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Green City
Lasst Frankfurt ergrünen
Frankfurt ist eine der heißesten Städte Deutschlands. Hitzewellen, Trockenheit und extreme Wetterereignisse wie Starkregen sind Folgen des Klimawandels und machen Mensch und Tier zu schaffen. Abhilfe könnte mehr Grün in der Stadt schaffen. Flächen dafür gibt es genug.
Grad – und es wird noch heißer in den nächsten Jahren: Auch wenn der diesjährige Sommer in Teilen verregnet war, kommen große Aufgaben auf uns zu. Die Städte müssen so gestaltet werden, dass wir den Auswirkungen des Klimawandels begegnen können. Frankfurt hat im Frühjahr daher beim Thema Flächenversieglung einen ersten Schritt gemacht: Seit 10. Mai gilt in der ganzen Stadt eine neue so genannte Freiraumsatzung für alle Neu- und Umbauten von Grundstücken und Gebäuden. Diese sieht vor, dass Grundstücksfreiflächen zu begrünen sind, und verbietet gleichzeitig das Anlegen von Schotter- oder Kiesgärten sowie Abdeckungen mit Vlies, Folien und Ähnlichem. Die Satzung regelt ebenso die Gestaltung von Außenwänden und Fassaden. Diese sind ab einer Höhe von drei Metern zu mindestens 50 Prozent zu begrünen. Abweichungen davon sind möglich, wenn stattdessen ein Laubbaum oder Sträucher gepflanzt werden. Allerdings gilt die neue Satzung nur für Neu- und Umbauten. Das heißt, dass bestehende Gebäude nicht nachgebessert werden müssen. Frankfurt als Stadt der Vertikalen mit zahlreichen Hochhäusern böte aber genügend Flächen zur Begrünung.
Begrünungen fehlen
Zwar weist Frankfurt mit dem GrünGürtel ein gut vernetztes Grünsystem auf, aber gerade dort, wo die kühlende Wirkung dringend benötigt wird, nämlich auf den urbanen Gebäude- und Grundstücksfreiflächen, fehlen oft Begrünungen und klimaangepasste Gestaltungen. Diese Flächen machen gut 30 Prozent des Frankfurter Stadtgebietes von 248 Quadratkilometern aus, und der Großteil der bebauten Flächen ist in privater Hand, ist in der Broschüre „Freiräume und Gebäude klimaangepasst gestalten“ (herausgegeben von der Stadt Frankfurt) zu lesen. Laut Umweltamt waren 2015 knapp zwei Millionen Quadratmeter Dachfläche in Frankfurt begrünt – neuere Zahlen liegen nicht vor. Bei den Fassaden ist noch Luft beziehungsweise Grün nach oben. Viele Weltstädte machen es bereits vor, wie zum Beispiel Singapore, wo man das Potenzial der Begrünung als Klimaanlage längst erkannt hat und es nicht nur als „Greenwashing“ eingesetzt wird, um neue Fassadenlösungen zu verkaufen.
Im Botanischen Garten wird schon länger geforscht, welche Dachbegrünungen sich am besten eignen: „Lebendige Dächer“, ein gemeinsames Projekt der KfW Stiftung und dem Botanischen Garten, testet auf Versuchstischen und Dächern im Rhein-Main-Gebiet 40 Pflanzenarten. Andreas König, Kustos im Botanischen Garten, deutet auf einen Versuchstisch. „Dies kann mit geringem Aufwand angelegt werden.“ Der Grundstock besteht aus Lavamaterial, es hat eine besonnte und beschattete Seite, Totholz, ein paar Steine. Anschließend können selbst gesammelte Samen ausgebracht oder Allium, Schnittlauch, Iris und Fetthennen gepflanzt werden, fertig ist das Biodiversitätsdach – eine Freude fürs Auge und auch für wirbellose Tiere, besonders, wenn immer etwas blüht. Und tatsächlich klettert gerade ein Marienkäfer über einen Stängel auf dem Testfeld. Selbst kleine Flächen können begrünt werden, Mülltonnen zum Beispiel, selbst ein Vogelhäuschen kann mit Pflanzen versehen werden. Allerdings sind die trockenen Sommer ein Problem für die Begrünung. „Architekten müssen von Anfang an in die Planung einbezogen werden und Wasseranschlüsse sowie eine höhere Traglast bei Gebäuden einplanen“, meint König. Regenwasser lasse sich mit Zisternen auffangen, das wiederum zum Gießen verwendet werden kann. Ein weiterer Vorteil: „Mit Biodiversitätsdächern und Gärten hat man weniger Arbeit. Ein Rollrasen muss dauernd gepflegt werden.“ Im kommenden Jahr läuft das Forschungsprojekt aus und die Ergebnisse werden veröffentlicht.
