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Goethe-Universität
Studierende zahlen im Wintersemester fast sieben Euro zu viel
Mit rund 395 Euro ist der Semesterbeitrag an der Goethe-Universität Frankfurt der zweithöchste in ganz Deutschland. Außerdem zahlten die Studierenden für das anbrechende Wintersemester 6 Euro und 75 Cent zu viel.
Für viele Erstsemester beginnt ab Montag der Ernst des Lebens: Nachdem sie diese Woche vielleicht zum ersten Mal Campus-Luft schnuppern durften, ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen kennengelernt oder beim Flunkyball-Turnier gewonnen haben, heißt es bald wieder (einigermaßen) früh aufstehen und lernen. Ernst wurde es für die Studierenden aber auch im Voraus schon, und zwar als es darum ging, den Semesterbeitrag zu bezahlen. Der ist in Frankfurt, verglichen mit anderen Städten in Deutschland, nämlich überdurchschnittlich hoch.
Die Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt ist mit ihrem Beitrag für das Wintersemester 2023/24 in einer Höhe von 394,69 Euro die zweitteuerste in ganz Deutschland. Das fand die Online Sprachlernplattform Preply bei einem deutschlandweiten Vergleich der 40 größten staatlichen Universitäten heraus. Übertroffen wird die Goethe-Uni nur von der Leibniz Universität Hannover, deren Studentinnen und Studenten 395,89 Euro pro Semester bezahlen müssen. Der dritte Platz geht an die Philipps-Universität Marburg mit 371,32 Euro und die Top 5 werden vervollständigt durch die Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig (364,92 Euro) sowie die Ruhr-Universität Bochum (362,50 Euro).
Goethe-Universität Frankfurt auf Platz zwei der teuersten staatlichen Unis in Deutschland
Vergleichsweise günstig studiert es sich in Bayern: Die letzten drei Plätze des Rankings werden sowohl von der Ludwig-Maximilians-Universität (38) als auch von der Technischen Universität (39) in München und von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (40) belegt. Hier zahlen die Studierenden jeweils 85 oder sogar nur 67 Euro. Während unter anderem in Hannover und Braunschweig ein großer Anteil der Gebühren an das Studierendenwerk geht, sind es in Frankfurt die Kosten für das Semesterticket, die den Preis in die Höhe treiben – und die Goethe-Universität an die Spitze der Auflistung von Preply.
Der Semesterbeitrag setzt sich in Frankfurt laut Internetseite der Uni wie folgt zusammen: 233,59 Euro kostet das Semesterticket vom RMV, inklusive Beitrag zur Verbesserung umweltgerechter studentischer Mobilität. Der Anteil für das Studienwerk beträgt 86,50 Euro, die Verwaltungskosten belaufen sich auf glatte 50 Euro, die Studierendenschaft bekommt 12,10 Euro und weitere 12,50 Euro werden als „Andere“ gelistet.
Goethe-Uni: Semesterticket schluckt deutschlandweit größten Anteil der Studienkosten
„Unser Semesterbeitrag ist wirklich sehr hoch – eigentlich zu hoch. Wir versuchen seit sehr langer Zeit, hier Dinge zu ändern“, sagt AStA-Verkehrsreferent Bastian Schindler dem JOURNAL. Allerdings habe der Allgemeine Studierendenausschuss nur sehr begrenzten Einfluss auf den Beitrag und werde von der Realpolitik blockiert. Vor allem den RMV-Beitrag empfindet Schindler als eine enorme Belastung. Die Argumentation des Rhein-Main-Verkehrsverbundes diesbezüglich laute: Die intensive Nutzung der teuren U-Bahn-Infrastruktur in Frankfurt rechtfertige es, dass ansässige Studierende für denselben Geltungsbereich deutlich mehr zahlen als beispielsweise jene aus Darmstadt. Dort koste das gleiche Ticket nur die Hälfte.
Zusätzlich stoße der AStA der Verwaltungskostenbeitrag von 50 Euro negativ auf, zumal nicht ersichtlich sei, wofür das Geld von der Universität ausgegeben werde. Es handle sich hierbei um eine Kompromisslösung des Landes Hessen, die auf die Abschaffung der Studiengebühren zurückzuführen sei. Andere Bundesländer würden es immerhin auch schaffen, ihre Universitäten ohne diesen Beitrag zu finanzieren.
