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Fernbahntunnel Frankfurt
„Das gibt es nicht einmal bei Stuttgart 21“
Die Planungen zum Bau des Fernbahntunnels in Frankfurt schreiten voran. Hans-Jürgen Hammelmann von Frankfurt22 plädiert für eine andere Lösung und übt im Interview mit dem JOURNAL Kritik an dem Vorgehen der Verantwortlichen.
Herr Hammelmann, am 20. November fand das von der Bahn initiierte Dialogforum mit Verbänden und Behörden zum geplanten Fernbahntunnel statt. Erzählen Sie, wie lief es denn mit dem Dialog?
In der Veranstaltung blieb einiges im Unklaren oder wurde nicht genau dargestellt. So gab es keine genauen Ausführungen, wie denn die Einfädelung der beiden Strecken im Osten – eine bis hinter den Ostbahnhof, die andere zum Kaiserlei – erfolgen soll. Wenn am Main kein Einfädelungsbauwerk möglich ist, müssen vier Tunnelröhren zum Hauptbahnhof gebaut werden und so kann es sein, dass es einen CO2-Ausstoß von 1,6 Millionen Tonnen auf Grund des verbauten Betons und Stahls gibt.
Und weiter?
Auch beim Hauptbahnhof blieb einiges im Unklaren. So wurde nicht genau erläutert, wie groß die Baugrube für die Tiefbahnstation sein soll. Vermutlich muss der Südflügel abgerissen werden. Sehr wahrscheinlich wird die Mannheimer Straße vollständig gesperrt, und die Gleise 1a bis 3 oder 4 werden während der Bauzeit entfallen. Wo sollen denn dann die zusätzlichen Züge halten, die ab dem Jahr 2030 prognostiziert werden? 1800 Züge bei einem stark gleisreduzierten Bahnhof? Das gibt es nicht einmal bei Stuttgart 21.
Hammelmann: Häuserabriss in Sachsenhausen nicht nötig für neue Gleise
Die von Ihnen bevorzugte Lösung sieht neue Gleise zwischen Haupt- und Südbahnhof vor. Verantwortliche der Bahn kritisieren daran unter anderem den nötigen Abbruch von 50 Häusern in Sachsenhausen. Was sagen Sie dazu?
Der von Herrn Bolte immer wieder genannte, angeblich nötige Abbruch von circa 50 Häusern bei der oberirdischen Lösung, soll – vorsichtig ausgedrückt – davon ablenken, dass es genug Platz gibt für die zwei zusätzlichen Gleise vom Südbahnhof zum Hauptbahnhof. Die Häuser müssten nur dann abgerissen werden, wenn der Südbahnhof als Ersatz für den Hauptbahnhof im Fernverkehr ausgebaut werden soll.
Hans-Jürgen Hammelmann © privat
Das wollen wir aber auf keinen Fall. Seit den Planungen von Rhein Main Plus im Jahre 2003 ist der viergleisige Ausbau der Strecke vom Südbahnhof vorgesehen. Auch eine Erweiterung der Main-Neckar-Brücke durch ein zusätzliches Gleis ist möglich.
Haben Sie noch weitere Vorschläge für Aus- bzw. Umbau des Hauptbahnhofes und des Schienennetzes?
Ja, wir wollen die Kraftwerkskurve und ein Gleis mehr auf der Main-Neckar-Brücke, eine Fußgänger- und Radbrücke am Stellwerk mit Café. Zudem wollen wir südlich und nördlich des Bahnhofs ein Gleis mehr. Wir wollen vier Gleise oberirdisch vom Hauptbahnhof zum Südbahnhof – weil schon einmal von der Bahn geplant –, aber nicht den Südbahnhof als Ersatz oder Ergänzung des Hauptbahnhofs.
Statt Tunneln besser alte Gleise reaktivieren und ausbauen
Verkehrsdezernent Wolfgang Siefert kann sich eine finanzielle Beteiligung der Arbeitgeber für die Verkehrswende in Frankfurt vorstellen. Was halten Sie davon, auch angesichts des Schienenausbaus?
Die Verkehrswende, von der Herr Siefert redet, beinhaltet, dass Autobahnen verbreitert und das ganze Geld für die Bahn buchstäblich vergraben wird. Verkehrswende heißt, die 90 bis 100 Milliarden für sinnlose Tunnelprojekte in ganz Deutschland (Stuttgart, Frankfurt, München, Hamburg, Dresden-Prag etc.) zu investieren, anstatt sie durch 3000 Reaktivierungen und Ausbauten plus Bahnhöfen in der Fläche zu ersetzen. Das ist nämlich mit dem Geld möglich. Es ist genug Geld da, es wird nur falsch ausgegeben. Die Bahnstrecken werden viel zu teuer gebaut.
Die von Herrn Siefert vorgeschlagene Arbeitgeberabgabe ist die sogenannte Nahverkehrsabgabe. Diese wird seit Jahrzehnten bereits in Frankreich angewandt. So ist es der Stadt Straßburg gelungen, ein umfangreiches Straßenbahnnetz auszubauen, das sogar über die Europabrücke nach Kehl geht, und Autofahrer zum Umsteigen auf den ÖPNV veranlasst hat. Der Fernbahntunnel soll entgegen den, glücklicherweise auch von uns verhinderten, Planungen zu Frankfurt 21 allein aus Bundesmitteln gebaut werden.