Die Stadt als Schwamm
Frankfurt ist wie viele andere Städte dicht bebaut, ein Großteil der Fläche versiegelt. Durch den Klimawandel kommt es immer mehr zu so genannten Starkregenereignissen. In kurzer Zeit fällt so viel Regen, dass die Kanalisation diesen nicht mehr aufnehmen kann und es zu Überschwemmungen kommt. Eine mögliche Lösung bietet das Konzept der Schwammstadt. Dafür müssen Flächen geschaffen werden, die große Mengen an Wasser aufnehmen und zeitverzögert wieder abgeben. Ein Vorreiter – wie in vielen anderen Dingen, man denke nur an den CopenHill – ist Kopenhagen. Dort haben die Stadtplaner die starken Regenfälle zum Anlass genommen, die Risiken zu reduzieren und das Wasser aufzufangen: Speziell angelegte Straßen leiten das Wasser ab oder halten es zurück. Plätze werden vertieft und funktionieren so wie Zisternen. Damit kann das Wasser später zum Gießen von Grünflächen verwendet werden. Die Stadt hat außerdem begonnen, versiegelte Flächen zurückzubauen und Grünflächen anzulegen. Auch privat kann man das Wasser, das kostenlos vom Himmel fällt, nutzen: Mit Regentonnen oder Zisternen kann das immer kostbarere Nass gesammelt und damit die Gebäudebegrünung gewässert werden.
Die Pioniere
Schon vor Jahrzehnten haben sich Architekten mit der Begrünung von Gebäuden auseinandergesetzt. Im Rhein-Main-Gebiet gibt es gleich zwei Pionierprojekte, die heute als visionär angesehen werden: Das Ökohaus Arche am Frankfurter Westbahnhof ist eine grüne Oase und auch als solche geplant worden. Dem Projekt gingen lange Verhandlungen mit der Commerzbank voraus, die sich um ein Grundstück am Hauptbahnhof bemühte, das der Kühl KG gehörte. Die Bank und der Verlag einigten sich auf einen Tausch: Die Commerzbank bekam das Grundstück und musste im Gegenzug das Ökohaus am Frankfurter Westbahnhof errichten. „Ganz im Zeichen der Umweltschutzbewegung der 80er- Jahre lag der Fokus auf baubiologischen und ökologischen Aspekten“ – ist im aufschlussreichen Katalog „EinfachGrün“ zu lesen, den das Deutsche Architekturmuseum zur gleichnamigen Ausstellung herausgegeben hat (der Katalog ist mittlerweile vergriffen, ein PDF kann beim Museum angefragt werden). Das Besondere am Ökohaus ist, dass es nicht nur außen, sondern auch innen begrünt ist. Dadurch wird eine durchschnittliche Temperaturabsenkung von zwei bis drei Grad erreicht, bei Frost bewirkt die Begrünung eine bessere Isolierung, was wiederum Heizenergie spart. Im Gebäude wachsen Palmen, Efeu, Farne, Zitruspflanzen, Lorbeer, Hibiskus – ein kleiner Bach plätschert durchs Gebäude. Etwa 50 Prozent der Dachflächen sind bepflanzt. Durch die Nutzung von Regenwasser und Sanierungsabwasser wird ein Großteil des Trinkwassers substituiert, nach Angaben des Ökohauses rund drei Millionen Liter. 2018 ist eine Ökohaus Frankfurt-Stiftung gegründet worden, die die Existenz des Projekts dauerhaft sicherstellen soll. Mieter im Haus sind u.a. Ärzte, Verbände, eine Krabbelstube sowie ein Restaurant.
