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„Falschparken ist kein Kavaliersdelikt“
Der Mann, der Falschparker in Frankfurt anzeigt
Falko Görres ist Stadtverordneter der PARTEI im Frankfurter Römer und passionierter Fahrradfahrer. Falschparker sind ihm ein Dorn im Auge, weshalb er sie regelmäßig abschleppen lässt. Das JOURNAL hat mit ihm gesprochen.
Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, im Weg stehende Autos anzuzeigen. Woher kommt dieses Engagement?
Ich bin in Frankfurt fast ausschließlich mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs. Auf meinen Alltagswegen werde ich ständig durch falsch abgestellte Autos behindert. Falschparken ist kein Kavaliersdelikt, sondern behindert und gefährdet Menschen: Zugeparkte Sichtachsen oder Zebrastreifen bedeuten konkrete Gefahr für Kinder auf ihren Schulwegen. Zugeparkte Bordsteinabsenkungen sind für Menschen mit Rollator teils unüberwindliche Hindernisse. Zugeparkte Radwege zwingen Radfahrer zum Ausweichen in den Autoverkehr. Deswegen habe ich damit angefangen, die entsprechenden Fahrer anzuzeigen oder die Wagen abschleppen zu lassen. Ich hoffe, dass die Anzeigen und Bußgelder die Menschen zum Nachdenken bewegen und sie auf die ungeschützten Verkehrsteilnehmenden mehr Rücksicht nehmen.
Haben Sie viel zu tun, bzw. stehen Ihnen viele PKW in Frankfurt im Weg?
Ja, leider. Jeder, der zu Fuß oder mit dem Fahrrad in der Stadt unterwegs ist, hat täglich Dutzende solcher Behinderungen. Viele nehmen diese nur nicht wahr, weil sie so normal geworden sind. Ich bin sicher, dass sich sehr viele Menschen dadurch gestört fühlen, doch die meisten resignieren und finden sich damit ab. Ich weiß aber, dass es weitere Menschen in Frankfurt gibt, die wie ich anzeigen und die Polizei anrufen. Wir sind miteinander in Kontakt und haben auch eine Internetseite erarbeitet, die viele Fragen zu dem Thema behandelt.
„Jeder, der zu Fuß oder mit dem Fahrrad in der Stadt unterwegs ist, hat täglich Dutzende solcher Behinderungen“
Fühlen Sie sich als Autojäger?
Nein. „Jäger“ wäre ich, wenn ich extra losziehen würde, nur um Falschparker zu finden und anzuzeigen. Ich lege einfach nur meine Alltagswege zu Fuß und mit dem Rad zurück und dokumentiere, was mich dabei behindert.
Was sagen Sie den Menschen, die Sie als „Hilfssheriff“ titulieren, und wie reagiert die Polizei auf diese Aktivität?
Über so Bezeichnungen kann ich nur lachen. Ich finde es erstaunlich, dass diejenigen, die auf einen Missstand hinweisen, angefeindet werden, und gleichzeitig diejenigen, die Verursacher sind, in Schutz genommen werden.
„Ich bin nicht auf Krawall aus und kenne die Rechtslage sehr gut“
Die meisten Angestellten der Städtischen Verkehrspolizei kennen mich und wir kommen gut miteinander aus. In der Anfangszeit gab es auf meine Meldungen viele Ausreden, warum man nicht abschleppen könne. „Da ist doch noch Platz“, „der steht ja sicherlich nur kurz hier“, eben die gleichen Ausreden, die die Fahrer:innen der Autos selbst immer wieder für ihr Fehlverhalten finden. Das hat sich mittlerweile gewandelt: hauptsächlich durch eine veränderte Führungskultur im Amt und durch klare Anweisungen, entsprechende Verstöße konsequent zu ahnden – sicherlich aber auch, weil sie festgestellt haben, dass ich nicht auf Krawall aus bin und die Rechtslage sehr gut kenne.
