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NFL in Frankfurt
Touchdown im Wald
Die spektakulärste Sportliga der Welt entdeckt Frankfurt. Zwei reguläre Ligaspiele der NFL kommen in unseren Stadtwald. Was genau gibt es da zu entdecken und wie kam es eigentlich dazu?
So ganz genau ahnen wir in Frankfurt noch gar nicht, was da auf uns zukommt. An den ersten beiden Sonntagen im November ist das Stadion im Wald offizielle Spielstätte der National Football League, der Profi-Liga des American Footballs. Am 5.11. werden die Kansas City Chiefs gegen die Miami Dolphins antreten, und eine Woche später heißt die Partie New England Patriots gegen Indianapolis Colts. Wer dieses Football-Spektakel in Frankfurt verstehen will, muss mit David Knower sprechen. Er ist gebürtiger Amerikaner, kam vor vielen Jahren nach Frankfurt und war schon in der Ära der ersten Football-Begeisterung in Frankfurt mitten drin dabei. „Seit 1991 hatten wir ja in Frankfurt die Galaxy, und der Erfolg von damals bei den Fans ist einer der Gründe, warum die NFL jetzt nach Frankfurt kommt.“
Aus der Hand von Petra Roth bekam Knower 2012 die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt, weil er Wirtschaft und Sport in Rhein-Main gefördert hat. Heute ist er seit der Wiedergründung der Frankfurt Galaxy dort ein Shareholder und im Beirat der Europäischen Footballliga EFL. Er ist einer der Leute, die im Hintergrund Einfluss genommen haben, damit diese Spiele nach Frankfurt kommen. Und das ist echt spektakulär. Da wird nicht irgendein Vorbereitungsspiel oder ein bald wieder vergessener Phantasiepokal ausgetragen, sondern zwei echte Ligaspiele. Und es sind einige der größten Teams dieses Sports auf dem Feld.
Der Super-Bowl-Champion kommt nach Frankfurt
Die Kansas City Chiefs sind die amtierenden Meister (Super-Bowl-Sieger), haben den charismatischsten Jung-Quarterback Patrick Mahomes in ihren Reihen und sind jetzt auch noch in den Showbusiness-News ganz vorne dabei, weil ihr Spieler auf der Position des „Tight Ends“, Travis Kelce, eine Romanze mit der größten Popsängerin unserer Zeit, Taylor Swift, haben soll. Würde Taylor Swift auch zum Spiel nach Frankfurt kommen, wären quasi 274 Millionen Instagram-Follower in ihrem Schlepptau.
Und ihre Gegner sind die Miami Dolphins, ein Traditionsteam, das in den vergangenen Jahren keine großen Erfolge feiern konnte, aber zurzeit als eines der Teams der Stunde gilt. Ein bisschen anders ist die Lage im Spiel eine Woche später. Die New England Patriots hatten einen grottenschlechten Saisonauftakt und müssen sich jetzt berappeln. Sie galten mehr als ein Jahrzehnt als das übermächtige Team. Wohl auch, weil der „Greatest of all Time“, Quarterback Tom Brady, bei ihnen spielte, wurden sie von deutschen Football-Experten oft als das „Bayern München des American Football“ bezeichnet. Mal sehen, wie sie sich jetzt in Frankfurt gegen die Indianapolis Colts präsentieren.
Der Macher hinter dem Team aus Boston in der Region New England ist wie praktisch bei allen NFL-Teams ein Milliardär: Robert Kraft. Er ist laut Forbes knapp elf Milliarden Dollar schwer und besitzt dieses Team, sowie noch ein Fußball-Team (New England Revolution), ein E-Sport-Club (Boston Uprising) und auch die dazugehörigen Stadien. Es ist kein Geheimnis, sondern erklärte Geschäftsstrategie, dass man jetzt die Football-Begeisterung auch in Deutschland anfachen möchte. Die Liga NFL hat ganz offiziell Marketingrechte vergeben, die es jetzt unter anderem Robert Kraft und den New England Patriots erlauben, in Deutschland die Werbetrommel zu rühren. So wollen sie die Basis für das Geschäft mit dem Profifootball verbreiten. So geht Showbusiness.