Info
Zur Person: Hans-Jürgen Hammelmann sitzt für die Linke im Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend) und engagiert sich in der Initiative Frankfurt22.
In der Veranstaltung blieb einiges im Unklaren oder wurde nicht genau dargestellt. So gab es keine genauen Ausführungen, wie denn die Einfädelung der beiden Strecken im Osten – eine bis hinter den Ostbahnhof, die andere zum Kaiserlei – erfolgen soll. Wenn am Main kein Einfädelungsbauwerk möglich ist, müssen vier Tunnelröhren zum Hauptbahnhof gebaut werden und so kann es sein, dass es einen CO2-Ausstoß von 1,6 Millionen Tonnen auf Grund des verbauten Betons und Stahls gibt.
Und weiter?
Auch beim Hauptbahnhof blieb einiges im Unklaren. So wurde nicht genau erläutert, wie groß die Baugrube für die Tiefbahnstation sein soll. Vermutlich muss der Südflügel abgerissen werden. Sehr wahrscheinlich wird die Mannheimer Straße vollständig gesperrt, und die Gleise 1a bis 3 oder 4 werden während der Bauzeit entfallen. Wo sollen denn dann die zusätzlichen Züge halten, die ab dem Jahr 2030 prognostiziert werden? 1800 Züge bei einem stark gleisreduzierten Bahnhof? Das gibt es nicht einmal bei Stuttgart 21.
Die von Ihnen bevorzugte Lösung sieht neue Gleise zwischen Haupt- und Südbahnhof vor. Verantwortliche der Bahn kritisieren daran unter anderem den nötigen Abbruch von 50 Häusern in Sachsenhausen. Was sagen Sie dazu?
Der von Herrn Bolte immer wieder genannte, angeblich nötige Abbruch von circa 50 Häusern bei der oberirdischen Lösung, soll – vorsichtig ausgedrückt – davon ablenken, dass es genug Platz gibt für die zwei zusätzlichen Gleise vom Südbahnhof zum Hauptbahnhof. Die Häuser müssten nur dann abgerissen werden, wenn der Südbahnhof als Ersatz für den Hauptbahnhof im Fernverkehr ausgebaut werden soll.
Hans-Jürgen Hammelmann © privat
Das wollen wir aber auf keinen Fall. Seit den Planungen von Rhein Main Plus im Jahre 2003 ist der viergleisige Ausbau der Strecke vom Südbahnhof vorgesehen. Auch eine Erweiterung der Main-Neckar-Brücke durch ein zusätzliches Gleis ist möglich.
Haben Sie noch weitere Vorschläge für Aus- bzw. Umbau des Hauptbahnhofes und des Schienennetzes?
Ja, wir wollen die Kraftwerkskurve und ein Gleis mehr auf der Main-Neckar-Brücke, eine Fußgänger- und Radbrücke am Stellwerk mit Café. Zudem wollen wir südlich und nördlich des Bahnhofs ein Gleis mehr. Wir wollen vier Gleise oberirdisch vom Hauptbahnhof zum Südbahnhof – weil schon einmal von der Bahn geplant –, aber nicht den Südbahnhof als Ersatz oder Ergänzung des Hauptbahnhofs.
Verkehrsdezernent Wolfgang Siefert kann sich eine finanzielle Beteiligung der Arbeitgeber für die Verkehrswende in Frankfurt vorstellen. Was halten Sie davon, auch angesichts des Schienenausbaus?
Die Verkehrswende, von der Herr Siefert redet, beinhaltet, dass Autobahnen verbreitert und das ganze Geld für die Bahn buchstäblich vergraben wird. Verkehrswende heißt, die 90 bis 100 Milliarden für sinnlose Tunnelprojekte in ganz Deutschland (Stuttgart, Frankfurt, München, Hamburg, Dresden-Prag etc.) zu investieren, anstatt sie durch 3000 Reaktivierungen und Ausbauten plus Bahnhöfen in der Fläche zu ersetzen. Das ist nämlich mit dem Geld möglich. Es ist genug Geld da, es wird nur falsch ausgegeben. Die Bahnstrecken werden viel zu teuer gebaut.
Die von Herrn Siefert vorgeschlagene Arbeitgeberabgabe ist die sogenannte Nahverkehrsabgabe. Diese wird seit Jahrzehnten bereits in Frankreich angewandt. So ist es der Stadt Straßburg gelungen, ein umfangreiches Straßenbahnnetz auszubauen, das sogar über die Europabrücke nach Kehl geht, und Autofahrer zum Umsteigen auf den ÖPNV veranlasst hat. Der Fernbahntunnel soll entgegen den, glücklicherweise auch von uns verhinderten, Planungen zu Frankfurt 21 allein aus Bundesmitteln gebaut werden.
Zur Person: Hans-Jürgen Hammelmann sitzt für die Linke im Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend) und engagiert sich in der Initiative Frankfurt22.
9. Dezember 2023, 11.27 Uhr
Till Geginat
Till Geginat
Jahrgang 1994, Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Goethe Universität Frankfurt, seit November 2022 beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Till
Geginat >>
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