Info
Zur Person:
Falko Görres wohnt seit zwölf Jahren im Gallus und beschäftigt sich mit dem Thema Mobilität in seinen Funktionen als Stadtverordneter und Ortsbeiratsmitglied. Auch absolviert er ein berufsbegleitendes Studium des Mobilitätsmanagements, parallel zu seiner Tätigkeit als Sachbearbeiter Verkehrsplanung in der Verwaltung einer kleinen Nachbargemeinde Frankfurts.
Frankfurt markiert immer mehr Wege als Fahrradwege. Macht die Stadt genug für Radfahrer? Oder was läuft verkehrspolitisch schief?
Gerade im Innenstadtbereich gibt es mehr und mehr Radwege, das ist gut. Aber wenn wir über wirklich gute und sichere Rad- und Gehwege sprechen, geht es nicht nur um die Menge oder Länge der Wege, sondern auch darum, wie diese gestaltet sind. Der schönste rot markierte Radweg nutzt nichts, wenn er ständig durch darauf geparkte Autos blockiert ist. Deshalb wünsche ich mir, dass Radwege nicht nur markiert, sondern auch baulich vom Autoverkehr getrennt werden, so wie in der Taubenstraße oder der Konrad-Adenauer-Straße.
„Wir brauchen mehr Personal bei der städtischen Verkehrspolizei“
Gleichzeitig will sicherlich auch niemand in einer Stadt leben, in der jede noch so kleine Fläche durch Poller abgegrenzt wird, deshalb brauchen wir mehr Personal bei der Städtischen Verkehrspolizei (SVP), damit diese ihrem Auftrag gerecht werden kann und Verkehrsverstöße noch konsequenter ahndet. Die Stadt muss dafür sorgen, dass der Arbeitsplatz bei der SVP finanziell und von den Arbeitsbedingungen her attraktiver wird, sonst werden die offenen Stellen, die es dort gibt, auch weiterhin nicht besetzt werden können. Auch die Landespolizei muss mehr Verantwortung für die Sicherheit im Straßenverkehr übernehmen; die sind in der Hinsicht leider noch lange nicht so weit wie ihre städtischen Kolleg:innen.
Ich bin in Frankfurt fast ausschließlich mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs. Auf meinen Alltagswegen werde ich ständig durch falsch abgestellte Autos behindert. Falschparken ist kein Kavaliersdelikt, sondern behindert und gefährdet Menschen: Zugeparkte Sichtachsen oder Zebrastreifen bedeuten konkrete Gefahr für Kinder auf ihren Schulwegen. Zugeparkte Bordsteinabsenkungen sind für Menschen mit Rollator teils unüberwindliche Hindernisse. Zugeparkte Radwege zwingen Radfahrer zum Ausweichen in den Autoverkehr. Deswegen habe ich damit angefangen, die entsprechenden Fahrer anzuzeigen oder die Wagen abschleppen zu lassen. Ich hoffe, dass die Anzeigen und Bußgelder die Menschen zum Nachdenken bewegen und sie auf die ungeschützten Verkehrsteilnehmenden mehr Rücksicht nehmen.
Haben Sie viel zu tun, bzw. stehen Ihnen viele PKW in Frankfurt im Weg?
Ja, leider. Jeder, der zu Fuß oder mit dem Fahrrad in der Stadt unterwegs ist, hat täglich Dutzende solcher Behinderungen. Viele nehmen diese nur nicht wahr, weil sie so normal geworden sind. Ich bin sicher, dass sich sehr viele Menschen dadurch gestört fühlen, doch die meisten resignieren und finden sich damit ab. Ich weiß aber, dass es weitere Menschen in Frankfurt gibt, die wie ich anzeigen und die Polizei anrufen. Wir sind miteinander in Kontakt und haben auch eine Internetseite erarbeitet, die viele Fragen zu dem Thema behandelt.
„Jeder, der zu Fuß oder mit dem Fahrrad in der Stadt unterwegs ist, hat täglich Dutzende solcher Behinderungen“
Fühlen Sie sich als Autojäger?
