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Frankfurter Bahnhofsviertel
„Polizei bringt permanente Unruhe in unser Viertel“
Ein Frankfurter Hausprojekt kritisiert das verstärkte Vorgehen der Polizei im Bahnhofsviertel vor der EM. Eine andere Sicht nimmt ein vor Ort tätiger Streetworker ein.
Das Bahnhofsviertel in Frankfurt gilt als das große Sorgenkind der Stadt. Im Februar verkündete Innenminister Roman Poseck (CDU) den Beginn der „Innenstadtoffensive gegen Kriminalität“ in Hessen. Für Frankfurt bedeutet das vor allem: mehr Kontrollen und Razzien im Bahnhofsviertel. Unter anderem wolle man damit „das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger erhöhen“, wie Poseck erklärte.
Doch beim Thema Sicherheit gehen die Meinungen stark auseinander. Das Hausprojekt NIKA im Bahnhofsviertel verkündete etwa: „Wenn wir Polizeibeamtinnen an einem Freitagvormittag mit gezogener Waffe durch unsere Straße rennen sehen, macht uns das aber vor allem eines, nämlich Angst.“ In dem mehrheitlich migrantischen Viertel sei man täglich Zeuge von Racial Profiling und Gewalt durch Polizeibeamte.
Die Polizei bringe eine „permanente Unruhe“ ins Viertel, die zu mehr Gewalt unter Suchtkranken und „vermeintlichen Dealern“ führe, heißt es in einer Mitteilung. Befürchtet werde, dass das Bahnhofsviertel „als Kulisse für die in-Szene-Setzung einer populistischen Ordnungs- und Sicherheitspolitik der neuen Landesregierung herhalten soll“.
Hausprojekt im Bahnhofsviertel: Polizei verdrängt prekär lebende Menschen für die EM
Für das Hausprojekt stehe fest: „Die Innenstadt und vor allem das Bahnhofsviertel sollen in einem weiteren Schritt von Menschen ‚gesäubert‘ werden, die das Image der Bankenmetropole Frankfurt als Austragungsort der EM stören. Dafür sollen jene verdrängt und unsichtbar gemacht werden, deren Lebenssituation überaus zugespitzt zeigt, was viele Frankfurterinnen schon lange wahrnehmen: die immer weiter auseinanderklaffende soziale Schere innerhalb unserer Stadt.“
Einen anderen Eindruck hat hingegen Andreas Henke, Leiter der Ossip-Streetwork beim Verein „Jugendberatung und Jugendhilfe“. Er sagte gegenüber der FR, dass er eine zunehmende Polizeipräsenz und häufigere Kontrollen bisher nicht wahrgenommen habe. Die größeren Einsätze würden sich auf die Hauptstraßen mit viel Publikumsverkehr konzentrieren, während die Klienten der Streetworker den Kontrollen auswichen oder sich in Nebenstraße aufhielten.
Für Henke seien die beengten Verhältnisse im Bahnhofsviertel schuld an der Gewalt in der Szene: Aufgrund der Bauarbeiten im Bahnhofsviertel seien etwa Orte weggefallen, wo sich Klienten der aufsuchenden Arbeit hätten aufhalten können. Obdachlose und drogenabhängige Menschen würden hierdurch sichtbarer, was eventuell für mehr Unwohlsein bei Besuchern des Viertels sorge.
Polizei Frankfurt will für EM mehr Kameras im Bahnhofsviertel
Die Polizei Frankfurt vertraut aber nicht nur auf das erhöhte Personal, sondern auch auf die Videoüberwachung. Wie die FR Polizeipräsident Stefan Müller zitiert, würden die neuen Überwachungskameras im Bahnhofsviertel eine präventive Wirkung zeigen. Das würden aktuelle Zahlen zu Videoauswertungen und entsprechende Fahndungserfolge belegen, zudem hätten Gewerbetreibende positive Rückmeldungen gegeben.
