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Flexible Machines in Frankfurt
„Der Krieg gegen die Ukraine ist immer noch da“
Gemeinsam mit der Organisation Flexible Machines sorgt Anna Becker dafür, dass Hilfe direkt an die vom Krieg betroffenen Menschen geht. Wegen des Winters ist die Lage dramatisch, erzählt sie dem JOURNAL.
Frau Becker, Sie arbeiten für das Ukraine Projekt Local Support - Flexible Machines. Erklären Sie uns, wie es dazu kam.
Ich bin gebürtige Ukrainerin, meine ganze Familie lebt in der Ukraine, mein Bruder war Soldat im Krieg in den ersten Monaten des Krieges, jetzt ist er beim Militär, aber nicht an der Front. Daher beschäftigt mich das Thema natürlich enorm und ich bin im ständigen Kontakt mit meinen Freunden in der Ukraine. Zum Glück gibt es genug Menschen, die hilfsbereit sind und die sich ehrenamtlich für die Ukraine einsetzen wollen, wie Flexible Machines.
Was genau machen Sie?
Gemeinsam haben wir eine einzigartige Kombination von meinem lokalen Ukrainewissen, meinen Kontakten, die genau wissen, was und wo gebraucht wird, und dem Netzwerk, das Flexible Machines in Frankfurt hat, um das Problem zu beleuchten und Spenden zu sammeln. Frankfurt ist eine der Hochburgen, die viele ukrainische Flüchtlinge aufgenommen hat und Flexible Machines ist ein Beispiel, wie lokale Frankfurter Organisationen schnelle und operative Hilfe in der Ukraine schaffen kann. Wir sammeln Geld, aber auch Sachspenden in Frankfurt und Umgebung, und auch über soziale Medien in ganz Deutschland.
Hilfe für die Ukraine: „Flexible Machines arbeitet ohne Vermittler, Geldspenden kommen zu 100 Prozent an“
In der Ukraine arbeiten wir mit meiner Freundin Irina Ivaschenko. Diese Frau wohnt derzeit im Westen der Ukraine, ihr Mann und Sohn sind beide in der Armee, sie betreibt alleine ein Kaffeehaus und dennoch findet sie Zeit und Power, mit unseren Spenden all die notwendigen Güter in der Ukraine zu besorgen und mit ihren Verwanden und Freunden in der Region Charkiw zu verteilen. Die Region, die wir betreuen, ist sehr stark von russischen Beschüssen betroffen. In den Dörfern an der Frontlinie fehlt am notwendigsten Essen, warmen Sachen, Licht und Strom. Daher sind unsere Hilfen so wichtig und zeitig genau da, wo man sie braucht.
Worin unterscheidet sich das Projekt von anderen Hilfsprojekten?
Das Einzigartige an diesem Projekt ist, dass die Hilfe direkt an die bedürftigen Menschen geht, die vom Krieg an der Frontlinie betroffen sind. Meistens ist das die Region rund um Charkiw, die tagtäglich von Russland beschossen wird.
Die Stadt liegt nur 50 km von der Grenze entfernt…
Dort haben Menschen meistens keinen Strom und keine Heizung und die Versorgung ist erheblich erschwert. Wir arbeiten mit keinen Vermittlern, es fallen keine Admingebühren oder Personalkosten an. Das ganze gespendete Geld kommt zu 100 Prozent bei den Menschen an, die das brauchen. Alle Waren werden von Irina auch in der Ukraine direkt gekauft, damit die lokale Wirtschaft angekurbelt wird, und die Waren werden von ihr und unseren Freunden in die Dörfer an der Frontlinie gebracht. Meistens sind es Fahrten, die ziemlich gefährlich sind, da Russland das Gebiet permanent beschießt. Selbstverständlich bekommen wir ausführliche Berichte mit Fotos und Videos, wie die Hilfsgüter verteilt und eingesetzt werden.
Becker: Es wird leider nicht mehr so viel über den Ukraine-Krieg berichtet
Nach Ihrer Einschätzung, wie ist die Situation momentan in der Ukraine?
