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Wohnprojekt im Hilgenfeld Frankfurt
„Die ABG ist nicht offen für Projekte wie gemeinschaftliches Wohnen“
Ein Projekt zum gemeinschaftlichen Wohnen im Frankfurter Hilgenfeld stagniert. Die Initiatoren machen der ABG Vorwürfe. Die Zusammenarbeit mit der Frankfurt Holding gestaltet sich „frustrierend“.
JOURNAL: Herr Hitzelberger, Sie gehören zu einer Gruppe von Menschen, die gemeinschaftliches Wohnen in einem lebenswerten Umfeld umsetzen wollen. Wie kann man sich das vorstellen?
Otmar Hitzelberger: Die Idee, gemeinschaftlich zu wohnen, gibt es bei uns schon sehr lange. Mit Freunden und Freundinnen ein gemeinsames Mehrgenerations-Haus zu bewohnen, ist doch eine großartige Idee. Wir wollen der Vereinsamung und Ausgrenzung entgegenwirken und generationenübergreifend neue Formen des respektvollen Miteinanders schaffen. Vorbild ist das Mietshaussyndikat, das Häuser dem Kapitalmarkt entzieht, indem es sie nicht mehr dem System der Spekulation zur Verfügung stellt. So gibt es weder Besitz noch Eigentum.
Ihre Gruppe GoN konnte sich bei einem städtebaulichen Wettbewerb in Frankfurt 2019 durchsetzen. Heißt das, die Stadt verpflichtete sich, Ihr Konzept Realität werden zu lassen?
2019 haben wir von der Stadt Frankfurt den Zuschlag erhalten, ein großes Wohnprojekt in Form eines Mietshauses für bis zu 130 Menschen im Hilgenfeld zu verwirklichen. Dort soll nicht nur bezahlbares Wohnen möglich sein, sondern die Mieten sollen kontinuierlich fallen und somit das Wohnen in der Stadt erschwinglich machen. Wir wollen zudem ein vielfältiges Kulturangebot auf die Beine stellen – aus der Gemeinschaft heraus in die Stadtgesellschaft hinein. Die Realisierung ist Teil des Konzeptverfahrens.
Wohnprojekt Hilgenfeld: gemeinschaftliches Wohnen integraler Bestandteil des Viertels
Die Stadt plant im Hilgenfeld im Frankfurter Norden ein Neubaugebiet. Wie soll gemeinschaftliches Wohnen in die restliche Bebauung integriert werden?
Gemeinschaftliches Wohnen soll ein integraler Bestandteil des Viertels werden. Das Konzeptverfahren der Stadt Frankfurt für das Hilgenfeld legt fest, dass 15 Prozent der Neubauflächen für gemeinschaftliches Wohnen vorgesehen sind. Unser Mietshaus ist zentral im Hilgenfeld als Quartiershaus geplant. Das heißt, es soll dort Gemeinschaftsräume und Gewerbeflächen geben, die zu offenen Treffpunkten für das Viertel werden.
In einem Brief an die Stadt schreiben Sie, Ihr Wohnungsprojekt stecke in einer Krise. Inwiefern?
Bei uns wachsen zunehmend die Zweifel, dass sich das Projekt trotz unseres jahrelangen Engagements und, obwohl es schon konkrete Entwürfe gibt, realisieren lässt. Wir Ehrenamtlichen versuchen, die Konzepte der Stadt mit Leben zu füllen, aber uns fehlen die konkreten Strukturen seitens der Stadt dafür. Das Ziel bezahlbaren Wohnraums rückt in die Ferne, da die ABG aktuell mit 20 Euro pro Quadratmeter als Mietpreis kalkuliert, was für uns absolut inakzeptabel ist. Noch frustrierender für uns ist aber der Prozess mit der ABG, mit der wir das Haus planen.
Gemeinschaftliches Wohnen muss für alle Teile der Gesellschaft zugänglich sein
Können Sie das konkretisieren?
Die ABG ist unser Partner und engagiert ein Architekturbüro für die Verwirklichung des Projekts. Woche für Woche nehmen wir als ehrenamtlich Engagierte an Treffen teil. Doch der Prozess läuft nicht auf Augenhöhe. Zentrale Wünsche wie etwa Barrierearmut werden nicht berücksichtigt. Laubengänge, die für mehr Gemeinschaft sorgen, sind nicht vollständig realisierbar. In einem Kooperationsvertrag wird uns mit Vertragsstrafen gedroht. Es stellt sich immer mehr heraus, dass die ABG nicht offen für unkonventionelle Projekte wie gemeinschaftliches Wohnen ist. Es gibt kein Konzept und keine Offenheit dafür. Hier sehen wir die Stadt unter Zugzwang, auf die ABG einzuwirken. Diese Strukturen für zukunftsweisende Projekte müssen geschaffen werden.