Football-Kultur in Amerika
Aus der Sicht des Fan-Romantikers, der im deutschen Fußball ja weit verbreitet ist, sieht das alles natürlich seltsam aus. Der strenggläubige Romantiker würde garantiert ganz viele rote Linien sehen. Aber Fan-Romantiker gibt es auch im US-Football, und die sehen das weitgehend entspannter. Mal abgesehen davon, dass Profi-Football zwar die Krone, aber auch nur ein Teil der Football-Kultur der USA ist.
Streng aufgeteilt und bis heute respektiert ist, dass der Sonntag den Profis gehört, der Freitag gehört den Highschool-Teams und der Samstag dem College-Football. Und es ist nicht so, dass die College- und Highschool-Spiele als minderwertig gelten. Sie haben alle einen riesige Stellenwert in ihrem lokalen Umfeld. So besitzt die Ohio State University ein Stadion, das 102 000 Fans fasst, und bei Heimspielen ist es voll. Auch das Finale der Highschool-Teams des Staates Ohio findet dort statt. Ich war dabei, als ich Austauschschüler in der Hoover High School in North Canton, Ohio, war und unser Team es tatsächlich in das „State Final“ schaffte. 40 000 Besucher im ikonischen Stadion – das war pure Fankultur.
Und was hat das alles mit Profi-Sport in der NFL zu tun? Es hat eigentlich alles damit zu tun. Denn die NFL ist die Krone des Sports, die Spitze der Pyramide, sie stellt das große Wunschziel jedes Highschool-Players dar. Viele normale Fans gehen auch nicht zu jedem Spiel ihres lokalen NFL-Teams. Fahrten zu Auswärtsspielen sind sowieso nicht sehr verbreitet und die Heimspiele gönnt man sich ab und zu. Ticketpreise sind sehr hoch und dann wird die normale Fan-Familie vielleicht ein, zwei oder drei Heimspiele besuchen. Dann aber richtig. Mit Tailgate-Party und allem drum und dran.
„Ein Football-Spiel ist ein Ganz-Tages-Event“
Womit wir wieder bei David Knower sind. Der verrät nämlich: „Tailgate-Partys haben wir in Frankfurt früher bei Galaxy-Spielen auch gemacht. Auf dem Waldparkplatz am Stadion, bis dann die Feuerwehr das wegen der Brandgefahr untersagt hat.“ Tailgate heißt ja eigentlich nur Heckklappe des Autos, und die Party ist also eine Zusammenkunft, bei der auf dem Stadionparkplatz die Heckklappe geöffnet wird und fertig ist der Picknick-Ort. Laut einer im Magazin National Geographic zitierten Studie gehen bis zu 35 Prozent der Tailgating-Teilnehmer dann gar nicht mehr ins Stadion. „Das ist ja auch das Tolle am American Football“, schwärmt Football-Enthusiast Knower. „Ein Football-Spiel ist ein Ganz-Tages-Event, ein Familientag, das Spielt dauert ja drei bis vier Stunden und mit Tailgating davor ist man den ganzen Tag beschäftigt.“
Und in der Tat, wenn mich persönlich etwas stört an einem Besuch eines Eintracht-Spiels, dann ist es die vorherrschende Hektik unter den Fans: Vor dem Spiel trifft man sich mit Freunden an einem bestimmten Kiosk, hier weiß man genau, wie viel Zeit man hat für immer dieselbe Anzahl von Getränken. Ritualisiert ist auch die Einzugszeit ins Stadion auf die Tribüne, dann die selben Lieder und nie verschnaufen. Selbst nicht in der Halbzeitpause. Eigentlich hat man in der Pause eines Fußballspiels nur Zeit, entweder aufs Klo zu gehen oder ein Getränk zu holen. Das ist beim Football viel entspannter, familiengerechter.
