Am selben Tag wurde auch die alte Dondorf-Druckerei von einer Gruppe Aktivisten besetzt, die sich schlicht „Die Druckerei“ nennen. Sie fordern den Erhalt der Druckerei als Industrie- und Kulturdenkmal. Grund: Das geschichtsträchtige Gebäude steht vor einem möglichen Komplettabriss.
Druckerei droht Totalabriss
Die Max-Planck-Gesellschaft, die auf dem Areal der Druckerei einen Neubau für das Institut für empirische Ästhetik plant, hatte 2018 einen Architekturwettbewerb ausgelobt. Eine Bedingung war der Erhalt des Druckereigebäudes auf dem Gebiet. Im April 2023 wurden Zwischenergebnisse zur Planung präsentiert: Zu teuer sei der Erhalt und die auf den Neubau bezogenen Regelungen seien nicht oder nur mit zu hohem Aufwand einzuhalten. Der Backsteinbau von 1890 selbst steht nicht unter Denkmalschutz.
Die Aktivisten betonen die „wechselvolle Industrie-, Sozial- und Stadtgeschichte, ebenso wie die spannende und traurige Geschichte einer bürgerschaftlich engagierten Familie – der jüdischen Unternehmerfamilie Dondorf –“ die die Druckerei zu erzählen habe, wie es im Text ihrer Online-Petition zum Gebäudeerhalt heißt. Deshalb fordern sie ein Moratorium im Sinne eines städtischen Diskurses über den geplanten Abriss.
Gebäudeeigentümer erhebt keine Einwände gegen Besetzung
Die Polizei war am Samstag gegen Abend ebenfalls vor Ort, wie aus einer Mitteilung hervorgeht. Neben der Besetzung fand vor dem Gebäude eine Spontankundgebung für den Erhalt statt und mehrere Banner wurde an der Außenwand angebracht. Die Kundgebung wurde um 23 Uhr von den Aktivisten beendet. Da der derzeitige Eigentümer des Gebäudes, das Institut für Kunstpädagogik der Goethe-Universität, keine Einwände gegen die Aktion im Gebäudeinnern bekundete, wurde die Polizeiarbeit vor Ort eingestellt.
Im Gebäude gab es darüber hinaus eine Ausstellung sowie ein Programm aus Musik und Tanz. Andere Initiativen unterstützen die Aktion: Das „Offene Haus der Kulturen“ lud etwa Interessierte auf Twitter ein, die Aktivisten zu besuchen. Auch die Frankfurter Gruppe von „Fridays for Future“ drückte auf diesem Wege ihre Unterstützung für die Besetzer aus.