seien aber alles ohnehin zu wenige Wohnungen für die mindestens 300 Obdachlosen, führt Yilmaz aus. Zudem würden 9230 Menschen, die in Übergangs- und Notunterkünften leben, vom Projekt nicht berücksichtigt werden.
Für Yilmaz liegt ein Paradoxon vor: Die Wohnungsunternehmen würden jedes Jahr hunderte Menschen zwangsräumen, die dann oft in die Obdachlosigkeit geraten. Anschließend müssten sie dann hoffen, durch „Housing First“ wieder zu ihren alten Vermietern zurückzukehren. Der Linken-Politiker fordert daher bezahlbaren Wohnraum und eine Perspektive für die „tausenden Menschen in Notunterkünften“.
Huber (Volt): „Bisher kein anderer Ansatz, um Menschen dauerhaft aus der Obdachlosigkeit zu holen“
Eine Reaktion von Volt im Römer, die das Projekt 2021 mit Blick auf ein Vorbild in Finnland angestoßen hatten, folgte prompt. Ihr Fraktionsvorsitzender Martin Huber kritisiert in einer Stellungnahme Yilmaz‘ Haltung als „zynisch“: Bisher gebe es keinen anderen Ansatz, um Menschen dauerhaft aus der Obdachlosigkeit zu holen. Und weiter: „Diese verquere Logik der Linken, ein neues sozialpolitisches Konzept abzulehnen, nur weil es ein Problem an anderer Stelle nicht löst, verwundert uns sehr, zumal sich die Situation für einige Menschen endlich erheblich verbessert.“
„Es handelt sich eher um eine Marketingstrategie, die das eigene Image aufbessern soll“, teilt der wohnungspolitscher Sprecher Eyup Yilmaz (Die Linke) mit. Problem sei vor allem die Anzahl an Wohnflächen: Der Wohnungskonzern Vonovia vergibt durchschnittlich fünf Wohnungen jährlich in fünf Jahren im Rahmen eines Pilotprojektes. Die Nassauische Heimstätte (NH) will in einer zweijährigen Pilotphase zwei Wohnungen pro Jahr „nach Verfügbarkeit“ bereitstellen. Und die GWH Wohnungsgesellschaft hat laut Yilmaz bisher lediglich eine Wohnung für Obdachlose zur Verfügung gestellt.
Entsprechende Mitteilungen der Unternehmen bestätigen die Zahlen, wobei Vonovia nach der Pilotphase zehn weitere Wohnungen in Aussicht gestellt hat sowie langfristig 100 Wohnungen. Die GWH hat im Jahr 2022 zwölf ehemaligen Obdachlosen in einem ihrer Mietshäuser in Sossenheim jeweils eine eigene Wohnung gegeben. Das seien aber alles ohnehin zu wenige Wohnungen für die mindestens 300 Obdachlosen, führt Yilmaz aus. Zudem würden 9230 Menschen, die in Übergangs- und Notunterkünften leben, vom Projekt nicht berücksichtigt werden.
Für Yilmaz liegt ein Paradoxon vor: Die Wohnungsunternehmen würden jedes Jahr hunderte Menschen zwangsräumen, die dann oft in die Obdachlosigkeit geraten. Anschließend müssten sie dann hoffen, durch „Housing First“ wieder zu ihren alten Vermietern zurückzukehren. Der Linken-Politiker fordert daher bezahlbaren Wohnraum und eine Perspektive für die „tausenden Menschen in Notunterkünften“.
Eine Reaktion von Volt im Römer, die das Projekt 2021 mit Blick auf ein Vorbild in Finnland angestoßen hatten, folgte prompt. Ihr Fraktionsvorsitzender Martin Huber kritisiert in einer Stellungnahme Yilmaz‘ Haltung als „zynisch“: Bisher gebe es keinen anderen Ansatz, um Menschen dauerhaft aus der Obdachlosigkeit zu holen. Und weiter: „Diese verquere Logik der Linken, ein neues sozialpolitisches Konzept abzulehnen, nur weil es ein Problem an anderer Stelle nicht löst, verwundert uns sehr, zumal sich die Situation für einige Menschen endlich erheblich verbessert.“
7. Februar 2024, 15.17 Uhr
Till Geginat
Till Geginat
Jahrgang 1994, Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Goethe Universität Frankfurt, seit November 2022 beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Till
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