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Gesicht der Stadt
„Frankfurt liest ein Buch“: in diesem Jahr Florian Wacker
Im Jahr 2014 kam der Schriftsteller Florian Wacker nach Frankfurt, mittlerweile ist er hier zuhause. Sein neuer Roman wird im April im Zentrum des Lesefestes „Frankfurt liest ein Buch“ stehen.
Im Grunde ist es eine Leser- und Schriftstellerbiografie wie aus dem Lehrbuch, die Florian Wacker über sich erzählt: Geboren wurde Wacker 1980 in Stuttgart, aufgewachsen ist er im Rems-Murr-Kreis, „nicht in einer Akademikerfamilie“, wie er erzählt, aber in einem Haushalt, wie es ihn in dieser Zeit noch vielfach gab – ein Haushalt mit Büchern. Die Sommerferien hat Florian Wacker als Kind oft bei seinen Großeltern verbracht. Der erste Weg dort führte stets in die Bücherei; „da hatte man dann anschließend zwei Wochen Ruhe vor mir“, sagt Wacker.
Dabei hat ihn die Gegenwart nie sonderlich interessiert; er las das, was man als Junge eben so liest; Karl May und „Der letzte Mohikaner“, Abenteuerbücher, historische Stoffe. Diese Leserbiografie hat sich ganz offensichtlich nachhaltig auf Florian Wacker ausgewirkt. Und auch der Umstand, dass er offenbar die Grenzen nicht zu streng zieht: Wacker schreibt Romane für Erwachsene, Jugendbücher und Erzählungen, und in all diesen Genres hat er auch Erfolg:
„Zebras im Schnee“ steht im Zentrum der Aufmerksamkeit beim Lesefest „Frankfurt liest ein Buch“
2015 erhielt Wacker für seinen ausgesprochen schönen Roman „Dahlenberger“, in dem Wacker so leicht und unbeschwert von einem Sommer zwischen Schwimmbad, Pommes und Freundschaft erzählt, den Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis. 2018 erschien sein Roman „Stromland“; im gleichen Jahr wurde Wacker für einen Auszug aus seinem sich in Arbeit befindlichen Roman „Weiße Finsternis“ mit dem Robert-Gernhardt-Preis des Landes Hessen bedacht (Transparenzhinweis: Der Autor dieses Textes war seinerzeit Mitglied der Jury).
Im vergangenen Jahr veröffentlichte Florian Wacker mit „Die Spur der Aale“ den ersten Teil einer Krimireihe, in deren Mittelpunkt die Frankfurter Staatsanwältin Greta Vogelsang vom Dezernat für Umweltverbrechen und Artenschutzdelikte steht. Und schließlich erscheint nun Ende März Wackers neues Buch „Zebras im Schnee“, das dann ab dem 22. April im Zentrum der Aufmerksamkeit beim Lesefest „Frankfurt liest ein Buch“ stehen wird.
„Ich kann sehr schnell und sehr viel schreiben“
Ein ungemein produktiver Autor also. „Ich kann sehr schnell und sehr viel schreiben“, verrät Wacker, „wenn es sein muss, dann auch einmal fünf Seiten pro Tag.“ Im Fall von „Zebras im Schnee“, seinem neuen Buch, musste es tatsächlich sein. Denn als er im Januar 2023 informiert wurde, dass der Roman für „Frankfurt liest ein Buch“ ausgewählt worden war, hatte Wacker gerade einmal 100 Seiten fertig. Knapp 400 Seiten sind es jetzt letztendlich geworden.
Umso erstaunlicher ob der Tatsache, dass Wackers Romanen stets eine intensive Recherche vorangeht. Auch dieser Hang ist in ihm seit seiner Kindheit angelegt: „Geschrieben, Geschichten erzählt habe ich schon immer. Schon wenn in der Schule die Aufgabe war, einen zweiseitigen Aufsatz über Kolumbus zu verfassen, hat der Schüler Wacker zwölf Seiten abgeliefert.“
„Was will ich mit all diesen tollen Sachen denn jetzt literarisch anfangen?“
Bis heute ist das bei ihm der Knackpunkt des Schreibens; jener Augenblick, in dem man sich von den Ergebnissen der Recherche löst und sich die Frage stellt: „Was will ich mit all diesen tollen Sachen denn jetzt literarisch anfangen?“ Das war in allen seinen Büchern so: „Stromland“ erzählt von der Suche nach einem im Amazonasgebiet verschwundenen Kamera-Assistenten und reicht von dieser Suche aus zurück in die Siedlungsgeschichte des Gebiets seit dem 18. Jahrhundert.