Bereits in den 70er-Jahren ist in Darmstadt das Baumhaus entstanden. Architekt Ot Hoffmann hat in der Innenstadt ein Terrassenhaus geschaffen, das heute als Pionierbauwerk der Gebäudebegrünung gilt. Kompromisslos experimentierte er mit Bepflanzungsmethoden und ging davon aus, dass die Nutzer sowie die Natur das Gebäude selbst begrünen. Der Architekt solle lediglich den Rahmen vorgeben. Er publizierte zu Themen von Nachhaltigkeit („Kleidung statt Mode“) – und das bereits in den 80er-Jahren.
Neue Grünräume
Wer durch Frankfurts Straßen läuft und in Hinterhöfe oder auf Dächer blickt, entdeckt oft liebevoll angelegte Balkone und Gärten, die in privater Initiative entstanden sind. Wer in seinem Viertel brachliegende Flächen kennt, kann sich an die Stadt Frankfurt wenden (per E-Mail: mitmachen.amt67@stadt-frankfurt.de). Zahlreiche, oft lieblos mit sogenannten Bodendeckern bepflanzte Flächen können von engagierten Hobbygärtnern kreativ bepflanzt und gepflegt werden. In Sachsenhausen haben Anwohner bereits einige Grünflächen, die vorher verwahrlost waren, in kleine blühende Oasen verwandelt. Unterstützung gab es von Gärtnern des Grünflächenamts. Und jetzt ziert ein Schild mit der Aufschrift „Glücklich vergeben“ die neuen Gärten, an denen sich viele erfreuen können.
Auch bei großen Projekten wird das Bewusstsein immer stärker, wie wichtig und wie verkaufsfördernd Grün sein kann. Auf dem Dach des Skyline Plazas im Europaviertel etwa wächst ein kleiner Hain aus Birken und Kiefern, Bänke laden zum Verweilen ein. Es gibt eine Rasenfläche mit einem Klettergerüst und ein Café. Viele Menschen haben weder Garten noch Balkon und freuen sich an heißen Tagen über schattige, grüne Orte in der Stadt. In direkter Nachbarschaft befindet sich der Eden Tower, der ringsherum mit vertikalen Gärten versehen ist. Der Wohnturm zählt laut dem belgischen Immobilienentwickler Immobel zu den höchsten begrünten Wohntürmen Europas. Rund 200 000 Pflanzen, in vertikalen Strängen angelegt, bedecken rund 20 Prozent der Fassade des hundert Meter hohen Towers. 15 verschiedene Arten finden sich hier, zum Beispiel die herzblättrige Bergenie, die japanische Segge und der kriechende Günsel.
Ein Modellprojekt der Stadt wurde Anfang August den Bürgern übergeben: Die Entsiegelung und Begrünung des Paul-Arnsberg-Platzes im Ostend ist ein Beispiel für die dringend notwendige Klimaanpassung. Sie soll weiteren Plätzen in Frankfurt als Vorbild dienen. Auf dem Platz wurden große Baumbeete, Staudenbeete und eine Wildblumenwiese angelegt, die den Grünanteil um nahezu 50 Prozent erhöhen. Auch eine berankte Pergola soll in heißen Sommern die Aufenthaltsqualität deutlich steigern.