Und rund ums Spiel wird in Frankfurt in den zwei Wochen der NFL Gastspiele auch einiges geboten werden. Tickets für die Spiele wird zwar niemand mehr kaufen können, aber in der Innenstadt, „rund um Roßmarkt und Hauptwache“, so David Knower, wird es etliche Aktivitäten geben. Da sollen auch schon Spieler zum Anfassen dabei sein und Autogramme geben. Football is coming to town.
Aus der Hand von Petra Roth bekam Knower 2012 die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt, weil er Wirtschaft und Sport in Rhein-Main gefördert hat. Heute ist er seit der Wiedergründung der Frankfurt Galaxy dort ein Shareholder und im Beirat der Europäischen Footballliga EFL. Er ist einer der Leute, die im Hintergrund Einfluss genommen haben, damit diese Spiele nach Frankfurt kommen. Und das ist echt spektakulär. Da wird nicht irgendein Vorbereitungsspiel oder ein bald wieder vergessener Phantasiepokal ausgetragen, sondern zwei echte Ligaspiele. Und es sind einige der größten Teams dieses Sports auf dem Feld.
Die Kansas City Chiefs sind die amtierenden Meister (Super-Bowl-Sieger), haben den charismatischsten Jung-Quarterback Patrick Mahomes in ihren Reihen und sind jetzt auch noch in den Showbusiness-News ganz vorne dabei, weil ihr Spieler auf der Position des „Tight Ends“, Travis Kelce, eine Romanze mit der größten Popsängerin unserer Zeit, Taylor Swift, haben soll. Würde Taylor Swift auch zum Spiel nach Frankfurt kommen, wären quasi 274 Millionen Instagram-Follower in ihrem Schlepptau.
Und ihre Gegner sind die Miami Dolphins, ein Traditionsteam, das in den vergangenen Jahren keine großen Erfolge feiern konnte, aber zurzeit als eines der Teams der Stunde gilt. Ein bisschen anders ist die Lage im Spiel eine Woche später. Die New England Patriots hatten einen grottenschlechten Saisonauftakt und müssen sich jetzt berappeln. Sie galten mehr als ein Jahrzehnt als das übermächtige Team. Wohl auch, weil der „Greatest of all Time“, Quarterback Tom Brady, bei ihnen spielte, wurden sie von deutschen Football-Experten oft als das „Bayern München des American Football“ bezeichnet. Mal sehen, wie sie sich jetzt in Frankfurt gegen die Indianapolis Colts präsentieren.
Der Macher hinter dem Team aus Boston in der Region New England ist wie praktisch bei allen NFL-Teams ein Milliardär: Robert Kraft. Er ist laut Forbes knapp elf Milliarden Dollar schwer und besitzt dieses Team, sowie noch ein Fußball-Team (New England Revolution), ein E-Sport-Club (Boston Uprising) und auch die dazugehörigen Stadien. Es ist kein Geheimnis, sondern erklärte Geschäftsstrategie, dass man jetzt die Football-Begeisterung auch in Deutschland anfachen möchte. Die Liga NFL hat ganz offiziell Marketingrechte vergeben, die es jetzt unter anderem Robert Kraft und den New England Patriots erlauben, in Deutschland die Werbetrommel zu rühren. So wollen sie die Basis für das Geschäft mit dem Profifootball verbreiten. So geht Showbusiness.
Aus der Sicht des Fan-Romantikers, der im deutschen Fußball ja weit verbreitet ist, sieht das alles natürlich seltsam aus. Der strenggläubige Romantiker würde garantiert ganz viele rote Linien sehen. Aber Fan-Romantiker gibt es auch im US-Football, und die sehen das weitgehend entspannter. Mal abgesehen davon, dass Profi-Football zwar die Krone, aber auch nur ein Teil der Football-Kultur der USA ist.