„Weiße Finsternis“ ist die Geschichte zweier Männer, die an Amundsens Polarexpedition im Jahr 1919 teilnehmen und, auf sich allein gestellt, einen rund 1000 Kilometer langen Fußmarsch durch Schnee und Eis unter-nehmen. „Zebras im Schnee“ schließlich, so viel darf jetzt schon verraten werden, spannt einen weiten Bogen von den USA bis in das Frankfurt der Weimarer Republik, widmet sich ausführlich der Entstehungsgeschichte des Siedlungsbaus durch Ernst May und Martin Elsässer, der Atmosphäre der Epoche und einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen zwei Frauen.
Wohin jetzt? Frankfurt
Florian Wacker hat das Schreiben und das Bauen von Plots gelernt: Nach einer Ausbildung zum Heilpädagogen in Dortmund, wo er zwei Jahre in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie gearbeitet hat, ist Wacker im Jahr 2010 an das Deutsche Literaturinstitut in Leipzig gegangen. In Leipzig wurde auch Wackers Tochter geboren, und nach dem Abschluss am Institut fragten er und seine Frau sich: Wohin jetzt?
Wackers Frau, die als Krankenschwester arbeitet, ist in Mainz geboren und in Frankfurt aufgewachsen. Die erste Zusage auf die Bewerbungen, die sie losgeschickt hatte, kam von der Frankfurter Uniklinik. So wurde Florian Wacker im Jahr 2014 Frankfurter. Ein Schritt, den er nicht bereut hat. Er lebt im Frankfurter Westen, bewegt sich ausschließlich mit dem Fahrrad oder notfalls öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Stadt, an der er die Kompaktheit schätzt: „Man kann hier sehr gut Grenzgänge unternehmen“, sagt Wacker; „alles liegt hier dicht beieinander, unterschiedliche Milieus auf engem Raum.“
Um ein zweites Standbein zu haben, hat Wacker sich vor zwei Jahren als Webdesigner selbstständig gemacht. Es ist zu vermuten, dass er diesen Job in der kommenden Zeit ein wenig wird vernachlässigen müssen: An rund 30 Veranstaltungen von „Frankfurt liest ein Buch“ wird Wacker persönlich teilnehmen.
Info
Florian Wacker: Zebras im Schnee. Berlin Verlag, 384 S., 24 € erscheint am 28.3.24
>> Passend zum Roman gibt es auch besondere Führungen der Frankfurter Stadtevents, die in die Goldenen 20er-Jahre in Frankfurt entführen. Alle Infos und Termine gibt es hier.
Dabei hat ihn die Gegenwart nie sonderlich interessiert; er las das, was man als Junge eben so liest; Karl May und „Der letzte Mohikaner“, Abenteuerbücher, historische Stoffe. Diese Leserbiografie hat sich ganz offensichtlich nachhaltig auf Florian Wacker ausgewirkt. Und auch der Umstand, dass er offenbar die Grenzen nicht zu streng zieht: Wacker schreibt Romane für Erwachsene, Jugendbücher und Erzählungen, und in all diesen Genres hat er auch Erfolg:
2015 erhielt Wacker für seinen ausgesprochen schönen Roman „Dahlenberger“, in dem Wacker so leicht und unbeschwert von einem Sommer zwischen Schwimmbad, Pommes und Freundschaft erzählt, den Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis. 2018 erschien sein Roman „Stromland“; im gleichen Jahr wurde Wacker für einen Auszug aus seinem sich in Arbeit befindlichen Roman „Weiße Finsternis“ mit dem Robert-Gernhardt-Preis des Landes Hessen bedacht (Transparenzhinweis: Der Autor dieses Textes war seinerzeit Mitglied der Jury).
Im vergangenen Jahr veröffentlichte Florian Wacker mit „Die Spur der Aale“ den ersten Teil einer Krimireihe, in deren Mittelpunkt die Frankfurter Staatsanwältin Greta Vogelsang vom Dezernat für Umweltverbrechen und Artenschutzdelikte steht. Und schließlich erscheint nun Ende März Wackers neues Buch „Zebras im Schnee“, das dann ab dem 22. April im Zentrum der Aufmerksamkeit beim Lesefest „Frankfurt liest ein Buch“ stehen wird.
