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Foto: © Tierheim Nied
Foto: © Tierheim Nied

Tierheim Nied

„Wir wollen nicht auf Teufel komm raus mehr Geld haben“

Das Tierheim Nied hat seinen Vertrag über die Aufnahme von Fundtieren mit der Stadt Frankfurt gekündigt. Wie es dazu gekommen ist, erklärt der erste Vorsitzende, Bernd Johanning, im Interview.
JOURNAL: Wie viele Fundtiere hat das Tierheim Nied in den vergangenen Jahren aufgenommen?
Bernd Johanning: Wir haben in den Jahren 2021 und 2022 jeweils gut 100 Fundtiere aus zehn Frankfurter Stadtteilen, für die wir zuständig sind, aufgenommen. In 2023 waren es sogar gut 150 Fundtiere. Die Versorgung dieser Fundtiere ist natürlich mit Kosten verbunden. Beispielsweise sind Kosten für Futter, Tierarzt, Personal und Unterhalt der Gebäude zu nennen. In den letzten Jahren sind hierfür durchschnittlich circa 100 000 Euro an Kosten angefallen.

Nicht alle diese Tiere sind unverletzt…
Im Jahr 2023 war es sogar so, dass wir viele verletzte Fundtiere hatten, vorwiegend Katzen mit Bein- oder Beckenbrüchen. Dafür sind in diesem Jahr circa 18 000 Euro angefallen. Aber auch in den beiden Jahren davor waren es circa 7500 Euro durchschnittlich. Problematisch ist hierbei insbesondere, dass diese Kosten überhaupt nicht planbar sind. Vor allem in 2023 war dies ein Problem, da die Kosten viel größer waren als sonst.

„Die Fundtierpauschale reicht bei weitem nicht aus“

Die Versorgung von Fundtieren ist grundsätzlich eine Aufgabe der Stadt, die auf die Tierheime übertragen wurde…
Die Stadt zahlt uns für diese Tätigkeit seit 1994 eine sogenannte Fundtierpauschale von 3835 Euro. Die reicht bei weitem nicht aus, um die tatsächlichen Kosten zu finanzieren. Schon die Klinikkosten für die verletzten Fundtiere sind höher. Daher mussten wir das Defizit immer mit Spenden kompensieren. Dies führte dazu, dass keine Gelder für eigentlich notwendige Renovierungen übrigblieben, und eigentlich müssten wir auch eine(n) weitere(n) Tierpflegerin oder Tierpfleger einstellen.

Info
Fundtierpauschale
Die 3835 Euro entsprechend einem Betrag von 1,9 Cent pro Einwohner und Jahr (gerechnet auf die Einwohnerzahl der zehn Stadteile). Die Kosten des Tierheims Nied belaufen sich auf rund 50 Cent pro Einwohner und Jahr. Der Deutsche Tierschutzbund e. V. empfiehlt sogar einen Betrag von einem Euro pro Einwohner und Jahr.

Wer helfen will, kann die Stadtpolitik ansprechen und darum bitten, dass für das Tierheim Nied ausreichend finanzielle Mittel bereitgestellt werden. Zuständig ist der Ausschuss für Personal, Sicherheit und Digitalisierung.


„Wir waren schweren Herzens dazu gezwungen, den Vertrag zu kündigen“

Warum hat das Tierheim Nied seinen Vertrag über die Aufnahme von Fundtieren mit der Stadt Frankfurt gekündigt?
Es hat sich für uns abgezeichnet, dass dies so nicht mehr weitergehen kann. Wir haben daher im Dezember 2022 das Ordnungsamt kontaktiert beziehungsweise im Sommer 2023 das zuständige Dezernat und auch die Frankfurter Politiker. Leider hat sich bis zum Erreichen der Kündigungsfrist nicht abgezeichnet, dass es eine Lösung gibt. Wir waren daher schweren Herzens dazu gezwungen, den Vertrag zum Jahresende 2023 zu kündigen. Kurz vor Jahresende gab es zwar noch ein Angebot der Stadt, aber auch dieses war nicht ausreichend, um auf der Grundlage weiterzuarbeiten.

Sie sagen, eigentlich würden Sie die Zusammenarbeit mit der Stadt gerne fortführen. Was müsste seitens der Stadt passieren, dass Sie den Vertrag wieder erneuern?
Dazu ist es erforderlich, dass wir durch die Stadt ausreichend mit finanziellen Mitteln versorgt werden. Unseres Erachtens ist die Politik gefragt, die dem Ordnungsamt die erforderlichen Mittel zur Verfügung stellen muss. Das Ordnungsamt hat in seinem Haushalt diese Mittel nicht eingeplant und kann sie daher gar nicht ausgeben. In dem derzeit laufenden Haushaltsprozess kann nur noch die Politik beziehungsweise die Stadtverordneten eingreifen.

„Wir machen das nicht, weil wir auf Teufel komm raus mehr Geld haben wollen“

Was passiert ab sofort, wenn trotz des gekündigten Vertrages Tiere bei Ihnen abgegeben werden?
Wir sind ab dem 1. Januar 2024 nicht mehr für die Versorgung von Fundtieren zuständig. Wir möchten aber nicht, dass die Bürgerinnen und Bürger dadurch Probleme bekommen, wenn sie ein Tier gefunden haben. Wir schicken daher niemanden weg, wenn sich jemand mit einem Fundtier an uns wendet, sondern nehmen das Tier vorübergehend auf. Wir stimmen uns dann mit dem Ordnungsamt ab, was mit dem Tier geschehen soll. Das Ordnungsamt ist für die Verwahrung von Fundsachen oder Fundtieren zuständig und muss sich um eine Unterbringung, zum Beispiel in einer Tierpension oder einem anderen Tierheim, kümmern.

„Es ist einfach nicht fair“

Wir machen das nicht, weil wir auf Teufel komm raus mehr Geld haben wollen und uns die Tiere egal sind. Wir haben so wie jeder andere auch laufende Kosten, die bezahlt werden müssen. Die Kosten in einem Tierheim kommen auf jeden Fall, die Einnahmen aber sind nur bedingt planbar. Wir denken, dass die Stadt ihren fairen Anteil zu den Kosten für die Fundtierversorgung beitragen sollte. Letztlich ist es eine Aufgabe der Stadt, die wir übernehmen. Und im Moment, wo die Stadt nur circa vier Prozent der Kosten trägt, ist es einfach nicht fair.

Info
Zur Person: Bernd Johanning ist erster Vorsitzender des Tierheim Nied.
 
Fotogalerie:
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5. Februar 2024, 11.28 Uhr
Sina Claßen
 
Sina Claßen
Studium der Publizistik und des Öffentlichen Rechts an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2023 beim Journal Frankfurt. – Mehr von Sina Claßen >>
 
 
 
 
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