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Bio-Landwirtschaft in Frankfurt
Özdemir: „Mein Finanzminister sagt: Du musst sparen“
Mit dem „House of Food“ will der Verein Bionales bio-regionale Landwirtschaft im Rhein-Main-Gebiet ausbauen. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir war in Frankfurt und stellte sich der Diskussion.
Frankfurt als nachhaltige Stadt? Das ist ein Ziel, das nicht nur im Verkehrs- und Bauwesen angestrebt wird. Auch die Ernährung gehört dazu. Aus diesem Grund setzen sich der Verein Bionales und der angeschlossene Ernährungsrat Frankfurt im Zuge der Agrarwende dafür ein, eine nachhaltige und regionale Versorgung mit Lebensmitteln in Hessen zu erreichen. Am 28. Juli stellten der Verein und andere kommunale Organisationen deshalb ihre Projekte dem Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) vor.
Damit die Ernährungswende in der Rhein-Main-Region vorankommt, hat der Verein den Arbeitskreis „House of Food“ ins Leben gerufen. Die Idee: Regionale Bio-Erzeuger und Kantinen wie in Schulen miteinander vernetzen und eine Versorgungsstruktur aufbauen. Gleichzeitig soll ein Austauschort für kommunale Initiativen entstehen und ein Bildungsangebot für nachhaltige Ernährung.
Bio-Produkte für Kantinen
Das „House of Food“ ist aber nicht das einzige Projekt, das die Beteiligten voranbringen möchten: Die Landwirtschaft soll allgemein umgebaut werden – so wie am Gesprächsort. Dort, in den Gewächshäusern der Genossenschaft Die Kooperative, wird laut dessen Geschäftsführer Christoph Graul eine partizipative Landwirtschaft angestrebt.
Obst-, Gemüsebauer und auch Bäcker produzieren biologische Lebensmittel, die dann in Kisten an die Mitgliederhaushalte geliefert werden. Auch dort spiele Nachhaltigkeit eine große Rolle, etwa seien 70 Prozent der Kuriere mit dem Rad unterwegs. Mitglieder sollen sich dabei direkt einbringen, wie durch Mithilfe auf dem Feld oder durch Mitgestaltung in Veranstaltungen.
Ziel ist regional ausgerichtete Landwirtschaft
Beim Umbau der Landwirtschaft in Frankfurt und Umgebung sei jedoch auch die Politik gefragt, wie Tim Treis, Sprecher der Vereinigung Ökologischer Landbau in Hessen, betont. Das Ziel sei „eine resiliente Landwirtschaft, regional, und daher mit kleinen Strukturen“. Momentan seien Förderprogramme jedoch noch sehr auf große konventionelle Betriebe ausgelegt.
Ein wichtiger Bestandteil dieser neuen Landwirtschaft sei der Anbau von Hülsenfrüchten: „Hülsenfrüchte sind Freiheitspflanzen“, sagt Treis. Sie würden dabei helfen, CO2 und Energie einzusparen, da sie etwa Stickstoff – ein wichtiger Dünger – im Boden anreichern. Auch würden sie zum Humusaufbau beitragen.
Hülsenfrüchte im Fokus
Sie sind Eiweißlieferanten, verbessern in der Fruchtfolge die Bodenqualität für andere Pflanzen und „tragen so auch zur Biodiversität bei“, ergänzt Treis. Die von der Bundesregierung beschlossene Eiweißstrategie, die den Anbau von Hülsenfrüchten fördert, sei daher ein wichtiger Schritt, der weiterverfolgt werden müsse – etwa in Form von Förderprogrammen.
Viele Zielkonflikte auf Bundesebene
Der Landwirtschaftsminister war sichtlich interessiert an den Projekten der Beteiligten. Was seinen Beitrag zum Thema Agrar- und Ernährungswende angehe, gebe es jedoch zwei Hindernisse: Erstens habe ihn „sein Finanzminister“ zum Sparen angehalten, wobei er Investitionen in dem Bereich eigentlich anstrebe. Und zweitens gebe es Zielkonflikte etwa beim Thema Fläche: Viele Flächen würden für Photovoltaik, Windräder, Straßen und anderes genutzt oder benötigt.
