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Besetzung der Dondorf-Druckerei
Der Kampf für den Erhalt geht weiter
Die Dondorf-Druckerei ist seit neun Tagen von Aktivisten besetzt. Von der Mehrheit der Parteien bekommen sie Rückendeckung. Eine Räumung des Gebäudes ist weiterhin nicht in Sicht.
Update, 3. Juli: Seit insgesamt neun Tagen besetzen Aktivisten von „DieDruckerei“ nun schon die alte Dondorf-Druckerei. Unter dem Hashtag #dondibleibt sind sie auch auf Social Media wie Instagram aktiv. Jeden Tag finden verschiedene Veranstaltungen statt. Für den kommenden Dienstag, den 4. Juli, ist etwa ein Workshop zum Linoldruck um 16 Uhr geplant.
„Erstes Treffen war eher ein Kennenlernen“
Seit vergangenem Samstag wird die Dondorf-Druckerei in Bockenheim von Aktivisten besetzt. Sie wehren sich gegen das Vorhaben des neuen Eigentümers, des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik, das Gebäude für einen Neubau abzureißen. Stattdessen fordern sie dessen Erhalt als selbstverwaltetes Kulturzentrum.
Am Donnerstag, den 29. Juni, gab es ein erstes Treffen der Besetzer mit Vertretern der jetzigen Besitzerin, der Goethe-Universität, aus dem Wissenschaftsministerium des Landes Hessen, dem das Grundstück gehört, und des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik. Im Gespräch verrät Lukas von der Besetzungsinitiative, die sich schlicht „DieDruckerei“ nennt, dass das einstündige Zusammenkommen „eher ein Kennenlernen war“.
Dondorf-Druckerei als Stück Bockenheimer Industriegeschichte
Beide Seiten hätten ihre Vorstellungen kundgetan: Die neuen Besitzer seien nach eingehender Prüfung zu dem Schluss gekommen, dass das Gebäude für den Neubaukomplex mit rekonstruierter Fassade abgerissen werden müsse. Dies bestätigte das Institut ebenso in einer Mitteilung und bedauerte diese Entscheidung.
Umgekehrt wolle die Initiative den Altbau erhalten. Einerseits würden der Abriss und der Neubau nach Rechnungen der Architects for Future, die bei dem Treffen dabei waren, einen CO2-Ausstoß von über einer Million Kilogramm verursachen. Das wäre ein schlechtes Signal der Politik bezüglich Nachhaltigkeit im Kontext der Klimakrise.
Andererseits solle die ehemalige Druckerei, die bis zuletzt Hort von Ateliers und Arbeitsräumen der Kunstpädagogik der Universität war, weiter ein Ort kreativer und handwerklicher Arbeit für alle Interessierten sein. Zumal das Gebäude ein letztes Stück der Bockenheimer Industrieepoche sei und damit einen historischen und kulturellen Wert habe, wie die Initiative auf blackblogs schreibt.
Nächstes Gespräch in Planung
Ein nächstes Gespräch mit mehr Akteuren der Goethe-Universität sei in Planung, erzählt Lukas weiter. Ein genauer Termin stehe aber noch nicht fest. Über eine Räumung würden sie sich jedenfalls keine allzu großen Gedanken machen, auch wenn die Universität keine mündliche Duldung der Besetzung ausgesprochen habe: Die Besetzung laufe bereits seit sieben Tagen und ein einfacher Strafantrag wegen Hausfriedensbruch könne wahrscheinlich nicht ohne weiteres durchgesetzt werden.
Deshalb plane die Initiative auch, die Besetzung zu intensivieren und etwa weitere Veranstaltungen anzubieten. Unterstützung würden sie dabei jede Menge erfahren, sagt der Aktivist: Die „Freunde Bockenheims“, die sich schon länger für den Erhalt der Druckerei einsetzen, haben etwa eine Petition zum Erhalt gestartet, die laut dessen Mitglied Willi Breder inzwischen insgesamt über 1500 Unterzeichner zustande gebracht hat. Auch Organisationen wie der Kulturcampus Bockenheim oder die Deutsch-Israelische Gesellschaft Frankfurt hätten sich mit den Aktivisten solidarisiert, ebenso Anwohner.