Besonders wichtig ist bezahlbarer Wohnraum in Frankfurt. Fordern Sie eine Deckelung der Quadratmeterpreise? Bzw. lassen sich solche Projekte ohne Deckelung überhaupt verwirklichen?
Wir fordern einen Preis unter der Vergleichsmiete, das Ziel ist 14,50 € pro Quadratmeter. Dazu kommt ein Anteil von 30 Prozent an gefördertem Wohnraum im Haus. Gemeinschaftliches Wohnen muss auf diese Weise für alle Teile der Gesellschaft zugänglich sein.
Wohnprojekt: Druck seitens der Stadt auf die ABG gefordert
Was ist Ihre aktuelle Forderung an die Stadt?
Wir fordern einen runden Tisch, an dem alle Beteiligten über die Herausforderungen für gemeinschaftliche Wohnprojekte im Hilgenfeld sprechen. Wir fordern mehr Transparenz in der Frage, wie sich Mietpreise im Hilgenfeld entwickeln und zusammensetzen. Wir fordern mehr Druck seitens der Stadt auf die ABG, Strukturen für gemeinschaftliche Wohnprojekte zu schaffen. Sonst kann gemeinschaftliches Wohnen im großen Maßstab nicht Schule machen.
Hintergrund_______________________________________________
Zehn Personen aus dem kreativen Bereich gründeten die GoN Artgenossen im Sommer 2019. Basis war die Idee, gemeinsam ein Haus zu bewohnen, interessante Projekte zu realisieren und ein Stadtviertel zu beleben. Das Haus soll dauerhaft gestaltet, aber nicht besessen werden. Nutzen aus der Gemeinschaft steht über der Rendite. Inzwischen ist unsere Gruppe auf ungefähr 70 Interessierte gewachsen. Am 2. April findet ein Sonntagsspaziergang für Interessierte statt. Treffpunkt ist um 14 Uhr der Alte Flughafen Bonames.
Otmar Hitzelberger: Die Idee, gemeinschaftlich zu wohnen, gibt es bei uns schon sehr lange. Mit Freunden und Freundinnen ein gemeinsames Mehrgenerations-Haus zu bewohnen, ist doch eine großartige Idee. Wir wollen der Vereinsamung und Ausgrenzung entgegenwirken und generationenübergreifend neue Formen des respektvollen Miteinanders schaffen. Vorbild ist das Mietshaussyndikat, das Häuser dem Kapitalmarkt entzieht, indem es sie nicht mehr dem System der Spekulation zur Verfügung stellt. So gibt es weder Besitz noch Eigentum.
Ihre Gruppe GoN konnte sich bei einem städtebaulichen Wettbewerb in Frankfurt 2019 durchsetzen. Heißt das, die Stadt verpflichtete sich, Ihr Konzept Realität werden zu lassen?
2019 haben wir von der Stadt Frankfurt den Zuschlag erhalten, ein großes Wohnprojekt in Form eines Mietshauses für bis zu 130 Menschen im Hilgenfeld zu verwirklichen. Dort soll nicht nur bezahlbares Wohnen möglich sein, sondern die Mieten sollen kontinuierlich fallen und somit das Wohnen in der Stadt erschwinglich machen. Wir wollen zudem ein vielfältiges Kulturangebot auf die Beine stellen – aus der Gemeinschaft heraus in die Stadtgesellschaft hinein. Die Realisierung ist Teil des Konzeptverfahrens.
Wohnprojekt Hilgenfeld: gemeinschaftliches Wohnen integraler Bestandteil des Viertels
Die Stadt plant im Hilgenfeld im Frankfurter Norden ein Neubaugebiet. Wie soll gemeinschaftliches Wohnen in die restliche Bebauung integriert werden?
Gemeinschaftliches Wohnen soll ein integraler Bestandteil des Viertels werden. Das Konzeptverfahren der Stadt Frankfurt für das Hilgenfeld legt fest, dass 15 Prozent der Neubauflächen für gemeinschaftliches Wohnen vorgesehen sind. Unser Mietshaus ist zentral im Hilgenfeld als Quartiershaus geplant. Das heißt, es soll dort Gemeinschaftsräume und Gewerbeflächen geben, die zu offenen Treffpunkten für das Viertel werden.