Streng aufgeteilt und bis heute respektiert ist, dass der Sonntag den Profis gehört, der Freitag gehört den Highschool-Teams und der Samstag dem College-Football. Und es ist nicht so, dass die College- und Highschool-Spiele als minderwertig gelten. Sie haben alle einen riesige Stellenwert in ihrem lokalen Umfeld. So besitzt die Ohio State University ein Stadion, das 102 000 Fans fasst, und bei Heimspielen ist es voll. Auch das Finale der Highschool-Teams des Staates Ohio findet dort statt. Ich war dabei, als ich Austauschschüler in der Hoover High School in North Canton, Ohio, war und unser Team es tatsächlich in das „State Final“ schaffte. 40 000 Besucher im ikonischen Stadion – das war pure Fankultur.
Und was hat das alles mit Profi-Sport in der NFL zu tun? Es hat eigentlich alles damit zu tun. Denn die NFL ist die Krone des Sports, die Spitze der Pyramide, sie stellt das große Wunschziel jedes Highschool-Players dar. Viele normale Fans gehen auch nicht zu jedem Spiel ihres lokalen NFL-Teams. Fahrten zu Auswärtsspielen sind sowieso nicht sehr verbreitet und die Heimspiele gönnt man sich ab und zu. Ticketpreise sind sehr hoch und dann wird die normale Fan-Familie vielleicht ein, zwei oder drei Heimspiele besuchen. Dann aber richtig. Mit Tailgate-Party und allem drum und dran.
Womit wir wieder bei David Knower sind. Der verrät nämlich: „Tailgate-Partys haben wir in Frankfurt früher bei Galaxy-Spielen auch gemacht. Auf dem Waldparkplatz am Stadion, bis dann die Feuerwehr das wegen der Brandgefahr untersagt hat.“ Tailgate heißt ja eigentlich nur Heckklappe des Autos, und die Party ist also eine Zusammenkunft, bei der auf dem Stadionparkplatz die Heckklappe geöffnet wird und fertig ist der Picknick-Ort. Laut einer im Magazin National Geographic zitierten Studie gehen bis zu 35 Prozent der Tailgating-Teilnehmer dann gar nicht mehr ins Stadion. „Das ist ja auch das Tolle am American Football“, schwärmt Football-Enthusiast Knower. „Ein Football-Spiel ist ein Ganz-Tages-Event, ein Familientag, das Spielt dauert ja drei bis vier Stunden und mit Tailgating davor ist man den ganzen Tag beschäftigt.“
Und in der Tat, wenn mich persönlich etwas stört an einem Besuch eines Eintracht-Spiels, dann ist es die vorherrschende Hektik unter den Fans: Vor dem Spiel trifft man sich mit Freunden an einem bestimmten Kiosk, hier weiß man genau, wie viel Zeit man hat für immer dieselbe Anzahl von Getränken. Ritualisiert ist auch die Einzugszeit ins Stadion auf die Tribüne, dann die selben Lieder und nie verschnaufen. Selbst nicht in der Halbzeitpause. Eigentlich hat man in der Pause eines Fußballspiels nur Zeit, entweder aufs Klo zu gehen oder ein Getränk zu holen. Das ist beim Football viel entspannter, familiengerechter.
Und rund ums Spiel wird in Frankfurt in den zwei Wochen der NFL Gastspiele auch einiges geboten werden. Tickets für die Spiele wird zwar niemand mehr kaufen können, aber in der Innenstadt, „rund um Roßmarkt und Hauptwache“, so David Knower, wird es etliche Aktivitäten geben. Da sollen auch schon Spieler zum Anfassen dabei sein und Autogramme geben. Football is coming to town.
4. November 2023, 04.24 Uhr
Jens Prewo
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23. Dezember 2024
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