AStA-Verkehrsreferent Schindler: Unser Semesterbeitrag ist zu hoch
Ab dem Wintersemester 2023/24 seien der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV) und die Verkehrsgemeinschaft Westfalen-Süd (VGWS) nicht mehr Teil des AStA Semestertickets, um eine Doppelbelastung durch das angebotene Deutschlandticket-Upgrade zu vermeiden, warnt der Allgemeine Studierendenausschuss online. Dennoch tauchen in der offiziellen Auflistung auf der Uni-Internetseite der NVV mit sechs Euro und die VGWS mit 75 Cent auf. Ebendiese 6,75 Euro haben Studentinnen und Studenten der Frankfurter Goethe-Uni im Wintersemester 23/24 zu viel gezahlt, stellt sich auf Nachfrage des JOURNALS heraus. An einer Rückführung werde gearbeitet.
Der Hintergrund: Aus den 233,59 Euro für das Semesterticket werden auf sechs Monate gerechnet 38,93 Euro pro Monat. Das Upgrade für das Deutschlandticket kostet 10,07 Euro, womit die Studierenden am Ende genau auf 49 Euro kommen – in der Theorie zumindest. Praktisch wurden die Beiträge für den NVV und die VGWS aber nicht auf dieses Upgrade angerechnet, zum Nachteil der Studentinnen und Studenten. Dies sei rechtlich langfristig nicht haltbar, weshalb die betroffenen Verträge schnellstmöglich außerordentlich gekündigt werden mussten, erklärt Schindler. Aufgrund von Fristen und universitärer Bürokratie konnte diese Änderung bei der (Rück-)Meldung zum anbrechenden Wintersemester leider nicht mehr berücksichtigt oder umgangen werden.
Wintersemester 2023/24: Frankfurter Studierende zahlen 6,75 Euro zu viel
„Im Allgemeinen war dies eine Entscheidung unter rechtlichen und politischen Zwängen. Uns ist bewusst, dass dadurch keine Studierenden entlastet werden, aber wir mussten diesen Schritt gehen, um eine Chance zu bekommen, unser aktuelles Solidarmodell langfristig zu erhalten“, bedauert Schindler und verspricht: Ab dem Sommersemester 2024 sind die Beiträge nicht mehr inkludiert. Die Situation sei letztendlich nur ein Symptom schlechter Bundes- und Landespolitik in Sachen Semesterticket und Deutschlandticket, welche der AStA in der Vergangenheit bereits kritisiert hat.
Fast sieben Euro hin oder her, am Ranking von Preply ändert dieser Umstand nichts. Im Vergleich zum vergangenen Sommersemester 2023 ist der Semesterbeitrag an der Johann Wolfgang Goethe-Universität insgesamt um 82 Cent gestiegen. Der Anteil für das Semesterticket bleibt gleich, die Differenz ergibt sich aus Zuschlägen zum AstA-Härtefonds und dem Beitrag zur Studierendenschaft sowie der Nutzung von Fahrrädern, die günstiger geworden ist. Günstiger als andere Zeitkarten sei das Semesterticket laut AStA trotzdem.
Die Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt ist mit ihrem Beitrag für das Wintersemester 2023/24 in einer Höhe von 394,69 Euro die zweitteuerste in ganz Deutschland. Das fand die Online Sprachlernplattform Preply bei einem deutschlandweiten Vergleich der 40 größten staatlichen Universitäten heraus. Übertroffen wird die Goethe-Uni nur von der Leibniz Universität Hannover, deren Studentinnen und Studenten 395,89 Euro pro Semester bezahlen müssen. Der dritte Platz geht an die Philipps-Universität Marburg mit 371,32 Euro und die Top 5 werden vervollständigt durch die Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig (364,92 Euro) sowie die Ruhr-Universität Bochum (362,50 Euro).
Vergleichsweise günstig studiert es sich in Bayern: Die letzten drei Plätze des Rankings werden sowohl von der Ludwig-Maximilians-Universität (38) als auch von der Technischen Universität (39) in München und von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (40) belegt. Hier zahlen die Studierenden jeweils 85 oder sogar nur 67 Euro. Während unter anderem in Hannover und Braunschweig ein großer Anteil der Gebühren an das Studierendenwerk geht, sind es in Frankfurt die Kosten für das Semesterticket, die den Preis in die Höhe treiben – und die Goethe-Universität an die Spitze der Auflistung von Preply.
Der Semesterbeitrag setzt sich in Frankfurt laut Internetseite der Uni wie folgt zusammen: 233,59 Euro kostet das Semesterticket vom RMV, inklusive Beitrag zur Verbesserung umweltgerechter studentischer Mobilität. Der Anteil für das Studienwerk beträgt 86,50 Euro, die Verwaltungskosten belaufen sich auf glatte 50 Euro, die Studierendenschaft bekommt 12,10 Euro und weitere 12,50 Euro werden als „Andere“ gelistet.
