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Foto: Harald Schröder
Foto: Harald Schröder

Gesicht der Stadt

Hera – auf dem Olymp der Street-Art

Hera hat nicht nur zur aktuellen Fußball-EM in Frankfurt ein Mural verwirklicht, sondern auch große Pläne in Sachen Street-Art, hier in ihrer Geburtsstadt.
Ihren Künstlerinnennamen „Hera“ kennt man aus der griechischen Mythologie. Jasmin Siddiqui (Jahrgang 1981) alias Hera gehört zu den erfolgreichsten Street-Art-Künstlerinnen weltweit. Seit über zwanzig Jahren bereist die gebürtige Frankfurterin den Globus, um ihre Bilder an Wände zu bringen. Einige Jahre lebte sie in Berlin, ist aber vor zweieinhalb Jahren wieder nach Frankfurt gezogen. Bis 2020 war sie gemeinsam mit Akut unterwegs, nämlich als Künstlerduo „Herakut“. Seither verwirklichen beide solo ihre Street-Art, da sich ihre jeweilige künstlerische Ausrichtung zu unterscheiden begann.

Hera malt meistens die ganz großen Motive, die sogenannten Murals, die über mehrere Stockwerke hohe Fassaden reichen. Auf diese Art hat sie kürzlich eine Wand am Fleming’s Hotel in Frankfurt in der Langen Straße verschönert. Es ist eines von mehreren Murals, die in Austragungsorten der demnächst beginnenden Fußball-Europameisterschaft von international bekannten Street Artists angebracht wurden. Das Projekt konnte im Rahmen von „11 Walls 11 Goals“, das Viva con Agua gemeinsam mit der „Stiftung Fußball und Kultur“ auf den Weg brachte, realisiert werden. Hera fungierte als Co-Kuratorin von „11 Walls 11 Goals“.

Hera malt immer wieder Kinder, Fabelwesen und Tiere – die Verbindung des Adlers zur Eintracht hatte sie „ursprünglich gar nicht auf dem Schirm“

Seit 2016 arbeitet Hera immer wieder mit der NGO Viva con Agua zusammen, die seinerzeit von dem St.-Pauli-Fußballer Benjamin Adrion ins Leben gerufen wurde. Sie ist dabei auf Viva con Agua Arts fokussiert – das ist der Teil der NGO, der sich um künstlerische Belange kümmert. „Mehrere Projekte durfte ich vor ‚11 Walls 11 Goals‘ bereits zusammen
mit Viva con Agua Arts umsetzen, zum Beispiel in Uganda das größte Wandbild Kampalas. Außer-dem habe ich am Auswärtigen Amt in Berlin ein Indoor-Mural gestaltet und 2022 kuratierte ich die Millerntor Gallery in Hamburg“, erzählt Hera.

In Heras Motiven kommen immer wieder Kinder vor, auch Fabelwesen oder Tiere. Dass sie bei ihrem Bild am Fleming’s Hotel in Frankfurt gleich zweimal ein Adlermotiv auf die Wand brachte, noch dazu ein Kind, das einen bunten Fußball in der Hand hält, erinnert natürlich viele Frankfurterinnen und Frankfurter an die SGE, deren Wappentier und das
lebende Maskottchen Attila. „Dass manche diese Verbindung herstellen, finde ich vollkommen okay, auch wenn ich sie ursprünglich gar nicht auf dem Schirm hatte“, schmunzelt sie und ergänzt „es ging ja um die EM, und hätte Deutschland nicht den Adler als Wappentier, hätte ich vielleicht ein anderes Tier gewählt“. Ihr war es aber wichtig, den Adler zusätzlich in kindlicher Art zu zeigen. „Jedes noch so grandiose Tier hat schließlich auch mal ganz klein angefangen und benötigte Schutz.“ Es wirkt wie eine Relativierung eines ansonsten fast ausschließlich mit Stärke assoziierten Tieres, und so ist es auch gemeint.