Es ist nach wie vor sehr schwierig. In Deutschland wird leider nicht mehr so viel darüber berichtet, auch angesichts des Krieges im Nahen Osten, aber der russischer Krieg gegen die Ukraine ist leider immer noch da. Auch internationale Hilfen lassen nach. Jeden Tag werden zivile Ziele mit Drohnen und Raketen angegriffen, die Infrastruktur zerstört. Gerade nah an der Frontlinie, rund um Charkiw, ist es sehr schwer, gerade im Winter. Viele Ortschaften haben keinen Strom, kein Gas und keine Heizung. Daher sind die Hilfen, die wir mit Flexible Machines dorthin schicken, überlebenswichtig für die Menschen.
Der Winter belastet die Lage zusätzlich. Was brauchen die Menschen vor Ort am nötigsten?
Im Winter wird die Lage natürlich noch dramatischer. Es ist kalt, dunkel, und die Intrastruktur in den meisten Ortschaften ist zerstört und wird weiterhin beschossen, sodass es fast gar keinen Sinn macht, die momentan zu reparieren, weil die Luftabwehr den vollen Schutz nicht gewährleisten kann, das Land ist einfach zu groß. Also brauchen Menschen erstmal die einfachsten Dinge: Warme Sachen, Thermoklamotten, Decken, Zelte, Lampen, Kerzen, Powerbanks, Akkus, Batterien, Stromgeneratoren, Wärmflaschen, Hygieneartikel, haltbares Essen, Tierfutter, denn die Tiere leiden natürlich auch, Holz für Öfen, Kinderspielzeug,
Viele Menschen wollen helfen, wie kann effektive Unterstützung aussehen?
Ich sage immer, als allererstes soll man trotz Müdigkeit, trotz der Tatsache, dass es schon so lange dauert, darüber weiter reden und die Aufmerksamkeit auf das Thema hochhalten. Oft wollen Menschen helfen, wissen aber nicht, ob die Hilfe da tatsächlich ankommt, wo sie gebraucht wird, das kann ich gut verstehen. Daher werben wir mit Flexible Machines so stark damit, dass unser Projekt und die Spenden direkt an die Menschen gehen, die das benötigen, weil wir in der Ukraine gut vernetzt sind und ganz genau wissen, wo und was gebraucht wird.
Flexible Machines in Frankfurt sammelt besonders für den Winter in der Ukraine
Also spenden Sie an Vereine, die direkte Kontakte in die Ukraine haben. Es gibt auch mittlerweile sehr viel Spendenaufrufe für zum Beispiel Sachspenden, Kerzen, et cetera. Gerne da immer mitmachen. Jeder von uns hat Klamotten, die wir nicht mehr tragen, Kerzen, die wir nicht mehr abbrennen. Das Ganze ist extrem hilfreich für die Menschen in der Ukraine. Und natürlich die Regierung und Politik dabei unterstützen, weitere Hilfen, seien es militärische oder humanitäre Hilfen, in die Ukraine zu schicken. Auch gerne das Thema beim Arbeitgeber ansprechen. Es finden sich immer Möglichkeiten für die Firmen, sich zu engagieren, zu spenden, Sonderurlaub zu bekommen, um Hilfsgüter zu packen und zu verschicken.
Können Sie sagen, mit wie vielen Spenden Sie bereits in der Ukraine helfen konnten?
Seit dem Beginn der Aktion haben wir circa 25 000 Euro sammeln können. Zusätzlich haben wir auch Sachspenden geschickt: Kleider, Zelte, Decken, Kerzen, insgesamt etwa 1 Tonne Sachspenden.
Welche weiteren Aktionen sind geplant?
Außer der gewöhnlichen Geldspenden planen wir kontinuierlich die Lieferungen der Wintersachspenden und Kerzen. Der Aufruf läuft praktisch das ganze Jahr lang. Um die Weihnachtszeit werden auch viele Unternehmen sozialbewusster und spenden für die Ukraine. Mit solchen Spenden werden wir demnächst neue Güter in der Ukraine kaufen können: Lampen, Powerbanks und Stromgeneratoren für den Winter.