Trotzdem setze er sich für eine Umstellung ein: Bio-Produkte sollen stärker beworben, die Kennzeichnungspflicht für etwa die Fleischherkunft ausgeweitet werden. Auch eine Senkung der Mehrwertsteuer für Obst und Gemüse hält er für sinnvoll.
Damit die Ernährungswende in der Rhein-Main-Region vorankommt, hat der Verein den Arbeitskreis „House of Food“ ins Leben gerufen. Die Idee: Regionale Bio-Erzeuger und Kantinen wie in Schulen miteinander vernetzen und eine Versorgungsstruktur aufbauen. Gleichzeitig soll ein Austauschort für kommunale Initiativen entstehen und ein Bildungsangebot für nachhaltige Ernährung.
Das „House of Food“ ist aber nicht das einzige Projekt, das die Beteiligten voranbringen möchten: Die Landwirtschaft soll allgemein umgebaut werden – so wie am Gesprächsort. Dort, in den Gewächshäusern der Genossenschaft Die Kooperative, wird laut dessen Geschäftsführer Christoph Graul eine partizipative Landwirtschaft angestrebt.
Obst-, Gemüsebauer und auch Bäcker produzieren biologische Lebensmittel, die dann in Kisten an die Mitgliederhaushalte geliefert werden. Auch dort spiele Nachhaltigkeit eine große Rolle, etwa seien 70 Prozent der Kuriere mit dem Rad unterwegs. Mitglieder sollen sich dabei direkt einbringen, wie durch Mithilfe auf dem Feld oder durch Mitgestaltung in Veranstaltungen.
Beim Umbau der Landwirtschaft in Frankfurt und Umgebung sei jedoch auch die Politik gefragt, wie Tim Treis, Sprecher der Vereinigung Ökologischer Landbau in Hessen, betont. Das Ziel sei „eine resiliente Landwirtschaft, regional, und daher mit kleinen Strukturen“. Momentan seien Förderprogramme jedoch noch sehr auf große konventionelle Betriebe ausgelegt.
Ein wichtiger Bestandteil dieser neuen Landwirtschaft sei der Anbau von Hülsenfrüchten: „Hülsenfrüchte sind Freiheitspflanzen“, sagt Treis. Sie würden dabei helfen, CO2 und Energie einzusparen, da sie etwa Stickstoff – ein wichtiger Dünger – im Boden anreichern. Auch würden sie zum Humusaufbau beitragen.
Sie sind Eiweißlieferanten, verbessern in der Fruchtfolge die Bodenqualität für andere Pflanzen und „tragen so auch zur Biodiversität bei“, ergänzt Treis. Die von der Bundesregierung beschlossene Eiweißstrategie, die den Anbau von Hülsenfrüchten fördert, sei daher ein wichtiger Schritt, der weiterverfolgt werden müsse – etwa in Form von Förderprogrammen.
Der Landwirtschaftsminister war sichtlich interessiert an den Projekten der Beteiligten. Was seinen Beitrag zum Thema Agrar- und Ernährungswende angehe, gebe es jedoch zwei Hindernisse: Erstens habe ihn „sein Finanzminister“ zum Sparen angehalten, wobei er Investitionen in dem Bereich eigentlich anstrebe. Und zweitens gebe es Zielkonflikte etwa beim Thema Fläche: Viele Flächen würden für Photovoltaik, Windräder, Straßen und anderes genutzt oder benötigt.
Trotzdem setze er sich für eine Umstellung ein: Bio-Produkte sollen stärker beworben, die Kennzeichnungspflicht für etwa die Fleischherkunft ausgeweitet werden. Auch eine Senkung der Mehrwertsteuer für Obst und Gemüse hält er für sinnvoll.
29. Juli 2023, 14.24 Uhr
Till Geginat
Till Geginat
Jahrgang 1994, Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Goethe Universität Frankfurt, seit November 2022 beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Till
Geginat >>
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23. November 2024
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