Ortsbeirat 2 fordert mehrheitlich Erhalt der Druckerei
Eine Mehrheit im Ortsbeirat 2 spricht sich gegen den Abriss des alten Gebäudes aus. Lediglich die CDU stimmte gegen einen entsprechenden Antrag der Grünen, SPD und FDP. Die Grünen bekräftigten ihre Entscheidung in einer Pressemitteilung. Die Linken-Fraktion begrüßt die Besetzung ausdrücklich.
Deren Stadtverordneter Eyup Yilmaz fordert unter anderem die Stadt auf, ihrer Vorbildfunktion bei kultureller Förderung nachzukommen: „Nicht-kommerzielle Freiräume sind Mangelware in Frankfurt und werden dringender denn je gebraucht. Die ehemalige Druckerei weist eine lange jüdische Geschichte auf und zeugt zugleich von einer hohen architektonischen Qualität“.
Pasternack: Dondorf-Druckerei als Pilotprojekt für Umdenken im Bausektor
SPD-Landtagskandidat Jan Pasternack sieht überdies das Land Hessen in der Pflicht: „Viel zu häufig lässt das Land als Immobilieneigentümer seine Gebäude entweder verfallen, selbst dann, wenn es sich um historisch wertvolle Bausubstanz handelt, oder es geriert sich - wie im Fall des alten Polizeipräsidiums - als dreistester Immobilienspekulant“.
Er schlägt vor, eine andere Fläche für das Institut für empirische Ästhetik zu suchen und sagt zudem: „Ich schließe mich der Forderung des Bunds Deutscher Architektinnen und Architekten Frankfurts ausdrücklich an, wonach die Dondorf-Druckerei als Pilotprojekt des geforderten substanziellen Umdenkens im Bausektor erhalten bleiben solle“.
CDU sieht in Besetzung illegale Handlung
Pasternack kritisiert andererseits die Versuche der CDU, die Aktivisten wegen der Hausbesetzung zu kriminalisieren und fordert sie auf, den Widerstand gegen den Erhalt aufzugeben. CDU-Landtagskandidatin Tanja Jost teilte mit, dass eine Hausbesetzung eine illegale Handlung darstelle und die Grundlagen der Rechtsordnung schwäche.
„Ich möchte betonen, dass ich aus kultureller und ökologischer Sicht den Wunsch teile, möglichst viele Teile der historischen Druckerei Dondorf zu erhalten. Allerdings halte ich die Besetzung der Druckerei Dondorf für kein geeignetes Mittel, um diese Ziele zu erreichen“.
Seit vergangenem Samstag wird die Dondorf-Druckerei in Bockenheim von Aktivisten besetzt. Sie wehren sich gegen das Vorhaben des neuen Eigentümers, des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik, das Gebäude für einen Neubau abzureißen. Stattdessen fordern sie dessen Erhalt als selbstverwaltetes Kulturzentrum.
Am Donnerstag, den 29. Juni, gab es ein erstes Treffen der Besetzer mit Vertretern der jetzigen Besitzerin, der Goethe-Universität, aus dem Wissenschaftsministerium des Landes Hessen, dem das Grundstück gehört, und des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik. Im Gespräch verrät Lukas von der Besetzungsinitiative, die sich schlicht „DieDruckerei“ nennt, dass das einstündige Zusammenkommen „eher ein Kennenlernen war“.
Beide Seiten hätten ihre Vorstellungen kundgetan: Die neuen Besitzer seien nach eingehender Prüfung zu dem Schluss gekommen, dass das Gebäude für den Neubaukomplex mit rekonstruierter Fassade abgerissen werden müsse. Dies bestätigte das Institut ebenso in einer Mitteilung und bedauerte diese Entscheidung.
Umgekehrt wolle die Initiative den Altbau erhalten. Einerseits würden der Abriss und der Neubau nach Rechnungen der Architects for Future, die bei dem Treffen dabei waren, einen CO2-Ausstoß von über einer Million Kilogramm verursachen. Das wäre ein schlechtes Signal der Politik bezüglich Nachhaltigkeit im Kontext der Klimakrise.