Zukunftsgrün
Im Europaviertel wirft ein Großprojekt seine Schatten voraus: Auf dem letzten freien Baugrundstück an der Emser Brücke entsteht bis 2026 der über 100 Meter hohe NION Tower. Der Entwurf für das Bürogebäude stammt vom niederländischen Architekturbüro UNStudio, das auch das FOUR Frankfurt geplant hat. Das Besondere an dem Hochhaus: Es soll eines der nachhaltigsten Bürogebäude in Deutschland werden mit einer Photovoltaik-Fassade, Regenwassernutzung, geothermischer Heizung und Kühlung sowie Energierückgewinnung. Der Tower selbst wird intensiv begrünt. Auf der Südseite ist ein öffentlicher Park geplant, welcher ebenfalls über begrünte Stufenterrassen in das Atrium des Hochhauses übergeht. Auch im Inneren sollen sich die grünen Elemente fortsetzen, von der begrünten Lobby bis hin zu den Büroetagen, die mit Dachgärten und Terrassen geplant sind.>
Zwar weist Frankfurt mit dem GrünGürtel ein gut vernetztes Grünsystem auf, aber gerade dort, wo die kühlende Wirkung dringend benötigt wird, nämlich auf den urbanen Gebäude- und Grundstücksfreiflächen, fehlen oft Begrünungen und klimaangepasste Gestaltungen. Diese Flächen machen gut 30 Prozent des Frankfurter Stadtgebietes von 248 Quadratkilometern aus, und der Großteil der bebauten Flächen ist in privater Hand, ist in der Broschüre „Freiräume und Gebäude klimaangepasst gestalten“ (herausgegeben von der Stadt Frankfurt) zu lesen. Laut Umweltamt waren 2015 knapp zwei Millionen Quadratmeter Dachfläche in Frankfurt begrünt – neuere Zahlen liegen nicht vor. Bei den Fassaden ist noch Luft beziehungsweise Grün nach oben. Viele Weltstädte machen es bereits vor, wie zum Beispiel Singapore, wo man das Potenzial der Begrünung als Klimaanlage längst erkannt hat und es nicht nur als „Greenwashing“ eingesetzt wird, um neue Fassadenlösungen zu verkaufen.
Im Botanischen Garten wird schon länger geforscht, welche Dachbegrünungen sich am besten eignen: „Lebendige Dächer“, ein gemeinsames Projekt der KfW Stiftung und dem Botanischen Garten, testet auf Versuchstischen und Dächern im Rhein-Main-Gebiet 40 Pflanzenarten. Andreas König, Kustos im Botanischen Garten, deutet auf einen Versuchstisch. „Dies kann mit geringem Aufwand angelegt werden.“ Der Grundstock besteht aus Lavamaterial, es hat eine besonnte und beschattete Seite, Totholz, ein paar Steine. Anschließend können selbst gesammelte Samen ausgebracht oder Allium, Schnittlauch, Iris und Fetthennen gepflanzt werden, fertig ist das Biodiversitätsdach – eine Freude fürs Auge und auch für wirbellose Tiere, besonders, wenn immer etwas blüht. Und tatsächlich klettert gerade ein Marienkäfer über einen Stängel auf dem Testfeld. Selbst kleine Flächen können begrünt werden, Mülltonnen zum Beispiel, selbst ein Vogelhäuschen kann mit Pflanzen versehen werden. Allerdings sind die trockenen Sommer ein Problem für die Begrünung. „Architekten müssen von Anfang an in die Planung einbezogen werden und Wasseranschlüsse sowie eine höhere Traglast bei Gebäuden einplanen“, meint König. Regenwasser lasse sich mit Zisternen auffangen, das wiederum zum Gießen verwendet werden kann. Ein weiterer Vorteil: „Mit Biodiversitätsdächern und Gärten hat man weniger Arbeit. Ein Rollrasen muss dauernd gepflegt werden.“ Im kommenden Jahr läuft das Forschungsprojekt aus und die Ergebnisse werden veröffentlicht.
