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DFB-Akademie oder Galopprennbahn?

Wahlkampf um Sympathien

Der Deutsche Fußballbund will seine Akademie auf das Gelände der Rennbahn bauen, eine Bürgerinitiative aus Pferdesportfreunden wehrt sich dagegen. Nun hat der DFB seine Sicht vorgetragen – mit prominenten Köpfen.
Der Wahlkampf ist eröffnet, die Herausforderung angenommen: Am 21. Juni sollen die Frankfurter bei einem Bürgerentscheid wählen, ob sie eine DFB-Akademie auf der Galopprennbahn wollen. Nachdem der Frankfurter Renn-Klub und die Bürgerinitiative Pro Rennbahn in Alphörner blasend dazu aufgerufen haben, den Schweizer in sich zu wecken, ist die Stadt nachgezogen und hat eine Seite ins Netz gestellt, mit der sie über die Pläne für die Galopprennbahn informieren will. Nun hat sich auch der dritte Beteiligte eingeschaltet: Der Deutsche Fußball-Bund.

Die Website dfb-akademie.de besteht schon länger, am Freitag hat der DFB in seiner Zentrale die Frankfurter Fußballvereine und Presse über seine Pläne informiert. Präsident Wolfgang Niersbach war da. Manager Oliver Bierhoff auch. Ebenso wie der Generalsekretär Helmut Sandrock. Und Sportdezernent Markus Frank (CDU). Neben Getränken und belegten Brötchen gab es vor allem eins: viele warme Worte. Für das Projekt – aber vor allem für Frankfurt.

In Imagefilmen und auf der Bühne wurde die „Heimat des Deutschen Fußballs“ heraufbeschworen. Da wurde die Stadt in den Himmel gelobt, als käme keine andere für den Verein und seine Akademie infrage. Bierhoff sprach von einem „Leuchtturmprojekt“ und dass bisher jeder von der Idee begeistert gewesen sei. Von dem Standort, der Galopprennbahn, war erst spät die Rede. Die Argumente, die der Sportdezernent für den Standort nannte, sind bekannt. Die Art der Präsentation sagt viel darüber aus, wie dieser Wahlkampf geführt wird und nur noch geführt werden kann. Denn abseits von Argumenten für oder gegen die Akademie, für oder gegen die Rennbahn, geht es vor allem um eins: um Emotionen.

Wenn den Pferdefreunden die Argumente ausgehen, berufen sie sich auf die 150-jährige Tradition des Galopprennsports in Frankfurt, und appellieren damit an den Lokalpatriotismus der Bürger, als würde selbst denen, die nie bei einem Rennen waren, ein Stück Heimat verloren gehen. Der Gedanke dahinter ist: 'Das muss so bleiben, weil es schon immer so war.' Die gleiche Strategie verfolgt der DFB. Schon in der Forsa-Umfrage, deren Ergebnisse vor einigen Tagen veröffentlicht wurden, wurde nur gefragt, ob man die Idee einer DFB-Akademie gut fände. Vom Standort war nicht die Rede. Die Zustimmung war also absehbar. Denn Akademie, das klingt nach Bildung, und Bildung ist erst mal per se nicht verkehrt – auch wenn es im Wesentlichen darum geht, das Runde in das Eckige zu kriegen.

Der DFB präsentiert sich als sympathischer, weil volksnaher Verein nach der Logik: Wer mit der Nationalmannschaft mitfiebert, findet auch den DFB gut; wer den DFB mag, ist für die Akademie – egal wo, Hauptsache in der Stadt. Frankfurt wird als „Fußballhauptstadt“ bezeichnet – auch wenn sich die Nationalelf der Männer zuletzt 2002 auf dem Römerbalkon hat blicken lassen. (Das habe Kapazitätsgründe, sagte Niersbach am Freitag, in Berlin hätten mehr Fans Platz.)

Die sachlichen Argumente des Vereins, so stichhaltig sie sein mögen, sind nachrangig: Dass der DFB die Kosten von 89 Millionen Euro alleine trägt, Bau und Betrieb ohne Zuschüsse der Stadt auskommen, dass 75 Prozent des Areals Grünflächen und Rasenplätze sein werden und dass die Bürger einen neuen Park bekommen, dass das DFB-Gelände nicht abgeschottet sein, sondern zum Teil öffentlich zugänglich sein werde, dass von den „Impulsen der Akademie“ auch Amateurvereine und Ehrenämtler profitieren.

Die Gretchenfrage ist allerdings nicht, ob wir eine Fußball-Akademie oder eine Rennbahn brauchen, sondern ob wir das eine für das andere opfern wollen. Der DFB hat ein berechtigtes Interesse an seinen Plänen. Die Rennsportfreunde haben ein berechtigtes Interesse an der Galopprennbahn. Wem beides egal ist, der ist nur anderweitig zu erreichen: mit Sympathien. Die meisten werden wohl für den DFB sein, schon allein, weil sich mehr für Fußball als für Pferde interessieren. Für die, die mit beiden Sportarten nichts anfangen können, bleibt nur die Frage, in was sich mehr der Lokalpatriot zeigt. Aber das allein ist eine absurde Frage, weil sie an der Sache vorbei geht.

Nüchtern betrachtet kann man nach dem größeren Nutzen fürs Gemeinwohl entscheiden: Die Stadt hat viel Geld in die Rennbahn investiert – ohne dass sich das für sie ausgezahlt hätte. Wenn eine Investition sich nicht lohnt, sollte man sie stoppen. Der DFB zahlt der Stadt hingegen 6,8 Millionen Euro auf einmal. Das ist - auch wenn andere mehr hätten rausholen wollen - eine Menge Geld. Von einem öffentlichen Park profitieren die Bürger stärker als von einer Rennbahn, die vielleicht offen ist, aber abseits der wenigen Renntage und des Golfspiels für den Frankfurter kaum interessant ist. Nicht zuletzt ist der DFB ein treuer Zahler von Gewerbesteuern – der Haupteinnahmequelle der Stadt.

Schließlich bleibt noch die Sache mit der Demokratie. Viele haben kritisiert, dass der Magistrat sich für den DFB entschieden hat, ohne dass vorher Ortsbeirat oder Renn-Klub angehört worden wären. Andererseits ist die endgültige Entscheidung parlamentarisch legitimiert. Ob sie am Bürgerwillen vorbei getroffen wurde, wird am 21. Juni entschieden.
 
Fotogalerie:
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27. April 2015, 12.00 Uhr
Lukas Gedziorowski
 
 
 
 
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