Andererseits solle die ehemalige Druckerei, die bis zuletzt Hort von Ateliers und Arbeitsräumen der Kunstpädagogik der Universität war, weiter ein Ort kreativer und handwerklicher Arbeit für alle Interessierten sein. Zumal das Gebäude ein letztes Stück der Bockenheimer Industrieepoche sei und damit einen historischen und kulturellen Wert habe, wie die Initiative auf blackblogs schreibt.
Ein nächstes Gespräch mit mehr Akteuren der Goethe-Universität sei in Planung, erzählt Lukas weiter. Ein genauer Termin stehe aber noch nicht fest. Über eine Räumung würden sie sich jedenfalls keine allzu großen Gedanken machen, auch wenn die Universität keine mündliche Duldung der Besetzung ausgesprochen habe: Die Besetzung laufe bereits seit sieben Tagen und ein einfacher Strafantrag wegen Hausfriedensbruch könne wahrscheinlich nicht ohne weiteres durchgesetzt werden.
Deshalb plane die Initiative auch, die Besetzung zu intensivieren und etwa weitere Veranstaltungen anzubieten. Unterstützung würden sie dabei jede Menge erfahren, sagt der Aktivist: Die „Freunde Bockenheims“, die sich schon länger für den Erhalt der Druckerei einsetzen, haben etwa eine Petition zum Erhalt gestartet, die laut dessen Mitglied Willi Breder inzwischen insgesamt über 1500 Unterzeichner zustande gebracht hat. Auch Organisationen wie der Kulturcampus Bockenheim oder die Deutsch-Israelische Gesellschaft Frankfurt hätten sich mit den Aktivisten solidarisiert, ebenso Anwohner.
Eine Mehrheit im Ortsbeirat 2 spricht sich gegen den Abriss des alten Gebäudes aus. Lediglich die CDU stimmte gegen einen entsprechenden Antrag der Grünen, SPD und FDP. Die Grünen bekräftigten ihre Entscheidung in einer Pressemitteilung. Die Linken-Fraktion begrüßt die Besetzung ausdrücklich.
Deren Stadtverordneter Eyup Yilmaz fordert unter anderem die Stadt auf, ihrer Vorbildfunktion bei kultureller Förderung nachzukommen: „Nicht-kommerzielle Freiräume sind Mangelware in Frankfurt und werden dringender denn je gebraucht. Die ehemalige Druckerei weist eine lange jüdische Geschichte auf und zeugt zugleich von einer hohen architektonischen Qualität“.
SPD-Landtagskandidat Jan Pasternack sieht überdies das Land Hessen in der Pflicht: „Viel zu häufig lässt das Land als Immobilieneigentümer seine Gebäude entweder verfallen, selbst dann, wenn es sich um historisch wertvolle Bausubstanz handelt, oder es geriert sich - wie im Fall des alten Polizeipräsidiums - als dreistester Immobilienspekulant“.
Er schlägt vor, eine andere Fläche für das Institut für empirische Ästhetik zu suchen und sagt zudem: „Ich schließe mich der Forderung des Bunds Deutscher Architektinnen und Architekten Frankfurts ausdrücklich an, wonach die Dondorf-Druckerei als Pilotprojekt des geforderten substanziellen Umdenkens im Bausektor erhalten bleiben solle“.
Pasternack kritisiert andererseits die Versuche der CDU, die Aktivisten wegen der Hausbesetzung zu kriminalisieren und fordert sie auf, den Widerstand gegen den Erhalt aufzugeben. CDU-Landtagskandidatin Tanja Jost teilte mit, dass eine Hausbesetzung eine illegale Handlung darstelle und die Grundlagen der Rechtsordnung schwäche.
„Ich möchte betonen, dass ich aus kultureller und ökologischer Sicht den Wunsch teile, möglichst viele Teile der historischen Druckerei Dondorf zu erhalten. Allerdings halte ich die Besetzung der Druckerei Dondorf für kein geeignetes Mittel, um diese Ziele zu erreichen“.
3. Juli 2023, 10.43 Uhr
Till Geginat
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Till Geginat
Jahrgang 1994, Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Goethe Universität Frankfurt, seit November 2022 beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Till
Geginat >>
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