Deshalb soll die Videoüberwachung laut Müller weiter ausgebaut und modernisiert werden. Für die EM werde ohnehin mehr auf Kameraüberwachung gesetzt, zwei bis drei neue Standorte soll es allein im Bahnhofsviertel geben. Auch ein „Video Operation Center“, um alle Kamerabilder in der Stadt im Auge behalten zu können, soll eingerichtet werden.
Doch beim Thema Sicherheit gehen die Meinungen stark auseinander. Das Hausprojekt NIKA im Bahnhofsviertel verkündete etwa: „Wenn wir Polizeibeamtinnen an einem Freitagvormittag mit gezogener Waffe durch unsere Straße rennen sehen, macht uns das aber vor allem eines, nämlich Angst.“ In dem mehrheitlich migrantischen Viertel sei man täglich Zeuge von Racial Profiling und Gewalt durch Polizeibeamte.
Die Polizei bringe eine „permanente Unruhe“ ins Viertel, die zu mehr Gewalt unter Suchtkranken und „vermeintlichen Dealern“ führe, heißt es in einer Mitteilung. Befürchtet werde, dass das Bahnhofsviertel „als Kulisse für die in-Szene-Setzung einer populistischen Ordnungs- und Sicherheitspolitik der neuen Landesregierung herhalten soll“.
Für das Hausprojekt stehe fest: „Die Innenstadt und vor allem das Bahnhofsviertel sollen in einem weiteren Schritt von Menschen ‚gesäubert‘ werden, die das Image der Bankenmetropole Frankfurt als Austragungsort der EM stören. Dafür sollen jene verdrängt und unsichtbar gemacht werden, deren Lebenssituation überaus zugespitzt zeigt, was viele Frankfurterinnen schon lange wahrnehmen: die immer weiter auseinanderklaffende soziale Schere innerhalb unserer Stadt.“
Einen anderen Eindruck hat hingegen Andreas Henke, Leiter der Ossip-Streetwork beim Verein „Jugendberatung und Jugendhilfe“. Er sagte gegenüber der FR, dass er eine zunehmende Polizeipräsenz und häufigere Kontrollen bisher nicht wahrgenommen habe. Die größeren Einsätze würden sich auf die Hauptstraßen mit viel Publikumsverkehr konzentrieren, während die Klienten der Streetworker den Kontrollen auswichen oder sich in Nebenstraße aufhielten.
Für Henke seien die beengten Verhältnisse im Bahnhofsviertel schuld an der Gewalt in der Szene: Aufgrund der Bauarbeiten im Bahnhofsviertel seien etwa Orte weggefallen, wo sich Klienten der aufsuchenden Arbeit hätten aufhalten können. Obdachlose und drogenabhängige Menschen würden hierdurch sichtbarer, was eventuell für mehr Unwohlsein bei Besuchern des Viertels sorge.
Die Polizei Frankfurt vertraut aber nicht nur auf das erhöhte Personal, sondern auch auf die Videoüberwachung. Wie die FR Polizeipräsident Stefan Müller zitiert, würden die neuen Überwachungskameras im Bahnhofsviertel eine präventive Wirkung zeigen. Das würden aktuelle Zahlen zu Videoauswertungen und entsprechende Fahndungserfolge belegen, zudem hätten Gewerbetreibende positive Rückmeldungen gegeben.
Deshalb soll die Videoüberwachung laut Müller weiter ausgebaut und modernisiert werden. Für die EM werde ohnehin mehr auf Kameraüberwachung gesetzt, zwei bis drei neue Standorte soll es allein im Bahnhofsviertel geben. Auch ein „Video Operation Center“, um alle Kamerabilder in der Stadt im Auge behalten zu können, soll eingerichtet werden.
3. April 2024, 11.50 Uhr
Till Geginat
Till Geginat
Jahrgang 1994, Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Goethe Universität Frankfurt, seit November 2022 beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Till
Geginat >>
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2. November 2024
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