Frankfurt ist wie viele andere Städte dicht bebaut, ein Großteil der Fläche versiegelt. Durch den Klimawandel kommt es immer mehr zu so genannten Starkregenereignissen. In kurzer Zeit fällt so viel Regen, dass die Kanalisation diesen nicht mehr aufnehmen kann und es zu Überschwemmungen kommt. Eine mögliche Lösung bietet das Konzept der Schwammstadt. Dafür müssen Flächen geschaffen werden, die große Mengen an Wasser aufnehmen und zeitverzögert wieder abgeben. Ein Vorreiter – wie in vielen anderen Dingen, man denke nur an den CopenHill – ist Kopenhagen. Dort haben die Stadtplaner die starken Regenfälle zum Anlass genommen, die Risiken zu reduzieren und das Wasser aufzufangen: Speziell angelegte Straßen leiten das Wasser ab oder halten es zurück. Plätze werden vertieft und funktionieren so wie Zisternen. Damit kann das Wasser später zum Gießen von Grünflächen verwendet werden. Die Stadt hat außerdem begonnen, versiegelte Flächen zurückzubauen und Grünflächen anzulegen. Auch privat kann man das Wasser, das kostenlos vom Himmel fällt, nutzen: Mit Regentonnen oder Zisternen kann das immer kostbarere Nass gesammelt und damit die Gebäudebegrünung gewässert werden.
Die Pioniere
Schon vor Jahrzehnten haben sich Architekten mit der Begrünung von Gebäuden auseinandergesetzt. Im Rhein-Main-Gebiet gibt es gleich zwei Pionierprojekte, die heute als visionär angesehen werden: Das Ökohaus Arche am Frankfurter Westbahnhof ist eine grüne Oase und auch als solche geplant worden. Dem Projekt gingen lange Verhandlungen mit der Commerzbank voraus, die sich um ein Grundstück am Hauptbahnhof bemühte, das der Kühl KG gehörte. Die Bank und der Verlag einigten sich auf einen Tausch: Die Commerzbank bekam das Grundstück und musste im Gegenzug das Ökohaus am Frankfurter Westbahnhof errichten. „Ganz im Zeichen der Umweltschutzbewegung der 80er- Jahre lag der Fokus auf baubiologischen und ökologischen Aspekten“ – ist im aufschlussreichen Katalog „EinfachGrün“ zu lesen, den das Deutsche Architekturmuseum zur gleichnamigen Ausstellung herausgegeben hat (der Katalog ist mittlerweile vergriffen, ein PDF kann beim Museum angefragt werden). Das Besondere am Ökohaus ist, dass es nicht nur außen, sondern auch innen begrünt ist. Dadurch wird eine durchschnittliche Temperaturabsenkung von zwei bis drei Grad erreicht, bei Frost bewirkt die Begrünung eine bessere Isolierung, was wiederum Heizenergie spart. Im Gebäude wachsen Palmen, Efeu, Farne, Zitruspflanzen, Lorbeer, Hibiskus – ein kleiner Bach plätschert durchs Gebäude. Etwa 50 Prozent der Dachflächen sind bepflanzt. Durch die Nutzung von Regenwasser und Sanierungsabwasser wird ein Großteil des Trinkwassers substituiert, nach Angaben des Ökohauses rund drei Millionen Liter. 2018 ist eine Ökohaus Frankfurt-Stiftung gegründet worden, die die Existenz des Projekts dauerhaft sicherstellen soll. Mieter im Haus sind u.a. Ärzte, Verbände, eine Krabbelstube sowie ein Restaurant.
Bereits in den 70er-Jahren ist in Darmstadt das Baumhaus entstanden. Architekt Ot Hoffmann hat in der Innenstadt ein Terrassenhaus geschaffen, das heute als Pionierbauwerk der Gebäudebegrünung gilt. Kompromisslos experimentierte er mit Bepflanzungsmethoden und ging davon aus, dass die Nutzer sowie die Natur das Gebäude selbst begrünen. Der Architekt solle lediglich den Rahmen vorgeben. Er publizierte zu Themen von Nachhaltigkeit („Kleidung statt Mode“) – und das bereits in den 80er-Jahren.