Info
Anna Becker ist in der Ukraine geboren, ihre ganze Familie lebt nach wie vor dort. Zusammen mit dem Verein Flexible Machines sammelt sie Spenden für ihr Heimatland. Weitere Infos zum Projekt finden Sie hier.
Ich bin gebürtige Ukrainerin, meine ganze Familie lebt in der Ukraine, mein Bruder war Soldat im Krieg in den ersten Monaten des Krieges, jetzt ist er beim Militär, aber nicht an der Front. Daher beschäftigt mich das Thema natürlich enorm und ich bin im ständigen Kontakt mit meinen Freunden in der Ukraine. Zum Glück gibt es genug Menschen, die hilfsbereit sind und die sich ehrenamtlich für die Ukraine einsetzen wollen, wie Flexible Machines.
Was genau machen Sie?
Gemeinsam haben wir eine einzigartige Kombination von meinem lokalen Ukrainewissen, meinen Kontakten, die genau wissen, was und wo gebraucht wird, und dem Netzwerk, das Flexible Machines in Frankfurt hat, um das Problem zu beleuchten und Spenden zu sammeln. Frankfurt ist eine der Hochburgen, die viele ukrainische Flüchtlinge aufgenommen hat und Flexible Machines ist ein Beispiel, wie lokale Frankfurter Organisationen schnelle und operative Hilfe in der Ukraine schaffen kann. Wir sammeln Geld, aber auch Sachspenden in Frankfurt und Umgebung, und auch über soziale Medien in ganz Deutschland.
In der Ukraine arbeiten wir mit meiner Freundin Irina Ivaschenko. Diese Frau wohnt derzeit im Westen der Ukraine, ihr Mann und Sohn sind beide in der Armee, sie betreibt alleine ein Kaffeehaus und dennoch findet sie Zeit und Power, mit unseren Spenden all die notwendigen Güter in der Ukraine zu besorgen und mit ihren Verwanden und Freunden in der Region Charkiw zu verteilen. Die Region, die wir betreuen, ist sehr stark von russischen Beschüssen betroffen. In den Dörfern an der Frontlinie fehlt am notwendigsten Essen, warmen Sachen, Licht und Strom. Daher sind unsere Hilfen so wichtig und zeitig genau da, wo man sie braucht.
Worin unterscheidet sich das Projekt von anderen Hilfsprojekten?
Das Einzigartige an diesem Projekt ist, dass die Hilfe direkt an die bedürftigen Menschen geht, die vom Krieg an der Frontlinie betroffen sind. Meistens ist das die Region rund um Charkiw, die tagtäglich von Russland beschossen wird.
Die Stadt liegt nur 50 km von der Grenze entfernt…
Dort haben Menschen meistens keinen Strom und keine Heizung und die Versorgung ist erheblich erschwert. Wir arbeiten mit keinen Vermittlern, es fallen keine Admingebühren oder Personalkosten an. Das ganze gespendete Geld kommt zu 100 Prozent bei den Menschen an, die das brauchen. Alle Waren werden von Irina auch in der Ukraine direkt gekauft, damit die lokale Wirtschaft angekurbelt wird, und die Waren werden von ihr und unseren Freunden in die Dörfer an der Frontlinie gebracht. Meistens sind es Fahrten, die ziemlich gefährlich sind, da Russland das Gebiet permanent beschießt. Selbstverständlich bekommen wir ausführliche Berichte mit Fotos und Videos, wie die Hilfsgüter verteilt und eingesetzt werden.
Nach Ihrer Einschätzung, wie ist die Situation momentan in der Ukraine?
Es ist nach wie vor sehr schwierig. In Deutschland wird leider nicht mehr so viel darüber berichtet, auch angesichts des Krieges im Nahen Osten, aber der russischer Krieg gegen die Ukraine ist leider immer noch da. Auch internationale Hilfen lassen nach. Jeden Tag werden zivile Ziele mit Drohnen und Raketen angegriffen, die Infrastruktur zerstört. Gerade nah an der Frontlinie, rund um Charkiw, ist es sehr schwer, gerade im Winter. Viele Ortschaften haben keinen Strom, kein Gas und keine Heizung. Daher sind die Hilfen, die wir mit Flexible Machines dorthin schicken, überlebenswichtig für die Menschen.