Ein ungemein produktiver Autor also. „Ich kann sehr schnell und sehr viel schreiben“, verrät Wacker, „wenn es sein muss, dann auch einmal fünf Seiten pro Tag.“ Im Fall von „Zebras im Schnee“, seinem neuen Buch, musste es tatsächlich sein. Denn als er im Januar 2023 informiert wurde, dass der Roman für „Frankfurt liest ein Buch“ ausgewählt worden war, hatte Wacker gerade einmal 100 Seiten fertig. Knapp 400 Seiten sind es jetzt letztendlich geworden.
Umso erstaunlicher ob der Tatsache, dass Wackers Romanen stets eine intensive Recherche vorangeht. Auch dieser Hang ist in ihm seit seiner Kindheit angelegt: „Geschrieben, Geschichten erzählt habe ich schon immer. Schon wenn in der Schule die Aufgabe war, einen zweiseitigen Aufsatz über Kolumbus zu verfassen, hat der Schüler Wacker zwölf Seiten abgeliefert.“
Bis heute ist das bei ihm der Knackpunkt des Schreibens; jener Augenblick, in dem man sich von den Ergebnissen der Recherche löst und sich die Frage stellt: „Was will ich mit all diesen tollen Sachen denn jetzt literarisch anfangen?“ Das war in allen seinen Büchern so: „Stromland“ erzählt von der Suche nach einem im Amazonasgebiet verschwundenen Kamera-Assistenten und reicht von dieser Suche aus zurück in die Siedlungsgeschichte des Gebiets seit dem 18. Jahrhundert.
„Weiße Finsternis“ ist die Geschichte zweier Männer, die an Amundsens Polarexpedition im Jahr 1919 teilnehmen und, auf sich allein gestellt, einen rund 1000 Kilometer langen Fußmarsch durch Schnee und Eis unter-nehmen. „Zebras im Schnee“ schließlich, so viel darf jetzt schon verraten werden, spannt einen weiten Bogen von den USA bis in das Frankfurt der Weimarer Republik, widmet sich ausführlich der Entstehungsgeschichte des Siedlungsbaus durch Ernst May und Martin Elsässer, der Atmosphäre der Epoche und einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen zwei Frauen.
Florian Wacker hat das Schreiben und das Bauen von Plots gelernt: Nach einer Ausbildung zum Heilpädagogen in Dortmund, wo er zwei Jahre in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie gearbeitet hat, ist Wacker im Jahr 2010 an das Deutsche Literaturinstitut in Leipzig gegangen. In Leipzig wurde auch Wackers Tochter geboren, und nach dem Abschluss am Institut fragten er und seine Frau sich: Wohin jetzt?
Wackers Frau, die als Krankenschwester arbeitet, ist in Mainz geboren und in Frankfurt aufgewachsen. Die erste Zusage auf die Bewerbungen, die sie losgeschickt hatte, kam von der Frankfurter Uniklinik. So wurde Florian Wacker im Jahr 2014 Frankfurter. Ein Schritt, den er nicht bereut hat. Er lebt im Frankfurter Westen, bewegt sich ausschließlich mit dem Fahrrad oder notfalls öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Stadt, an der er die Kompaktheit schätzt: „Man kann hier sehr gut Grenzgänge unternehmen“, sagt Wacker; „alles liegt hier dicht beieinander, unterschiedliche Milieus auf engem Raum.“
Um ein zweites Standbein zu haben, hat Wacker sich vor zwei Jahren als Webdesigner selbstständig gemacht. Es ist zu vermuten, dass er diesen Job in der kommenden Zeit ein wenig wird vernachlässigen müssen: An rund 30 Veranstaltungen von „Frankfurt liest ein Buch“ wird Wacker persönlich teilnehmen.
Florian Wacker: Zebras im Schnee. Berlin Verlag, 384 S., 24 € erscheint am 28.3.24
>> Passend zum Roman gibt es auch besondere Führungen der Frankfurter Stadtevents, die in die Goldenen 20er-Jahre in Frankfurt entführen. Alle Infos und Termine gibt es hier.
28. März 2024, 09.46 Uhr
Christoph Schröder
Christoph Schröder
Christoph Schröder studierte in Mainz Germanistik, Komparatistik und Philosophie. Seine Interessensschwerpunkte liegen auf der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur und dem Literaturbetrieb. Er ist Dozent für Literaturkritik an der Goethe-Universität Frankfurt. Mehr von Christoph
Schröder >>
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24. November 2024
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