„Unser Semesterbeitrag ist wirklich sehr hoch – eigentlich zu hoch. Wir versuchen seit sehr langer Zeit, hier Dinge zu ändern“, sagt AStA-Verkehrsreferent Bastian Schindler dem JOURNAL. Allerdings habe der Allgemeine Studierendenausschuss nur sehr begrenzten Einfluss auf den Beitrag und werde von der Realpolitik blockiert. Vor allem den RMV-Beitrag empfindet Schindler als eine enorme Belastung. Die Argumentation des Rhein-Main-Verkehrsverbundes diesbezüglich laute: Die intensive Nutzung der teuren U-Bahn-Infrastruktur in Frankfurt rechtfertige es, dass ansässige Studierende für denselben Geltungsbereich deutlich mehr zahlen als beispielsweise jene aus Darmstadt. Dort koste das gleiche Ticket nur die Hälfte.
Zusätzlich stoße der AStA der Verwaltungskostenbeitrag von 50 Euro negativ auf, zumal nicht ersichtlich sei, wofür das Geld von der Universität ausgegeben werde. Es handle sich hierbei um eine Kompromisslösung des Landes Hessen, die auf die Abschaffung der Studiengebühren zurückzuführen sei. Andere Bundesländer würden es immerhin auch schaffen, ihre Universitäten ohne diesen Beitrag zu finanzieren.
Ab dem Wintersemester 2023/24 seien der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV) und die Verkehrsgemeinschaft Westfalen-Süd (VGWS) nicht mehr Teil des AStA Semestertickets, um eine Doppelbelastung durch das angebotene Deutschlandticket-Upgrade zu vermeiden, warnt der Allgemeine Studierendenausschuss online. Dennoch tauchen in der offiziellen Auflistung auf der Uni-Internetseite der NVV mit sechs Euro und die VGWS mit 75 Cent auf. Ebendiese 6,75 Euro haben Studentinnen und Studenten der Frankfurter Goethe-Uni im Wintersemester 23/24 zu viel gezahlt, stellt sich auf Nachfrage des JOURNALS heraus. An einer Rückführung werde gearbeitet.
Der Hintergrund: Aus den 233,59 Euro für das Semesterticket werden auf sechs Monate gerechnet 38,93 Euro pro Monat. Das Upgrade für das Deutschlandticket kostet 10,07 Euro, womit die Studierenden am Ende genau auf 49 Euro kommen – in der Theorie zumindest. Praktisch wurden die Beiträge für den NVV und die VGWS aber nicht auf dieses Upgrade angerechnet, zum Nachteil der Studentinnen und Studenten. Dies sei rechtlich langfristig nicht haltbar, weshalb die betroffenen Verträge schnellstmöglich außerordentlich gekündigt werden mussten, erklärt Schindler. Aufgrund von Fristen und universitärer Bürokratie konnte diese Änderung bei der (Rück-)Meldung zum anbrechenden Wintersemester leider nicht mehr berücksichtigt oder umgangen werden.
„Im Allgemeinen war dies eine Entscheidung unter rechtlichen und politischen Zwängen. Uns ist bewusst, dass dadurch keine Studierenden entlastet werden, aber wir mussten diesen Schritt gehen, um eine Chance zu bekommen, unser aktuelles Solidarmodell langfristig zu erhalten“, bedauert Schindler und verspricht: Ab dem Sommersemester 2024 sind die Beiträge nicht mehr inkludiert. Die Situation sei letztendlich nur ein Symptom schlechter Bundes- und Landespolitik in Sachen Semesterticket und Deutschlandticket, welche der AStA in der Vergangenheit bereits kritisiert hat.
Fast sieben Euro hin oder her, am Ranking von Preply ändert dieser Umstand nichts. Im Vergleich zum vergangenen Sommersemester 2023 ist der Semesterbeitrag an der Johann Wolfgang Goethe-Universität insgesamt um 82 Cent gestiegen. Der Anteil für das Semesterticket bleibt gleich, die Differenz ergibt sich aus Zuschlägen zum AstA-Härtefonds und dem Beitrag zur Studierendenschaft sowie der Nutzung von Fahrrädern, die günstiger geworden ist. Günstiger als andere Zeitkarten sei das Semesterticket laut AStA trotzdem.
13. Oktober 2023, 15.02 Uhr
Sina Claßen
Sina Claßen
Studium der Publizistik und des Öffentlichen Rechts an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2023 beim Journal Frankfurt. Mehr von Sina
Claßen >>
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