In einem Brief an die Stadt schreiben Sie, Ihr Wohnungsprojekt stecke in einer Krise. Inwiefern?
Bei uns wachsen zunehmend die Zweifel, dass sich das Projekt trotz unseres jahrelangen Engagements und, obwohl es schon konkrete Entwürfe gibt, realisieren lässt. Wir Ehrenamtlichen versuchen, die Konzepte der Stadt mit Leben zu füllen, aber uns fehlen die konkreten Strukturen seitens der Stadt dafür. Das Ziel bezahlbaren Wohnraums rückt in die Ferne, da die ABG aktuell mit 20 Euro pro Quadratmeter als Mietpreis kalkuliert, was für uns absolut inakzeptabel ist. Noch frustrierender für uns ist aber der Prozess mit der ABG, mit der wir das Haus planen.
Gemeinschaftliches Wohnen muss für alle Teile der Gesellschaft zugänglich sein
Können Sie das konkretisieren?
Die ABG ist unser Partner und engagiert ein Architekturbüro für die Verwirklichung des Projekts. Woche für Woche nehmen wir als ehrenamtlich Engagierte an Treffen teil. Doch der Prozess läuft nicht auf Augenhöhe. Zentrale Wünsche wie etwa Barrierearmut werden nicht berücksichtigt. Laubengänge, die für mehr Gemeinschaft sorgen, sind nicht vollständig realisierbar. In einem Kooperationsvertrag wird uns mit Vertragsstrafen gedroht. Es stellt sich immer mehr heraus, dass die ABG nicht offen für unkonventionelle Projekte wie gemeinschaftliches Wohnen ist. Es gibt kein Konzept und keine Offenheit dafür. Hier sehen wir die Stadt unter Zugzwang, auf die ABG einzuwirken. Diese Strukturen für zukunftsweisende Projekte müssen geschaffen werden.
Besonders wichtig ist bezahlbarer Wohnraum in Frankfurt. Fordern Sie eine Deckelung der Quadratmeterpreise? Bzw. lassen sich solche Projekte ohne Deckelung überhaupt verwirklichen?
Wir fordern einen Preis unter der Vergleichsmiete, das Ziel ist 14,50 € pro Quadratmeter. Dazu kommt ein Anteil von 30 Prozent an gefördertem Wohnraum im Haus. Gemeinschaftliches Wohnen muss auf diese Weise für alle Teile der Gesellschaft zugänglich sein.
Wohnprojekt: Druck seitens der Stadt auf die ABG gefordert
Was ist Ihre aktuelle Forderung an die Stadt?
Wir fordern einen runden Tisch, an dem alle Beteiligten über die Herausforderungen für gemeinschaftliche Wohnprojekte im Hilgenfeld sprechen. Wir fordern mehr Transparenz in der Frage, wie sich Mietpreise im Hilgenfeld entwickeln und zusammensetzen. Wir fordern mehr Druck seitens der Stadt auf die ABG, Strukturen für gemeinschaftliche Wohnprojekte zu schaffen. Sonst kann gemeinschaftliches Wohnen im großen Maßstab nicht Schule machen.
Hintergrund_______________________________________________
Zehn Personen aus dem kreativen Bereich gründeten die GoN Artgenossen im Sommer 2019. Basis war die Idee, gemeinsam ein Haus zu bewohnen, interessante Projekte zu realisieren und ein Stadtviertel zu beleben. Das Haus soll dauerhaft gestaltet, aber nicht besessen werden. Nutzen aus der Gemeinschaft steht über der Rendite. Inzwischen ist unsere Gruppe auf ungefähr 70 Interessierte gewachsen. Am 2. April findet ein Sonntagsspaziergang für Interessierte statt. Treffpunkt ist um 14 Uhr der Alte Flughafen Bonames.
16. März 2023, 12.00 Uhr
Katja Thorwarth
Katja Thorwarth
Die gebürtige Frankfurterin studierte an der Goethe-Uni Soziologie, Politik und Sozialpsychologie. Ihre journalistischen Schwerpunkte sind Politik, politisches Feuilleton und Meinung. Seit März 2023 Leitung online beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Katja
Thorwarth >>
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