Nein. „Jäger“ wäre ich, wenn ich extra losziehen würde, nur um Falschparker zu finden und anzuzeigen. Ich lege einfach nur meine Alltagswege zu Fuß und mit dem Rad zurück und dokumentiere, was mich dabei behindert.
Was sagen Sie den Menschen, die Sie als „Hilfssheriff“ titulieren, und wie reagiert die Polizei auf diese Aktivität?
Über so Bezeichnungen kann ich nur lachen. Ich finde es erstaunlich, dass diejenigen, die auf einen Missstand hinweisen, angefeindet werden, und gleichzeitig diejenigen, die Verursacher sind, in Schutz genommen werden.
Die meisten Angestellten der Städtischen Verkehrspolizei kennen mich und wir kommen gut miteinander aus. In der Anfangszeit gab es auf meine Meldungen viele Ausreden, warum man nicht abschleppen könne. „Da ist doch noch Platz“, „der steht ja sicherlich nur kurz hier“, eben die gleichen Ausreden, die die Fahrer:innen der Autos selbst immer wieder für ihr Fehlverhalten finden. Das hat sich mittlerweile gewandelt: hauptsächlich durch eine veränderte Führungskultur im Amt und durch klare Anweisungen, entsprechende Verstöße konsequent zu ahnden – sicherlich aber auch, weil sie festgestellt haben, dass ich nicht auf Krawall aus bin und die Rechtslage sehr gut kenne.
Zur Person:
Falko Görres wohnt seit zwölf Jahren im Gallus und beschäftigt sich mit dem Thema Mobilität in seinen Funktionen als Stadtverordneter und Ortsbeiratsmitglied. Auch absolviert er ein berufsbegleitendes Studium des Mobilitätsmanagements, parallel zu seiner Tätigkeit als Sachbearbeiter Verkehrsplanung in der Verwaltung einer kleinen Nachbargemeinde Frankfurts.
Frankfurt markiert immer mehr Wege als Fahrradwege. Macht die Stadt genug für Radfahrer? Oder was läuft verkehrspolitisch schief?
Gerade im Innenstadtbereich gibt es mehr und mehr Radwege, das ist gut. Aber wenn wir über wirklich gute und sichere Rad- und Gehwege sprechen, geht es nicht nur um die Menge oder Länge der Wege, sondern auch darum, wie diese gestaltet sind. Der schönste rot markierte Radweg nutzt nichts, wenn er ständig durch darauf geparkte Autos blockiert ist. Deshalb wünsche ich mir, dass Radwege nicht nur markiert, sondern auch baulich vom Autoverkehr getrennt werden, so wie in der Taubenstraße oder der Konrad-Adenauer-Straße.
„Wir brauchen mehr Personal bei der städtischen Verkehrspolizei“
Gleichzeitig will sicherlich auch niemand in einer Stadt leben, in der jede noch so kleine Fläche durch Poller abgegrenzt wird, deshalb brauchen wir mehr Personal bei der Städtischen Verkehrspolizei (SVP), damit diese ihrem Auftrag gerecht werden kann und Verkehrsverstöße noch konsequenter ahndet. Die Stadt muss dafür sorgen, dass der Arbeitsplatz bei der SVP finanziell und von den Arbeitsbedingungen her attraktiver wird, sonst werden die offenen Stellen, die es dort gibt, auch weiterhin nicht besetzt werden können. Auch die Landespolizei muss mehr Verantwortung für die Sicherheit im Straßenverkehr übernehmen; die sind in der Hinsicht leider noch lange nicht so weit wie ihre städtischen Kolleg:innen.
22. Februar 2024, 12.30 Uhr
Katja Thorwarth
Katja Thorwarth
Die gebürtige Frankfurterin studierte an der Goethe-Uni Soziologie, Politik und Sozialpsychologie. Ihre journalistischen Schwerpunkte sind Politik, politisches Feuilleton und Meinung. Seit März 2023 Leitung online beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Katja
Thorwarth >>
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25. November 2024
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