Hera über „11 Walls 11 Goals“: „Hier ging es dann tatsächlich um echte und freie Kunst“

Das Motto für „11 Walls 11 Goals“ lautete übergreifend „The Art Of Movement“ und jede/r der beteiligten Künstler hatte völlig freie Hand in der Umsetzung. Hera betont, dass dieses Motto eben nicht nur direkter und plakativer, sondern auch in bildhafter und übertragener Art und Weise zu verstehen sei. „Hier ging es dann tatsächlich um echte und freie Kunst. Nirgendwo mussten Hauseigentümer mit einem Entwurf überzeugt werden. Die Initiatoren hatten das Vertrauen, dass hier schon verantwortungsvoll mit den Wänden umgegangen werde“, freut sie sich. Nicht in allen Städten hätten sie den gleichen positiven Vibe erfahren bezüglich ihrer Murals, in Frankfurt sei es aber ganz toll gewesen, „mit Abstand eine der leichtesten Übungen“, sagt sie.

Schaut man zurück, ist festzuhalten, dass Hera malt, seitdem sie denken kann; sie bekam mit acht Jahren den ersten Zeichenunterricht. Die Welt der Kunst war früher für sie oft eine Flucht vor der manchmal grausamen Realität, denn sie erlebte als Kind einer deutschen Mutter und eines pakistanischen Vaters leider viel Rassismus und Diskriminierung. Früh fiel ihre Wandkunst im öffentlichen Raum auf, als Kind diente ihr ein großer Wal, der an eine Wand gemalt war, als Orientierungspunkt in der Stadt. Sie begann mit Graffiti, war als Jugendliche in dieser Szene unterwegs. Später absolvierte sie ein Studium in Kommunikationsdesign. Sie merkte schnell, dass sie ihr Können nicht für Werbe-Designs und auch nicht nur für Ausstellungen und Galerien einsetzen wollte.

Hera will denen, die sonst selten gehört werden, mit ihren Bildern eine Stimme geben

Hera wollte und will bis heute denen, die sonst selten gehört werden, mit ihren Bildern eine Stimme geben, und zwar draußen, auf der Straße. Gerechtigkeit, auch Feminismus, gehören zu ihren Themen. Das Erscheinungsbild ihrer Figuren zielt auf die Emotionen der Betrachter. Ihr Talent und ihr unbedingter Wille, in dieser männerdominierten Welt von Graffiti und Street-Art gesehen und mit ihren Botschaften auch wahrgenommen zu werden, katapultierte sie schnell in die höchste Liga der Street-Art. Hera ist sehr aktiv und gefragt. Kaum eine Woche, in der sie nicht gleich mehrere Länder bereist, um Street-Art zu realisieren.

Dennoch liegt ihr Fokus auch auf Frankfurt. „Hier ist noch unheimlich viel Luft nach oben“, sagt sie. Damit zielt sie vor allem auf die vergleichbar niedrige Quantität von Street-Art in der Stadt ab, nicht etwa auf die Qualität. „Hier gibt es schon tolle Arbeiten, das ist ganz klar. Aber ich würde mir noch viel mehr davon und auch mehr Diversität wünschen, die ja auch die Vielfalt von Frankfurt besser abbilden würde“, sagt sie. Außerdem gebe es so viele Techniken in der Street-Art, die hier noch gar nicht gespielt würden.

Hera will Frankfurt bunter und vielfältiger machen

Hera plant, ihrer Heimatstadt zukünftig mehr Zeit und Energie zu widmen, sie bunter und vielfältiger zu machen. Sie will auch in die Peripherie gehen, in marginalisierte Ecken, und auf diese Weise Probleme thematisieren. Nicht nur über Wandbilder selbst, sondern auch über begleitende Veranstaltungen wie Lesungen, Festivals, Podien und Gesprächsrunden. Dabei hofft sie auf viel Austausch mit allen Beteiligten, von Künstlerinnen über Vereine z. B. für Stadtteilarbeit, der Politik bis hin zu Hauseigentümern.

„Es gibt so viele Themen in der Stadt, ein wichtiges ist natürlich die Drogenproblematik. Aber auch Mental Health oder Vereinsamung und Isolation von Menschen. Ein großes Thema ist Klima- und Umweltschutz, von Luftqualität bis Lärmbelastung“, sagt sie. Auch stehe die Frage im Raum, wie grau und zubetoniert die Stadt noch werden soll. Sie möchte darüber gerne in Austausch kommen und ihre und die Kunst anderer Artists aktiv einbringen. Letztlich gehe es um die Teilhabe aller, nämlich die Geschichte einer Stadt selbst zu schreiben.
 
Fotogalerie:
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14. Juni 2024, 12.00 Uhr
Meike Spanner
 
 
 
 
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