Wer durch Frankfurts Straßen läuft und in Hinterhöfe oder auf Dächer blickt, entdeckt oft liebevoll angelegte Balkone und Gärten, die in privater Initiative entstanden sind. Wer in seinem Viertel brachliegende Flächen kennt, kann sich an die Stadt Frankfurt wenden (per E-Mail: mitmachen.amt67@stadt-frankfurt.de). Zahlreiche, oft lieblos mit sogenannten Bodendeckern bepflanzte Flächen können von engagierten Hobbygärtnern kreativ bepflanzt und gepflegt werden. In Sachsenhausen haben Anwohner bereits einige Grünflächen, die vorher verwahrlost waren, in kleine blühende Oasen verwandelt. Unterstützung gab es von Gärtnern des Grünflächenamts. Und jetzt ziert ein Schild mit der Aufschrift „Glücklich vergeben“ die neuen Gärten, an denen sich viele erfreuen können.
Auch bei großen Projekten wird das Bewusstsein immer stärker, wie wichtig und wie verkaufsfördernd Grün sein kann. Auf dem Dach des Skyline Plazas im Europaviertel etwa wächst ein kleiner Hain aus Birken und Kiefern, Bänke laden zum Verweilen ein. Es gibt eine Rasenfläche mit einem Klettergerüst und ein Café. Viele Menschen haben weder Garten noch Balkon und freuen sich an heißen Tagen über schattige, grüne Orte in der Stadt. In direkter Nachbarschaft befindet sich der Eden Tower, der ringsherum mit vertikalen Gärten versehen ist. Der Wohnturm zählt laut dem belgischen Immobilienentwickler Immobel zu den höchsten begrünten Wohntürmen Europas. Rund 200 000 Pflanzen, in vertikalen Strängen angelegt, bedecken rund 20 Prozent der Fassade des hundert Meter hohen Towers. 15 verschiedene Arten finden sich hier, zum Beispiel die herzblättrige Bergenie, die japanische Segge und der kriechende Günsel.
Ein Modellprojekt der Stadt wurde Anfang August den Bürgern übergeben: Die Entsiegelung und Begrünung des Paul-Arnsberg-Platzes im Ostend ist ein Beispiel für die dringend notwendige Klimaanpassung. Sie soll weiteren Plätzen in Frankfurt als Vorbild dienen. Auf dem Platz wurden große Baumbeete, Staudenbeete und eine Wildblumenwiese angelegt, die den Grünanteil um nahezu 50 Prozent erhöhen. Auch eine berankte Pergola soll in heißen Sommern die Aufenthaltsqualität deutlich steigern.
Im Europaviertel wirft ein Großprojekt seine Schatten voraus: Auf dem letzten freien Baugrundstück an der Emser Brücke entsteht bis 2026 der über 100 Meter hohe NION Tower. Der Entwurf für das Bürogebäude stammt vom niederländischen Architekturbüro UNStudio, das auch das FOUR Frankfurt geplant hat. Das Besondere an dem Hochhaus: Es soll eines der nachhaltigsten Bürogebäude in Deutschland werden mit einer Photovoltaik-Fassade, Regenwassernutzung, geothermischer Heizung und Kühlung sowie Energierückgewinnung. Der Tower selbst wird intensiv begrünt. Auf der Südseite ist ein öffentlicher Park geplant, welcher ebenfalls über begrünte Stufenterrassen in das Atrium des Hochhauses übergeht. Auch im Inneren sollen sich die grünen Elemente fortsetzen, von der begrünten Lobby bis hin zu den Büroetagen, die mit Dachgärten und Terrassen geplant sind.>
25. September 2023, 09.55 Uhr
Jasmin Schülke
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. Mehr von Jasmin
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24. Dezember 2024
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