Der Winter belastet die Lage zusätzlich. Was brauchen die Menschen vor Ort am nötigsten?
Im Winter wird die Lage natürlich noch dramatischer. Es ist kalt, dunkel, und die Intrastruktur in den meisten Ortschaften ist zerstört und wird weiterhin beschossen, sodass es fast gar keinen Sinn macht, die momentan zu reparieren, weil die Luftabwehr den vollen Schutz nicht gewährleisten kann, das Land ist einfach zu groß. Also brauchen Menschen erstmal die einfachsten Dinge: Warme Sachen, Thermoklamotten, Decken, Zelte, Lampen, Kerzen, Powerbanks, Akkus, Batterien, Stromgeneratoren, Wärmflaschen, Hygieneartikel, haltbares Essen, Tierfutter, denn die Tiere leiden natürlich auch, Holz für Öfen, Kinderspielzeug,
Viele Menschen wollen helfen, wie kann effektive Unterstützung aussehen?
Ich sage immer, als allererstes soll man trotz Müdigkeit, trotz der Tatsache, dass es schon so lange dauert, darüber weiter reden und die Aufmerksamkeit auf das Thema hochhalten. Oft wollen Menschen helfen, wissen aber nicht, ob die Hilfe da tatsächlich ankommt, wo sie gebraucht wird, das kann ich gut verstehen. Daher werben wir mit Flexible Machines so stark damit, dass unser Projekt und die Spenden direkt an die Menschen gehen, die das benötigen, weil wir in der Ukraine gut vernetzt sind und ganz genau wissen, wo und was gebraucht wird.
Also spenden Sie an Vereine, die direkte Kontakte in die Ukraine haben. Es gibt auch mittlerweile sehr viel Spendenaufrufe für zum Beispiel Sachspenden, Kerzen, et cetera. Gerne da immer mitmachen. Jeder von uns hat Klamotten, die wir nicht mehr tragen, Kerzen, die wir nicht mehr abbrennen. Das Ganze ist extrem hilfreich für die Menschen in der Ukraine. Und natürlich die Regierung und Politik dabei unterstützen, weitere Hilfen, seien es militärische oder humanitäre Hilfen, in die Ukraine zu schicken. Auch gerne das Thema beim Arbeitgeber ansprechen. Es finden sich immer Möglichkeiten für die Firmen, sich zu engagieren, zu spenden, Sonderurlaub zu bekommen, um Hilfsgüter zu packen und zu verschicken.
Können Sie sagen, mit wie vielen Spenden Sie bereits in der Ukraine helfen konnten?
Seit dem Beginn der Aktion haben wir circa 25 000 Euro sammeln können. Zusätzlich haben wir auch Sachspenden geschickt: Kleider, Zelte, Decken, Kerzen, insgesamt etwa 1 Tonne Sachspenden.
Welche weiteren Aktionen sind geplant?
Außer der gewöhnlichen Geldspenden planen wir kontinuierlich die Lieferungen der Wintersachspenden und Kerzen. Der Aufruf läuft praktisch das ganze Jahr lang. Um die Weihnachtszeit werden auch viele Unternehmen sozialbewusster und spenden für die Ukraine. Mit solchen Spenden werden wir demnächst neue Güter in der Ukraine kaufen können: Lampen, Powerbanks und Stromgeneratoren für den Winter.
Anna Becker ist in der Ukraine geboren, ihre ganze Familie lebt nach wie vor dort. Zusammen mit dem Verein Flexible Machines sammelt sie Spenden für ihr Heimatland. Weitere Infos zum Projekt finden Sie hier.
20. Dezember 2023, 17.38 Uhr
Jasmin Schülke
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. Mehr von Jasmin
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„GoFundMe“-Jahresbericht 2024
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Im bundesweiten Vergleich spenden Menschen aus Frankfurt pro Kopf am meisten Geld. Das geht aus dem Bericht der Spenden-Plattform „GoFundMe“ für das Jahr 2024 hervor.
Text: Sina Claßen / Foto: Im Durchschnitt spendeten Menschen aus Frankfurt 28 Euro © Adobe Stock/Syda Productions
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